[Kashyyyk-System - Trandosha - Varic - Gorash Anwesen - Hauptgebäude des Anwesens - Sharoh und Hybris, weibliche Trandoshanerin, ein Houk, eine Twi'lek Sklavin und ein paar weitere Diener]
Das Gespräch zwischen den Trandoshanern zog sich schier endlos in die Länge. Da Hybris kein Wort verstand, ja nicht einmal versuchen konnte etwas zu verstehen, drifteten seine Gedanken recht schnell ab und er erwischte sich schon nach recht kurzer Zeit dabei, wie er mit dem Gedanken spielte doch alles und jeden abzuschlachten. Und je länger Sharoh diese Unterhalten andauern ließ, desto reizvoller wurde auch sein blutiges Ende. Erst als sich die zweite „Dienerin“ ankündigte, Deira, wandelte sich der Strom aus verspritzten Körperflüssigkeiten und Knochenfragmenten zu einem ruhigen Bach. Nach außen hin gleichgültig, empfing er die Togruta und wies schlicht mit seiner rechten Hand neben sich auf den Boden, wo sie sich auch hinstellte und stumm und ebenso unbeteiligt stehenblieb. Sie sahen beide stur nach vorne, doch in Wirklichkeit musterte der ärmlich wirkende Sith Lord die junge Frau mit der Macht. Rake hatte sie gelobt, etwas das eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Der Feeorin schaffte sich Rivalen und Todfeinde, aber doch keine … was auch immer sie nun für ihn war. Sie war kleiner als seine bisherigen Schüler und jetzt wo er so daran dachte, fiel ihm auf mit wie vielen relativ großen Dienern und Schülern er sich immer umgeben hatte. Nun würde es also eher etwas kleines sein. Was gut oder schlecht sein konnte, das würde sich noch zeigen. Ansonsten war sie – und wen wunderte es, war sie doch nun bei den Sith – körperlich angegangen worden und hatte so einiges mitmachen dürfen. Hybris würde daraus wenn möglich Kapital schlagen, vielleicht auch indem er ihr anbot ihre Wunden, seien sie nun äußerlich oder innerlich, zu heilen. Alles andere sie betreffende war für den Augenblick irrelevant. Nur eine Sache nicht. Wo im Namen der sieben corellianischen Höllen war der verdammte Alchemist abgeblieben? Hybris konnte ihn nicht spüren. Und er war definitiv nicht mächtig genug um sich vor ihm zu verbergen. Dieser Gedanke war dem Lord gerade erst in den Sinn gekommen, da musste er sich auch schon dazu zwingen die Togruta nicht anzustarren und zur Rede zu stellen. Sie wusste ja vermutlich eh nichts...
Es vergingen noch einmal viel zu viele Minuten, dann ging es endlich los. Sie nahmen sich Speeder und verließen schließlich das Anwesen. Laut integriertem Chronometer brauchten sie fast eine halbe Stunde um in der Wildnis anzukommen. Wie man schon vom Schiff aus gesehen hatte, gab es hier vor allem hohes Gras und kleine, krumme Bäume mit irgendwelchen Früchten. Okay, letztere hatte man aus der Luft freilich nicht sehen können, so mickrig wie sie waren. Vermutlich eh giftig, dachte Hybris und war froh darüber Proviant dabei zu haben. Im Notfall konnte er zwar nicht nur die Fury rufen, sondern auch mit Hilfe der Macht binnen weniger Minuten viele Kilometer überbrücken, doch er wollte ja eigentlich unerkannt bleiben. Die Spione des Imperiums und die Inquisitoren waren überall und einen Zirkelgroßmeister wollten sie sicherlich nicht unbeobachtet lassen. Im Augenblick waren sie aber noch alleine und das durfte durchaus gerne so bleiben.
Und plötzlich schrie etwas auf. Nicht hörbar, aber spürbar. Hybris, gerade noch in seiner eigenen kleinen Welt in seinem Kopf, ließ selbigen schlagartig in Sharohs Richtung zucken, als von diesem eine abartige, machtgeschwängerte Aura abgestrahlt wurde. Als wäre die Macht krank geworden und würde stückchenweise Erbrochenes von sich geben, platzte sie aus dem Trandoshaner hervor. Zuerst unsichtbar, doch schon nach wenigen Herzschlägen kamen schwarz umrandete rote Blitze aus seinem Leib, züngelten über die Schuppen hinweg und lähmten ihn, noch während er bei fast voller Geschwindigkeit mit dem Speeder unterwegs war. Eine der Entladungen ließ ihn schließlich von dem Gefährt fallen und ungebremst, und deshalb entsprechend hart, aufschlagen. Und Sharohs Bewusstsein verschwand schlagartig aus der Macht, ganz so als hätte man eine Luma mit voller Wucht gegen eine Wand geschmettert. Zuerst war Hybris noch kühl berechnend und auf wissenschaftliche Weise neugierig auf seinem Speeder geblieben, doch als sein Schüler schließlich zu Boden gegangen war, war er einfach abgesprungen und kam nun schnellen Schrittes auf den blauschuppigen Trandoshaner zu. Sein Speeder bemerkte den fehlenden Fahrer schließlich und wurde von alleine langsamer, bis er irgendwo weiter vorne außer Sichtweite stehenblieb. Einen Meter von Sharoh entfernt streifte der Lord seine Robe ab, sah sich nochmals in der Umgebung um, sah aber außer Deira – die auch abgestiegen war und nun näher kam – niemanden und beugte sich dann zu Sharoh hinunter. Seine Schulter war natürlich ausgerenkt worden und da er danach den Boden mit dem Gesicht entlang geschlittert war, sah dieses auch nicht sonderlich heil aus, bluten tat er jedoch nur ein wenig an der Wange. Noch bevor Hybris den Rest in Augenschein nehmen konnte, schaufelte er den Dreck aus dem Maul der humanoiden Echse, vergewisserte sich das er noch atmen konnte und sah erst dann nach ob er sich nicht doch etwas gebrochen hatte. Dies dauerte dank der Macht nur wenige Sekunden. Seine blauen Schuppen hatten fast alle äußerlichen Einflüsse kompensieren, ihn also vor einer offenen Wunde schützen können. Doch innerlich hatte der Aufprall ordentlich Schaden angerichtet und ihm ein halbes Dutzend kleinerer Knochen gebrochen. Und seine Schulter war nicht nur ausgerenkt, sondern auch angeknackst worden.
So viel zu den unwichtigen Verletzungen.
Einen Körper konnte Hybris leicht reparieren bzw. heilen, dafür interessierte er sich also wenig. Auch nahm er zufrieden zur Kenntnis das die Schuppen seines Schülers nur an einer Stelle auf einer Länge von nur rund zwei Zentimetern durchbrochen worden waren. Aber viel wichtiger war natürlich die Ursache für diesen Unfall. Die abnormalen Blitze, sofern es denn überhaupt natürliche Blitze gab, welche aus einem Körper abgegeben werden konnten, erinnerten Hybris zwar an den Lebensentzug, doch damit hatten sie nichts zu tun gehabt. Weder beherrschte irgendwer unter dem Rang und Können eines Executors diese, noch wurden die Technik so eingesetzt. Und selbst für den unwahrscheinlichen Fall, das Sharoh das Ausnahmetalent der letzten zehntausend Jahre schlechthin war, das war kein Lebensentzug gewesen. Die ungewöhnliche Aura, diese abgegebene Energie. Es hatte sich falsch angefühlt. Selbst wenn man mit der Macht ungeheuerliches tat, zum Beispiel Mord oder noch schlimmeres, fühlte es sich nie falsch an. So funktionierte die Macht normalerweise nicht. Tat sie es nun aber doch, wie gerade eben zweifelsfrei bewiesen, musste etwas schief gelaufen sein. Und Hybris ahnte schon wer dafür verantwortlich war. Nämlich er selber.
Ich habe sie zu stark verdreht.
Für das Ritual, für die Umwandlung der Schuppen hatte er seine Technik zur Manipulation von Materie anpassen müssen. Stark anpassen müssen. Das war schon keine Manipulation mehr gewesen. Er hatte den Programmcode fast vollständig umgeschrieben gehabt. Nur das er dies zuvor eben noch nie in dem Maße getan hatte.
Mir ist ein Fehler unterlaufen und es macht keinen Sinn das irgendwie schön zu reden. Meine Investitionen …
Er hatte so viel in diesen Schüler hineingesteckt, ihm so viele Geschenke gemacht. Nicht nur die Schuppen, sondern auch das Schwert, von dem sogar die meisten Krieger nur träumen konnten. Dann all die Annehmlichkeiten, die der Schüler eines Lords und Zirkelgroßmeisters genießen durfte. Das Jahr im Dschungel, all die Prüfungen und Tests. Die Zeit … all diese Zeit und Mühen. Hybris spürte wie der sich aufbauende Frust sich verfärbte, wie er von dunkelrot zu schwarz wechselte und sich Wut dazu gesellte. Zuerst war er wütend auf Sharoh, weil der es nicht geschafft hatte dagegen anzukämpfen. Doch nur wenige Herzschläge später hasste er sich selber. Für seinen Fehlschlag, für seine falschen Einschätzungen und Kalkulationen. Und nicht zuletzt dafür, dass er versagt hatte. Das Ritual … es hatte sich so … perfekt angefühlt!
Nur eine verfluchte Täuschung. Über ein Jahr lang war er damit herum gelaufen und nun bricht es durch. Wie … wie … ein Tumor.
Inzwischen stand Deira neben ihm. Innerlich wie äußerlich ungerührt, beobachtete sie einfach nur. Was gut für sie war, hätte doch jedes falsche Wort, egal aus welchem Grund ausgesprochen, ihren Tod bedeuten können. Noch war sie ein Niemand, noch keine Schülerin, ja nicht einmal ein Sklave. Hybris war aber noch besser als sie darin. Er kochte innerlich und verspürte den Drang danach sie zu häuten oder wenn möglich sogar eine noch langsamere Folter, äußerlich war er aber ruhig. Sharoh, seine wichtigste Investition in die Zukunft, sein Glanzstück, sein zukünftiger Todesbote … war … ja was war er überhaupt? Der Lord war derart mit denken und wütend sein beschäftigt gewesen, das ihm erst jetzt, als er sich wieder erhob, auffiel, das Sharoh nicht bewusstlos war. Sondern in eine Art Koma. Kein echtes, denn dafür gab er noch zu viel von sich, sein Gehirn war dafür noch zu aktiv, doch er war nah dran. Vorerst konnte er den Trandoshaner also vergessen. Kein einfacher Reboot und ein paar psychischen Reparaturen und weiter ging es. Der Apprentice musste in eine „Werkstatt“. Und so wie Hybris das sah, würde er in sein Labor auf Bastion gebracht werden müssen. Nein, nicht Bastion, fiel ihm fast sofort ein. Nichts derart öffentliches. Das Deira von diesem Fehlschlag wusste, war schon zu viel. Wäre sie keine potenzielle Schülerin, er hätte sie allein deshalb schon noch an Ort und Stelle getötete und ihr Gehirn unwiederbringlich vernichtet. Stattdessen sah er sie nun an. Sie ließ sich immer noch nichts anmerken, hatte inzwischen aber mitbekommen das ihr zukünftiger Meister „womöglich ein wenig erregt war“. Nicht das sie es spüren oder an seinem Gesicht ablesen konnte. Doch falls sie kein Rake 2.0 war, sondern wie Sharoh ein bisschen nachdenken konnte, hatte sie das Schweigen unlängst richtig interpretiert. Deshalb spielte Hybris die Situation auch nicht herunter, sondern sagte:
„Keiner von uns ist vor Fehlschlägen sicher. Wir arbeiten und wirken in den höchsten Sphären, also müssen wir auch mit mehr Problemen rechnen. Vergiss niemals, das wir unmöglich alles kontrollieren und vorhersehen können. Ich habe so viel in ihn investiert und nun könnte alles dahin sein. Doch ich nehme mir vorher alles was ich gebrauchen kann. Was auch du schon sehr bald lernen wirst...“
Hybris sah sie noch eine Sekunde länger an, dann zückte er seinen Kommunikator und rief Yelm mit der Fury zu ihrer Position. Sharoh konnte sie nicht länger durch seine Verwandten zu dem Hinweis führen. So gerne der Lord dessen Familie auch abschlachten und durch Gedankenmanipulation beeinflussen wollte, noch war der trandoshanischen Apprentice nicht tot und sein Blut damit nicht nutzlos geworden. Solange er atmete, und sei es nun aus eigener Kraft oder nicht, konnten seine Verwandten auf Trandosha noch nützlich sein. Sie würden leben. Und Hybris Plan B nehmen. So ungern er diesen auch in Anspruch nah. Nicht umsonst war er nicht Plan A.
„Solange wir warten, kannst du mir mal erzählen wieso ich den Alchemisten, welcher dich herbringen sollte, nicht spüren kann und wieso er sich nicht gemeldet hat. Und tue dir selber den Gefallen und belüge mich nicht, was auch bedeutet das du - bewusst - keine Details auslassen solltest.“
Das was die Togruta würde verstehen müssen war nämlich, dass er immer zu seinem Lohn kam. Einmal in etwas investiert, und das hatte er allein schon dadurch, dass er Deira hatte herbringen lassen, würde er damit auch Gewinn machen wollen. Sharoh würde in seine Bestandteile zerlegt werden, sollte er doch nicht mehr erwachen können. Und Deira … ihre Seele würde in Hybris Schwert landen und der Körper … in einem Reagenzglas...
[Kashyyyk-System - Trandosha - Varic Steppe - Deira, Hybris und ein komatöser Sharoh]