[ Orbit um Ilum | Pr'ide / Tjajina | Njina ]
Die kurz aufflackernde Freude ihrer Tochter war die reine Wohltat für ihre Stimmung. Es war schön, dass Njina der Blick für das Schöne der Galaxis noch nicht abhanden gekommen war - und das wäre wirklich fatal gewesen.
Stattdessen schwang Njina nun regelrecht euphorisiert auf den Pilotensitz und ergriff mit festen Händen das Steuer.
Tjajina nahm auf dem Copilotensitz Platz und beobachtete ihre Tochter eingehend. Nicht, weil sie mit einem Fehler rechnete, Njinas Fertigkeiten waren durchaus schon soweit ausgeprägt, dass sie sich keinerlei Gedanken machen musste, sondern vielmehr, weil sie den Anblick ihrer nun wieder fröhlichen Tochter genoss.
Nach und nach hoben sich aus der weißen Einheitlichkeit die immensen Wälder und die hoch aufragenden Gebirge Ilums ab, und der Atem Tjajinas stockte ein wenig. Die Friedlichkeit und die Ruhe, die sich in augenscheinlicher Stille über die Weiten Ilums legte, wirkte jetzt schon beruhigend auf sie.
Und sie hoffte, ihrer Tochter würde es ähnlich gehen. Diese war nun konzentriert auf der Suche nach einem geeigneten Landeplatz, welchen sie nach nicht allzu langer Zeit entdeckte.
Kurz war Tjajina versucht, ihrer Tochter Anweisungen für den Landevorgang zu geben, doch mahnte sie sich dazu, still zu sein. Nicht, dass Njina dies fehl interpretieren würde, und dachte, sie würde ihr die Landung nicht zutrauen.
Als sie nur noch wenige Meter über der Oberfläche waren, betätigte Njina jedoch ruckartig ihr Steuer, die Pr'ide machte einen Sprung.
Tjajina, die sich fahrlässigerweise nicht angeschnallt hatte, wurde nach vorne geschleudert, und konnte nur mit der Macht intervenieren, so dass sie den Aufprall auf die Kontrollen halbwegs sanft gestalten konnte.
Ein dumpfer Knall war zu hören, und vor ihrem Sichtfenster waren nur noch weiß Massen zu erkennen. Kontrollleuchten blinkten wild, und diverse Warnlaute erhoben ihre nervtötenden Laute.
Doch dies trat alles in den Hintergrund, als Tjajinas Blick zu ihrer Tochter hinüber glitt: diese war wieder allem Anschein nach in denselben Zustand zurückgefallen, der sie schon nach ihrem Traum beherrscht hatte. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah sie ihre Mutter an, und schluchzte einige Worte, die wohl eine Entschuldigung waren.
Tjajina raffte sich auf, deaktivierte mit einem kurzen Tastendruck die heulenden Warnlaute, und umarmte dann abermals ihre Tochter.
?Macht nichts...?
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
Sie teilte nicht die Bilder ihrer Tochter, unter denen diese litt, wenngleich sie nur zu gerne diese Bürde auf sich genommen und ihrer Tochter damit die unbedarfte Freude zurückgeben hätte können, von der sie vor dem Angriff auf Corellia geprägt gewesen war.
Doch nun war Njina wieder von heftigem Zittern erfüllt, und ihr Atem ging schwer. Es versetzte Tjajina Stiche, dass sie immer noch vollkommen hilflos war.
Die Macht nahm sie erneut zu Hilfe, und sendete ihrer Tochter positive Bilder und Emotionen aus schöneren Tagen - die leider zu lange zurück lagen.
?Lass uns raus gehen.?
Sie hoffte, die Kälte würde ihre Tochter wieder beruhigen, und die Schönheit der Landschaft würde die schrecklichen Emotionen vertreiben.
?Geh schon mal voraus.?
Eigentlich wollte sie ihre Tochter nicht alleine lassen, doch sie musste sich wenigstens noch kurz um die Diagnose der Schäden kümmern.
Njina wackelte Richtung Ausstiegsluke, und ihre Mutter ließ die nötigen Programme durchlaufen, um herauszufinden, in welchem Zustand sich die Pr'ide befand.
Nach kurzem Blick auf die Auswertung verzog sie unwillkürlich das Gesicht. Manche Blessuren konnte man schnell ausbessern, doch ganz ohne fremde Hilfe würden sie nicht auskommen.
Und hier auf weitere Personen zu treffen, dürfte nicht einfach werden.
Doch Tjajina trieb diese Gedanken hinfort, erhob sich ebenfalls, und folgte ihrer Tochter.
Zu Tjajinas Erschrecken saß diese an der Wand neben der Luke, zusammengesunken und immer noch schluchzend.
?Es tut mir Leid... ich bin da...?
Sie nahm neben ihrer Tochter Platz, und legte den Arm um sie. Das schien augenblicklich zu wirken, und allmählich ging der Atem Njinas wieder regelmäßig.
Zögerlich und unsicher erhob sich Tjajina und betätigte den Mechanismus, um die Luke zu öffnen.
Diese öffnete sich umgehend, doch Massen an Schnee drängten herein und begruben Tjajina unter sich.
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