Lantillies, Regierungsviertel – Parlamentsgebäude, Lounge – NPCs und Rrooow
48 Standardstunden später. Rrooow hatte sich mit verschiedenen Vertretern der lantillianischen Politik, den Beitrittsbefürwortern um Briant ebenso wie den dessen Gegnern um Lamont. Die Argumentationsweise von letzteren konnte sie nicht nachvollziehen. Sie hätte ja noch verstanden, wenn Lamont und Konsorten versucht hätten, den Beitritt der strategisch wichtigen Welt an der Perlemianischen Handelsstraße der Republik so teuer wie nur irgend möglich zu verkaufen. Auch die bisweilen im Raum stehende Erneuerung der Phobium-Alllianz schien sie nicht zu interessieren, nein, die Isolationisten bestanden auf einem ›allein sind wir stärker‹. Dabei wurden sie allein nicht einmal mit den Cocomora-Piraten fertig. Was würden sie erst machen, wenn das Imperium an die Tür klopfte. Denn hierin bestand lagerübergreifende Einigkeit: niemand mochte das Imperium.
Die vielleicht einzige weitere Gemeinsamkeit schien darin zu bestehen, einen Senator der Gegenseite zu verhindern. Für die Isolationisten schien das das einzige Szenario zu sein, welches noch schlimmer war als ein Beitritt zu Republik. Ein Beitritt mit einem Senator der anderen Seite. Abends in ihrem Hotelzimmer spekulierte Rrooow darüber, ob sie hinter Lanthars plötzlichem Rückzug steckten. Hatten sie ihn unter Druck gesetzt, um einen Botschafter des prorepublikanischen Blocks zu verhindern? Aber sogleich tadelte die Togorianerin sich innerlich selbst: sie sah eindeutig zu viele HoloFlix-Serien. Wie in der Zeit, als sie frisch in der Uni auf Rudrig angekommen, nächtelang ›Haus des Sabaccs‹ geguckt hatte um anschaulich zu lernen, wie die große Politik außerhalb Togorias funktionierte.
Heute Nachmittag würde die Abstimmung stattfinden, welche darüber entschied, ob Lantillies den Aufnahmeantrag stellen würde oder nicht. Auch Rrooow war eingeladen, eine Rede vor dem ganzen Parlament zu halten, ein Novum für sie. Auf Dac hatte sie bisher nur in regulären oder Sonderausschüssen das Maul aufgemacht, im Gesamtsenat war sie Hinterbänklerin, der man die Chance zu sprechen noch nicht eingeräumt hatte. Dafür Togoria zu unbedeutend und ihr Status in der OLA, der Ossus-Lianna-Achse zu gering. Aber hier war alles anders, sie war die Abgesandte der Neuen Republik und sie redete sich ein, dass sie keinen Grund hatte, nervös zu sein. Die Fronten zwischen den Lagern standen doch eh fest: die einen wollten den Beitritt fast um jeden Preis, die anderen fürchteten republikanische Steuern und die Einschränkung der planetaren Souveränität. Sie forderten eine Stärkung des eigenen Militärs, was angeblich zugleich die Wirtschaft ankurbeln würde. Dabei übersahen sie natürlich, dass der Militärausbau ebenfalls Steuererhöhungen erfordern würde und aktuelle militärische Hardware zudem überhaupt nicht auf Lantillies produziert wurde.
Dabei wurde schon fast zu Nebensache, was zunächst Rrooow große Sorge gewesen war: ihre Politikerkarriere wurde zementiert. Sie würde nicht weiterstudieren können. Außer, sie verlor die Abstimmung, aber das wollte sie auch nicht wirklich. Jeder, der nicht völlig blind war, konnte sehen, dass ein Beitritt ein Win-Win für beide Seiten war und genau das wollte die junge Katzenfrau doch: etwas zum Besseren zu verändern.
Schließlich war es soweit: Rrooow trat durch eine unauffällige Tür den Parlamentssaal und schritt zum Rednerpult. Mit ihrer körperlichen Erscheinung machte sie natürlich sofort Eindruck und die Reihen der Abgeordneten waren so bunt wie die Bevölkerung von Lantillies: ein Querschnitt durch die Bevölkerung der bekannteren Planeten, einem Hörsaal auf Rudrig nicht unähnlich. Trotzdem war sie nervös, wie konnte es auch anders sein? Wenn sie das hier vermasselte, schwächte sie die Neue Republik. Wenn sie alles gut machte und die Abstimmung trotzdem negativ ausfiel, würde sie sich ebenso Vorwürfe machen: sie wäre nicht gut genug gewesen. Dieser Tag würde Signalwirkung haben: Rrooow wusste ganz genau, dass die Vertreter von Gizer und Contruum ebenfalls hier waren und zuhörten. Sie versuchte nicht daran zu denken, sich auf ihr Redemanuskript zu konzentrieren, welches sie selbstverständlich auf ihrem Datapad gespeichert hatte und was sie damit sagen wollte. Es war soweit.
»Ssehr geehrte Abgeordnete, ssehr geehrte Vvorsitzzende, ichh möchhte heute zzu ihnen nichht alss Vvertreterin der Republik, ssondern alss gute Nachhbarin zzu ihnen ssprechhen. Sseit Jahrhunderten sschhon teilen Lantilliess und Togoria eine gemeinsame Gesschhichhte. Wir ssind alss Teil der Phhobium-Allianzz durchh dick und dünn zzussammen gegangen, zzu unsserem beidersseitigem Vvorteil, haben unss gegen äußzere Ffeinde vverteidigt und unss in Notlagen beigesstanden. Wir wusssten, dasss wir gemeinssam sstärker ssind und unss einander brauchhen, um unss in einer geffährlichhen Galaxsiss zu behaupten. Diesse Erkenntniss ging ffreilichh nicht von Togoria auss, ssondern von hier, von Lantilliess. Eure Vväter und Mütter, ssehr geehrten Damen und Herren, waren ess, die den Geisst der Kooperation in unsseren Ssektor brachhten. Ssie haben unss, den Togorianern, den Wert der Öfffnung nachh außzen gelehrt. Ohne ssie hätten wir uns nicht von alss Ssklavven begehrten Jagdobjekten über Ssöldnern zzu einem gleichhberechhtigten Vvolk in einer großzen Galaxsiss entwickelt, das Völkern wie den Hapanern oder Ssullusstanern auf Augenhöhe begegnet.«
Vereinzelte Parlamentarier lachten kurz auf, weil sie sich offenbar zu bildlich vorstellten, wie sich riesige Togorianer mit kleinwüchsigen Sullustanern auf Augenhöhe begegneten. Rrooow merkte, wie sie nervöser wurde – hoffentlich merkte niemand, dass ihre Ohren zuckten. Sie musste sich zwingen, sofort weiterzusprechen und jede peinliche Stille zu vermeiden.
»Natürlichh wird ess nochh lange dauern, biss Ssullusstaner nichht mehr zu Togorianern oder unsseren Ffreunden, den Wookiess, aufsehen müssen. In ökonomischer Ssichht wird ess ffreilichh nochh vviel länger anderssrum ssein, aber wir kommen inss Gessprächh mit diessen Leuten. Togoria wird nicht länger linkss liegen gelasssen, neue Chhancsen tun ssichh ffür unss auff. Wir beginnen unsser Potentsial zsu ersschhließzen. Auchh Lantilliess sschöpfft dass sseine nochh lange nichht auss. Wenn wir in der Lage ssind, dann sseit ihr dass ersst rechht. Aber ihr müssst euchh ffür die Galaxsiss öfffnen und ihr zseigen, dass Lantilliess nochh da ist. Hapan - «
Jemand aus den Reihen der Isolationisten fiel ihr ins Wort.
»Wo war Hapan denn, als wir angegriffen wurden? Wo war die Phobium-Allianz?«
»Sselbsst wenn Hapan hätte helffen wollen – und welchhen Grund hierffür hätten sie gehabt – wären ssie unerlaubt in Lantillianisschhess Hoheitssgebiet eingedrungen. Ssoweit ichh weißz, ging das einzsige Hilffegessuchh an die Phhobium-Allianzs. Hier kann ichh nur für Togoria ssprechhen: wir wurden bekanntermaßzen zseitgleichh angegrifffen und auchh unss sstand niemand unsserer Vverbündeten bei. Aber daffür kam unss alssbald eine republikanisschhe Patrouille zu Hilfe, bevvor hapanische Kreuzer die Piraten erledigten. Ichh war dabei und könnte heute nichht mehr vvor ihnen ssprechhen, wäre ess anderss gewessen. Aber auchh in Handelssdingen fführen wir bereitss konsstruktivve Gessprächhe, während im Ffalle von Lantilliess gegensseitige Zsölle den Ausstausschh vvon Waren und Diensstleisstungen behindern. Wass die Alllianzs angeht, sstimmt ess michh ssehr traurig, dasss ichh zu meinen Lebzseiten diessen Geisst vvon ffrüher, den Geisst dess gegensseitigen Beisstandss, nichht mehr sspüren konnte. Er isst einem ›Warum ssoll ichh denen helfen, die unss auchh nichht beistanden?« gewichhen und vvielleihht isst dass ein Zseichhen, die interplanetare Kooperatsion auff eine neue Ebene zsu hievven, durchh einen Beitritt zsur Neuen Republik. Ssie kann unss Vvorteile bieten, die die Allianzs nie vvermochht hätte und meine Hofffnung isst, dasss die Welten der Phhobium-Allianzs sichh durchh einen Beitritt ebenffallss wieder näher kommen. Auff dasss Lantilliess ebensso wie Togoria auffss neue erblühen möge! Ich danke Ihnen.«
Großer Beifall. Was für ein Glück, sie hatte die Rede überstanden, und es nicht vermasselt. Jetzt lag es nicht mehr an ihr, konnte sich entspannen, tat es aber nicht. Sie fühlte sich weiterhin verkrampft, denn noch stand die Abstimmung aus. Rrooow kehrte in die Lounge zurück, ließ sich in einen der eigens bereit gestellten extragroßen Sessel fallen und versuchte, an nichts zu denken. Es klappte aber nicht, und die Togorianerin saß auch nicht lange, als die Tür sich öffnete und die Abgesandten von Gizer und Contruum den Raum betraten. Natürlich erhob sich Rrooow sofort, um die beiden zu begrüßen.
»Exzellente Rede,«
Lobte der Abgesandte von Contruum, eine aus Rrooows Sicht winziger Mensch.
»Ich habe gerade mit der Präsidentin gesprochen. Wir warten noch das Abstimmungsergebnis ab, aber wir sind sehr zuversichtlich. Im positiven Falle, von dem wir ausgehen, möchten wir, dass Sie die Beitrittsverhandlungen für Contruum führen und uns zukünftig im Senat vertreten.«
Contruum tat eigentlich immer, was Lantillies auch tat, wusste Rrooow. Es galt als Musterdemokratie, weshalb die Sache schnell und unproblematisch über die Bühne gehen würde. Anders lag es im autokratisch regierten Gizer, dessen neimoidianische Abgesandte ihr auch sofort unsympatisch war. Sie überreichte ihr ohne langes Palaver ein Datapad.
»Hier sind unsere Bedingungen für einen Beitritt Gizers. Der oberste Controller hat entschieden, dass Ihr als aktive Senatorin über den größten Hebel verfügt, diese auch durchzusetzen.«
Rrooow bedankte sich knapp und nahm das Ding skeptisch entgegen. Bedingungen, die waren ja lustig… und sie sollte dem Controller von Gizer wohl postwendend vermitteln, dass er seine Macht zukünftig teilen musste, um in die Republik aufgenommen zu werden? Da kam ja eine harte Nuss auf sie zu…
Lantillies, Regierungsviertel – Parlamentsgebäude, Lounge – NPCs und Rrooow