Landtagswahlen Sachsen und Thüringen 2024

Was mir zu denken gibt:

Meine Schwester ist Geschichtslehrerin an einer Schule in Franken und sie meinte mal dass man SchülerInnen heutzutage mit Themen wie Nationalsozialismus kaum noch packen kann. Viele reagieren da wohl nur noch gelangweilt oder genervt. Das habe ich noch anders empfunden. Als damals Themen wie Auschwitz besprochen wurden hat das viele SchülerInnen sehr getroffen.

Sind natürlich alles nur anekdotische Beobachtungen. Ich denke nur, wenn es denn stimmt dass selbst in Bayern Themen wie NS Diktatur kaum noch einen Eindruck hinterlassen ist es kein Wunder dass das Thema im Osten, wo die Demokratie noch weit weniger tief verwurzelt ist, erst recht keine Rolle spielt.

Das lässt dann leider auch nichts gutes für die Zukunft erwarten.
 
War bei uns aber auch schon so. Lag aber einerseits an der Art und Weise des Unterrichts (teils schon sehr viel die schuldfrage) und dann auch an der Fülle des Themas. Es nahm zumindest bei uns in meinen Augen damals zu viel Raum ein. Sieht man daran, dass wir zig mal die Zeit 1933-39 durchnahmen, nur sehr grob 39-45 und nach 45... nix. Nada. Niente. [Wirklich gar nichts - bis wir uns in 13 nach dem Abi dann die RAF als Thema aussuchten. Das war mein einziger alibi-Kontakt mit nach 45...)]
Es nervte. Ja, muss ich leider so sagen. Wenn man es übertreibt ist das halt auch nix. Mich hat das Thema schon immer sehr interessiert, ich habe schon in der Grundschule aus eigenem antrieb die ersten Kinderromane dazu gelesen, also daran lags nicht. Der Unterricht hat mir aber das Interesse eher genommen.

Lange Rede kurzer Sinn: das eine muss mit dem anderen nichts zu tun haben, außerdem sollten zum Teil (!) auch die Inhalte hinterfragt werden.
 
Was mir zu denken gibt:

Meine Schwester ist Geschichtslehrerin an einer Schule in Franken und sie meinte mal dass man SchülerInnen heutzutage mit Themen wie Nationalsozialismus kaum noch packen kann. Viele reagieren da wohl nur noch gelangweilt oder genervt. Das habe ich noch anders empfunden. Als damals Themen wie Auschwitz besprochen wurden hat das viele SchülerInnen sehr getroffen.
Von der Schule meiner Kinder kann ich ähnliches berichten. Aber vom Tenor eher in die Richtung: ja, was damals passiert ist ist furchtbar und darf sich niemals wiederholen, also völlig richtig das es thematisiert wird. Was aber nervt ist, das ich zitiere: wir das einzige Land sind, was immer nur und ausführlichst auf den Verfehlungen rumreitet aber nicht ein einziges Mal auch auf die positiven Teile der Vergangenheit eingeht, wie andere europäische Länder das machen. Das scheint zumindest einen Teil der Schüler zu nerven, das sich auf diese riesige Schuld fokussiert wird und auf sonst nichts.
 
Von der Schule meiner Kinder kann ich ähnliches berichten. Aber vom Tenor eher in die Richtung: ja, was damals passiert ist ist furchtbar und darf sich niemals wiederholen, also völlig richtig das es thematisiert wird. Was aber nervt ist, das ich zitiere: wir das einzige Land sind, was immer nur und ausführlichst auf den Verfehlungen rumreitet aber nicht ein einziges Mal auch auf die positiven Teile der Vergangenheit eingeht, wie andere europäische Länder das machen. Das scheint zumindest einen Teil der Schüler zu nerven, das sich auf diese riesige Schuld fokussiert wird und auf sonst nichts.

Was war denn gut am Nationalsozialismus? Oder bezieht sich die Forderung allgemein auf die deutsche Geschichte?

Grüße,
Aiden
 
Was aber nervt ist, das ich zitiere: wir das einzige Land sind, was immer nur und ausführlichst auf den Verfehlungen rumreitet aber nicht ein einziges Mal auch auf die positiven Teile der Vergangenheit eingeht, wie andere europäische Länder das machen.

Kann ich so nicht bestätigen. Wir sind in der Oberstufe in Weimar gewesen und wir haben herausgearbeitet: Schiller, Goethe, Herder und Wieland stehen in einem direkten Kontrast zum Führer auf dem Balkon des Hotel Elephant. Die Stadt selbst ist in unmittelbarer Nähe zu Buchenwald, ein Ort, der neben dem industrialisierten Nationalsozialismus auch den pompösen 'Realsozialismus' der DDR repräsentiert, wie kein anderer.

Ein Besuch dort sollte für jeden Schüler in Deutschland verpflichtend sein. Es gibt Dinge, die man nicht mit Büchern und Videos vermitteln kann.
 
Kann ich so nicht bestätigen. Wir sind in der Oberstufe in Weimar gewesen und wir haben herausgearbeitet: Schiller, Goethe, Herder und Wieland stehen in einem direkten Kontrast zum Führer auf dem Balkon des Hotel Elephant. Die Stadt selbst ist in unmittelbarer Nähe zu Buchenwald, ein Ort, der neben dem industrialisierten Nationalsozialismus auch den pompösen 'Realsozialismus' der DDR repräsentiert, wie kein anderer.

Ein Besuch dort sollte für jeden Schüler in Deutschland verpflichtend sein. Es gibt Dinge, die man nicht mit Büchern und Videos vermitteln kann.
Könnte man tun.
Allerdings sollte man dann auch gewisse Benehmregeln einführen.
Als ich in Dachau war waren dort einige Schulklassen. Sehr viele Schüler haben vor dem Schild " Arbeit macht frei " oder in der Gaskammer regelrecht posiert.
 
Ich gebe ja nur wieder wie der Tenor heutzutage bei den Schülern eines Gymnasiums ist.

Meine eigene Schulzeit kann ich damit nicht vergleichen, weil sie einfach schon Jahrzehnte her ist.

Meine Grossväter und Urgroßväter waren mittelbar betroffen, das macht auch schon einen Unterschied.

Ein Bruder meines Großvaters hatte im Krieg ein Bein verloren und ich erinnere mich noch genau, wie die Prothese immer in der Wohnzimmerecke stand, wenn er Mittagsschlaf hielt.
 
Ich finde halt erschreckend dass der Anteil an AfD Wählern bei Erstwählern wieder mal erschreckend hoch war. Da kann man sich schon fragen woher das kommt. Ist das noch der Corona Frust und das Gefühl, während der Pandemie allein gelassen worden zu sein?
 
Ich finde halt erschreckend dass der Anteil an AfD Wählern bei Erstwählern wieder mal erschreckend hoch war. Da kann man sich schon fragen woher das kommt. Ist das noch der Corona Frust und das Gefühl, während der Pandemie allein gelassen worden zu sein?

Meinem Empfinden nach kann da auch der Frust mitschwingen, dass politisches Engagement wie Fridays for Future keine Erfolge gebracht haben. Dazu muss man sich auch eingestehen, dass die AfD Social Media wie keine zweite Partei beherrscht. Jugendliche schauen keine Tagesschau, Heute-Nachrichten oder Arte/Phoenix. Jugendliche holt man halt über Insta und TikTok ab.

Grüße,
Aiden
 
Meinem Empfinden nach kann da auch der Frust mitschwingen, dass politisches Engagement wie Fridays for Future keine Erfolge gebracht haben. Dazu muss man sich auch eingestehen, dass die AfD Social Media wie keine zweite Partei beherrscht. Jugendliche schauen keine Tagesschau, Heute-Nachrichten oder Arte/Phoenix. Jugendliche holt man halt über Insta und TikTok ab.

Grüße,
Aiden
Ja aber das irre ist doch dass AfD und deren Fans führend darin waren und sind, die Fridays for Future Demos kleinzureden und in‘s lächerliche zu ziehen.
 
Ja aber das irre ist doch dass AfD und deren Fans führend darin waren und sind, die Fridays for Future Demos kleinzureden und in‘s lächerliche zu ziehen.

Ich gehe jetzt nicht zwingend davon aus, dass diejenigen, die bei Fridays for Future mitmachen/mitlaufen, zwingend auch diejenigen sind, die AfD wählen. Ich denke bloß, dass das eine einen Effekt aufs andere hat.

Grüße,
Aiden
 
Auf Schülerinnen und Schüler hat Social Media einen enormen Einfluss. Instagram und TikTok sind voll von Clips, in denen die Grünen und ihr Personal systematisch lächerlich gemacht werden, unter Einsatz von KI. SuS denken gerne in Kontrasten. Der Gegenpol zu den Grünen ist in ihren Augen die AfD, für die umgekehrt im Netz geworben wird.

Seit die Grünen an der Regierung sind, ist zu spüren, dass ein Teil der männlichen Schüler einen regelrechten Hass auf die Grünen entwickelt hat, insbesondere in nicht gymnasiale Schulformen. Dieses Phänomen war zwischen 1998 und 2005 nicht zu beobachten.
 
Auf Schülerinnen und Schüler hat Social Media einen enormen Einfluss. Instagram und TikTok sind voll von Clips, in denen die Grünen und ihr Personal systematisch lächerlich gemacht werden, unter Einsatz von KI. SuS denken gerne in Kontrasten. Der Gegenpol zu den Grünen ist in ihren Augen die AfD, für die umgekehrt im Netz geworben wird.

Seit die Grünen an der Regierung sind, ist zu spüren, dass ein Teil der männlichen Schüler einen regelrechten Hass auf die Grünen entwickelt hat, insbesondere in nicht gymnasiale Schulformen. Dieses Phänomen war zwischen 1998 und 2005 nicht zu beobachten.
Das ist leider nicht nur bei jüngeren Menschen so. Im Verwandtenkreis habe ich auch schon gehört (Leute über 50), dass man die AfD ohne Typen wie Höcke vielleicht schon gewählt hätte. Auf die entgeisterte Rückfrage warum, lautete die Antwort: "weil es das ist, was die Grünen am meisten ärgert..." Die anschließende Diskussion hat dann auch nichts gebracht...
 
In den Probewahlen auf dem Gymnasium war die AFD eher marginal vertreten, auch aufgrund von Leuten wie Krah und Co. Das Personal wird da eher als dumm und dumpf wahrgenommen.

Aber leider ist Frau Lang auch eher eine Person, über die sich lustig gemacht wird, auch mit vielen Memes.
 
In den Probewahlen auf dem Gymnasium war die AFD eher marginal vertreten, auch aufgrund von Leuten wie Krah und Co. Das Personal wird da eher als dumm und dumpf wahrgenommen.

Aber leider ist Frau Lang auch eher eine Person, über die sich lustig gemacht wird, auch mit vielen Memes.
Wobei es bei Frau Lang irgendwie nur um ihr Äußeres geht. Das ist dann echt eher Grundschulniveau von der Argumentation.
 
Mal ein paar Zahlen:

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Mit einem Durchschnittsalter von 47,5 Jahren hatte Thüringen 2021 die bundesweit zweitälteste Bevölkerung. Nur die Einwohner von Sachsen-Anhalt waren älter.
Quelle: https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/bevoelkerung-altersstruktur-thueringen.html


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Seit 1990 hat Thüringen fast 500 000 Einwohner verloren. Der Rückgang um 19 Prozent ist die bundesweit zweitstärkste Schrumpfung nach Sachsen-Anhalt. Der Bevölkerungsrückgang beruht darauf, dass seit 1989 stets mehr Menschen sterben als geboren werden und viele Einwohner abwanderten. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt mit zehn Prozent weit unter dem Bundesdurchschnitt.
Quelle: https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/bevoelkerungszahl-thueringen.html

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Quelle: https://de.statista.com/statistik/d...er-arbeitslosenquote-in-thueringen-seit-1999/


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In Thüringen zeigen sich große regionale Unterschiede in der Bevölkerungsentwicklung. Die Städtekette von Eisenach über Gotha, Erfurt und Weimar bis Jena sowie teils ihr Umland haben zwischen 2014 und 2020 Einwohner gewonnen. Demgegenüber haben die peripheren Gebiete deutliche Bevölkerungsverluste verzeichnet.
Quelle: https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/bevoelkerungsentwicklung-regional-thueringen.html

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Der demographische Wandel haut in Thüringen richtig rein. Ein Altersdurchschnitt von 47 Jahren. Fast ein fünftel der Bevölkerung ist seit der Wende weggezogen, um der erheblichen Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit zu entgehen. Diese Probleme gewinnen an Signifikanz, je weiter man sich von der Thüringer Städtekette entfernt. Migration in Thüringen ist dort, von allen Bundesländern überhaupt, am wenigsten relevant.

Vor diesem Hintergrund scheint mir die Ampelpolitik oder der Einfluss sozialer Medien auf die Jugend eher ziemlich nebensächlich zu sein. Da liegen grundlegende strukturelle Probleme vor, die dort schon seit Jahrzehnten nicht angepackt wurden und es sieht auch nicht so aus, als würde sich daran in nächster Zeit etwas ändern. Diese Wahl in Thüringen und Sachsen müsste EIGENTLICH das deutliche Signal an den Rest von Deutschland sein, da umgehend Menschen mit Geld hinzuschicken, die sich dort nieder lassen und belastbare wirtschaftliche Strukturen aufbauen, den Altersschnitt senken und heterogene Weltbilder da hin mitbringen. Dann wird auch nicht mehr extrem gewählt. Daraus wird aber nix, denn ganz symptomatisch schlägt in Thüringen der Mangel an Investitionen in der Vergangenheit einmal mehr heftig zu:

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums sind erst 14 Prozent der privaten Haushalte mit schnellem Internet versorgt. Im Vergleich aller Bundesländer liegt Thüringen damit auf dem vorletzten Platz.
Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/glasfaser-freistaat-schlecht-ausbau-100.html
 
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