Senf ab: Ich habe mich bislang zu den ganzen hitzigen Diskussionen in den letzten Wochen bzw. Monate nicht geäußert, fand ich mich doch auch nie direkt betroffen oder dergleichen. Möglicherweise macht mich das zu einer mehr oder weniger "neutralen Instanz", auch wenn es pure Neutralität vermutlich nicht gibt. Aber hoffentlich wirke ich uninvolviert genug, damit mein Beitrag für nicht allzu parteiisch/voreingenommen o.ä. gehalten wird. Aber bevor ich anfange hier jeden schon zu Beginn mit Entschuldigungen zu langweilen, spucke ich auch schon aus worauf ich hinaus will.
Einer der Gründe, warum ich mich in der letzten Zeit zunehmend abgenabelt vom OP gefühlt habe, war wahrscheinlich, dass ich keine Lust auf die vielen Streitereien hatte. Der Austausch von Meinungsverschiedenheiten ist natürlich ein Grundpfeiler des Offplays, aber wenn sich Diskussionen aufheizen und Unmut dann von einem Thema zum anderen getragen wird, dann geht der produktive Gehalt der Gespräche zu Gunsten von unnötigen, entnervenden und letztlich destruktiven Quärelen verloren. Wenn ich hier das Offensichtliche beschreibe: Entschuldigung. Wer abstreiten möchte, dass das hier in letzter Zeit der Fall war, dem möchte ich auf die jetztige Debatte um den Leitfaden der BS verweisen. (Alle anderen mögen bitte trotzdem weiterlesen!^^)
Ich selbst habe mal bei dem Versuch mitgewirkt, die BS zu rebooten. Es kann also niemand behaupten, ich wäre ein BS-wie-sie-ist-Fanboy. Dennoch finde ich die von Draconis gestern nochmal zitierten Punkte des offenen Briefes ungehörig. Nur weil man "konstruktive Kritik" drüber schreibt, macht sie das noch lange nicht redlich (geschweige denn produktiv). Wenn die Kritik allgemein in dem Ton a´la "Die Beschreibung spottet schier der hiesigen Darstellung." gehalten ist, dürfte auf keiner der beiden Seiten des Tisches ein angenehmes Gesprächsklima entstehen.
Ich finde z.B. Kadajj, dass man den unsensiblen Umgang - wie er hier in letzter Zeit immer öfter an den Tag gelegt wurde - nicht herunterspielen sollte. Es hilft erst recht nicht, darauf zu verweisen, dass es im RL auch nicht anders läuft. Die Fressen-oder-Gefressen-Werden Welt da draußen stand gewiss nicht Pate, als dieser Verein zum Spaß haben und Urlaub nehmen vom RL geschaffen wurde.
Und natürlich kann ein Gespräch nie unpersönlich sein: Wenn man negative Kritik bekommt, wird die Frage, ob man es nicht persönlich nimmt oder eben doch, wahrscheinlich davon abhängen, ob man im vorhinein bzw. auf Grund der Wortwahl annehmen kann, dass der Gegenüber einem wohlgesonnen ist oder nicht. Kritik, die nicht als wohlgesonnen betrachtet wird, wird auch nicht als konstruktiv erscheinen.
Viel Gerede kurzer Sinn:
Ich glaube, wenn allgemein in den Diskussionen wieder mehr darauf Wert gelegt und geachtet werden würde, dass sich die Mitspieler wohlgesonnen fühlen können, wäre viel erreicht. Denn letztlich hängt es doch davon ab, ob wir uns hier allgemein wohl fühlen können. Wenn die Diskussionen in den OP-Bereichen zur Qual werden, weil man nicht mehr das Gefühl hat, zumindest Potentielle Freunde am anderen Ende des Kabels sitzen zu haben, wird man sich vermutlich ein anderes Hobby suchen. Ganz gleich wie gut die Intentionen für das Rollenspiel im Allgemeinen sind: Wenn sie auf dem falschen Wege verfolgt werden, der andere Spieler, die wie wohl alle anderen auch des Spaßes wegen hier sind, vergrault, bringen die besten Absichten nichts.
Und nun noch zu etwas, dass damit zu tun hat, aber in einer anderen Hinsicht: Mir ist wichtig, dass ich hier mit meinen Charakteren meine Storys ausspielen kann UND dass ich dabei mit anderen im Zusammenspiel Spaß habe. Während dieser Anspruch vermutlich bei so ziemlich allen vorhanden ist, ist er aber nicht bei allen dergleiche. Ich gehöre natürlich zu "der Sorte Spieler", die gerne lieber die Lieben und Leiden eines Jedi ausspielen wollen und die nicht soviel Wert auf die Details der Umwelt legen. Andere legen viel Wert auf die Details der Umwelt und finden es für ihr Spiel wichtig, wenn diese Details für die Charaktere des anderen Mitspielers in den jeweiligen Situationen auf einer Wellenlänge liegen. Absolut verständlich und anders sollte es bestimmt auch nicht sein. Insofern bin ich wohl auch parteiisch in dieser Hinsicht, auch wenn ich allein die Rede von Parteien in dem Zusammenhang ungünstig finde, weil es impliziert, dass eine Interessenvertretung einer anderen gegenübersteht und überzeugen will. Vielleicht habe ich jetzt jeden Hauch vermeintlicher Neutralität verloren, aber auf irgendeinen Punkt muss man sich ja stellen. Trotzdem versuche ich aber mich zu keiner Kreisziehung um meinen Punkt hinreißen zu lassen. Der einzige Kreis, den ich gerne um mich ziehen will, ist der Kreis für diejenigen, die wollen, dass alle hier soviel Spaß wie möglich haben, ohne dass es direkt auf die Kosten der anderen geht.
Anders ausgedrückt: Ich hab kein Problem damit wenn manche Spieler, die viel Wert auf besagte Details der Umgebung legen - auf Genauigkeiten einer besonderen Art - in ihrem Spiel dass so umsetzen und es ihre Mitspieler es ihnen gleichtun, ja sie daraufhin sogar entsprechende Leitfäden erstellen, die das Hineinfinden in diese Vorstellungen vereinfachen. Ich glaube aber, dass der Spaß mancher Spieler gemindert wird, wenn ihnen von anderen versucht wird zu erklären, dass sie einen ähnlichen Grad an Genauigkeiten einer bestimmten Art erfüllen müssten, auch wenn diese das gar nicht für ihr eigenes Spiel wollen. Ich finde es nur fair, wenn alle ihre Spaß haben können, ohne einander erklären zu wollen, wie man Spaß haben kann. Immerhin - um ein Beispiel zu nennen und mal wieder etwas weniger schwammig-allgemein zu sprechen - belehrt auch niemand manche Spieler, die vor allem Wert auf die Details ihrer Umgebung legen, darüber, dass bei ihnen eine bestimmte Genauigkeit einer anderen Art ungenügend ist - z.B. angesproches Lieben und Leiden eines Menschen, ob nun wirklich alltäglich oder nur in Dramen.
Ich denke, dass wir mit den Regeln des RS schon genug Schranken gelegt haben, um dass Spiel einerseits übersichtlich und nach bestimmten, vorhersehbaren Abläufen geordnet zu haben, und gleichzeitig den Spielern die Möglichkeiten zur Entfaltung zu lassen. Ich sehe nicht, was noch genauere Spezifizierungen der Orgas bringen soll, als einige der Entfaltungsmöglichkeiten zu rauben, ohne dass diese nennenswerten Schaden bei jenen angerichtet hätten, die sie wirklich betreffen.
Und wenn sich vielleicht niemand mehr allzu sehr in seiner Selbstentfaltung behindert fühlt, werden vielleicht auch weniger Beiträge allzu persönlich genommen. Das zumindest ist meine Hoffnung. Und wie hier auch schon von anderen ein paar mal darauf verwiesen wurde, will ich bei all den Meinungsverschiedenheiten über Statuten und Festlegungen für Orgas etc. auf ein bereits existierendes Regelwerk hinweisen, dass über der ganzen Sorge um neue Regelungen leider oft bei den Diskussionen vernachlässigt wurde: Die Netiquette. Wenn wir dieses quasi Grundgesetz so sehr vernachlässigen, ist die Sorge um Gesetze auf Landesebene doch fruchtlos. Oder?