Ketaris

Ketaris-Im Dorf-Dorfplatz- Mit Dex und einigen Männern aus dem Dorf.

Die Situation war gefährlich, aber nicht aussichtslos. Was auch immer Dex da zu schaffen machte, versuchte sie zu demoralisieren- oder was auch immer seine Absichten waren. Sein "Angebot" ihr Chaos zu zeigen, liess Alicia mit der Stirn runzeln. Die Galaxis war, bei der Macht, chaotisch genug. Was aber nicht bedeutete, dass der Kampf dagegen aussichtlos war. Er war nötig. Im Kleinen wie im Grossen. Was jetzt eine erfreuliche Wendung war, war die Reaktion der Wesenheit gegen ihr Bestreben,die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Offensichtlich mochte es keine Befehle. Sehr gut. Er sprang zurück und Alicia hatte das Gefühl, das nicht ihr Befehl allein der Grund dafür war und keifte sie giftig an. Die Jedi drehte sich zu ihrer Padawan um und sah in eine Fratze, die sie so noch nie bei ihr gesehen hatte.

"Ich möchte die Zuschauer bitten, uns etwas Privatsphäre zu geben. Bitte begeben sie sich in einen Innenraum und verschliessen sie Fenster und Türen."

Sie waren nicht allein, das durfte sie nicht vergessen. Das Risiko für die Zivilisten zu minimieren war jetzt ein Faktor. Ein anderer natürlich immernoch, Dex unnötige Demütigung zu ersparen.

"LOS."

wies sie die Leute an und liess Dex dabei nicht aus den Augen, die sie weiterhin anstarrte und sie beschimpfte. Alicia nahm nichts davon persönlich. Das war nicht Dex, die da sprach. Aber sie durfte auch nicht zulassen, dass dieses Wesen mit ihrer Padawan verschwand. Aber ihr Befehl schien dennoch zu wirken, denn auch wenn sie den Flucht-Wunsch spüren konnte, bewegte sich Dex keinen Meter weg. Statt dessen schrie und fluchte ihre Padawan wie von Sinnen. Ein wirklich beunruhigender Anblick. Alicia war sich nichmal sicher, ob wirklich immer sie gemeint war, oder ob Dex innerlich einen Kampf gegen dieses Erscheinung austrug und dabei war zu gewinnen. Ihre Padawan keifte etwas von einem schwachen Fragment und Alicia lächelte.

"Du hast keine Ahnung von Stärke und wer hier eigentlich der Schwache ist. Du wirst dich noch wundern, mit wem du dich anlegst."


Sprach sie ruhig aber voller Entschlossenheit.Dabei sah sie Dex tief in die Augen und die Kampfbereitschaft in ihrem Blick hätte wohl jeden zumindest verunsichert. Und das das funktionierte erkannte Alicia an dem hasserfüllten Blick, den Dex' Körper ihr als Antwort gab. Hass war die Folge von Furcht. Grosser Furcht. Und dem Wissen, dass man nichts dagegen tun konnte, um den Lauf der Dinge zu ändern. Alicia lächelte wissend. Oh ja, das Was-auch-immer fürchtete sie und sie wusste es. Als nächstes schrie Dex als hätte sie grosse Schmerzen und fiel um. An den Häusern gingen Türen auf und die Leute sahen voller Furcht zu ihrer Padawan, welche sich gerade aufsetzte und sich unsicher umsah.

"Alles in Ordnung. Wir haben es unter Kontrolle."


kommentierte sie, ehe sie zu Dex ging. Die lies sich gerade wieder ins Gras fallen und starrte in den Himmel. Alicia ging neben ihr in die Hocke, musterte kurz das Gesicht ihrer Schülerin und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie war keine Heilerin. Bei weitem nicht. Und die Effekte ihrer Bemühungen konnten sich höchstens als Linderung bezeichnen. Aber es war immernoch besser als nichts und wenn es Dex dabei half, sich etwas zu entspannen, war das doch schonmal ein Anfang.

"Zwei zum Preis von einem. Sowas bekommt auch nicht jeder. Was weisst du über unseren Gast?"

fragte sie ihre Padawan und sah sie neugierig an. Von Furcht keine Spur. Von Misstrauen keine Spur. Sie sah darin eine Aufgabe, die sie angehen mussten. Gemeinsam. Sie und Dex. Und vielleicht noch ein richtiger Jedi-Heiler, wobei die derzeit schwer aufzutreiben waren. Die sassen alle auf Coruscant und Alicia hatte eigentlich erstmal andere Ziele. Aber vielleicht war die Macht ja mit ihnen und es gab eine andere Lösung. Bis dahin wäre es gut, so viel wie möglich über die Präsenz herauszufinden. War es eine losgelöste Ausprägung von Dex selbst oder etwas externes, das sich in ihrer Schülerin verbarg? So oder so, Alicia juckte es schon an den Fingern, sich mit dem Ding anzulegen. Oh ja.

Ketaris-Im Dorf-Dorfplatz- Mit Dex und einigen Männern aus dem Dorf.
 
---Ketaris | Nahe im Dorf | auf dem Dorfplatz | Dex mit Alicia, Männer aus dem Dorf---



Sie lag einfach da. Was um alles in der Welt war da bitte passiert?! Sie war scheinbar nicht nur bewusstlos gewesen. Woran konnte sie sich erinnern? Die Übung mit Alicia und dann? Irgendwann musste sie weggetreten sein. Weil ohne Unterbrechung dieser Alptraum kam. Oder war es vielleicht mehr als das? Was war da bitte los gewesen?! Müde war sie. Also geschlafen hatte Dex wohl doch nicht. Und warum schmerzte ihr Schädel so? Was war in ihrem Geist los? Kurz darauf legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte instinktiv zusammen, jedoch bemerkte die Padawan recht schnell, dass es eine inzwischen vertraute Person war.

“Was ist passiert?”

Flüsterte Dex leise. Sie verstand nicht, was los war. Doch schien auch Alicia etwas ratlos. Zumindest wirkte es durch die Frage, was Dex über irgendeinen ungebetenen Gast fragte. Die Padawan war verwirrt. Welcher Gast?

“Sind Sith hier? Oder das Imperium? Welcher… Gast?”

Ihre Sicht verschwamm ein wenig. Etwas zittrig setzte sich Dex dann aber doch auf und bemerkte die Blicke der ganzen Dorfbewohner. Eltern zogen ihre neugierigen Kinder hinter sich, wenn Dex in ihre Richtung schaute. Allgemein schien die Lage ziemlich angespannt. Etwas war passiert. Etwas wirklich Schlimmes. Die Padawan schluckte und schaute noch einmal nervös zu Alicia.

“Welcher Gast?”

Es war etwas passiert. Definitiv. Und es hatte mit ihr zu tun.

“Ich glaube… ich sollte gehen…”

Vielleicht war es besser, Abstand von diesem Ort zu bekommen. Egal was los war… Die beiden Frauen sollten besser unter sich sein. Konnte Dex ihrer Meisterin zeigen, was in ihrem Geist los war? War dort nun alles wieder ruhig? Oder war da nun immer noch so etwas komisches am Laufen? So oder so… Egal was los war… Es beunruhigte die Dorfbewohner und scheinbar warf es bei Alicia Fragen auf. Nervös schaute Dex auf ihre Hände und hatte kurz das Gefühl, dass sie mit Blut verschmiert wären. Jedoch verschwand es, nachdem die Padawan ein paar mal geblinzelt hatte. Irgendetwas zog sich in Dex Magen zusammen. Es war schrecklich.





---Ketaris | Nahe im Dorf | auf dem Dorfplatz | Dex mit Alicia, Männer aus dem Dorf---
 
Ketaris-Nahe dem Dorf- Auf dem Dorfplatz- mit Dex und ein paar Männern aus dem Dorf

Da war sie wieder. Ihre Padawan. Unsicher und irritiert von Nähe jeglicher Art. Sie zuckte zusammen, als Alicia ihr die Hand auf die Schulter legte und fragte, was passiert war.

"Schh. Nichts, worum du dir jetzt Gedanken machen solltest. Ich versuch, dir bisschen zu helfen, ok? Mach langsam.»

Wenn sie Dex jetzt bis ins Detail erzählte, wie sie sie angegriffen und beschumpfen hatte, würde sie sich nur Vorwürfe machen. Unnötigerweise. Ausserdem war Dex offensichtlich immernoch geschwächt. Auf ihre Frage reagierte Dex irritiert und fragte, von wem sie sprach. Alicia nickte.

"Also garnichts. In Ordnung.»

Der Blick der anderen um sie herum beunruhigte sie und Alicia wusste auch, dass die eigentlich nicht begonnene Unterrichtsstunde bereits vorbei war.

«Wenn, dann sollten WIR gehen. Ich möchte, dass du in nächster Zeit NICHT von meiner Seite weichst. Du bleibst in Blickweite, verstanden?»

Alicia erhob sich und reichte ihrer Padawan die Hand, um ihr aufzuhelfen.

«Du brauchst eine Nasszelle, einen Tee und dann … sprechen wir.»

Sie wandte sich an einen der Männer und verneigte sich

«Es tut mir leid, dass wir die Unterrichtseinheit nicht beenden konnten. Ich lasse euch meine andere Begleiterin da. Sie ist zwar keine Jedi, beherrscht aber auch unzählige Kampftechniken. Sie wird euch anleiten.»

Lucienne trat aus den Schatten, aus denen sie sie im Blick behalten hatte und nickte. Alicia sah sie an.

«Bring den Leuten ein paar Basics bei, wie sie sich die Sklavenfänger vom Leib halten können. Ich gehe mit Dex zum Schiff zurück und kümmere mich da um sie.»

Dex sollte jetzt nicht allein sein. Allerdings musste Alicia sich auch fragen, was ihre Aufgabe als Jedi war.Sie seufzte. Auf Coruscant war Dex verschwunden, obwohl noch nicht klar war, ob sie ganz vertrauenwürdig war. Das Problem hatte sich inzwischen erledigt, aber jetzt tauchte ein Neues auf und eigentlich konnte Alicia der Bevölkerung nicht zur Verfügung stehen, solang das nicht behoben war. Um sich selbst machte sie sich keine Sorgen. Aber wenn das Etwas sie ausgeschaltet hätte, wär sie vielleicht auf die Zivilisten gegangen und das war ein absolutes No-Go. Noch einmal wandte sie sich an den Mann, der sich irgendwie als Leader der anderen hervorgetan hatte und lächelte

«Ihr seid in guten Händen, macht euch keine Sorgen. Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft und möge die Macht mit euch sein.»

Dann wandte sie sich an Dex und legte ihr behutsam eine Hand auf den Rücken und führte sie in Richtung des Gebäudes, in dem der junge Zabrak und seine Mutter den Geschehnissen ausgewichen waren. Alicia lächelte Dex an.

«Wir sollten nicht vergessen, warum wir eigentlich hier waren, hmm?»

Die Mutter öffnete die Tür und sah sie erschrocken an. Alicia lächelte.

«Wie gehts dem Kleinen?»

fragte sie und die Mutter winkte sie rein. Der Junge sah immernoch krank aus und sah sie aus glasigen Augen an. Die Jedi ging vor dem Jungen in die Hocke.

«Hey du. Dir gehts noch nicht so gut, hmm?»

Der Junge starrte sie nur an und Alicia nickte.

«Tja, was machen wir jetzt mit dir? «

«Ich will nicht von hier weg!»

sagte der Junge leise und Alicia nickte und lächelte aufmunternd.

«Ich kann verstehen, wenn du ausgerechnet jetzt nicht hier weg möchtest und deine Mutter noch brauchst. Aber hey, was meinst du: Wir haben die verhauen, die hier angegriffen haben. Und als Entschuldigung haben sie ein funktionsfähiges Raumschiff hier gelassen. Wie wärs, wenn du erstmal wieder gesund wirst und wenn du bereit bist, schaust du dir mal die Schule für junge Jedi auf Haruun Kal an. Du kannst da auch mit deiner Mutter alles anschauen gehen und wenn es dir gefällt, kannst du da hin ziehen. Es ist allerdings ein Internat. Das bedeutet: Du lebst da mit anderen Kindern zusammen, die genau so sind wie du. Und du hast gute Lehrer, die auf deine Bedürfnisse besser eingehen können als die Lehrer an einer normalen Schule. Darum existiert dieser Ort.»

Sie lächelte und legte dem Zabrak eine Hand auf die Schulter.

«Überleg es dir und vielleicht sehen wir uns bald wieder. Bis dahin: Gute Besserung.»

Alicia erhob sich und sah die Mutter an, die sie auch mit einer gewissen Erleichterung ansah. Alicia nickte.

«Ich gebe ihnen auch meine Kontaktdaten oder sie können- nun , da sie um die Machtsensitivität ihres Kindes wissen- den Jedi-Orden auch jederzeit direkt kontaktieren. Ich muss sie jedoch darauf hinweisen, dass eine ungeschulte Machtsensitivität gefährlich sein kann. Nicht muss, aber je nach dem, welche Talente in dem Jungen schlummern, kann er sich und-oder seine Umgebung gefährden. Insbesondere starke Emotionen wie Furcht oder Wut können eine unbewusste Machtnutzung auslösen.Telekinetische Wellen sind ganz typisch. Sich entwickelnde Empathie kann einen Teenager schnell überfordern und zu sozialer Abgrenzung und Gereiztheit führen. Um nur ein paar Komplikationen zu nennen. Ich will ihn jetzt aber auch nicht krank von hier fort bringen. Gerade jetzt braucht er sie wohl noch stark. Aber wie gesagt: Wenn sie das Gefühl bekommen, dass er professionelle Hilfe braucht, sagen sie rechtzeitig bescheid, ja?»

Die Mutter nickte und nahm die Kontaktdaten an, die Alicia ihr überreichte.

«Ich danke euch.»

sagte sie leise und Alicia schüttelte den Kopf.

«Dafür nicht. Passen sie auf sich auf und...»

Sie grinste den Jungen an.

«...möge die Macht mit ihnen sein.»

Die Macht musste in der Tat mit ihnen sein, so gefährlich, wie sie hier lebten. Dann trat sie aus dem Haus und machte sich zusammen mit Dex auf dem Weg zu den Schiffen zurück. Dabei kamen sie an Lucy vorbei, die gerade einen der Männer auf den Rücken warf. Alicia schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln und wandte sich ein Stück weiter an Dex. Ihr kleines Sorgenkind.

«Was ist das letzte, woran du dich erinnern kannst?»

fragte sie und überlegte sich, wie sie am behutsamsten herausfand, ob Dex’ Geist verletzt war oder sie bessen war. So oder so war Dex nicht einsatzfähig so. Und sie brauchten vielleicht einen Heiler. Automatisch dachte Alicia an Joras, doch der sollte sich auf seine Prüfungsmission konzentrieren. Wen kannte sie noch gut unter den Heilern? Viele waren verschwunden, seit dem Fall Corellias. Noch mehr waren auf Coruscant gebunden. Sie würde eine Anfrage stellen müssen und auf eine brauchbare Antwort hoffen, die nicht «Kommt zum Tempel» hiess. Dieses verdammte C-Virus! Nach Hause zu gehen , selbst wenns nur für ein paar Stunden war, war nie ein Thema gewesen. Jetzt musste man immer bedenken, dass man Wochenlang in Quarantäne war und damit nicht im Einsatz war. Der Orden war gespalten. Jene, die im Gefahrenbereich waren, verliessen den eigentlich nicht und wenn dann nur unter viel Umstand. Und jene, die ausserhalb waren, bemühten sich, nicht rein zu gehen, um als mobile Einheiten des Ordens noch flexibel Einsetzbar zu sein. Kein optimaler Zustand, aber das Beste, was sie aus dieser Situation machten konnten.Vorerst

Ketaris-Nahe dem Dorf- Auf dem Weg zu den Schiffen- mit Dex
 
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---Ketaris | Nahe im Dorf | auf dem Dorfplatz | Dex mit Alicia, Männer aus dem Dorf---



Dex lag da. Die Worte von Alicia… Irgendwas stimmte hier ganz gewaltig nicht. Ihr Blick war starr zum Himmel gerichtet.

“Also ist etwas passiert…”


Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Sie ballte ihre Fäuste. Bei dem Satz, dass sie gehen sollten, also sie als Gruppe und nicht Dex alleine schnaubte die Padawan kurz. Sie war doch nicht richtig hier. Sie hätte niemals hierher kommen sollen. Dex war verdammt, oder? Was, wenn es wirklich so war? Langsam und zittrig kämpfte sich die Padawan wieder auf ihre Beine. Die Hand ihrer Meisterin zur Hilfe zu nehmen, hätte sich falsch angefühlt. Daher verzichtete die junge Frau darauf und schaute sich noch einmal im Dorf um. Die Stimmung war mehr als deutlich. Irgendetwas war geschehen. Andernfalls wäre Dex auch nicht wieder in der ‘bleib in meiner Sichtweite’-Phase. Da aber definitiv etwas hier draußen passiert war, würde die Padawan sich an die Worte ihrer Meisterin halten.

Wenig später machten sie sich auf den Weg zu dem Haus, in dem der kleine Zabrak gelegen hatte. Zumindest ein Problem wurde nun gelöst. Schließlich lag Dex Roben-Mantel noch vor der Hütte und so konnte sie diesen wieder überwerfen. Instinktiv warf sich die Padawan die Kapuze über den Kopf und schob ihre Hände in die Taschen. Beim Blick der Mutter senkte Dex instinktiv ihren Blick. Es war beschämend. Alle hatten nun so viel Angst und waren verunsichert. Als der Junge meinte, dass er nicht von hier weg wollte, wandte sich Dex ihm zu. Sie spürte wieder diesen Schmerz. Eigentlich hatte die Padawan immer von den Orten weg gewollt, an denen sie gelebt hatte. Traurig wanderte ihr Blick nach draußen. Diese Angst. Früher war sie wie ein schützender Mantel auf ihren Schultern gewesen. Jedoch jetzt? Jetzt wog sie schwer. Beinahe unerträglich. In der Zwischenzeit beendete Alicia das Gespräch mit der Mutter und dem Jungen. Beim Abschied deutete die Padawan eine leichte Verbeugung an, ehe sie froh war, wieder draußen zu sein. Zusammen liefen sie an der Trainingsgruppe vorbei in die Richtung der Schiffe. Die Frage, welche kurz nach dem Verlassen des Dorfes folgte, ließ die Dex den Blick abermals sinken.

“Ich weiß nur, dass wir mit den Bewohnern trainieren wollten. Auch, dass wir angefangen hatten… Und dann…”

Dex schluckte bei der Erinnerung und ließ sich auf einem umgekippten Baumstamm nahe der Schiffe nieder.

“Ich war in diesem Raum… diesem Kerker… Mein Vater war da…”

Kurz darauf schloss die Padawan ihre Augen.

“Es war dunkel… Es wollte nicht aufhören. Es war, als wäre ich nie entkommen. Ich fühlte mich Hoffnungslos… Selbst die Schmerzen fühlten sich echt an…”

Ein wenig nervös schaute Dex ihre Meisterin an.

“Ich glaube… ich verliere langsam meinen Verstand… Ich dachte ich wäre irgendwie eingeschlafen oder so… Denn ich bin immer wieder da… wenn ich schlafe… wenn ich meditiere kann ich diesen Raum sogar betreten. Aber nie war… Nie war Dad da…”

Traurig schaute die Padawan auf den Boden vor sich.

“Willst du noch etwas wissen?”

Frage die Padawan matt. War sie überhaupt noch eine Padawan? Oder war sie vielleicht schon ausgemustert? Der junge Zabrak schien schließlich wie ein guter Anwärter. Oder was würde nun aus Dex werden?





---Ketaris | Nahe im Dorf | Nahe der Raumschiffe | Dex mit Alicia---
 
Ketaris - Stadt - Gefängnis - Tenia

Tenia war bisher noch nie in einem Gefängnis gewesen. Weder als Insassin, noch als Besucherin und dennoch erinnerte sie all das an die Ausnüchterungszelle, in der sie nach der Feier auf Mon Calamari ihren Abend hatte verbringen dürfen. Steven in der Zelle daneben, nachdem sie im Pool, im privaten Bereich gewesen waren. Padmes Strafe. Damals hatte Tenia das furchtbar ungerecht empfunden und kein gutes Haar an der Frau lassen können. Heute wusste sie, dass es absolut verdient gewesen war, dass sie diese Strafe gewählt hatte, denn als Jedi ziemte es sich tatsächlich nicht zu lügen und in verbotene Bereiche vorzudringen. Hatte sie damals also zurecht in einer Zelle gesessen, war das, was jetzt geschah, tatsächlich ungerecht, auch wenn Tenia sich zu benehmen wusste. Nichts hatte geholfen, weder eine Erklärung noch der Versuch der Überzeugung und verübeln konnte sie das weder der Security vor Ort, noch dem Sicherheitsdienst hier. Denn selbst wenn man die Aufzeichnungen auswertete, wie man ihr geflissentlich erklärte, würde eben das zu sehen sein, was Zulia vermuten wollte. Die kleinwüchsige Nullianerin aus der Vergangenheit war zurückgekehrt, um erneut Neid und Missgunst zu zeigen. Niemand würde einen Test auf Machtsensivität mit Zulia durchführen, daher sprachen die Beweise wirklich gegen die junge Frau.
Außerdem hatte sie sich nur wenig später doppelt verdächtig gemacht. Sie hatte eine Erschütterung der Macht gespürt, eine so heftige Erschütterung, dass sie beim Laufen ins Wanken gekommen war. Sie hatte sich an einer Wand abgestützt und ein paar Sekunden gebraucht – etwas, dass die Sicherheitsleute gegen sie verwendet hatten.
In der Gefängniszelle selbst hatte Tenia versucht sich die Frage, was sie da gespürt hatte, selbst zu beantworten, aber alles, an was sie denken konnte, war beängstigend gewesen und so war sie beklommen in der Zelle auf und ab gelaufen. Erst ein paar Stunden später, hatte man ihr endlich die Erlaubnis erteilt, sich an einen Anwalt wenden zu dürfen, um sie erneut warten zu lassen.
Dann hatte man ihr ein Comlink gebracht.

***

Jetzt saß sie da und überlegte fieberhaft, bei welchem ‚Anwalt‘ sie sich melden sollte. Sie hatte keinen und ihren Eltern würde sie bestimmt nicht schreiben. Nei war noch immer spurlos verschwunden, Akani war gerade erst zum Ritter geschlagen worden und … Steven.
Sie musste schmunzeln, als sie erneut an Mon Calamari denken musste. Steven, mit dem sie sich endlich ausgesprochen und bei dem sie sich trotzdem nicht gemeldet hatte. Seine Comnummer kannte sie tatsächlich auswendig und vielleicht konnte der Ritter ihr helfen.


*** Nachricht an Steven Crant ***

Hallo Steven,

diesmal war es nicht Padme, die mich verhaftet hat, sondern der Sicherheitsdienst auf Ketaris.
Vielleicht kannst du es einrichten, mich zu besuchen (nicht in der Zelle neben mir ), oder einen anderen Jedi schicken, der mich hier raus holt? Ich bin im Gefängnis in der Hauptstadt und man wirft mir Randale vor. Ich erzähle dir alles, wenn ich hier wieder raus bin. Bis dahin hast du hoffentlich aufgehört zu lachen.

Tenia


PS: Schick bitte nicht Padme, das wäre peinlich

*** Ende der Nachricht***
Sie hoffte, dass Steven wirklich konnte – konnte aber kaum erwarten, dass man ihr das Com ließ, damit sie eine Antwort bekam. Irgendwer würde sich schon melden, notfalls beim Gefängnispersonal selbst. Wie viele Stunden das dauern würde? Tja, das wussten wohl nur die Sterne.

Ketaris - Stadt - Gefängnis - Tenia

 


~ Coruscant ~ Orbit ~ Luxus-Yacht "Elysia" ~ Baron-Suite ~ allein ~



Es war eine Rotation, wie sie für Coruscant üblich war – hektisch, hell, und doch voller Geheimnisse. Der Baron von Cirrus saß in seiner Suite an Bord der Luxus-Yacht "Elysia" und starrte nachdenklich aus dem imposanten, glasklaren Fenster, welches die Schönheit des Stadtplaneten kaum einzufangen wagte. Sein Blick wanderte auf den Holokommunikator in seiner Hand, auf dem er soeben eine Nachricht erhalten hatte. Sie war kurz, bündig und mit einer gewissen Prise Humor gespickt und dennoch ließ ihm der Inhalt keine Ruhe. Ein Hauch von Sorge lag auf Stevens Blick während er die Mitteilung erneut Wort für Wort studierte. Tenia saß im Gefängnis auf Ketaris und bat um seine Hilfe. Viele Worte zu den Gründen verlor sie nicht und dennoch konnte Steven spüren, dass eine gewisse Ernsthaftigkeit dahintersteckte und auch wenn sie davon sprach, dass durchaus andere Jedi zur Hilfe eilen konnten, hatte es einen Grund wieso sie gerade den Baron von Cirrus kontaktierte. Es war eine private Mission die sowohl äußerstes diplomatisches Geschick, als auch sensible Verschwiegenheit voraussetzte. Zwei Qualitäten die dem Baron sprichwörtlich in die Wiege gelegt worden waren. Dennoch: Er wusste, dass die Mission schwierig sein würde. Die Handelswelt Ketaris war bekannt für ihre politisch komplexe Lage, und die dortige Regierung war oft nur schwer zu durchschauen, von lokalen Regionalverwaltern ganz abgesehen.

Mit einem Seufzen erhob sich der Baron von Cirrus und betätigte den Intercom um seinem Piloten mitzuteilen, dass das nächste Ziel Ketaris sein würde. Während der Yacht durch den Hyperraum glitt, gingen ihm zahlreiche Gedanken durch den Kopf: Wieso wurde
Tenia wegen Randale festgehalten!? War dies eine Falle in irgendeiner Art? Er spürte alte Zweifel und das unerledigte Thema zwischen der Nullianerin und dem Cirresen wie eine Last auf dessen Schultern ruhte. Die Reise zu den Randwelten verlief ruhig, und Steven nutzte die Zeit, um sich auf die bevorstehenden Verhandlungen vorzubereiten. Steven hatte auf unterschiedlichen Missionen selbst das ein oder andere schwierige diplomatische Manöver durchlaufen, aber dieser Fall war anders. Es war Tenia, und das bedeutete, dass seine eigene Emotionen ein Risiko darstellen konnten.

Als Ketaris am Horizont erschien, sammelte Steven seine Gedanken. Um Tenia aus der Gefangenschaft zu befreien, würde er mit einem kühlen Kopf vorgehen müssen. Das bedeutete klare aber bestimmte Verhandlungen, und obwohl Steven stolz auf seine diplomatischen Fähigkeiten war, wusste er, dass Ketaris dafür ein schwieriges Pflaster war. Die lokalen Machthaber waren oft misstrauisch gegenüber Jedi, nein eigentlich gegenüber sämtlichen anderen Personen, und die Atmosphäre auf dem Planeten war aufgrund der wirtschaftlichen Situation in der Galaxis angespannt. Die Bevölkerung von Ketaris war durch Handelsbeziehungen geübt darin Kompromisse einzugehen aber auch eigene Interessen knallhart durchzusetzen. Steven war nicht naiv und ging daher nicht von einer schnellen Lösung aus. Nachdem die üblichen formellen Protokolle bei der Landung durchgeführt wurden machte sich der Baron von Cirrus gemeinsam mit dem Petty Officer 1st Class der Elysia auf den Weg zum Gefängnis. Rane Alexis war ein loyaler Bediensteter, der im Falle von.. Unstimmigkeiten und Problemen weitere Hilfe holen konnte. Steven wies Alexis an einen Gleiter aufzutreiben und nach einer kurzer Fahrt jenen einige Meter vor dem Gefängnis abzustellen und zu warten.

Mehrere schwer bewaffnete Wachen umstellten das Gebäude und Steven prüfte nicht nur mit seinen menschlichen Sinnen die Umgebung. Nicht, dass er vorhatte
Tenia mit Waffengewalt aus dem Gefängnis zu befreien, doch er hatte mittlerweile gelernt sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Und was sollte zwei ausgebildete Jedi-Ritter schon aufhalten können!? Mit einem diplomatischen Lächeln betrat er das Gelände und forderte beim Pförtner ein Treffen mit dem Verantwortlichen ein. Nach wenigen Minuten öffnete sich die stählerne Pforte und der Baron von Cirrus wurde von zwei Wachleuten durch die kalten Gänge geführt, ehe er aufgefordert wurde in einem ebenso kalten, steinernen Verhörraum, der Zweckmäßigkeit und Strenge ausstrahlte, zu warten. Ein Tisch und zwei Stühle standen etwa mittig in dem Raum. Der Jedi-Ritter verschränkte seine Arme in der tiefen Robe und stellte sich demonstrativ neben den Tisch. Er blickte sich erneut um, doch viel war hier nicht zu sehen. Ein Raum mit einer Tür, zwei Stühlen und einem Tisch. Keine sichtbare Kamera und noch nicht einmal eine doppelwandige Glasscheibe.

Nach kurzer Zeit ertönten Schritte über den langen, kalten Flur und kurz darauf öffnete sich die Tür. Ein durchschnittlich gewachsener Mensch mit durchdringendem Blick und süffisanten Lächeln trat herein. Er wirkte streng, kühl und an formellen Abläufen interessiert und hätte er die graue Uniform des Imperiums getragen, Steven hätte schwören können, dieser Mann stammt aus der Verwaltungsebene von Bastion. Ohne den Jedi-Ritter zu begrüßen, geschweige denn anzuschauen bewegte sich der Mann auf einen der Stühle zu, legte ein Holopad auf den Tisch und setzte sich. Erst jetzt blickte er dem Jedi in die Augen.


„Aah, der Baron von Cirrus. Was für eine Ehre, einen Jedi-Ritter von Ihrem Rang bei uns zu haben."

begann der Verwalter, und sein Tonfall verriet eine gewisse Abneigung, die Respekt und Spott gleichermaßen vermischen ließ. Steven nickte höflich, wusste aber dass das Spiel schon längst begonnen hatte.


„Ich bin hier, um das Missverständnis bezüglich der Jedi-Ritterin Tenia Lumiran zu klären. Sie.."

„Jedi Crant.."

noch bevor Steven seinen Gedanken zu Ende formulieren konnte unterbrach ihn der kühle Mann mit einem ernsten und tiefen Blick in die Augen.

„Wir haben klare und direkte Anweisungen wie wir mit Kriminellen zu verfahren haben. Auch mit Angehörigen aus Ihrem.. Orden. Ihre Gefährtin hat gegen lokale Vorschriften verstoßen. Die Ermittlungen dazu laufen, die Beweise sprechen eine eindeutige Sprache und eine schnelle Entlassung ist in solchen Fällen nicht vorgesehen."


Steven spürte, wie seine Geduld schon jetzt auf die Probe gestellt wurde. Wie konnte dieser armselige Verwaltungswicht es wagen? Doch der Baron und Jedi hielt sich zurück. Er wusste, dass ein diplomatisches Vorgehen ihn hier weiter bringen würde. Steven ließ das diplomatische Lächeln aufblitzen und atmete tief durch ehe er bedeutungsschwanger ansetzte, sich langsam auf den Stuhl gegenüber setzte und die Hände beschwichtigend vor sich hielt.

Ich verstehe die Situation und respektiere die Gesetze von Ketaris. Doch ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden können, die Ihren Anforderungen entspricht, ohne dass es zu Spannungen zwischen Ketaris und dem Orden der Jedi oder gar der Neuen Republik kommt."

Steven wusste, dass er die Balance finden musste zwischen seinem Wunsch, Tenia zu befreien, und seiner Rolle als Jedi. Auch durfte er sich in dem kommenden Gespräch nicht zu weit auf dem Fenster lehnen. Sowohl Drohungen als auch Versprechungen musste immer mit Inhalt gefüllt werden und in letzter Konsequenz der Realität entsprechen. Der Mitarbeiter erwiderte jedoch trocken.


„Jedi Crant, die Lösung ist, dass Jedi Lumiran aufgrund der laufenden Ermittlungen und der bestehenden Beweise weiterhin eingesperrt bleibt. Von ihr geht kein kleines Risiko aus."

Auch wenn der Mann es auf etwas komplett anderes bezogen hatte, wusste Steven wovon er sprach. Tenia war eine mächtige Jedi-Ritterin, stark im Umgang mit der Macht und geschickt mit dem Lichtschwert, oder präziser: ihrer Lichtlanze. Wenn sie sich auf ihre Gefühle verließ war sie nicht nur gefährlich, sondern gleichwohl bewundernswert. Aber vorerst musste er mehr erfahren, musste mit Tenia sprechen um diese Situation aufzuklären. Doch Steven wusste auch, er würde hier vorerst nicht weiterkommen, denn die Gesetzte der Neuen Republik galten auf Ketaris schlichtweg nicht.

„Ich möchte die Gefangene jetzt sprechen."

erwiderte Steven in einem ebenso trockenen und bestimmenden Tonfall. Der Mitarbeiter schaltete sein Holopad aus, erhob sich mit den Worten selbstverständlich und wollte den Raum soeben verlassen.

„Bevor ich es vergesse, Meister Jedi. Das Lichtschwert könnt ihr selbstverständlich nicht mit in den Gefangenentrakt nehmen."

der Gefängnismitarbeiter zeigte abfällig auf die Waffe die Steven am Gürtel trug. Widerwillig aber ohne größere Option übergab der Jedi-Ritter also seine elegante Waffe an den Verwalter und erhob sich auf ein Zeichen um gemeinsam den Raum zu verlassen. Wieder wurde Steven von zwei Wachen einen kalten Gang hinunter begleitet, doch diesmal passierten sie gleich mehrere Lasersperren. Vor einem Raum mit einfacher Stahltür blieben die Wachen stehen. Sie öffneten die Tür und baten den Jedi-Ritter hinein. Der Raum war zwar weniger kalt als der Verhörraum, doch von gemütlich konnte auch keine Rede sein. Es war ein typischer Gefängnisbesuchsraum mit vielen Tischen und Stühlen, einer Couch in der einen Ecke und einem Wasserspender in der anderen. Kameras beobachteten jede Bewegung im Inneren des Besuchsraums. Fast keine Seele konnte Steven in diesen vier Wänden erspüren, bis auf eine. Tenia. Der Jedi-Ritter hätte diese Aura unter unzähligen in der Galaxis gefunden und erkannt.


Tenia saß mit dem Rücken zur Tür und hatte Steven noch nicht entdeckt. Der Baron von Cirrus machte einen Schritt auf die Nullianerin zu. Wie würde sie reagieren? Wie sollte er reagieren? Was war hier eigentlich los? Stevens Gedanken stolperten nahezu übereinander, sein Herz schlug schnell, seine Atmung war flach. Ein tiefer, unhörbarer Seufzer brachte ein wenig Entspannung in diese Situation.

„Vielleicht sollten wir aufhören unsere gemeinsame Zeit in Gefängnissen zu verbringen!?"

fragte der Ritter spöttisch und konnte sich ein erleichtertes Lächeln nicht verkneifen. Es ging ihr zumindest augenscheinlich körperlich gut.

„In wessen Pool bist du diesmal gesprungen?"




~ Ketaris ~ Stadt ~ Gefängnis ~ Besuchsraum~ @Tenia Lumiran und Steven ~


 
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Ketaris-Nahe dem Dorf- Auf dem Weg zu den Schiffen- mit Dex
Dex wirkte zu tiefst verunsichert und wer konnte ihr das verübeln? Dennoch verschob Alicia dieses Gespräch auf später, wenn sie unter sich waren. Die Leute im Ort waren besorgt wegen ihrer Padawan und diese war ihre Verantwortung. Nachdem sie im Dorf alles erledigt hatte, führte sie Dex darum zu den Schiffen. Diese erzählte ihr unterwegs von einem Traum, der wohl eingesetzt hatte unmittelbar nachdem sie mit der Vorführung begonnen hatten. Und davon ,dass sie Schmerzen erfahren hatte. Alicia kratzt sich am Hinterkopf, während sie drüber nachdachte.

«In Träumen empfindet man keine Schmerzen. Ganz einfach weil der Körper auf Schmerzen mit der Ausschüttung von Adrenalin reagiert – als Selbsterhalt- und das würde dich sofort aufwecken. Du kennst das vielleicht, wenn du einschläfst und dann nochmal zusammenzuckst und davon wieder aufwachst? Das ist genau das. Du schläfst zu schnell ein, dein Gehirn denkt, du stirbst und lässt Adrenalin ins Blut abgeben, um dich zu retten. Bamm, du bist wieder wach. Wenn du also in Träumen tatsächlich Schmerzen empfindest, ist es kein Traum. Dann ist das was anderes.»

Dex erzählte ihr, dass sie vielleicht den Verstand verlor und von ihrem Erlebnissen, wenn sie meditierte. Alicia hob den Finger.

«Wenn du meditierst, solltest DU die Kontrolle haben. Über die Kulisse und über das, was geschieht. Natürlich kann es passieren, dass du Visionen bekommst. Ich leg es sogar drauf an, meinen Kopf möglichst frei zu machen, damit ich vielleicht Hinweise von der Macht bekomme. Aber so als Basis solltest du die Kontrolle haben.»


Dex fragte sie, was sie sonst noch wissen wollte. Alicia überlegte und presste die Lippen zusammen, während sie Dex ansah.

«Oh, ich habe eine Menge fragen, bin mir aber nicht sicher, ob du mir die so beantworten kannst. Warst du mal Folter ausgesetzt? Oder irgendwelchen… Experimenten?»

Das wäre eine Erklärung für ihr Verhalten. Eine Wesens-Spaltung in einen schüchterneren, lieben Anteil. Eben wie jener, den sie meistens vor sich hatte. Und einen Teil , der stärker und aggressiver war, um in absoluten Ausnahmesituationen das Überleben zu sichern , war oft zu finden bei Opfern von Folter oder Missbrauch. Aber so oder so würde Alicia einen Mental-Heiler brauchen, um Dex von dieser Erscheinung zu befreien. Das war wichtig und Alicia musste sehr aufpassen, wie sie Dex’ Ausbildung weiter führte, bis das geklärt war. Sie durfte ihr im Prinzip nichts in die Hand geben, was jenes Wesen verwenden konnte. Dex war jetzt schon gefährlich genug. Allerdings spürte Alicia auch, dass Dex genau davor Angst hatte. Also blieb sie stehen und legte ihrer Padawan eine Hand auf die Schulter.

«Deine weitere Ausbildung ist gefährlich an diesem Punkt. Diese Erscheinung ist jetzt schon wahnsinnig gefährlich und ihr weitere….Handlungsmöglichkeiten an die Hand zu geben, erscheint mir gerade als zu riskant.Aber das bedeutet nicht, dass ich dich als meine Padawan von mir weise. Im Gegenteil. Ich fühle mich für dich verantwortlich und möchte dir helfen, die Kontrolle zu gewinnen. In jeder Situation.»


Alicia lächelte Dex an und wies dann einladend auf die Rampe des Raumschiffes, das sie inzwischen erreicht hatten.

« Das bedeutet, ich werde dich vorerst NICHT mehr in den Wegen der Macht unterrichten… ausser vielleicht in Meditation und Machtheilung- wenn du dafür Talent hast. Ansonsten kann sogar Levitation als Waffe genutzt werden und – wie gesagt- ich will die Erscheinung nicht stärken. Dann lass ich dich lieber auf dem jetzigen Niveau in dem Wissen,dass ich in der Lage sein werde, die Oberhand zu behalten, wenn so etwas wie auf dem Dorfplatz noch einmal geschieht. Diese Entscheidung ist nicht dauerhaft! Nicht, dass du denkst, dass dein Weg zum Jedi schon beendet ist. Wenn wir diese Erscheinung unter Kontrolle haben, setze ich deine Ausbildung sofort fort. Nur zum jetzigen Zeitpunkt ist die Gefahr für alle Beteiligten zu gross. Auch für dich. Du musst meditieren, mental stärker werden, um die Kontrolle behalten zu können. Und ich werd schauen, ob ich nicht nen Jedi-Kollegen bekomme, der in Punkto Mental-Heilung Erfahrung hat. Damit du professionelle Hilfe bekommst. Du musst diesen Kampf nicht allein austragen, aber er muss ausgetragen werden, damit du weiter gehen kannst. Ich unterstütze dich so gut ich kann. In Ordnung?»


fragte sie ihre Padawan und schenkte ihr noch einmal ein aufmunterndes Lächeln. Oh ja, sie hatten jetzt zu tun. Zwar nicht das, was Alicia gern als Aufgabe hatte, aber es half ja nichts. Irgendwie hatte sie eh das Gefühl, der Jedi-Orden war mehr ein Therapie-Zentrum als ein Ort, an dem Unterstützer und Verfechter der Republik ausgebildet wurden. Sie selbst war ohne Traumata in den Orden gekommen und war auch ohne grössere Traumata durch ihre bisherige Karriere gekommen. Natürlich hatte es Trauer gegeben. Um Lars, der frühzeitig gefallen war zum Beispiel. Aber nach einer Weile hatte Alicia das als Berufsrisiko akzeptiert und war weiter gegangen. Man durfte an sowas nicht festhalten, sonst kam man nicht weiter. Ihr Blick wanderte zu Dex. Loslassen würde sicher auch für sie in den nächsten Wochen die Hauptaufgabe sein. Und das war nicht einfach, das wusste die Jedi selber. Aber dennoch war es wichtig, das Dex das lernte. Und niemand konnte ihr das abnehmen.

Ketaris-Nahe dem Dorf- im Schiff- mit Dex
 
~ Ketaris ~ Stadt ~ Gefängnis ~ Besuchsraum~ Tenia Lumiran und Steven Crant~

Tenia bekam keine einzige Information. Nach ihrer Nachricht nahm man ihr das Com wieder ab und ein paar Stunden später holten zwei schwer bewaffnete Männer sie aus ihrer Zelle, um sie in den Besucherraum zu führen. Einer der beiden wirkte dabei so nervös, dass Tenia nicht wagte, irgendetwas zu sagen oder auch nur eine seltsame Bewegung zu machen. Peinlich erinnerte sie sich an damals zurück. Die Sith Arica, die so furchteinflößend gewirkt hatte und die dennoch in der Nullianerin den Wunsch geweckt hatte, eine ebensolche Ausstrahlung zu haben. Sie hatte um jeden Preis Anerkennung und Ehrfrucht haben wollen, was ihr jetzt mehr als schäbig vorkam. Der Mann hatte eindeutig Angst, vermutlich erkannte das sogar jemand, der sich die Macht nicht zunutze machen konnte. Er war so nervös, dass er unentwegt blinzelte und die Schweißtropfen an seiner Stirn waren deutlich sichtbar. Am liebsten hätte Tenia etwas beruhigendes gesagt, aber vermutlich hätte das alles nur schlimmer gemacht und so ließ sie sich wortlos in den Besucherraum führen, in dem sie die nächsten Stunden allein verbrachte. Sie wurde den Eindruck nicht los, dass man sich auf der einen Seite vor ihr fürchtete und sie auf der anderen dennoch reizen wollte, mit welcher Absicht auch immer. Eine wütende Jedi hätte eine gute Schlagzeile in HOLO gegeben, eine der schlimmsten Informationsplattformen überhaupt.

So versuchte die junge Ritterin sich in Geduld zu üben, als sie wartete. Sie setzte sich demonstrativ mit dem Rücken zur Tür, um nicht ungeduldig zu wirken und sie veränderte ihre Sitzposition nicht. Da waren genug Kameras auf sie gerichtet und diesmal würde sie keinen Hinweis darauf geben, in irgendeiner Art gefährlich zu sein oder ‚unkontrolliert zu wüten‘.
Allerdings spürte sie, wie ihre Ungeduld wuchs, denn diese Warterei und die Tatsache, dass sie tatsächlich unschuldig war, war zermürbend. Außerdem war es alles andere als angenehm, bewacht zu werden wie eine Schwerverbrecherin …
Sie wusste nicht, ob Steven ihre Nachricht bekommen hatte, eigentlich wusste sie gar nichts, da man sie absolut im Dunkeln ließ und schlussendlich beschloss Tenia zu meditieren, denn lange würde sie ihre Contenance sonst nicht mehr bewahren.
Dann, irgendwann ein Geräusch, dass Tenias Aufmerksamkeit weckte und sie beendete ihre Meditation. Die Türe öffnete sich und die junge Frau musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, wer da gerade den Besucherraum betrat. Steven. Sie musste unwillkürlich lächeln und das, obwohl sie, ob der ganzen Sitaution, eigentlich genervt war.
Sie drehte sich bei Stevens erstem Satz um und lachte, als sie gar nicht anders konnte, als die paar Schritte zu ihm herüber zu gehen und sie zu umarmen, als eine äußerst strenge Stimme aus einem Lautsprecher tönte und ‚Kein Körperkontakt‘ befahl. Die Nullianerin gab die Umarmung sofort auf und machte demonstrativ einen Schritt von Steven weg.

„Klingt nach einer guten Idee“, erwiderte sie dennoch mit einem Lächeln.
„Ich schätze, es war kein Pool, sondern das größte Fettnäpfchen der Galaxis.“
Ob man sie belauschte? Tenia hatte absolut keine Ahnung, beschloss aber davon auszugehen, dass man es tat. „Ich bin als ungeladener Gast zu einer Ausstellung erschienen, in der meiner ehemaligen Mitschülerin Zulia Varnis. Ich …“ Sie stoppte kurz, überlegte dann aber, die Worte zu wählen, die sie auch dann gesagt hätte, wenn sie sicher gewesen wäre, dass sie hier wirklich frei sprechen konnten.
„Ich habe dir erzählt, dass ich keine besonders nette Person in der Vergangenheit war. Das war ein bisschen untertrieben, denn zeitweise war ich ein ziemliches Miststück. Eines, dass vor Jahren ein kleines Modellbauwerk von Zulia zerstört hat. Ein wichtiges. Ich bin in ihre Ausstellung gegangen, um sie um Entschuldigung zu bitten. Allerdings kam ich gar nicht so weit. Sie war eindeutig nicht erfreut mich zu sehen und wurde wütend. Ich glaube nicht, dass sie weiß, dass sie die Macht nutzen kann. Jedenfalls hat sie das Modell, das unter einer Glaskuppel stand, das, was ich damals zerstört habe, zum Einsturz gebracht. Na ja“, jetzt sah sie doch kurz, aber verlegen auf den Boden, „jetzt gelte ich wohl als gefährliche Kriminelle.“
Es kam ihr vor, als hätte sie gerade einen Monolog von sich gegeben und das war ihr noch viel unangenehmer. Sie hatte Steven wirklich wieder sehen wollen, bloß unter anderen Umständen. Jetzt kam es ihr beinahe vor, als nutzte sie ihn aus, hatte sie ihn in der Nachricht doch vor allem um Hilfe gebeten. Dabei hatte eine lange Funkstille zwischen ihnen geherrscht. Die Suche nach Akanis Kristall, seine Beförderung … Zwar hatte Tenia dem Ritter bei ihrem letzten Treffen gesagt, dass sie Zeit brauchte und zuerst Akani anstand, aber jetzt, wo Steven vor ihr stand, spürte sie eins überdeutlich. Er hatte ihr gefehlt. „Ich freue mich so, dich zu sehen“, schloss sie flüsternd an und erwarte schon, dass der Lautsprecher erneut angehen und sie auffordern würde, laut und deutlich zu sprechen.
Nichts dergleichen geschah.


~ Ketaris ~ Stadt ~ Gefängnis ~ Besuchsraum~ Tenia Lumiran und Steven Crant~
 
---Ketaris | Nahe im Dorf | Nahe der Raumschiffe | Dex mit Alicia---



Das Gespräch im Schiff nahm eine sehr ungewöhnliche Richtung. Alleine Dex Blick sprach Bände, dass die Padawan nicht zum ersten Mal Schmerzen in ihren Träumen erfahren hatte. Eher schien sie sogar irritiert, dass es eben nicht die Norm war.

“Ich habe das hin und wieder aber. Es ist also für mich teilweise normal…”

Sie zuckte mit den Schultern und auch die Stimmlage machte klar, dass Dex ihre Worte ernst meinte. Irgendwie war es für die Padawan auch angenehmer, dass das Thema zum Thema Meditation ging. Scheinbar hatte ihre Meisterin etwas komplett falsch verstanden, also nahm Dex ein Stück Flimsi sowie ein Schreibutensil aus ihrer Tasche. Sie skizzierte den Raum, in dem sie in ihren Meditationen endete, was am Ende ein Viereck mit unzähligen Türen eingezeichnet war und ein Fenster.

“Das ist der Raum, in dem ich bei Meditationen anfange. Also beim ersten Mal meditieren hat mir scheinbar mein Unterbewusstsein mir gezeigt, wie ich den Raum kontrolliere… Ich habe noch kaum eine Tür geöffnet…”


Dann zeichnete Dex an eine der Türen ein Warnzeichen und bei einer anderen einen Raum, den sie erst mit “Schlafzimmer” beschriftete, nur um das Wort durchzustreichen und durch "Kerker" zu ersetzen.

“In meinem Traum bin ich dort wach geworden. Und mein Dad war da… Wenn ich in der Meditation den Raum betrachte, ist er… leer.”


Doch bei der nächsten Frage Alicias zuckte Dex komplett zusammen, als die Jedi sich bezüglich potenzieller Folter erkundigte. Vor Anspannung zerbrach Dex den Stift und schloss ihre Augen. In diesem Moment kam vor allem eine Sache zum Vorschein. Dex war regelrecht eingeprügelt worden, keine Schwäche zu zeigen, wodurch sie unbewusst in ihr altes Sith-Jünger Verhalten zurückfiel und sarkastisch grinste.

“Ich habe im Sith-Tempel gelebt. Was denkt Ihr denn? Dass wir da Fenchel-Tee trinken? Oder, dass ich von zu Hause geflohen bin, weil mein Daddy mir keinen funkelnden Speeder geschenkt hat?”


Ein sarkastisches Lachen folgte.

“Natürlich kommen meine Schuldgefühle gegenüber meiner Schwester durch die reine Nettigkeit wie die Sith sie mir genommen haben!”

Sie versuchte sichtlich zumindest einen Rest von Manieren zu behalten. Jedoch was dann folgte machte sie sauer. Sehr sauer. Ihre Ausbildung sei gefährlich ab diesem Punkt? Was? Sie starrte auf die Laderampe des Schiffes, das sie inzwischen erreicht hatten. Jedoch trafen die nächsten Worte schwer. Kurz glaubte Dex ein bösartiges Lachen gehört zu haben. Als wäre ihr Vater in ihrem Hinterkopf.

“Welche verdammte Erscheinung?!”

Doch jedes Wort machte Dex nur wütender.

“Ich muss weiterkommen! Allein damit ihr Opfer nicht umsonst war! VERDAMMT!”

Sie warf die Reste des Stiftes und das Stück Flimsy zu Boden.

“Was wisst IHR überhaupt von Opfern, die man erbringen muss? Was wisst Ihr wirklich über mich? IHR SUCHT DOCH NUR NACH AUSREDEN! IHR wisst nicht, was ich auf mich genommen habe, damit ich überlebe!”


Der seelische Schmerz war unerträglich für sie. Tränen liefen ihr Gesicht runter. Tränen der Wut und des Zorns.

“Wenn IHR nur sehen könntet, was sie mit Chira gemacht haben! Sie sollte hier stehen! Nicht ich! Ich hätte damals sterben müssen! NICHT SIE!”

Unbewusst und instinktiv sandte sie mit der Dunklen Seite einen Gedankensplitter. Es war jenes kranke Spiel, wo Dex und ihre quasi Adoptivschwester in eine Art leeren Bactatank gesperrt worden waren. Die Anweisung war einfach. Die ‘Spieler’ mussten einen Schalter umlegen, durch den die jeweils andere Person sterben würde. Sollten beide sich gegen eine Handlung entscheiden, würden beide sterben. Die junge Cathar flehte darum, dass sie den Schalter betätigen sollte. Schrie immer wieder. Im Hintergrund hörte man ein paar Beobachter lachen. Die Sicht verschwamm und mit größtem Widerwillen tat Dex, was man von ihr verlangte… Was Chira, das junge Cathar Mädchen erflehte. Völlig hilflos und ohne Wissen, was sie getan hatte, lief Dex hin und her. Wie ein wildes Tier, das nicht entscheiden konnte, ob es lieber fliehen oder kämpfen sollte. Immer wieder wanderte ihr Blick in die Richtung des Waldes. Könnte sie entkommen? Aber wollte sie weg? Zu Wut und Zorn kam noch eine weiterer Faktor, der sie wahrscheinlich nun unberechenbar machen könnte. Verzweiflung. Dex tastete nach ihren Waffen und nahm diese in ihre Hand. Zuerst pfefferte die Padawan das Messer in den Boden. Auch das Trainingslichtschwert sollte eigentlich folgen, jedoch hielt sie dabei inne und starrte es an, ehe ihr Blick zu Alicia wanderte. Sie legte die Übungswaffe auf den Boden zwischen ihnen beiden. Sie realisierte, was die Lage bedeutete. Sie war zu… Der Gedanke zerbrach etwas in ihr.

“Ich sollte keine Waffe mehr tragen… Ich bin ja scheinbar zu gefährlich…”

Langsam ging Dex auf das Schiff zu und betrat die nächstgelegene Nasszelle. Sie starrte in den Spiegel und glaubte kurz, sogar die Augen ihres Vaters starrten zurück. Eine merkwürdige Müdigkeit überkam die junge Frau, ehe sie sich etwas Wasser ins Gesicht haute und im Spiegel wieder nur sich sah. Schwerfällig setzte sich die junge Frau im Gang neben der Tür zur Nasszelle auf den Boden. Sie starrte auf ihre Hände, ehe sie die Arme um sich schlang und leer auf den Boden starrte. Es war alles wieder da… Die Erinnerungen an den Kerker bei ihrem Vater… Wie die Sith sie gequält hatten und schließlich ein ehemaliger Meister, der auf brutalstem Wege ein Xenophobes-Gedankengut regelrecht eingeprügelt hatte. Sie wollte doch nur endlich ihren eigenen Weg gehen. Ohne dass man ihr etwas aufzwang. Freiheit… Würde es so etwas überhaupt für sie geben?


---Ketaris | Nahe im Dorf | In einem der beiden Raumschiffe | Dex mit Alicia in der Nähe---
 


~ Ketaris ~ Stadt ~ Gefängnis ~ Besuchsraum~ Tenia Lumiran und Steven ~





Steven hatte nicht wirklich erwartet, dass Tenia ihn umarmen würde, als er den Besucherraum betrat. Ihre letzte Begegnung war sowohl von Spannung als auch Nähe geprägt und so richtig wusste der Baron nicht, als was sie da eigentlich auseinander gegangen waren. Doch als ihre Arme sich um ihn legten, spürte er einen Moment lang nichts von den Mauern des Gefängnisses, nichts von der Enge der Situation, nichts von irgendwelchen Zweifeln. Es war, als ob nicht nur die Zeit, sondern die gesamte Galaxis kurz stillstand. Er konnte ihren Herzschlag spüren, wie er sich gegen seinen Brustkorb drückte, und ihren Duft – etwas Vertrautes, das ihn unweigerlich zurück in die Zeit führte, als sie das letzte Mal in so einer Situation waren, als alles noch irgendwie unbeschwerter war. Ihr Griff war nicht fest, aber auch nicht zögerlich, und Steven konnte die Wärme in ihrer Berührung fühlen, trotz allem, was zwischen ihnen passiert war.

Die Umarmung war flüchtig, kaum länger als ein Atemzug, doch sie hinterließ einen Nachklang. Steven wollte noch etwas sagen, vielleicht einen lockeren Kommentar, um die Spannung zu brechen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Stattdessen zog er den Stuhl zurück und ließ sich langsam darauf nieder.
Tenia tat es ihm gleich. Er beobachtete, wie sie sich leicht nach vorne beugte, ihre Hände auf dem Tisch verschränkte, als wolle sie ihre Unsicherheit verbergen. Doch er konnte die feinen Details sehen: die leichte Anspannung in ihrer Haltung, den kurzen Blick zur Tür, bevor sie sprach.

Steven stützte sich mit einem Ellenbogen auf den Tisch und legte sein Kinn in die Hand. Er wollte nicht derjenige sein, der zuerst sprach – er wusste, dass
Tenia Zeit brauchte, um ihre Gedanken zu sortieren, viel war Geschehen: Zwischen ihnen, in ihnen und anscheinend auch hier auf Ketaris. Steven saß ruhig, aber aufmerksam vor Tenia, seine Hände nun gefaltet auf dem Tisch zwischen ihnen. Sein Blick war durchdringend, aber nicht vorwurfsvoll, als er ihre Worte aufnahm. Er spürte ihre Unsicherheit, das leichte Zögern in ihrer Stimme, aber auch die Aufrichtigkeit hinter ihren Worten. Es war seltsam, sie so zu sehen – verletzlich und offen, und gleichzeitig von Mauern des Gefängnisses umgeben.

„Also.. Du bist wegen eines Modellbaus hier gelandet?“

sagte er schließlich mit einem leichten Lächeln, das mehr ironisch als amüsiert war. Er ließ den Kopf ein wenig schief hängen und musterte sie eingehend.

„Das klingt nicht gerade nach dem gefährlichen Ruf, den der Verwalter dir hier anscheinend aufdrücken möchte..“

Er lachte leise und lehnte sich ein wenig zurück, seine Augen nie von ihr abwendend.


„Und du bist immer noch so gut darin, dich in Schwierigkeiten zu bringen, ja? Ich meine.. eine Ausstellung? Wirklich? Es gibt sicher dezentere Orte, um alte Fehler wieder gutzumachen.“

Steven betrachtete sie schweigend, sein Lächeln erlosch, und er nickte langsam.


„Was frage ich überhaupt? Das bist einfach du, Tenia. Manchmal viel zu impulsiv, aber das Herz ist immer am richtigen Fleck. Deshalb..“

Steven kam ins Stocken. Deshalb? Was? Er spürte wie die Gefühle in ihm verrückt spielten, wie der alte Konflikt erneut aufkam: Seine Fehler, ihre Fehler, seine Gefühle, ihre.. Ablehnung. Hatte er sich damals in seinen eigenen Gefühlen getäuscht oder hatte er Tenias Freundlichkeit und Nähe missverstanden? Steven stützte das Kinn auf seine Hände, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, und fixierte sie mit einem ernsten Blick.

„Die Fehler die wir machen sind Möglichkeiten uns zu verändern. Du hast dich geändert.


Der Baron von Cirrus wollte nach ihrer Hand greifen und sie fest in seiner halten. Er konnte den Schmerz und die Scham in ihren Augen sehen aber vor allen Dingen spürte er, dass sie hier raus wollte. Verständlicherweise.

„Und deshalb wurdest du festgenommen?“ fragte Steven, ohne sie unterbrechen zu wollen, aber er konnte das Unrecht in der Situation nicht ignorieren. „Weil sie die Macht genutzt hat?“

Eine Machtnutzerin die ohne Ausbildung mächtig genug war bei Gefühlsausbrüchen ihre Umgebung derart zu beeinflussen war ein Risiko.

„Wenn Zulia wirklich für die Macht empfänglich ist und ohne Training solche.. Ereignisse hervorrufen kann, dann sollten wir nicht nur den Orden informieren, sondern vielleicht auch noch einmal mit Zulia selbst sprechen. Und: Es war nicht deine Schuld, Tenia. Zulia hat die Macht nicht kontrollieren können, und du warst nur da, um dich zu entschuldigen. Aber irgendwie passt das alles nicht zusammen, oder?


Steven blickte erst vorsichtig über die eine und dann über die andere Schulte, so als würde er prüfen wollen, dass niemand zuhörte. Aber natürlich hörte hier jemand zu, sah zu und kontrollierte jede ihrer Handlungen.

„Tenia, ich habe das Gefühl, dass dies nicht nur ein Missverständnis ist. Der Vorfall mit dem Modell ist nur ein Vorwand, eine gefundene Möglichkeit. Es sieht so aus als wollten sie dich festnehmen. Hast du eine Ahnung weshalb?“

Sein Blick lag auf Tenia. Nein, dies war nicht der richtige Moment in mögliche Verschwörungen abzuschweifen. Vielleicht war es am Ende einfach nur ein dummer Zufall, einfach nur der Weg der Macht. Vielleicht war es sogar der Wille der Macht selbst, der dies geschehen ließ, damit Tenia und Steven erneut zueinander fanden? Jetzt jedoch musste die Nullianerin etwas anderes hören.

„Ich werde dafür sorgen, dass du hier rauskommst,“ sagte Steven mit fester Stimme, ohne auch nur einen Moment zu zögern. „Ich werde nicht zulassen, dass du für etwas bestraft wirst, das nicht deine Schuld war.“

Für einen Augenblick herrschte Schweigen zwischen ihnen, nur unterbrochen von den entfernten Geräuschen des Gefängnisses. Dann beugte sich Steven leicht vor und sagte ruhig: „Ich bin froh, dass ich hier bei dir bin.“

Und jetzt saßen sie beide dort auf den kalten Stühlen, an diesem kalten Tisch, in diesem kargen Raum, vereint durch das, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, dass was sie vereinte und trennte und das, was jetzt noch vor ihnen lag.





~ Ketaris ~ Stadt ~ Gefängnis ~ Besuchsraum~ Tenia Lumiran und Steven ~


 
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