Natürlich wär das generell sinnvoller, aber um generell gehts hier ja nicht.
Für einen - emotional neben der Spur herlaufenden Bösewicht, der große Teile seines Lebens in Abwesenheit von Gefühlen verbracht hat (laut Aussage des Romans) macht es das Kraut aber auch nicht fett, wenn er sich die Asche seiner Feinde aufstellt. Laut dem Artikel soll es ihn davon abhalten, dem Ruf des Lichts zu folgen oder etwas in der Art. Es werden wohl ganz bestimmte, besondere Feinde gewesen sein.
Gut, das klingt jetzt so als würde ich das gutheißen

, aber, anderes Beispiel: Paul Atreides - die Hauptfigur aus den ersten Bänden des Dune Zyklus - hat den Schädel seines ermordeten Vaters bei sich aufbewahrt, um immer daran erinnert zu werden was passiert ist und wem er nach seinem Sieg niemals in Frieden begegnen darf. Und diese Figur ist absolut nicht geistig abnorm.
Bei der Schädelgeschichte kam mir natürlich sofort Hamlet in den Sinn. Er scheint ja an Hand des Schädels zu erkennen, dass Macht und Gesellschaft eine Illusion sind und alle im Tod gleich. Hamlet ist neben Oedipus (den ich ja auch schon zur Interpretation von Kylo Ren - nicht wegen des Oedipus-Kompexes, sondern wegen seinen Nomilismus und Drang nach Souveränität und freien Willen - hergeleitet habe, die zweite Figur der Weltliteratur, die unter den Erwartungen der Gesellschaft leidet und seinen Ausweg in der Selbstbestimmung sucht. Und beiden wird nahegelegt, ein Familienmitglied zu töten. Während es bei Oedipus darum geht, dem sogenannten Schicksal zu entfliehen und Meister seiner Selbst zu sein, wird von Hamlet vom Geist seines Vater verlangt, seinen Onkel zu töten.
Und gerade bei Hamlet geht es natürlich um Identität und was die Aussenwelt von ihm verlangt. Ich habe mich ja am Samstag bereits (ohne dabei an Hamlet zu denken) lang und Breit von der Bedeutung Rens Indentität(enkrise) ausgelassen. Tragisch an Kylo Ren (auch dazu vieles im besagten Post zu lesen) ist seine umgekehrte Anti-Protagonisten Situation (nicht zu Verwechseln mit Antagonist). Er fleht also um den Beistand, keinen freien Willen zu haben, was ihn immer mehr in den Strudel der "self-fullfillment-Prophecy" sinken lässt, seine Souveränität und somit Identität zu verlieren.
Ob Kylo Ren bewusst die Quintessenz von Oedipus und Hamlet, sei dahingestellt. Denn im Gegensatz zu deutschen Schriftstellern und Dramaturgen ist Sophokles und Shakespeare bei den amerikanischen Autoren bis ins Mark eingegangen.
Dazu noch dies, man wird sehr schnell fündig und shame on me, dass ich das nicht vorher schon erkannt habe
"One of these influences is Hamlet. In
Hamlet, the titular character is dualistic: he possesses an outward persona that he uses to deceive others as to his true nature, pretending to be something that he is not. Inwardly, Hamlet is contemplative, but also impulsive. He is visited by the ghost of his murdered father, whose great shadow and the expectation of vengeance weigh Hamlet down throughout the play. Hamlet must kill his uncle and become thus the true king of Denmark. Kylo Ren, likewise, is seduced by the idea of his grandfather, and his twisted beliefs and desires have made it necessary for him to seek vengeance and assume his grandfather's role. The image of Kylo Ren and the disfigured helmet of Darth Vader is an allusion to Hamlet's reflection upon the skull of Yorick.
http://i.imgur.com/BFHJFXn.jpg
We have seen an adaptation of the Hamlet story before from Disney: 1994's
The Lion King. In that film, Simba's impatience and immaturity, i.e., "I Just Can't Wait To Be King," lead to the events that ultimately kill his father, drive him away from home in shame, and result in his uncle's rise to power. In a vision, Simba's father, Mufasa (played by James Earl Jones -- also the voice of Darth Vader) tells him to take his place as the one true king. Simba is afraid to confront his past, much like Kylo is."
Und dies hier ist letztlich genau, was ich auch sagte:
"
Ben and Hamlet both believe, to a large degree, in what they are doing, that they are in fact redeeming all of their faults, but the path reflects their own twisted, selfish desires. The very human side of Ben, though, knows that what he is doing is wrong, that morally he is off base and that he must blind himself to any guilt that he might have. This is Snoke's first challenge for him -- to sever his emotional attachments. During that meeting in the film, Kylo's conflict manifests itself as he tries to protect his father; he tells Snoke that the name does not mean anything to him so that he can assert his lack of attachment without having to kill Han. Snoke tells him that Solo is in the way, which forces Ben to kill his father: this is yet again a ghostly figure instructing him to kill somebody in order to achieve fulfillment."
EDIT: Je mehr ich mich mit kylo Ren beschäftige, desto mehr gewinne ich den Eindruck, das Kylo Ren nicht nur die am meisten Komplexe Figur der gesamten Saga ist, sondern dass es sich bei Kylo Ren um eine merkwürde Art von Hauptfigur handelt. Als ich mich mit Macbeth beschäftigt habe (siehe mein Avatar) ist mir schon aufgefallen, wie Shakespeare es schafft, aus einigen seiner Hauptfiguren Hybride von Pro/Antagonisten schafft. (Deswegen auch das Blut und die weisse Maske als Zeichen dafür, sich die "gute" Identität vom Leib zu reissen) Dies ist bei Kylo Ren auch der Fall. Die Kritik, das der Bösewicht zu schwach sei, ist für mich damit hinfällig, da wir hier den Arc der Figur verfolgen, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Und damit der obligatorische Uebergangsritus überhaupt funktionieren kann, muss die Figur scheitern. JJ hat den Scheiterungsprozess einfach vom zweiten in den ersten Teil vorverlegt, da ich vermute, dass Kylo Ren eine kompexere Entwicklung durchmacht, als es Luke und Anakin gemacht haben.