Ich interpretiere es so, dass Kenobi Vader mittlerweile im Kampf unterlegen ist und dies auch weiß/spürt.
Er hat also nicht mehr viel Zeit, um Vader abzulenken und nutzt daher auch einen gewissen Überraschungseffekt, als er sich nicht mehr wehrt und eins mit der Macht wird.
Seinen Blick habe ich immer so gedeutet, dass er für sich nun auch entschieden hat zu gehen und Luke die Staffel übergibt.
Von der Story her ist die Szene so auch interessanter als ein langer epischer Kampf.
Leia und Co. sind ja schon fast im Falken und der Zuschauer fragt sich, was es mit dem Verschwinden nach Kenobis Tod auf sich hat.
Diese Interpretation gefällt mir sehr gut!
Hinzu kommt evtl. noch ein buddhistischer Ansatz seitens Lucas. Der hat
ja z.B. schon bestätigt, dass auch japanische Filme
einen inspirierenden Funken für Star Wars geliefert haben.
Das Einssein mit der Macht könnte vielleicht etwa zu vergleichen sein mit dem Aufgehen im
Nirwana. So gibt es aus einigen asiatischen Religionen mancherlei Überlieferungen von Selbsttötungen im Sinne eines Überganges zum
Nichtsein - letztlich zur
Egolosigkeit, dem
Nirwana (z.B. spontane Selbstentzündung). Dem Zustand, in dem sämtliche Begierden, Lüste, Wünsche, Leiden etc. für immer aufgelöst werden, der Zirkel sich schließt und eine Reinkarnation nicht mehr vonnöten ist.
Vielleicht griff man für Star Wars diesen Aspekt besonders heraus, indem man Obi-Wan sich vor Vader ergeben ließ. Er zeigte die Größe, den Kampf selbstlos zu beenden, und damit war er auch derjenige, der seine Aggressionen zu bändigen wusste. Er konnte die bewusste Entscheidung treffen, das Duell nicht gewinnen zu wollen, und es zu (s)einem (eigenen) Ende zu bringen – im Gegensatz zu Vader, der dem
Materiellen, dem
Ego, der
Gier, der
Gewinn- und
Habsucht, der
Rage verfallen war, und niemals auf die Idee gekommen wäre, das Gefecht abzubrechen, – gar sein eigenes Leben dafür zu geben. Obi-Wan beweist mit dieser Resignation also Größe und Selbstbeherrschung.
Loremäßig fiele mir da noch ein: Obi-Wan wird sicherlich gewusst haben (u.a. von Yoda bzw. Qui-Gon), dass sein Einswerden mit der Macht ihn auch dazu befähigt, als Machtgeist die Unsterblichkeit zu erlangen. Somit dachte er sich vielleicht einfach, dass sein Job getan war und er als weiser Greis – mit Würde, aggressionslos, sich vor Lukes Augen Vader ergebend – gehen kann, da er Luke auch aus der
Machtsphäre weiter unterstützen können wird (siehe Todesstern-Trenchrun, Hoth, Dagobah usw.). Mit seiner Resignation seitens Vader lehrte er Luke auch noch gleichzeitig die Bedeutung einer Art
ichlosen Kapitulation. Hier könnte man Parallelen zu Episode VI ziehen. Am Ende des Films schmeißt Luke selbst nach einem zornigen Kampf mit seinem Vater sein Lichtschwert weg, "ergibt" sich Palpatine, als dieser ihm befiehlt, Vader zu töten, und sagt standfest: "Never. I'll never turn to the dark side."
Meiner Ansicht nach einer der stärksten Momente des Films, weil man hier 1. merkt, dass Luke aus Obi-Wans
freiwilliger Hingabe gelernt hat und 2. hier hervorgehoben wird, dass eine Kapitulation nicht immer Schwäche bedeuten muss, sondern die freiwillige Beendigung des Kampfes zu Gunsten des äußeren und inneren Friedens dem wahren Helden Stärke und Größe verleihen kann. Der Held, der sich "aggressionslos ergibt" und damit den Kampf beendet, gewinnt am Ende paradoxerweise eben genau dadurch (gegen das Böse/Habgierige/Materielle), stirbt nie und durchbricht so den "
karmischen Zirkel der Macht" von Leben und Tod. Deshalb auch das
Aufgehen/Auflösen in der Macht und der Übergang zum
ewig weiter lebenden Machtgeist.