(Jedi / Glenn Alun Rui)
- Ottega System – im Anflug auf Ithor – Raumschiff – Cockpit – Mit Miex –
Dichte, weiße Wolken nahmen Glenn Alun Rui die Sicht. Jede Sekunde erwartete er den Blick frei zu bekommen auf die grünen Wälder Ithors, die weit unter ihnen lagen, unberührt und heilig im Sinne der Ithorianer. Es war verboten, den Dschungel zu betreten. Die Ithorianer verfolgten strenge Gesetzte was den Erhalt ihres Planeten anging. Sie schützten die Natur ihrer Heimat mit bewundernswerter Hingabe. Viele Systeme konnten sich daran ein Beispiel nehmen, allen voran Coruscant, auch wenn es dort längst zu spät war um etwas zu ändern. Als sich die Wolkendecke teilte und der YT-2400 die letzten Nebelfelder hinter sich ließ, sah Glenn sie vor sich: die riesigen Herdenschiffe der Ithorianer und darunter die weiten grünen Flächen, die sich schier unendlich weit zu erstrecken schienen. Sie dockten an einer der Plattformen an, die für Besucher errichtet worden waren und deren Nummer die Raumfahrtkontrolle ihnen zugewiesen hatte. Miex, ihr Pilot – ein Mensch in gesetztem Alter mit einer Vorliebe für Kautabak - sorgte für eine weiche Landung. Glenn erhob sich von dem Sitz des Copiloten, auf dem er gesessen und von dem aus er den Anflug und die Landung verfolgt hatte. Es war Zeit, nach seiner Padawan zu sehen.
Amber-Rose lag bäuchlings, mit einem Datenblock in den Händen, auf ihrem Bett, als Glenn ihr Quartier betrat. Ihre nachtschwarzen Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten. Sie hatte eine Decke über sich ausgebreitet und trug dennoch, soweit Glenn erkennen konnte, ihre Jedi-Robe inklusive des warmen Umhangs. Sie fror immer, wenn sie im Weltraum unterwegs waren.
“Da scheint jemand sehr vertieft in seine Aufgaben zu sein.“
Bemerkte Glenn schmunzelnd, als er den kleinen Raum betrat.
“Hast du überhaupt mitbekommen, dass wir gelandet sind?“
Mit einem konsternierten Ausdruck im Gesicht sah Amber-Rose zu ihrem Mentor auf.
“Habe ich.“
Antwortete sie und schaute dann plötzlich sehr resignierend drein.
“Aber ich komme einfach nicht auf das Ergebnis!“
Die Padawan legte den Datenblock aus der Hand und schob ihn so weit von sich fort wie das auf dem schmalen Bett möglich war. Glenn betrachtete sie durch seine großen, schwarzen Augen. Amber-Rose war noch jung und er hatte es zu seiner Verantwortung gemacht, sich nicht nur um ihre Jedi-Ausbildung zu kümmern, sondern gleichzeitig auch um ihre Erziehung. Als Vollwaise hatte sie niemanden außer ihm und Cheetah und Glenn hatte sich ihrer angenommen, seit er sie damals auf Agamar aus den Flammen gerettet hatte, die ihr Zuhause verschlungen und ihre Eltern getötet hatten.
“Dann lass mich doch mal sehen, ob ich dir helfen kann.“
Schlug er vor, setzte sich zu Amber-Rose auf die Kante des Bettes und nahm den Datenblock an sich. Amber-Rose drehte sich auf den Rücken, ihre grünen Augen fest auf ihn gerichtet.
“Den Kampf zwischen Jedi und Sith sehen insgesamt 852 Personen.“
Las Glenn mit lauter Stimme.
“Unter den Zuschauern sind einige Senatoren, 263 Jedi und doppelt so viele Zivilisten. Frage: Wie viele Senatoren sind anwesend?“
Die Tentakel des Nautolaners zuckten. Aus seiner Sicht war das eine leichte Aufgabe, doch auf Amber-Rose musste sie recht schwierig wirken. Er begegnete dem abwartenden Blick des Mädchens. Seine Schülerin sah ihn an, als erwartete sie, dass er ihr Lösung verriet und auf dem silbernen Tablett präsentierte, doch so einfach konnte er es ihr unmöglich machen.
“Also gut.“ Räusperte sich Glenn. “Wir haben also 852 Zuschauer, richtig?“
Stumm nickte Amber-Rose und Glenn runzelte die Stirn. Ihm persönlich war schleierhaft, warum derart viele Personen einen Kampf zwischen Jedi und Sith verfolgen sollten, es sei denn, er fände in einer öffentlichen Arena statt, was ziemlicher Unsinn war. Aber vermutlich ging es in mathematischen Textaufgaben auch eher um die rechnerischen Probleme und nicht um die inhaltlichen Hintergründe.
“Von diesen 852 Zuschauern sind 263 Personen Jedi, richtig?“
Wieder ein Nicken. Einen besonders motivierten Eindruck machte Amber-Rose nicht.
“Wenn es also doppelt so viele Zivilisten gibt wie Jedi, wie viele sind das dann?“
Schweigen. Eine ganze Weile lang regte Amber-Rose sich nicht. Glenn ließ den Datenblock sinken und schaute seine Padawan fragend an. Diese seufzte tief und zuckte schließlich mit den Schultern.
“Ich weiß nicht.“
Sagte sie, obwohl die Frage selbst für sie zu lösen hätte sein müsen und es war keine Kunst zu erkennen, dass sie sich nicht die geringste Mühe gab. Glenn Alun Rui legte den Datenblock auf den Boden. Für ihn, der die Gefühle anderer Lebewesen schon anhand sich leicht verändernder Pheromone lesen konnte, war leicht zu erkennen, dass seinem Schützling etwas Sorgen bereitete.
“Amber-Rose.“
Sagte er sanft.
”Was hast du auf dem Herzen?”
Der bisher unbewegte Ausdruck der Padawan veränderte sich und der Blick aus ihren mattgrünen Augen, in denen sich eine Spur von Grau wiederfand, begann zu flackern. Langsam setzte sie sich auf.
“Ich will, dass Cheetah wieder kommt.“
Forderte sie und rückte somit endlich mit der Sprache heraus. Glenn Alun Rui seufzte. So etwas hatte er fast erwartet. Cheetah, die Cathar, die für gewöhlich mit ihnen reiste und zu einer wichtigen Bezugsperson in Amber-Rose‘ Leben geworden war, hatte sich vor wenigen Tagen von ihnen getrennt, um dem Ruf des Jedi-Rates zu folgen und sich an der Rückeroberung Corellias zu beteiligen. Der Planet, der vor Jahren an das Imperium gefallen war, sollte endlich wieder die Fahnen der Republik tragen und der Orden schien großes Engagement zu zeigen, seinen Teil dazu beizutragen, dass die Schlacht von der richtigen Seite gewonnen wurde. Cheetah hatte nicht gezögert, nachdem sie die Nachricht des hohen Rates gelesen hatte. Alle Jedi, die sich berufen fühlten, für Corellia in den Kampf zu ziehen, sollten sich auf Lianna einfinden. Cheetah hatte sich sofort auf den Weg gemacht. Ihre Entscheidung konnte Glenn verstehen. Vor Jahren hatte sie ihren Schüler durch die Hand des Imperiums verloren. Das war auf Corellia gewesen. Die anstehende Schlacht war ein Weg für sie, nicht etwa Rache, aber Gerechtigkeit zu erlangen.
“Du hast Angst um sie, nicht wahr?“
Fragte Glenn und beobachtete, wie sich Amber-Rose‘ Augen mit Tränen füllten.
“Ja.“ Bestätigte sie. “Sie soll wieder kommen.“
Der nautolanische Jedi-Ritter nahm seine Padawan in den Arm und drückte sie fest an sich. Er wusste wie es war, nicht zu wissen, ob man jemanden, den man liebte, jemals wiedersehen würde. Amber-Rose hatte ihre Eltern früh durch eine, wie es schien, einfache Tragödie verloren. In ihrem neuen Leben würde sie viele Freunde durch den Krieg verlieren. Er war allgegenwärtig, eine Erfindung aller intelligenten Spezies, die geprägt waren von Machthunger und Gier und die unschuldige Seelen leiden ließen.
“Sie kommt bestimmt zurück.“
Antwortete Glenn leise, obwohl ihm klar war, dass er es nicht versprechen konnte. Aber manchmal tat es einfach gut, es zu hören. Amber-Rose hob den Kopf und sah ihn an, ihre großen Augen fest auf die seinen geheftet.
“Ganz sicher?“
Ihre Stimme klang zittrig und er musste schlucken, ehe er antwortete. Der Anblick ihrer sorgenvollen Miene, der geröteten Wangen und ihrer feuchten Augen, brach ihm fast das Herz.
“Ganz sicher.“
Bestätigte er rauh und hielt sie fest. Erst nachdem sie eine ganze Weile gesessen und keiner von ihnen ein Wort gesprochen hatte, wagte Glenn es doch wieder, die Stille zu stören und sich leise zu räuspern.
“Was deine Aufgabe angeht…“
Begann er und Amber-Rose richtete sich auf.
“63.“ Antwortete sie, ehe er seinen Satz beenden konnte. “Es sind 63 Senatoren.“
Glenn Alun Rui sah seine Padawan verwirrt an und griff nach dem Datenblock, um sich die Zahlen wieder ins Gedächtnis zu rufen. 852 Zuschauer, 263 Jedi, doppelt so viele Zivilisten…
“Du hast Recht.“ Staunte er. “Das ist richtig!“
“Es war gar nicht so schwer.“
Gab Amber-Rose zu.
“Und Cheetah hat es mir auf Glee Anselm schon erklärt. Ich hatte es nur vergessen.“
Ein warmer Ausdruck legte sich auf Glenns Gesicht und mit einem Mal war er sich viel sicherer, dass sie die Cathar wieder sehen würden. Sie mussten nur daran glauben und auf die Macht vertrauen.
“Komm, es wird Zeit für uns.“
Sagte er und zog Amber-Rose mit sich hoch, als er aufstand.
“Ich wette, du bist noch nie auf einem echten Herdenschiff gewesen.“
Ithor erwartete sie, ein Planet, dessen Erde noch fast unberührt war und dessen Herdenschiffe eines der größten technischen Wunderwerke darstellten, die die Galaxis zu bieten hatte. Vielleicht, so wagte er vorsichtig zu hoffen, würde dies Amber-Rose ablenken, zumindest für eine Weile. Und schlussendlich hatten sie hier auch noch einen Auftrag zu erledigen.
- Ithor - Tafanda Bay – Raumschiff – Mit Amber Rose –
Mit freundlicher Unterstützung meiner netten Arbeitskollegin, die mir eine Star Wars mäßige Textaufgabe gebastelt hat.