Druid schrieb:
Doch ist es. Die Geschichte sagt nämlich was richtig oder falsch ist. Unschuldige zu retten halte ich für richtig, aber wenn ich das behaupte ist plötzlich ein Jedi-Meister tot. Äh, moment, Jedi zu töten halte ich aber für falsch.
Die Geschichte will von mir die, in ihren Augen richtige, Antwort aber die kann ich der Geschichte garnicht sagen weil ich nicht weiß was sie hören will.
Das ist nicht richtig. Die Geschichte entscheidet nicht, ob etwas falsch oder richtig ist, genausowenig, wie "das Leben" entscheidet, ob du "falsch" oder "richtig" gehandelt hast. Diese Entscheidungen können nur von vernunftbegabten Lebewesen getroffen werden. Im Spiel sind das die NPCs und die (questrelevanten) Statisten. Sie reagieren auf deine Handlungen, mal positiv, mal negativ. Aber nicht die Geschichte.
Stimmt. Bisher habe ich noch kein Rollenspiel gespielt. Ich stehe eher auf Adventures, wie der erste Teil.
Das war kein Adventure, sondern auch ein Rollenspiel. Allerdings wesentlich restriktiver.
Dabei ist 'KotOR II' in dieser Beziehung noch lange nicht das Maß aller Dinge. Es gibt Rollenspiele mit viel größerer Entscheidungsfreiheit.
Aber in diesem Teil sagt mir Kreia ständig, daß ich was falsch gemacht habe, egal ob ich jetzt wie ein Jedi oder wie ein Sith handel.
Du in deinem hohen Alter solltest doch wissen, dass man solchen Lehrerfiguren zwar zuhören kann, aber nicht unbedingt auf sie hören sollte, wenn man die Dinge etwas anders sieht

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Der "Witz" des zweiten Teils ist eben, dass beide Orden ziemlich am Boden liegen. Die Sith, die da auftauchen, sind gar keine richtigen Sith, und die überlebenden Jedi sind eigentlich auch keine richtigen Jedi mehr. Du kannst moralisch richtig oder moralisch böse handeln, das hat sich nicht geändert (wobei ich jetzt davon ausgehe, dass sich in unserem Kulturkreis jeder einigermaßen darüber einig ist, was moralisch richtig ist). Nur bedeutet das nicht, dass du immer mehr zum Jedi wirst. Nicht zufällig kann man sich das ganze Spiel hindurch weder als Jedi noch als Sith bezeichnen, ebensowenig wie die anderen Charaktere. Ganz besonders Kreia. Sie war mal eine Sith, aber jetzt will sie nicht einfach bloß die Herrschaft über die Galaxis; nein, sie will die
Macht vernichten. Handelt so eine Sith?
Deshalb mag ich übrigens diese Episode auf Nar Shaddaa mit dem Bettler so: Kreia hat ganz Recht, dass, ganz gleich, was du tust, deine Handlungen nicht zwingend den von dir gewünschten Effekt bringen. Etwas ähnliches sagt Vergere in der NJO: jede Handlung hat Konsequenzen, die vor jedem Eingreifen bedacht werden wollen. Wenn ein Handelnder nicht alle Konsequenzen gesehen hat oder die Dinge sich anders entwickelten, als er geplant hatte, entbindet ihn das nicht von seiner Verantwortung.
Wenn also ein Unschuldiger stirbt, obwohl du vorher was ganz nettes gesagt hast, dann ist das wohl ein unerwünschter Effekt. Ist aber nun mal so passiert. Vielleicht hättest du seinen Tod verhindern können, hättest du anders gehandelt. Hast du aber nicht. So ist das Leben

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Das mit der Angst davor, das falsche anzuklicken, ist übrigens ganz schlecht.
Handeln muss man ja eh, man kann ja nicht abbrechen. Also nicht wild drauflosklicken, sondern überlegen. Klar, vielleicht kommt bei der Aktion etwas sehr unschönes heraus. Das wäre aber vielleicht sowieso passiert. Oder auch nicht. Mit der Verantwortung muss der Held leben.
Und es ist ja nicht so, dass jede Entscheidung gleich zu einer unerwarteten Wendung führt, das ist wohl eher die Ausnahme (war's zumindest bei mir).