[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Thalias Wohnung]- Cris, Noa, Thalia, Ricardo, Camilla,Ray
Etwas mechanisch hatte Cris Thalia und ihren Kindern zum Abschied gewinkt – wenngleich die in ihr neues Kuscheltier vertiefte Camilla auch ihm ein leichtes Schmunzeln entlockt hatte – und war Noa aus der Wohnung zurück ins Treppenhaus gefolgt, seine Tochter mit sanften, aber bestimmten Handgriffen vor sich her dirigierend. Denn entnervt-empörten Blick, den sie ihm zuwarf, bemerkte er gar nicht richtig – zu sehr war er mit dem kleinen Austausch beschäftigt, dessen Zeuge er Dank Ricardos kleinem Plappermäulchen geworden war. Im Grunde hatte sich ihm kein großes Geheimnis eröffnet – dass Noa und ihre Schwester Cloé sich des Öfteren stritten und dass nicht selten der Widerstand, das Imperium und der Bürgerkrieg der Grund dafür waren, wusste er schließlich. Aber dann war da dieses winzige Detail gewesen – sie und noch jemand, stundenlang im Badezimmer, zum verarzten? Etwa wegen der furchtbaren Wunden, die Agathon ihr beigebracht hatte? Doch nein… das war davor gewesen. Und die einzige andere Möglichkeit, bei der Noa sich hätte verletzen können, lag schnell auf der Hand: Coruscant. Kurz vor der Übergabe, während des letzten Aufbäumens der imperialen Besatzer und einer schier unaufhaltbaren Spirale der Repression.
„Dad?“
Lorraines Stimme holte Cris wieder ins Hier und jetzt zurück. Sie waren mittlerweile nicht mehr im Treppenhaus, sondern hatten das Gebäude verlassen und er hatte instinktiv eine Richtung von dort eingeschlagen.
„Die Gleiter sind da hinten.“
Natürlich die Falsche. Glücklicherweise konnte er sich daran erinnern, dass Noa das, Bistro, das sie empfohlen hatte, ohnehin hatte zu Fuß aufsuchen wollen.
„Oh, ich dachte nur, zu dem Bistro müssen wir da lang…“, log er glatt und lächelte Ray bemüht an.
„Hast du Hunger?“
Seine Tochter zuckte mit den Schultern.
„Ein bisschen.“
„Sehr gut. Der Rest kommt beim Essen.“
Sein auffordernder Blick richtete sich nun auf Noa, wobei er sich so bemühte, neutral-gelassen zu wirken, dass er das Gegenteil vermutlich förmlich in die Galaxis hinausbrüllte. Verheimlichte sie ihm etwas? Andererseits… hatte er sie je nach dem gefragt, was vor ihrem Wiedersehen auf Lianna geschehen war? Vor Agathon? Nicht mal in seinen finstersten Träumen hätte er sich ausmalen können, dass da noch mehr sein könnte.
Verarztet. Stunden.
Verwundungen waren für ihn kein unbeschriebenes Blatt. Er wusste, welche Art von Verletzung wenig Behandlung brauchte. Und welche sehr viel.
„Wo müssen wir lang? Ich hoffe, in diesem Bistro schmeckt es so gut, wie du behauptest!“
Rays Blick wanderte zwischen ihm und Noa hin und her. Ob ihr die aufgesetzte Jovialität in seiner Stimme auffiel? Ein wenig lächerlich kam er sich schon vor. Doch die Fragen, die er ihr gerne stellen würde, konnte er nicht vor seiner Tochter stellen – aus Angst vor der Kategorie Antworten, die sie hervorrufen könnten. Wenn Noa das bewusst war – er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie seine Fassade mühelos durchschaute – hatte sie allen Grund, dafür zu sorgen, dass Lorraine so lange wie möglich bei ihnen blieb – um sich dann schnell zu entschuldigen und zu verschwinden, auch wenn er ihr damit womöglich Unrecht tat. Es konnte alle möglichen Gründe dafür geben, dass sie mit ihm noch nicht über das geredet hatte, was auf Coruscant passiert war. Und es konnte natürlich schlicht und ergreifend sein, dass er in Ricardos Worte viel zu viel hineininterpretierte. Aber um das herauszufinden, würde er fragen müssen… früher oder später.
[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Thalias Wohnung]- Cris, Noa, Ray