// Gamorr // Äquatorialebene // Nahe des Dorfs Naberrie // Im Anflug // Dawn Chaser // Dany //
Die stickige Luft des Cockpits lag schwer auf Danys Schultern, als die "Dawn Chaser" mit einem müden Brummen über die endlosen und schwülen Sümpfe Gamorrs hinwegflog, ihre rostige Hülle von der Feuchtigkeit glänzend. Die Mandalorianerin hatte die Zähne zusammengebissen, ihre blauen Augen funkelten vor Wut, während sie an ihren letzten Auftrag dachte – Torm Vex, dieser schleimige Weequay, war ihr entkommen, hatte sich in den Schatten von Ryloth verdrückt und sie mit leeren Händen zurückgelassen. Die Jagd auf ihn war kostspielig gewesen und hatte einige ihrer begrenzten Ressourcen verschlungen. Und das alles für nichts. Der Misserfolg und dessen Folgen brannten in ihr wie ein Blastertreffer und sie hatte sich geschworen, alles zu geben, um ihren neuen Auftrag zu erfüllen: Vira Taan, lebend, auf Gamorr. Ihre Mittel waren knapp, die Credits fast aufgebraucht, und die Dawn Chaser ächzte bei jedem Manöver, doch Dany war entschlossen, sich zu beweisen und sich die notwendigen Mittel zu sichern, um zumindest das Notwendigste aufzustocken und ihren Frachter am Leben zu erhalten.
Unter ihr tauchte das Dorf Naberrie auf, kaum mehr als ein Fleck inmitten des morastigen Sumpfes, die jurtenartigen Gebäude aus grobem Leder und Holz verschmolzen fast mit dem schlammigen Grün. Beim Überfliegen hatte Dany Mühe, die Siedlung überhaupt auszumachen – die einfache Bauweise, offenbar typisch für Gamorr, ließ das Dorf mit der Umgebung verschwimmen. Nur der kleine Streifen festen Landes, der die paar Hütten umgab, verriet, dass hier ein Landeplatz für Frachter wie ihren existierte. Die "Dawn Chaser" setzte schließlich mit einem schmatzenden Geräusch im sumpfigen Morast auf, etwa einen Klick vom Dorf Naberrie entfernt, während der Morast unter den Landestützen gurgelnd nachgab. Dany Valthor atmete tief durch, der faulige Gestank von Gamorrs Sümpfen kroch durch die Lüftungsschächte ins Cockpit, als sie sich über das flimmernde Interface von ShadowRelay beugte. Sie rief ein letztes Mal die Daten ihres Ziels auf: Vira Taan, ein Twi'lek-Schmuggler, der offenbar Gamorreaner für einen Hutten-Unterboss im Huttenraum rekrutieren sollte, sich aber mit dem Vorschuss abgesetzt hatte, um die Arbeitskräfte an eine höherbietende Partei zu verkaufen. Seine Kampfkraft war laut Bericht begrenzt, doch er hatte einige der schweineartigen Gamorreaner um sich gescharrt, die ihm als grobe Muskelkraft dienten. Sie musste ihn lebend fassen und nach Riileb im südlichen Huttenraum verfrachten. Darauf standen 1200 Credits Belohnung. Auf seinen Tod vielleicht die Hälfte.
Dany biss die Zähne zusammen und überprüfte ihre Ausrüstung ein letztes Mal. Die junge Kopfgeldjägerin wog die DLT-19X Blaster prüfend in ihren Händen, das vertraute Gewicht des Gewehrs ein kleiner Trost, während sie die Energiezellen überprüfte – nur noch ein begrenztes Kontingent an Munition, kaum genug für einen längeren Kampf. Ein Blick nach unten auf ihre Monlitzer S-195 Blasterpistole am Holster bestätigte dasselbe: auch hier waren die Energiezellen knapp. Sie seufzte schwer, der Atem hallte dumpf in ihrem abgenutzten Mandalorianer-Helm wider, den sie mit einem entschlossenen Ruck aufsetzte. Das HUD des T-Visiers leuchtete schwach auf, als sie die Verbindung zu "ShadowRelay" überprüfte. Mit einem letzten Blick auf die Daten trat Dany an die Laderampe der Dawn Chaser, die sich mit einem zischenden Geräusch öffnete, und der feuchte, faulige Geruch des Sumpfes schlug ihr entgegen, während sie sich mit einer rollenden Schulterbewegung und geschlossenen Augen unter dem Helm noch einmal innerlich wappnete, Vira Taan in den Tiefen von Gamorr aufzuspüren.
Ihre Stiefel sanken mit einem schmatzenden Geräusch in den schlammigen Morast, als sie dann von der Laderampe der Dawn Chaser trat, den Sumpf von Gamorr unter ihren Sohlen spürend. Ihre Muskeln gestrafft, die Hand nahe an ihrem Blasterholster, bewegte die junge Mandalorianerin sich mit entschlossenen Schritten in Richtung der kleinen Siedlung Naberrie, wo Vira Taan sich zuletzt aufgehalten hatte. Der dunstige Nebel des Sumpfes hing schwer in der Luft, während sie sich durch das morastige Gelände kämpfte, ihre blauen Augen hinter dem T-Visier ihres Helms wachsam auf die Umgebung gerichtet, bereit für jede Bewegung in der trüben Ferne.
Das HUD in Danys T-Visier flackerte schwach, während die Distanz zur Zielposition – der kleinen Siedlung Naberrie – stetig schrumpfte, die Anzeige von einem Klick auf wenige hundert Meter sank. Sie bewegte sich vorsichtig durch den Sumpf, ihre Stiefel sanken bei jedem Schritt in den Morast, doch sie hielt ihre Haltung aufrecht, die Hand stets nahe am Blasterholster. Hier auf Gamorr, in dieser rauen, abgelegenen Wildnis, würde eine voll ausgerüstete Person in mandalorianischer Rüstung auffallen wie ein bunter Jawa – anders als auf dichter besiedelten, zivilisierteren Welten, wo sie sich in der Masse hätte verbergen können. Dany wusste, dass sie sich unauffällig an die Siedlung schleichen musste, wenn sie Vira Taan lebend schnappen wollte.
Der Sumpf lichtete sich allmählich, und die jurtenartigen Gebäude von Naberrie kamen in Sicht, ihre groben Formen aus Leder und Holz verschmolzen fast mit dem morastigen Grün. Dany duckte sich hinter einen knorrigen Baum, dessen Wurzeln sich in den Schlamm gruben, und scannte die Umgebung durch ihr Visier. Das flackernde HUD markierte die Position ihres Ziels: eine kleine, okkupierte Cantina am Rand der Siedlung, ein baufälliges Gebäude mit einem schiefen Dach, aus dem schwaches Licht und gedämpfte Stimmen drangen. Vor der Cantina standen drei Gamorreaner-Wachen, ihre massigen, schweineartigen Gestalten unverkennbar – grunzend, mit Äxten und Knüppeln bewaffnet, patrouillierten sie träge vor dem Eingang. Im Inneren, durch ein schmutziges Fenster sichtbar, saß Vira Taan, der Twi'lek-Schmuggler, an einem Tisch, seine Lekku zuckten nervös, während er mit einem anderen zwielichtigen Typen sprach und offenbar ein Glas Alkohol nach dem anderen kippte. Ein Umstand, der von Vorteil sein konnte. Sie ließ ihren prüfenden Blick weiter über die Straßen schweifen; größtenteils verlassen. Wenigstens etwas.
Dany beobachtete die Szene einen Moment lang, ihre Wut über den letzten Fehlschlag – Torm Vex’ Flucht – trieb sie an und der Reiz, offensiv in dieses kleine Banthadorf zu stürmen und alles auf eine Karte zu setzen, nagte an ihrem Unterbewusstsein. Aber sie zwang sich zur Ruhe. Ein offener Angriff wäre Wahnsinn gewesen; ihre Munition war knapp, und die Gamorreaner waren trotz ihrer Trägheit kräftig und unberechenbar. Sie entschied sich, die Wachen leise auszuschalten, um an Vira heranzukommen...wie genau sie das anstellen würde, wusste sie noch nicht. Vermutlich würde es auf eine Mischung aus Intuition und Improvisation hinauslaufen. Ihre Hand glitt sicherheitshalber zum mandalorianischen Vibrodolch an ihrem Gürtel, die Klinge summte leise, als sie sich in Bewegung setzte, geduckt und lautlos, den Schutz der Schatten nutzend, während sie sich der ersten Wache von hinten näherte, die alleine ihre Runde um die Cantina herum drehte. Der Anblick des muskulösen Körperbaus des hochgewachsenen Nichtmenschen ließ sie aber dann doch leise schlucken und sie hielt kurz inne. War das wirklich klug?
// Gamorr // Äquatorialebene // Dorf Naberrie // Dany, gamorreanische Wachen