[-- Haruun Kal - Pelek Baw - Jünglingshort - Kantine - Mas Nerlo und Thyr --]
Etwa ab dem zweiten Satz verwandelten sich alle Worte von Mas automatisch in eine Bestätigung, dass sie nun nach Coruscant fliegen würden und als sein Meister schließlich wieder anfing zu essen, da reagierte Thyr auf eine ihm typische Weise, wenn er sich riesig über etwas freute und das auch ausdrücken wollte, aber auf Grund von äußeren Bedingungen - wie einem stillen Ort oder einer für andere Personen ernste Situation - eben dies nicht tun durfte. Es war, als wäre sein Mund voll Wasser und er müsse lachen, versuchte aber mit den Händen dieses am Verlassen zu hindern, was in einem halben Dutzend Rinnsalen endete, die seine Hand äußerlich und den Boden unter ihm nass spritzten. Auf das Gespräch übertragen sah man eindeutig, wie er erst freudig ansetzte, dann, noch bevor er das erste Wort über die Lippen bringen konnte, wieder ernst wurde und dann halb sachlich und halb vorfreudig sagte:
„Coruscant, ja, das wäre … äh … toll.“
Obwohl in seiner Familie seine Schwester Nil quasi der größte Fan dieses Planeten war, kam Thyr wohl gleich danach. Zuhause hatte man nur selten über ihn gesprochen, weil er – wie die Jedi und die Macht - nicht Teil ihres Lebens gewesen war. Aber hier und da war er in der Schule ein Thema gewesen und genau an diesem Tag war er es dann auch am Essenstisch gewesen, wenn selbst seine Eltern die eine oder andere Portion Wissen geteilt hatten. Dies plus einige Videos und Bilder aus dem Holonet und darüber hinaus all das, was er so von Klassenkameraden gehört hatte, war schließlich zu einer Art von Über-Etwas herangewachsen. Nicht ganz so mysteriös wie die Macht, aber fast.
Sein Vater, der sich um die Finanzen des Hofes gekümmert hatte, hantierte mit Zahlen und Statistiken und kannte sich auf gruselige Weise viel zu gut mit Mathematik aus, obwohl er auch keine bessere Schulbildung als Thyr genossen hatte, der seinerseits überhaupt nichts damit anfangen konnte. Und wollte. Aber wenn sein Vater dann im Zusammenhang mit Coruscant die Zahlen herausgeholt hatte, dann war selbst Thyr bereit gewesen zuzuhören. Der wohl bedeutendste Planet der Galaxis war schon seit vielen Tausend Jahren eine einzige gewaltige Stadt und mit Recht – in Thyrs Worten – ein sogenannter Un-Planet. Unglaublich, unfassbar, unmöglich, unvorstellbar und noch einige andere Beschreibungen mehr. Weil der Planet schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf eigene Rohstoffe zurückgreifen konnte, waren unzählbar viele Schiffsladungen Durabeton, Durastahl und Transparistahl dorthin gebracht worden, um eine künstliche Oberfläche zu schaffen, die so weit über der tatsächlich lag, dass sein Vater gerne darüber scherzte. So meinte er mal, dass man, würde es ein Loch von der obersten Ebene bis zur steinigen Oberfläche geben und jemand würde hinein fallen, verhungern würde bevor man unten ankam. Natürlich ein Scherz, doch er fügte dann immer weit aus ernster hinzu, als wolle er seine beiden Kindern warnen, dass man tatsächlich erfrieren oder ersticken würde, würde es so ein Loch wirklich geben. Die künstliche Struktur war so hoch, dass weder Licht noch Wärme nach unten gelangte und jeder kleine Ausstoß von giftigem Irgendetwas, das schwerer als Luft war, sammelte sich unten. Letzteres hatte mal ein Kumpel von Thyr erzählt, der gerne Horrorgeschichten las. Außerdem sollte der Untergrund dort unten wohl wie ein Wald aussehen, weil jeden Meter irgendein Stützpfeiler oder gleich der richtige Turm platziert worden war, die wiederum nochmals hundert Meter in den Boden getrieben worden waren. Aber selbst dies reichte nicht aus, denn die Last war zu hoch, weshalb es überall Antischwerkraftprojektoren gab, die Coruscants Planetenstadt überhaupt erst möglich machte und sollten die ausfallen, so hatte der selbe Kumpel weiter erzählt, dann würde alles zusammenbrechen und Milliarden Leben auf einen Schlag ausgelöscht werden. Thyr hatte ihm nicht so recht glauben wollen, sich ehrlicherweise aber auch nicht getraut nachzulesen, ob dies wirklich möglich war.
Von seiner Schwester waren dann vor allem technische und elektronische Details gekommen, sodass Coruscant in Thyrs Kopf irgendwann zu einer Art gewaltigen Droiden geworden war, der nur noch darauf wartete, dass man ihm die Unabhängigkeit schenkte. Es gab so viel vernetzte Technik auf diesem Planeten, dass es den Padawan nicht wundern würde, sollte Coruscant irgendwann ein Hyperraumantrieb wachsen und er sprang wer weiß wo hin. Und würde man Nil auf ihn loslassen, sie würde vermutlich persönlich dafür sorgen. Das war aber natürlich noch nicht alles gewesen. Im Unterricht hatten sie dann auch noch über die zahllosen humanoiden Spezies, ihre noch zahlloseren Haustiere und Hauspflanzen, Kulturen, Sprachen, exotischen Eigenarten wie das Atmen von Gasen, die für Thyr absolut tödlich waren, Droiden, die man nur dort fand und zig Megakonzernen, die mehr Mitarbeiter beschäftigen als es Bewohner in der Hauptstadt von seinem Heimatplaneten Bandomeer gab, gesprochen. Alles in allem versprach Coruscant alles was sich ein Teenager wünschen konnte und bot weit mehr, als sich der Farmerssohn auch nur vorstellen konnte.
Doch wenn er ganz ehrlich war, dann schreckte ihn diese Gewaltigkeit auch ab. Seine Welt vor den Jedi hatte nur aus seiner Farm, dem Dorf, zu dem seine Farm offiziell gehörte, obwohl sie zig Kilometer trennten, die Schule und der eine halbe Tagesreise entfernt liegende Raumhafen gehört. Mehr nicht. Für ihn war es schon ein Ding der Unmöglichkeit gewesen sich vorzustellen, wie groß ein Land und wie groß ein Kontinent sein konnte. Selbst Städte hatte er nie besucht. Als ihn der Jedi mitgenommen und er einen Blick hatte zurückwerfen können, war es ihm schon nach kürzester Zeit unmöglich gewesen, auch nur zu erahnen wo sich seine Farm befand und das obwohl er natürlich dank des Schulunterrichts gewusste hatte, wo sie sich in etwa befinden musste. Planeten waren gewaltig. Also so richtig richtig gewaltig. Coruscant war an sich aber schon mal 50% größer als Bandomeer und besaß darüber hinaus eben diese eine Stadt. Kein gewaltiger Ozean wie Thyrs Heimatwelt. Keine Gebirgszüge, keine Wüsten, keine riesigen Tundren oder Wälder. Alles nur eine Stadt. Sein Vater hatte ihm gesagt wie viele Tonnen Baumaterial dafür über die Jahrtausende hinweg dorthin geschafft worden waren und wie viele dadurch eine Arbeit gehabt hatten, doch Thyr war früh ausgestiegen. Die Zahlen hatten sein Vorstellungsvermögen überstiegen. Woher sollte ein Farmerssohn wissen, was eine Million, eine Milliarde oder eine Billion, die ungefähre Einwohnerzahl von Coruscant, war? Der Planet war also nicht greifbar. So beängstigend wie verheißungsvoll. Und dank Mas fühlte Thyr sich nun ansatzweise bereit dazu, diesen zu betreten. Seine ganz eigene, nichts mit der Praxis zu tun habende Erfahrung mit Coruscant, fokussierte sich nun auf genau diesen Augenblick und der junge Padawan hatte alle Mühe sich zusammenzureißen. Er war bei den Jedi, in der Ausbildung UND würde bald nach Coruscant fliegen. Falls es so etwas wie ein Glücks-Konto gab, dann hatte er es auf Jahrmillionen im Voraus überzogen.
„Das … Euer Vorschlag klingt gut.... ja … das kriege ich hin! Wir können das wie in der Schule machen. Bis Nachmittag die Ausbildung und danach Hofar... äh... Hospitalarbeit.“
Thyr nickte sogar heftig und machte ein Gesichtsausdruck, als würde er gerade alles ganz genau planen, damit Mas auch ja nicht auf die Idee kam und glaubte, er wäre nicht enthusiastisch genug. Doch seine Vorfreude bekam einen kleinen Knacks, als ihm das zweite Thema einfiel, über das sie gerade gesprochen hatten. Nebenbei hatte Thyr außerdem natürlich seinen Hunger und damit auch sein Essen vergessen. Die Zauberworte „Wir fliegen nach Coruscant, um dort deine Ausbildung fortzusetzen.“ waren quasi gefallen. Was interessierte ihn da Essen? Besagtes zweites Thema durfte aber nicht fallengelassen werden. Auch hier durfte Mas nicht denken, dass er wegen Coruscant alles andere vergaß. Oh nein. Coruscant durfte nicht in letzter Sekunde aus seiner Reichweite gerissen werden.
„Und was den Sport betrifft. Ich werde tun, was auch immer ihr für richtig haltet. Wenn ich am Ende des Tages tot ins Bett falle, dann ist das eben so. Wir haben dann ja Heiler in der Nähe.“
Spätestens jetzt würde jemand, der Thyr kannte, merken, dass dieser „materielle Verlustängste“ hatte. Der junge Farmerssohn war eben in eine relativ arme Familie hinein geboren worden, wo Geschenke eine Seltenheit gewesen waren. Die „Grundlagen des zivilisierten Lebens“ wie Essen, ein Dach über den Kopf und ein Bett in dem er schlafen konnte, ein ihn liebende Familie, egal wie klein sie auch sein mochte, Schulbildung und dergleichen hatte er besessen. Doch darüber hinaus kaum etwas. Entsprechend freute er sich über solche Dinge. Aber dementsprechend fürchtete er sich auch davor, diese kurz vor knapp doch nicht zu bekommen. Und wenn immer er dies glaubte, fing er an zwei Dinge zu tun. Zuerst versprach er alles zu geben und danach scherzte er darüber, dass er sich auch im Zweifel gerne – metaphorisch – tot schinden würde, damit sein Gönner auch ja keinen Rückzieher machte. Machte Thyr Witze, dann hatte er immer Angst. Wusste er selber, konnte er aber auch nicht abstellen. Vielleicht machte er auch deshalb ungern welche...
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