Chap 16
?Obi-Wan!?
Die Angst in Qui Gons Stimme war unüberhörbar. Ich stöhnte gequält auf und versuchte, mich so wenig wie möglich zu bewegen bis ich den Schmerz unter Kontrolle hatte.
?Nur die Schulter.? presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
?Versuch, dich zu konzentrieren.? sagte er zu mir.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er sein Lichtschwert unter seiner Tunika hervorholte und versuchte, es zu aktivieren. Als nächstes überspülte mich eine Welle der Frustration, die von ihm ausging.
?Es muss kaputt sein.?
Er konnte den Ärger in seiner Stimme nur schlecht verbergen.
Also konnte er sich nicht allein befreien und ich kämpfte immernoch darum, das Bewusstsein nicht zu verlieren. Ich kniff die Augen zusammen.
Einatmen...Ausatmen...den Schmerz willkommen heißen. Einatmen...Ausatmen...den Schmerz in die Macht entlassen.
Mit Qui Gons stiller Unterstützung schaffte ich es, mich auf alle Viere aufzurichten. Der Blasterschuss hatte meine Schulter nicht durchschlagen, aber dem Gefühl nach zu urteilen hatte er den Großteil meines Schulterblatts pulverisiert.
?Es blutet.? teilte Qui Gon mir mit.
Ich konzentrierte mich also hauptsächlich darauf, mit Hilfe der Macht die Blutung zu stillen.
Dabei schoss mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf und im nächsten Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Er hatte Tollpi-Wan zu mir gesagt. Manche Schüler hatten mich damals in der Schule so genannt. Mein Rivale Bruck Chun hatte mir diesen Spitznamen gegeben. Qui Gon wusste das nicht, doch in mir reifte ein Gedanke, der vielleicht die Lösung zu alldem hier war.
?Meister. Ich denke, der Attentäter ist ein ehemaliger Jedi-Schüler.?
?Was?? fragte Qui Gon entsetzt.
Doch bevor ich es ihm erklären konnte, kündigte ein hydraulisches Zischen an, dass die Tür zum Saal der Tausend Quellen sich öffnete.
Nervosität stieg in mir hoch. Qui Gon konnte mir nicht helfen und ich war nicht in der Lage, einen langen Kampf durchzustehen. Mühevoll rappelte ich mich auf. Im nächsten Moment war ich vor Erstaunen regelrecht gelähmt.
Ein überraschend kleiner und unauffälliger Junge kam ruhigen Schrittes auf mich zu.
Bei genauerem Hinsehen erkannte ich ihn von früher. Sein Name war Roan Lei und er war ungefähr ein halbes Jahr älter als ich. Ich erinnerte mich an ihn als einen Schüler, der niemals eine besonders ausgeprägte Verbindung zur Macht hatte. Meistens hatte er bei Tests dieser Art sogar unterdurchschnittlich abgeschnitten.
Doch jetzt hatte er viel Energie um sich gesammelt, die mich von ihrer Intensität her an Meister Windu erinnerte.
Doch Roan strahlte nicht hell und rein wie ich es von anderen Jedi gewohnt war, sondern erschien vor meinem geistigen Auge in dunklen Rot- und Erdtönen. Er ließ sich eindeutig von der Dunklen Seite der Macht lenken.
Zwar hatte er noch nie besondere Fähigkeiten auf geistiger Ebene besessen, doch schon damals war er im Kampf mit dem Lichtschwert beinahe unschlagbar gewesen. Ich erinnerte mich, dass ich von 34 Kämpfen gegen ihn nur 6 gewonnen hatte.
Mehr wusste ich von ihm allerdings nicht, was auch einen guten Grund hatte. Er war damals sehr eng mit Bruck befreundet gewesen.
?Der schönste Moment ist der, in dem man das Erkennen in ihren Augen sieht, finde ich.? grinste er und ließ seinen Blick zwischen Qui Gon und mir hin- und herwandern.
Roan fröstelte.
?Ganz schön kalt hier unten. Gut, dass ich die Thermo-Regulation wieder ein bisschen höher gestellt habe.? sagte er und wandte sich jetzt Qui Gon zu.
Ich spürte, wie weitherhin Blut meine Tunika tränkte. Ich schaffte es nicht, die Blutung zu stoppen, aber sie wurde schwächer.
?Qui Gon Jinn. Schön, dass wir uns endlich wieder sehen.?
Er schwieg einen Moment, doch Qui Gon erwiederte nichts.
?Ihr habt so viele Schüler abgelehnt damals. Nicht mal MICH wolltet ihr als euren Padawan annehmen, obwohl ich besser als jeder andere mit dem Laserschwert umgehen konnte. Ihr lehnt jemanden wie mich ab und nehmt euch dann eines kleinen Wichts an, der mittelmäßige Fähigkeiten im Umgang mit dem Lichtschwert besitzt und nicht mal ordentlich auf seinen eigenen Füßen stehen kann?!?
Er deutete auf mich.
Ich schluckte aufkommende Wut hinunter und wartete auf Qui Gons Reaktion, denn ich hatte das Gefühl, dass er Roan jetzt wiedererkannte.
?Es hatte einen Grund, wieso ich dich nicht erwählt habe. Die Qualität eines Jedi kann man nicht nur an seinem Umgang mit dem Laserschwert erkennen.? sagte Qui Gon leise.
Jetzt schien Roan wütend zu werden.
?Woran dann? Dass er stundenlang sinnlos irgendwo hocken kann, anstatt seine Kampfkünste zu trainieren? Dieses ganze Gequatsche von innerem Frieden und Ruhe! Wer braucht das schon, wenn man das hier hat!?
Er zog sein Lichtschwert. Es war blau, genau wie meins.
?Dann bist du also nur eifersüchtig?!? fragte ich fassungslos.
?Ich würde mich eher als mutig bezeichen.?
?Es erfordert keinen Mut, kleine Kinder zu töten!? fuhr ich ihn an.
?Worauf sollte ich denn bitte eifersüchtig sein? Darauf, dass Qui Gon dein Meister ist? Sicher nicht! Es hätte noch andere, noch bessere Jedi-Meister gegeben, aber er war meine letzte Chance bevor ich 13 wurde!? schrie Roan jetzt.
?Man hat dich zum Agri-Koprs geschickt.? stellte ich leise fest.
Mir war dasselbe passiert, nur das Qui Gon zufällig wegen einer Mission auf demselben Planeten war wie ich. Er hatte am Ende dieses gemeinsamen Abenteuers entschieden, mich doch als seinen Padawan anzunehmen, nachdem er mich anfangs gänzlich abgelehnt hatte.
Roan drehte sich wieder zu mir um. In seinen Augen funkelte es gefährlich.
?Ganz genau. Sie wollten jemanden mit meinem Talent zu einem minderwertigen Farmer auf irgendeinem verlassenen Planeten degradieren!! Offiziell bin ich bei einem Erkundungsausflug verschollen. In Wahrheit hatte ich endlich jemand besseren gefunden als Qui Gon. Jemanden, der meine wahren Talente erkannte und gefördert hat.?
?Xanatos.? sagte Qui Gon leise.
Roan grinste nur zur Bestätigung.
?Und jetzt wird die Rache mein sein, denn ich fordere Vergeltung für den Mord an meinem Meister. Ich werde euch zeigen, dass ich das Zeug zu etwas noch größerem als einem Jedi-Ritter habe!?
Er sprang mit gezogenem Lichtschwert auf mich zu. Ich blockte seinen ersten Angriff ab. Ein stechender Schmerz schoss durch meine verletzte Schulter, obwohl ich das Schwert mit der gesunden Hand führte.
Ein wilder Kampf entstand, bei dem ich nur darauf bedacht war, mich zu verteidigen, während Roan geschickt und schnell angriff.
Er hatte eine merkwürdige Art, seine Waffe zu führen. Man sah seine Angriffe nicht kommen, sondern musste sie erahnen.
Zwar hatte auch ich dazugelernt in den letzten Jahren, doch ich war verletzt und erschöpft, sodass meine Konzentration schnell nachließ.
Ich rief mir ins Gedächtnis, was Qui Gon mir beigebracht hatte.
Bleib in Bewegung.
Ändere die Richtung-überrasche sie.
Wechsle die Hände, wenn du kannst.
Greif sie von oben und unten an.
Nutze den Boden unter dir aus.
Das half mir alles nicht. Für Überrachungsangriffe war ich zu schwach und Roans Beinarbeit war perfekt, also nutzten Angriffe von verschiedenen Seiten auch wenig.
Ich konnte meine Fähigkeiten einfach nicht ausnutzen, dazu behinderten mich meine Verletzungen zu sehr.
Ich spürte, wie Qui Gon sanft meinen Geist berührte und versuchte, mir Mut zu machen. Er glaubte an mich, also musste ich das auch tun.
Als Roan mich erneut von der Seite angriff, senkte ich mein Lichtschwert, ließ ihn näher kommen und versetzte ihm im richtigen Moment einen Kinnhaken, der ihn nach hinten taumeln ließ.
?Ein Jedi hat auch noch andere Waffen, als sein Laserschwert.? sagte ich nur.
Ich hatte nicht weit ausgeholt und trotzdem hatte der Schlag ihn ziemlich aus der Fassung gebracht. Manchmal war es eben doch ein klarer Vorteil, wenn man größer und kräftiger als sein Gegner war.
Trotz des kurzes Erfolges war ich mir darüber im Klaren, dass ich auf lange Sicht nur verlieren konnte. Ich musste es also irgenwie schaffen, Qui Gon zu befreien. Ich hob mein Schwert hoch über den Kopf und zielte. Roan ging in Position und wich mit Leichtigkeit aus, als ich mein Lichtschwert in seine Richtung warf. Er lachte schadenfroh.
?Da kann ich wohl doch ganz froh sein, dass Qui Gon mich nicht zu seinem Schüler erwählt hat, wenn er dir beibringt, deine Waffe während eines Kampfes einfach wegzuwerfen.?
Ich spielte den Geschlagenen und wich humpelnd zurück. Ich hatte Roan nicht treffen wollen, aber mein eigentliches Ziel -eines der Module, die Qui Gon in dem Laserkäfig einsperrten- hatte ich auch nicht getroffen.
Mit einer lässigen Bewegung drängte Roan mich mit seinem Lichschwert an einen großen Felsen. Er grinste mir offen ins Gesicht.
?Endlich! Nach all den Jahren habe ich dich. Es wird Qui Gon das Herz brechen, wenn ich dich vor seinen Augen töte, fürchte ich.?
?Ein Jedi ist jederzeit auf den Tod vorbereitet.? sagte ich mit einem Lächeln.
?Ich lege es nicht darauf an, aber es ist nur ein geringer Verlust für mich. Du hingegen wirst dein irdisches Leben nicht loslassen können, wenn Qui Gon dich tötet.? sagte ich zu ihm.
Ich versuchte, meine Stimme nicht zu sehr zittern zu lassen, denn ich konnte kaum noch auf eigenen Beinen stehen.
?Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich die Klappe nicht zu weit aufreißen!?
Das Lichschwert näherte sich meiner Kehle.
?Es war sowieso nicht geplant, dass du jetzt noch am Leben bist. Eigentlich hättest du schon vor zwei Jahren draufgehen sollen.?
Ich runzelte die Stirn.
?Dann warst du dafür verantwortlich, dass wir auf Tatooine in diesen Hinterhalt geraten sind.? sagte ich.
?Natürlich war ich es, oder denkst du, eine kleine Gruppe von hirnverbrannten Rebellen kann so etwas allein auf die Beine stellen? Die Tusken-Räuber waren natürlich auch recht hilfreich. Gib ihnen ein paar Blaster und du bekommst sogar Kleidung dafür geschenkt.?
Er wartete geduldig, bis mir die Erkenntnis kam.
?Dann warst du also derjenige, der mich damals angegriffen hat.?
Wie auf Kommando spürte ich die Narbe auf meinem Oberkörper und sah den maskierten Unbekannten wieder vor mir, als er ausholte.
?Du hättest dein Gesicht sehen sollen.? grinste Roan.
?Jedenfalls war nicht geplant gewesen, dass du überlebst, also musste ich mir etwas Neues einfallen lassen. Und da dachte ich mir: Hey! Wieso nicht meinen Meister noch übertrumpfen? Es ist nicht besonders schwer, in den Tempel zu gelangen, wenn man seine alte Kleidung aus Schülerzeiten noch hat. Und damit ihr mir auch die richtige Aufmerksamkeit schenkt, habe ich ein paar von den lieben Kleinen dabei geholfen, sich noch früher mit ihrer geliebten Macht zu vereinigen. Dir die Sache in die Schuhe zu schieben, war ein Leichtes. Ich wusste, dass du dich bei der Festnahme wehren würdest. Du bist so durchschaubar, Obi-Wan.?
?Vielleicht bin ich doch nicht ganz so durchschaubar, wie du denkst.? sagte ich nur zu ihm und warf einen Blick über seine Schulter.
Genau in diesem Moment aktivierte Qui Gon mein Lichtschwert und zerstörte sein Gefängnis mit zwei schnellen Hieben.
Vorhin hatte ich zwar nicht das getroffen, was ich wollte, aber mein Laserschwert immerhin in die Nähe meines Meisters gebracht. Er hatte es mit Hilfe der Macht zu sich befohlen und es geschafft, die Waffe langsam und vorsichtig zwischen den Laserstrahlen hindurchschweben zu lassen.
Roan wirbelte herum und griff Qui Gon sofort an. Dieser blockte mit Leichtigkeit und deckte ihn nun seinerseits mit einer raschen Folge von kraftvollen Schlägen ein.
Schnell erkannte ich, dass er auf die Dauer Probleme mit Roan bekommen würde, denn auch Qui Gon war geschwächt von unserem langen und Kräfte zehrenden Aufenthalt im Saal der Tausend Quellen.
Ich mobilisierte alle Kräfte, die mir noch zur Verfügung standen und sammelte die Macht um mich.
-überrasche sie.
Gut, dann würden wir ihn überaschen!
Qui Gon schien meinen Plan ohne Worte zu verstehen, denn er trieb Roan jetzt mit noch agressiveren Angriffen auf mich zu.
Von hinten erkannte ich, dass seine Deckung lückenlos war, doch er hatte eine Schwachstelle. Seinen Rücken. Er achtete nicht auf das, was hinter ihm geschah.
Ich wartete auf den richtigen Moment und streckte auf ein Zeichen von Qui Gon hin meinen unverletzten Arm aus. Ein Wirbel blauen Lichts und der Griff meines Laserschwertes landete sicher in meiner Hand.
Noch bevor Roan erkannte, was wir getan hatten, beendete ich den Kampf mit einem raschen Hieb.
Roan fiel vor Qui Gon auf die Knie, die Hände auf der Stelle, wo mein Schwert ihn durchbohrt hatte. Er kippte zur Seite und es war an mir, auf die Knie zu fallen.
------------------------------------------------------------
erstmal danke an alle reviewer!^^
dann wollte ich noch sagen: es ist noch nicht ganz vorbei! es folgt noch ein Epilog und eine kleine überraschung zum schluss
also bleibt noch ein bisschen dran