[ Unbekannte Regionen | Kolonie-Planet 1 | Administrationssektor | Haupthaus | Bankettsaal ] - Leopold August von Bühl, Viola Winters, Gerrick Versio, Colonel Vogelberg, Gäste
Allem Anschein nach hatte Leopold hier einen Mann vor sich, der trotz des sonst so ernsten Umfelds im Militär, wie Leopold es sich vorstellte, Wert auf ein wenig Humor legte. Der Kommentar des Commanders im Bezug auf seine Äußerung, dass er der Großneffe von Joseph Fourb sei, wurde nicht nur von dessen anscheinend sehr folgsamen Untergebenen mit einem Lächeln quittiert, sondern auch Leopold grinste sein Gegenüber an. Leopold war sich noch nicht so recht sicher, wie er den Mann einschätzen sollte. Wenn es ideal gelaufen war, hatte der gute Colonel Vogelberg auf ihn mehr Eindruck gemacht, als die Gouverneurin Winters. Mit Vogelberg hatten sie einen Mann in der Tasche, der wohl niemals zu einem militärischen Genie heranreifen würde, aber der wusste, dass es für ihn nur Vorteile bedeutete, sich mit den richtigen Leuten gut zu stellen. Bereits in den ersten Tagen ihrer gemeinsamen Zeit hier vor Ort hatte Leopold ihm klar machen können, dass er und die Fourb-Gruppe in diesem Fall die richtigen Leute darstellten. Wenn er richtig informiert war, war diese Überzeugungsarbeit zwar nicht grundlos so einfach vonstatten gegangen, hatte man ihn doch wohl auch vorher schon bearbeitet und Einfluss geltend gemacht, dass er hierher kam, aber das finale Bisschen, dass war ihm zu verdanken gewesen. Winters hingegen war deutlich weniger aufgeschlossen für eine ertragreiche Zusammenarbeit. Sie war ihm von der ersten Sekunde an unsympathisch gewesen und schnell hatte sich die Frage ihm aufgedrängt, wie eine Person mit dem Charisma und der Ausstrahlung eines Eisblocks in die Politik gekommen war. Ärgerlich, dass Kräfte, die die Fourbs wohl nicht all zu frei walten lassen wollten, gerade sie hierher geschickt hatten. Mittelfristig war es aber eines von Leopold vorrangigen Zielen, diesen Missstand zu revidieren und dafür zu sorgen, dass Winters nicht mehr länger das Problem der Kolonie wäre.
Auch der Führung, welche Leopold angeboten hatte, zeigte sich der Commander nicht abgeneigt, auch wenn sich hier zeigte, dass er der Gouverneurin anscheinend nicht so abgeneigt war, wie es gut gewesen wäre. Für alle Beteiligten. Diesen Umstand ließ Leopold sich aber nicht anmerken, als er das Missverstehen des Offiziers korrigierte, im Bezug auf die ,,geeignete Begleitung".
,,Ich glaube, Sie haben mich falsch verstanden, Commander. Um ihre Sicherheit mache ich mir keine Sorgen, dafür haben wir hier andere Fachmänner."
Wobei er demonstrativ in die militärisch geprägte Runde hineinlächelte.
,,Mit geeigneter Begleitung war lediglich gemeint, dass sie natürlich wissen sollen, was wie und wo passiert. Nichts für ungut, aber ich denke in dieser Hinsicht haben weder ihre Soldaten noch Sie, Frau Gouverneurin, eine übermäßige Expertise aufzuweisen. Deswegen hatte ich nur im Hintergrund einen Fachmann von Seiten der Firma zur Seite zustellen, der uns beide durch die Eingeweide des Komplexes leiten wird. Denn ich muss zu meinem Bedauern leider ebenfalls feststellen, dass meine eigene Expertise auf die wichtigsten und offensichtlichsten Funktionen innerhalb einer Miene begrenzt ist."
Bewusst hatte Leopold nur von ,,uns beiden" gesprochen und die Gouverneurin erstmal, scheinbar unbeabsichtigt, außen vor gelassen. Zum einen wusste sie ohnehin bereits, was sie in der Miene erwartete. Zum anderen hoffte er, den Commander mal weg von dieser abgekühlten Frau zu bekommen und ihn so selbst ein wenig kennenzulernen und ihn in die richtige Richtung zu leiten. Denn schon sein nächster Punkt richtete sich wieder an die Gouverneurin. Anscheinend würde es schwerer werden als gedacht, ihn von dieser Frau loszubekommen und sie so ins Abseits zu drängen.
,,Die Versorgung befindet sich momentan im Aufbau. Es befinden sich Felder und weitere landwirtschaftliche Nutzflächen im Aufbau durch die Kolonisten. Des weiteren gibt es vor Ort aber auch einige rudimentäre Mikrokulturen, die bereits die Grundbedürfnisse decken. Wasser und Teile des Stroms werden durch den Fluss erbracht."
Nun schaltete sich auch Leopold wieder ein, welcher auf der einen Seite nur ungern sah, wie sich das Gespräch nur zwischen der Gouverneurin und dem Commander entwickelte, auf der anderen Seite aber selbst noch einen gewichtigen Punkt beizutragen hatte.
,,Derzeit wird die Energie noch hauptsächlich durch von uns geförderte Erdgase gewonnen, sowie einige weitere Anlagen, die erneuerbare Energien nutzen. Wir befinden uns aber bereits im Aufbau eines Kernkraftwerkes. Die Berge im Norden strotzen nur so vor Uran. Und wir sind mehr als gewillt, diesen Umstand in unserem Sinne zu nutzen."
Bevor das Gespräch weitergehen konnte, trafen noch einige weitere Untergeben des Offiziers ein, unter anderem eine gewisse Rea Sloane, welche Leopold mit einem Handschlag und einem freundlichen Lächeln begrüßte. Dann schnitt der anscheinend sehr engagierte Commander bereits zum nächsten Punkt, dem Aufbau einer Miliz. Hier wurde nun einer der wenigen Punkte angesprochen, wo die Leitung der Fourb-Gruppe mal nicht mit dem Colonel konform ging. Dieser war, aus offensichtlichen Gründen, einer Bürgerwehr eher abgeneigt, für die Fourb-Gruppe als zivile Einrichtung bot sich hier aber eine weitere Möglichkeit der Einflussnahme, ohne sich dabei zu sehr in das Terrain des imperialen Militärs vorzuwagen, was sich schnell als problematisch, ja sogar brandgefährlich herausstellen konnte. Dem Colonel hatte man sich in diesem Punkt bisher immer so verkauft, dass man die Leitung der Bürgerwehr nicht in den Händen der Gouverneurin lassen wollte, was ihn zumindest für den Moment ruhig gestellt hatte. Das die Leitung allerdings auch nicht ausschließlich beim Colonel selbst liegen würde, müsste man später nochmal vertiefend behandeln. Wenn es ideal lief, wäre bis zu dem Punkt, wo die Bürgerwehr Realität werden würde, schon der Nachfolger der Gouverneurin im Amt, welcher sich deutlich besser mit den anderen Interessensgruppen arrangieren würde.
,,Sehr gerne. Ich denke, dies ist eines der drängendsten Themen, braucht diese Kolonie doch auf der einen Seite Schutz, will aber auf der anderen Seite auch expandieren und den Planeten erkunden, wofür Scout-Truppen dieser Bürgerwehr hervorragend wären."
, stimmte die Gouverneurin zu. Dann meldete sich auch der Colonel zu Wort, welcher bisher, fast ein wenig eingeschnappt wirkend, eher still geblieben war:
,,Ein Gespräch, welchem ich mich anschließen werde. Die Verteidigung des Planeten kann auf keiner Ebene stattfinden, ohne das ich dabei ein Mitspracherecht habe, als oberster Kommandant der imperialen Bodentruppen, selbst nicht auf der Ebene einer einfachen Bürgerwehr."
,,Ich denke, gemeinsam wird sich in dieser Hinsicht mit Sicherheit ein einträglicher Prozess entwickeln."
Stimmte nun Leopold ein und versuchte ein wenig schlichtende Worte zu finden.
,,Ich muss sagen, die Idee einer Bürgerwehr halte ich für ganz ausgezeichnet. Bei der Beschaffung von einfachen Handblastern und Equipment für die Erkundungen können wir als Unternehmen mit Sicherheit auch unsere Kontakte spielen lassen, damit die Kassen der Kolonien für ein solches Projekt nicht zu sehr geschröpft werden müssen."
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