Meines Erachtens ist der gesamte Jedi-Kodex Auslegungssache. "Es gibt keine Gefühle, Frieden gibt es" beispielsweise. Würde man das extrem auslegen, dürfte ein Jedi-Padawan seinen Meister nicht als Ersatz-Vater lieben. Er dürfte seine Freunde nicht als Freunde lieben. Er müßte den emotionalen Teil seiner Persönlichkeit herausreißen oder einfach ignorieren. Würde man dieser Extrem-Auslegung folgen, wären die Jedi auch nicht viel besser als Kampfdroiden, oder Droiden allgemein. So ist es aber - wie schon Obi-Wan und vor ihm Qui-Gon festgestellt haben - offenbar nicht. "Feel, don't think. Use your instinct.", rät Qui-Gon Anakin. "Act on instinct", lehrt Obi-Wan Luke. Die ganze Macht erschließt sich ja eigentlich nur durch Gefühle. Anfassen kann man sie nicht, riechen kann man sie auch nicht, schmecken, hören und sehen ebenfalls nicht. Die einzige Möglichkeit, an die Macht heranzutreten, ist der Geist, der Instinkt, die Fähigkeit, auf seine Gefühle zu hören. Der Satz "Es gibt keine Gefühle, Frieden gibt es", müßte folgerichtig eigentlich eher lauten "Höre auf Deine Gefühle, prüfe sie mit Gelassenheit und folge ihnen, ohne jedoch ihr Sklave zu sein". Hört sich bei weitem nicht so gut an und wurde deshalb ungenauer und poetischer formuliert.
Genauso ist es letztlich mit allen anderen Regeln der Jedi. "Abhängigkeit ist verboten" könnte extrem so ausgelegt werden, daß ein Jedi, der zusammen mit anderen Jedirittern in eine Krisensituation gerät, nicht mit ihnen zusammenarbeiten darf, sondern das Problem selbst in die Hand nehmen und als Einzelgänger handeln muß. Das wäre Wahnsinn, könnte aber eine Folge dieser Regel sein. Denn was ist die Arbeit in einer Gruppe anderes, als Abhängigkeit voneinander? Wenn die Jedi einen Piloten brauchen, um mit dessen Schiff zu ihrem Einsatzort zu gelangen, sind sie von diesem Piloten und seinem Schiff abhängig. Die Jedi-Regel würde also im Extremfall alle Friedenswahrungsbemühungen der Jedi unmöglich machen.
Die Erkenntnis, daß in Wirklichkeit auch hier wieder die sklavische, verunmündigende Abhängigkeit gemeint ist, muß man deshalb ebenfalls wieder durch Auslegung erringen. Und so könnte man das nun weiter und weiter und weiter führen.
Fazit: Jedi dürfen durchaus lieben, wenn sie es nicht so ungeschickt anstellen wie Master A. Skywalker, der beim kleinsten emotionalen Problemchen gleich ein Massaker veranstaltet und deshalb meiner Meinung nach einfach noch nicht reif ist, zu lieben, weil er sich von jeder emotionalen Beziehung vollständig abhängig macht und darüber jede Geduld und Vernunft vergißt.