H
Hezekiah Garr
Gast
Die vom LT einberufene Besprechung rief in Hezekiah Garr ein undefinierbares Gefühl in seiner Brust hervor. Es war ein Konvolut aus Antizipation, Tatendrang und einer stumpfen Freude an der Zerstörung, die ihn beseelte. Man konnte nicht sagen, dass Sergrant Major Garr untätig gewesen wäre, war er doch Teil der Operation gewesen, die in Capital City die entsprechenden Dokumente hatte bergen müssen. Man konnte nicht sagen, er hätte nur auf seinen quadratischen vier Buchstaben gesessen und in seinen großen Nasenlöchern gewühlt, als gäbe es dort wie in den Minen von Kessel das äußerst wertvolle Coaxium. Nein, er hatte seine Portion Frontaleinsatz gehabt und doch gierte er nach mehr. Er gierte danach endlich wieder einen richtigen Einsatz zu absolvieren. Auch wenn für den stämmigen Mann von Cantras Gola die tieferen Aspekte der negativen Verstärkung und besonders die Feinheiten der Destabilisierung auf einem strategischen Niveau ein Datapad mit sieben Verschlüsselungen war, so wusste er ganz genau um ihren taktischen Nutzen. Der Terror in den Facettenaugen des Nichtmenschen waren es, was ihn antrieb. Die Furcht vor Vergeltung, die Drangsal, die eine Zerstörung dieser Magnitude auslöste. Allein die Vorstellung der aufgebrachten Massen, im Angesicht der gewaltigen Explosion, ließ den imperialen Soldaten unruhig werden.
Nachdenklich betrachteten die Männer um den dunkelhäutigen Lieutenant das Hologramm des Theaters und lauschten den Erläuterungen des Platoon Leaders. Eisern und doch mit Tugend und Menschlichkeit führte Ajax Bayou die Truppe und Hezekiah Garr hoffte, dass er diesen Mann niemals durch eine Feldbeförderung beerben würde, wie es für ihn bisher stets der Fall gewesen war. Hochkonzentriert, was bei diesem Brecher von einem Mann stets ein besonderer Anblick war, folgte er den Worten und versuchte sich die Operation vor seinem inneren Auge vorzustellen, machte sich gedanklich Notizen zu Abzweigungen, mögliche erhöhte Positionen von denen sie aus die Situation unter Kontrolle halten würden und potenzielle Gefahrenquellen, die ihnen im Verlauf dieses Einsatz Probleme bereiten könnten. Inständig hoffte der Imperiale, dass es nicht zum Äußersten kommen würde. Ablenkungen verkomplizierten Operationen wie diese, sorgten für lose Fäden, gefährdeten den Ablauf. Alles was er wollte war, dass diese Explosion geschah und im HoloNet ihre Bahnen ziehen würde.
Es war nicht so, dass Hezekiah Garr ein Primitivling war, der Spaß an grundloser Zerstörung hatte, der in diesem bevorstehenden Gemetzel eine Genugtuung der niederen Instinkte fand. Auch wenn Garr keiner besonders hochtrabenden Ideologie folgte und auch sonst seine politischen Gedanken bereits vorverdaut und in mundgerechte Stücke zu konsumieren pflegte, ging etwas hinter der dicken Stirn des imperialen Soldaten vor sich. Jeder Akt, den er und die Delta Kompanie ausübten, war ein Akt der Rache für die Schmach der Operation des Regimes gegen das Galaktische Imperium. Jede Welt, die das Imperium sich einverleiben würde, stärkte es um irgendwann den Kampf wieder zu dem unrechtmäßigen Regime von Dac zu bringen. Daher war es für den nicht unbedingt durch Körpergröße glänzenden Imperialen ein inneres Plomblüten pflücken, als der LT aufzählte, welchen Lebensformen sie mit diesem verdeckten Angriff schaden würden. Innerlich musste er schmunzeln. „Hö, Bärenmenschen“ dachte Garr belustigt und zog die Augenbrauen zusammen, was seine Stirn in Furchen warf, während er ein Glucksen unterdrückte und sich stattdessen lediglich räusperte.
„Jawohl, Lieutenant!“ antwortete sowohl Hezekiah Garr als auch die zur Besprechung geladenen Sergeants auf die Frage Bayous.
Der innere Tatendrang des bulligen Sergeant-Majors bewog ihn dazu nun ebenfalls aufzustehen. Mit seiner hüftbetonten Körperhaltung stemmte er die Finger hinter die Gürtelschnalle, sodass er ein besonders breites aber nicht gerade hohes Profil abgab und blickte ernst in die versammelten Gesichter. Einem von der Gravitation benachteiligten Kath-Hund gleich, bellte der Sergeant Major, der gerne durch seine derbe, kantige Art auffiel, weitere Befehle an die versammelten Soldaten.
„Ihr habt den LT gehört: Informiert eure Männer und dann geht’s los. Ich will euch alle in euren schönsten Straßenklamotten ohne Angstmütze und Rebellenschießprügeln um 1900 an den Landeplattformen sehen.“
„Zu Befehl, Sergeant Major!“ tönte es aus den Mündern der Sergeants und erst als auch ihr LT nickte, entfernten sich die Männer von dem Duo.
Doch auch Garr verblieb nicht lange, denn auch er musste sich noch umziehen und auf die kommende Operation vorbereiten. Sein Weg führte ihn zurück in die Stuben, wo bereits fein säuberlich seine Kleidung für den kommenden Einsatz lag. Die zivile Kleidung bestand aus einer sandfarbenen Cargohose, die weit genug war, um die mitgebrachten Werkzeuge sicher verstauen zu können, die sie benötigen würden. Dazu zählten unter anderem auch die besonders wertvollen Antisicherheitsklingen, mit denen sie sich zu einer Vielzahl an Türmechanismen Zugang verschaffen konnten. Über dieser trug Garr ein schwarzes T-Shirt und um seinen Holster zu verdecken einen braunen Mantel, dessen Taschen Platz für Munition und andere Dinge Platz bot. Da es von äußerster Wichtigkeit war, dass sie im Ernstfall für Handlanger des Regimes von Dac gehalten wurden, durften sie auch nicht ihre gewohnte Technologie benutzen, sondern würden mit P-4 Gelenkcomlinks Kontakt halten, sobald die Funkstille nicht mehr galt. Auch in der Wahl ihrer Waffe waren sie beschränkt und benutzten daher explizit das von den damaligen Rebellen und ihren Nachfolgern präferierte DH-17. Auch wenn keiner von ihnen es jemals offen zugeben würde, erwies sich dieser Blaster doch im Gefecht. Seine semiautomatische Natur, die auf eine Vollautomatik umgestellt werden konnte, bot Platz für 500 Schuss, sofern der Lauf nicht überhitzte.
Mit großer Konzentration band sich der Sergeant Major die Schnürsenkel, die Zungenspitze ragte zwischen den Lippen hervor während er den zweiten Knoten band, aufstand und die Kleidung zurechtrückte.
An der Landeplattform angekommen, standen die Soldaten in loser Formation herum und vertrieben sich mit Gesprächen und Kartenspielen die Zeit, bis der Sergeant Major mit dem mächtigen Stimmorgan ein schallendes „AAAAAACHTUNG!“ erklingen ließ. Die Soldaten formierten sich und nahmen umgehend Haltung an, sodass sie nun, in Reih‘ und Glied, in ihren zivilen Kluften aussahen wie ein Haufen Aganauten am ersten Tag in der Armee. Ein Grinsen unterdrückend, schritt der Sergeant Major die Aufstellung ab und inspizierte die Soldaten. Es war von großer Wichtigkeit, dass ihre Aufmachung authentisch wirkte und soweit das Garr, mit seinem maximal rudimentären Modeverständnis erfassen konnte, ging dieser Haufen durchaus als Zivilisten durch. Sie würden wie Vornskr verborgen in der Herde ihrer Beute wildern und dort zuschlagen, wo sie es am wenigsten erwarten würden.
Nach geraumer Zeit erschien auch der Platoon Leader, pünktlich auf die Minute, auf der Landeplattform, sodass Hezekiah Garr sich in seine Richtung begab und vor seinem Vorgesetzten zackig salutierte.
„Sir, melde das Aurek Platoon als vollzählig und einsatzbereit!“
In seinen Augen spiegelte sich die perfide Vorfreude auf das, was sie tun würden, auf die Mission die vor ihnen lag und vor allem auf das, was diese Operation auslösen würde.