Lianna

Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Eowyn und Yaro irgendwo

Eownys Behauptung, er hätte sie verachtet, war interessant, entsprach nach Ians Ansicht aber absolut nicht der Wahrheit. Die Jedi im Allgemeinen ja, sie selbst aber nicht und die Tatsache, dass Eowyn noch immer daran festhielt, dass die Jedi ihr Leben ausmachten, gefiel ihm wirklich nicht. Nein, ihm gefiel das ganz und gar nicht. Die Jedi waren ein Teil ihres Lebens, das konnte er sich ohne große Bauchschmerzen gefallen lassen, aber Eowyn drückte es so aus, als wären die Jedi ihr Fundament und als wäre sie ohne die Jedi nichts. Gerade so, als könne sie ohne die Jedi nicht bestehen, als wäre da immer nur Eowyn die
Jedi aber nie, Eowyn der Mensch, Eowyn die Frau. Eben nie Eowyn selbst. Alles, was er gegen die Jedi gesagt hatte, hatte sie damals wirklich sofort auf sich bezogen und das war etwas, was ihm auch heute nicht gefiel. Zumal Ian hier auch ein höheres Verständnis fehlte und er zugeben musste, das auch nicht ganz verstehen zu wollen. Es mache unfrei so zu denken und vor allem war es sehr leichtsinnig, so zu denken. Sie hatte genug Zweifel mit den Jedi und damit zwangsläufig auch immer mit sich. Wie konnte sie sich auf der einen Seite derart mit dem Orden verbinden, quasi behaupten, der Orden lebe in ihr; gleichzeitig aber behaupten, sie würde die Jedi auch wieder verlassen können? All das sorgte nicht gerade dafür, dass die Jedi bei ihm an Sympathie gewannen, es klang, als seien sie eine Religion, eher noch eine gefährliche Sekte. „Für mich warst und bist du mehr, als nur eine Jedi“, musste Ian einfach noch einmal klarstellen. „Es macht für mich einen großen Unterschied, Teil von etwas zu sein, oder“, und wie drückte er das nun am besten aus? "direkt mit einer Sache untrennbar zu verschmelzen.“ Was nicht wirklich verständlich klang, wie Ian feststellte, aber diesmal befürchtete er, dass ein falsches Wort, Eowyn nur verletzen sondern in ein Loch fallen lassen konnte. „Ich glaube, dass wir uns Dinge suchen, das wir mit Dingen verbunden sind, aber ich bin mindestens genauso fest davon überzeugt, dass das, was uns ausmacht, unser Charakter ist. Wir suchen uns Dinge, die bestimmte Charaktereigenschaften bestärken, wir suchen nach Zugehörigkeiten. Aber egal, zu was es uns zieht, wir sind mehr als nur das. Ich kann einem Verein angehören, ohne selbst der Verein zu sein. Und wenn ich nur ein Mitglied bin, ist es mir möglich, manches, was der Verein tut, zu kritisieren, ohne mich ständig selbst kritisieren zu müssen.“ Ob nun verständlicher wurde, was er meinte? Sicher war Ian sich nicht. „Aber ich will dir diese Sicht nicht aufzwingen, viel mehr möchte ich, dass du verstehst, dass ich für mich, meine Kritik an diesem Orden tragen kann, ohne sie gleichzeitig auf dich zu projizieren, verstehst du?“ Deshalb war es damals möglich gewesen, ihr zuzuhören. Die Jedi als solche verachten ja, aber einen einzelnen Jedi erst dann, wenn er ihm Grund dazu gab. Iounas Vater zum Beispiel. Genau diese Tatsache machte den großen Unterschied. Wer vor Ian trat, war in erster Linie eben das Wesen, das da vor ihm stand. Nicht Jedi, nicht Sith, nicht Imperialer. Sondern Mensch, Gand oder was auch immer. Vorurteile führten zu Ablehnung und Ablehnung nicht zuletzt dazu, dem Gegenüber keine Chance zu geben. Was wiederum im Gegenüber nichts Positives auslöste. So wurde es in seiner eigenen, neagtiven Sicht nur berstärkt was zu einem bescheidenen Teufelskreis führte und Gerüchte und Klischees schürte und zu Tatsachen verwandelte, die im Grunde keine waren. Hier auf Lianna hatte Ian genau das Problem: Die meisten würden den Sith in ihm sehen. Nicht die Vorsicht stand so im Vordergrund, sondern ein Vorurteil und das erschwerte alles. In Rstern zu sehen, in ihnen zu denken, in ihnen zu fühlen, verhinderte Verständnis. Und damit wurde alles verhindert, vor allem auch der Aufbau einer Beziehung oder Verbindung.

Was Eowyn als nächstes sagte, klang am Anfang vielleicht gut, aber sie revidierte es im selben Moment, da sie es aussprach. Sie verstand, sie konnte es nachvollziehen, aber. Wie konnte ein Aber auf Verständnis folgen? Wie konnte sie versuchen, ihm etwas glaubhaft zu machen – oder ihm zu glauben, wenn sie ein Aber folgen ließ? Vielleicht merkte sie genau das, denn ihr Aber schwebte offen im Raum und sie beließ es dabei.

„Aber was?“, kam die Frage, die kommen musste und Ian hatte diesmal Mühe, die Frage in normalem Tonfall kommen zu lassen. Sie kam aus einer völlig anderen Welt und für sie war es so denkbar einfach, ihr Urteil zu fällen. Es ärgerte ihn, dass er es so ausdrückte, denn ein Urteil über ihn hatte sie nicht gefällt, ihre Worte aber machten ihn das gerade Fühlen. „Warum ich die Sith nicht verachte? Warum ich so lange bei ihnen war? Warum ich nicht früher erkannt und sie verlassen habe?“ Der Vorwurf, der in ihrer Stimme gefehlt hatte, lag nun in seiner eigener, Ian hörte es laut und deutlich heraus, aber so sehr er es auch hatte vermeiden wollen, ein wenig hatte ihn ihr Aber getroffen. „Welchen Unterschied habe ich noch zwischen ihnen und den Jedi gesehen? Da war Ablehnung auf beiden Seiten und für mich war da auch Gewalt auf beiden Seiten.“ Sie hatten damals nicht einfach nur seinen Meister getötet, sondern den ersten Menschen, der ihn nicht mit Verachtung bestrafte, schon von der ersten Sekunde an. Sie hattten ihm jemand von bedeutung genommen. Jemand, der in ians Augen nicht böse war, jemand, der es nicht verdient hatte, zu sterben, nur weil er ein Sith war.

„Ich habe bei den Sith nach meinen eigenen Überzeugungen gelebt, ich habe das getan, was ich für richtig gehalten habe. Wenn andere meinten, dass sie ihre Schüler quälen konnten, war das ihre Sache, aber nicht meine, Eowyn. Ich war es gewohnt für Fehler bestraft zu werden und das, was ich bei den Sith sah, war nichts, was ich vorher nicht gekannt hätte.“ Es hatte ihn nicht einmal verwundern können, es war das ewig gleiche Spiel: Wer mächtiger war, übte gewaltvolle Macht über den aus, der schwächer war. Immer das gleiche. „Ich war ein Teil des Ordens, aber ich definierte mich nicht über ihn. Damals noch nicht. Ich konnte bei den Sith bleiben, weil sie mir Möglichkeiten boten. Ich konnte mich fernab ihrer seltsamen Ansichten entwickeln, ich hatte einen Platz, an dem ich sein konnte. Da waren skrupellose Sith, so wie es überall skrupellose gibt. Ich war nicht so wie sie.“ Dann aber geriet er ins Stocken und unweigerlich verdüsterte sich sein Gesicht. „Zumindest nicht am Anfang“, verbesserte er sich leise, nicht ohne Groll gegen sich.
Und nur, weil ich so lange bei ihnen war, bedeutet das nicht, dass ich ihnen blind gefolgt bin und sie und ihre Lehren nie in Frage gestellt habe.“ Da waren Tage gewesen, an denen er alles in Frage gestellt hatte. Fast täglich, mehrmals täglich sogar. Nicht nur die Sith als solches, sondern vor allem auch sich selbst. Und doch war es nicht so einfach, aus Strukturen auszubrechen, Eowyn sollte das wissen. „Ich habe alles in Frage gestellt und die Sith waren das, was ich gekannt habe. Die Jed,“ und das war der springende Punkt, waren etwas ominöses, fast fremdes. Meine Sicht über sie kam durch die beiden Erfahrungen, die ich machte und jedes Gerücht, dass dann über sie kursierte konnte meine Sicht über sie, “ dass sie verlogene Heuchler waren, „nur stärken. Wo also hätte ich hingehen sollen?“ Außerdem hatte er seine eigenen Missionen gehabt, hatte autonom agiert.
Langsam, aber sicher wurde das Thema leidig. Seine Alpträume, seine negative Sicht auf sich selbst, die Unmöglichkeit für ihn, in den Spiegel zu sehen, sich selbst in die Augen zu blicken; waren nicht von ungefähr gekommen. Er hatte sich oft gefragt, ob das, was er tat, richtig war. Aber wer war da gewesen, um darüber zu sprechen, wer?

Dann war da dieses Jahr gewesen, in dem er sich an nichts hatte erinnern können. Das Jahr, in dem er nicht einmal mehr wusste, wer er selbst war. Das aber war eine andere Geschichte.

Die Republik diente niemandem, der herrschte? Sie diente ihren Bürgern? Wo jemand diente, war ein Herrscher! Begriff Eowyn das denn nicht? Eigentlich aber verbat sie ihm sogar, darauf etwas zu sagen und so schweig Ian, denn am Ende wollte nicht er derjenige sein, der ihr ihre Illusionen absprach und sie dadurch ins Verderben rennen ließ. Sie machte es ihm aber immer schwerer, Stillschweigen zu Bewahren. Das Wohle aller, oder das Wohle weniger.
Wer war denn die Mehrheit, die glaubte, dass etwas das Beste war? Und musste die Mehrheit zwangsläufig richtig liegen? Zu wessen Gunsten fielen diese Kompromisse? Eowyn machte es sich zu einfach und in Ians Ohren klang das, was sie sagte, danach, als sei es das Normalste der Welt, sich der Republik anzuschließen und als wäre das auch das einzig richtige. Als hätte die Republik keine Schlachten geschlagen, kein Blut an ihren Fingern kleben. Das Wohl der Mehrheit. Ja, das Wohl der Mehrheit derer, die an der Spitze der Macht waren.
Es war verzwickt, es war kompliziert, was wusste Ian schon über die Republik?
Was er wusste war, dass der
Imperator ein Virus erschaffen hatte. Dass er damit log, betrog und etwas getan hatte, was unverzeihlich war. Falscher Frieden. So wie Ian wusste, dass die Republik diese Lüge hinnahm.

Seine eigenen, folgenden Worte kommentierte Eowyn nicht, wahrscheinlich deshalb nicht, weil sie nicht wieder in die Bredouille kommen wollte, ein Aber anfügen zu müssen. Solange sie in den Sith nur eine Ausgeburt des Bösen sah, machte es ohnehin keinen Sinn, weiter darüber zu sprechen. Wenn sie es so sah. Und wenn - war es bei ihm, sie deswegen zu verurteilen, wo er Urteile hasste? Konnte er ihr eien solche Sicht verübeln? Für sie mussten die Sith so wirken, wegen Coruscant, wegen vielleicht vielen anderen Dingen. Aber die Gegenseite war ihr fremd und das machte es problematisch


„Das erste was man tun muss, ist hinter die Fassade zu blicken, Eowyn.“
Und er klang dabei furchtbar ernst, aber es entsprach seiner felsenfesten Überzeugung. „Ich kann in einem Wesen das sehen, was es ausstrahlt, dass was es getan hat. Oder ich frage mich, warum es überhaupt so ist, wie es ist. Das, was zu wenig geschieht ist das Gespräch zu suchen. Zuzuhören, ohne zu urteilen. Begreifen. Hinterfragen.“ Ein Urteil war so schnell gefallen und wann immer ein unbedachtes Urteil fiel, geschah dies zum Leidwesen dessen, der da verurteilt wurde.
Dann seufzte Ian, denn einen vorangegangenen Satz wollte er noch kommentieren.
„In erster Linie ging es mir auch nur darum, dass du meine Beweggründe verstehst.“ Nicht unbedingt die der Sith, schließlich konnte er nur für sich sprechen. Da waren keine großartigen Freunde die er unter ihnen hatte, auch wenn eine leise Stimme dagegen aufbegehrte, in Aden etwas böses zu sehen. Selbst Alisah war nicht böse im eigentlichen Sinne. Nicht, dass er ausgerechent sie verteidigen wollte, doch sie war kein bösartiges Monster. Darth Virulence hatte auch den Anschein erweckt, weise zu sein, nicht brutal, nicht verachtenswert. Ian war zu lange im Orden gewesen, dieser hatte ihn geformt und so war es fast unmöglich, dass Eowyns Worte ihn nicht irgendwie berphrten, verscheidene Empfindungen in ihm auslösten.

Eowyns Entschuldigung traf Ian dann zusätzlich, versetzte ihm einen gehörigen Stich und ihr Abschluss traf ihn genauso, nur anders, als ihre Entschuldigung. Ankämpfen gegen alles, was mit der Dunklen Seite zu tun hatte. Verstand sie denn nicht, was sie da gerade sagte? Ian schluckte schwer, denn ob ihm das gefiel oder nicht, mindestens mit dem letzten Satz hatte sie ihn getroffen, auf einer emotionalen Ebene. Er war ein Sith gewesen. Die Dunkle Seite haftete
noch immer an ihm. Eowyn wusste vielleicht nciht, wie es war, wenn jene Seite Dinge flüsterte. Selbst wenn sie es nicht wusste, wovon auszugehen war, sie bestätigte ihn. Es war genau das, was er immer und immer wieder gedacht und sogar formuliert hatte: Er verdiente sie nicht. Dass sie ihn bei diesen, für ihn so gewichtigen Worten nicht einmal ansah schmerzte. Ihre Welt war so anders, als die seine.

Dennoch, oder gerade deswegen musste Ian sich zurück ins Gedächtnis rufen, dass sie keinen Sith mehr in ihm sah, sondern seine Veränderung wahrgenommen hatte. Immerhin milderte das den Schmerz ein wenig. Ihr Konflikt aber war noch ein anderer, auch das musste Ian sich zurück ins Gedächtnis rufen, auch wenn das nicht ganz so einfach war. Er wusste nicht, was genau die Sith ihr alles angetan hatten. Da war sein Wissen über Winter, ja. Und da waren genug Vorstellungen, die er sich machen konnte. Er hatte Sith wie Ysim erlebt und genau das brachte ihn selbst in eine Zwickmühle. Sith waren manipulativ. Es war… so kompliziert und es brachte ihn selbst wieder in einen Gewissenskonflikt, den er nicht haben wolle. Zurück zu der Frage, wie er so lange Monstern hatte angehören können. Vielleicht weil man blind wurde und abstumpfte? Diejenigen, die niederträchtig gehandelt hatten, waren nicht die Ausnahme gewesen. Heute, jetzt verstand Ian doch selbst nicht mehr, warum er sich nicht früher gelöst hatte. Wegen der Verbitterung, die er empfunden hatte? Wegen der Enttäuschung, die er Tag für Tag gefühlt hatte? Auch wegen der Gefühllosigkeit, die sich über ihn gelegt hatte? Wegen der mangelnden Perspektive? Wegen seines Pessimismusses, der ohnehin sagte, dass sie alle gleich waren?

„Eowyn, bitte“, sagte er dann, sich nicht nur verlangsamend, sondern stehen bleibend, „sieh mich an.“ Das hier war zu wichtig, als das er das Thema einfach so beenden konnte und es war wichtig, dass sie ihn dabei ansah. Dass er ihr in die Augen sehen konnte. „Ich verstehe das, wenn ich es von deinem Standpunkt aus sehe, verstehe ich es. Ich weiß heute nicht mehr, warum ich so töricht sein konnte so lange bei ihnen zu bleiben. Ich… ich will nicht das du offener wirst oder unvorsichtiger, ich weiß, zu was Sith in der Lage sind, ich…“ sein Blick wanderte eine Sekunde zu Boden, „war selbst einer von ihnen. Das einzige, was ich möchte ist vielleicht, dass du und das viel mehr die Jedi verstehen, dass selbst ein Sith ein Herz besitzen kann.“ Dass sie nicht alle Monster waren. Das da verlorene Seelen unter ihnen weilten. Dass auch ihnen geliebte Menschen genommen worden waren. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Du hast mir diese Chance gegeben, du hast mich nicht allein nach dem beurteilt, was ich zu sein schien und damit hast du für mich erst alles möglich gemacht. Vorsicht Eowyn, Vorsicht ist etwas anderes, als nur Vorurteile zu haben. Und selbst Vorurteile, wenn ich zulasse, sie zu revidieren, dann sind diese vielleicht in Ordnung. Lass sie mich Vorvermutungen nennen, nicht Urteile. Vorahnungen. Vorkenntnisse.“ Sith, Jedi, da war mehr als die Zugehörigkeit. „Vielleicht ist das Problem, dass Gut und Böse in jedem von uns steckt, nur in unterschiedlich großen Anteilen und es kann so schwer sein, beides voneinander zu trennen, zu erkennen. Sich einmal zu verlaufen,“ und er hatte sich verlaufen, „kann immer weiter dazu führen, in die Irre zu gehen und dann überhaupt zurück zu finden. Eowyn, ohne dich… ich.“ Wieder geriet er ins Stocken, wusste, dass sie das im Grunde nicht hören wollte, aber es entsprach der Wahrheit, es entsprach so absolut der Wahrheit, dass es unmöglich war, sie für sich zu behalten. „Wenn ich dir nur für eine Sekunde zeigen oder deutlich machen könnte, wie sehr du dafür gesorgt hast, dass ich von einem Weg, der verachtenswert war, abgekommen bin. Ich wünschte, du würdest sehen, wie viel mir das bedeutet, wie dankbar ich dir dafür bin.“ Viel mehr noch wünschte er sich, dass sie endlich begriff, dass sie sein kleines Wunder war. Damals hatte er ihr zugehört, obwohl sie eine Jedi war. Und sie war sicher nicht diejenige, die mit einem Vorurteil behaftet war, dass sich nicht revidieren ließ. Das war wichtig gewesen, das hatte ihn gerettet. Nichts war in Stein gemeißelt und unverrückbar gewesen.
Gegen die Dunkle Seite zu kämüfen, gegen Unterdrückung, gegen Machtmissbrauch, das waren edle Züge. Ziele, die er einst selbst gehabt hatte, ehe sich alles vermsichte, ehe keine Grenzen mehr zu sehen waren.


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Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Ian und Yaro irgendwo

Sie würden auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Gerade auf Grund der Tatsache, was Ian ihr über die Sith erzählt hatte, verstand Eowyn auch langsam, weshalb. Ein Teil des Sith-Ordens zu sein hieß noch lange nicht, ein Teil eines großen Ganzen zu sein. Ein Teil des Jedi-Ordens zu sein... es war ein Unterschied. Bei den Sith kochte offensichtlich jeder sein eigenes, kleines Süppchen. Bei den Jedi war das nicht so. Vielleicht mag ich mehr sein als eine Jedi, das ist momentan nicht der Punkt. Aber eine Jedi zu sein bedeutet für mich mehr, als nur Mitglied in einem Verein zu sein. Es ist eine Lebenseinstellung. Selbst als ich dem Orden nicht mehr wirklich angehörte, ich habe mich immer irgendwie als eine Jedi gefühlt, zumindest als ein Teil dessen, wie ein Jedi meiner Meinung nach sein sollte. Es ist ein Teil von mir, gehört zu mir wie meine Sinne und mein Charakter. Ich kann damit nicht einfach aufhören oder dergleichen. Sie versuchte zu lächeln. Ich weiß heute, dass du es nicht so gemeint hast. Ich nehme es dir daher auch nicht übel. Aber auf Nar Shaddaa... Oh, er hatte sie verhöhnt. Sie als "erhabene" bezeichnet, behauptet, sie wolle nur helfen, weil sie sich über ihn gestellt sah. Da waren viele kleine Stiche gewesen, auch später noch. Nur brachte es nichts, ihm das zu sagen.
Eowyn schüttelte den Kopf.
Auf Nar Shaddaa habe ich es nicht so gesehen, aber heute spielt das keine Rolle mehr. Jetzt weiß ich, dass du nicht mich kritisierst, dass du es getrennt betrachten kannst. Zumindest wusste sie, dass er nicht sie meinte... auch wenn es ihr teilweise schwer fiel, das zu berücksichtigen. Aber das war ihr Problem, ganz sicher nicht Ians.

Eowyn schloss kurz die Augen. Sie dachte nicht genug nach. Sie sprach zu schnell. Dieses kleine Wörtchen "aber" hätte niemals aus ihrem Mund schlüpfen dürfen. Schon auf Va'art hatte Ian oft ungehalten reagiert, wenn sie Sätze unausgesprochen ließ. Nur war es nicht fair, ihr Dinge vorzuwerfen, die sie nicht einmal ausgesprochen hatte.
Sie hörte deutlich, dass Ian nicht mehr neutral reagierte. Sie hatte ihn verletzt, mit einem kleinen Wort, und das, obwohl sie alles andere zurückgehalten hatte. Nein, das war definitiv nicht fair. Woher wollte er wissen, was sie gedacht hatte? Sie war stark versucht, ihm das an den Kopf zu werden, aber sie war zu besorgt, dass ihre Unterhaltung dann schnell in eine Diskussion oder sogar einen Streit abdriften konnte. Dieses Mal
würde sie sich zurückhalten. Ja, es war das gewesen, was in ihr vorgegangen war. Aber gerade weil sie ihm keinen Vorwurf machen wollte, hatte sie nichts gesagt. Gerade weil sie sich kein Urteil anmaßen wollte, hatte sie abgebrochen. Der Vorwurf war ausgeblieben.
Und Ian hörte ihn trotzdem.
Und machte ihn nun ihr.

Das habe ich nicht gesagt, war das Einzige, das sie leise, ein wenig zurückgezogen, darauf antwortete. Vielleicht, vielleicht hatte sie das gemeint. Aber nicht gesagt. Und er sollte heraus aus ihrem Kopf, verdammt noch mal.
Vielleicht sollte sie auch gar nichts mehr sagen. Die Fronten waren abgeklärt, die wichtigsten Ansichten ausgetauscht. Es war zu früh. Zu früh für sie beide, um über solche Dinge zu reden. Da mochten tiefe Gefühle sein und tiefes Vertrauen, aber manches brauchte einfach Zeit, um zu wachsen. Verständnis gehörte vermutlich dazu. All das, was zwischen ihnen war, war schon belastet genug. Sie mussten es sich nicht noch schwerer machen.


Ian fuhr dennoch mit seinen Erläuterungen fort, und es machte ja Sinn. Wenn man aus einer Welt kam, an der Gewalt und Macht an der Tagesordnung lagen, dann wehrte man sich irgendwann nicht mehr dagegen. Gleichzeitig aber ergab es für Eowyn erst Recht keinen Sinn - war er nicht zu den Sith "geflohen", damit er genau das nicht mehr erleben musste? Es war zu paradox und überstieg ihre Vorstellungskraft. Doch wer war sie, seine Vergangenheit in Frage zu stellen? Sie musste nicht alles verstehen. Sie musste nur akzeptieren... Nur war eben das, was Ian versucht hatte, mit diesem Gespräch zu erreichen - nämlich Offenheit für die Sith - dadurch ganz sicher nicht näher gerückt.
Wenn er doch sogar Dinge in Frage gestellt hatte - wieso dann keine Konsequenzen daraus ziehen? Je mehr Ian sagte, desto weniger konnte sie alles nachvollziehen.
Sie war gegangen. Sicher, die Jedi waren niemals zu vergleichen mit den Sith (aber versuchte Ian nicht, ihr dieses Vorurteil zu nehmen?), aber irgendwie bezweifelte Eowyn, dass der Imperator jeden kleinen Jünger bis aufs Blut verfolgen würde, der den Orden verließ. Als Executor natürlich... da war es vermutlich zu spät. Aber man wurde nicht über Nacht in diesen Rang befördert.
Wo er hätte hingehen sollen?
Wo war sie hingegangen?
Überall und nirgendwo hatte sie gelebt. Es gab meistens eine Möglichkeit, man musste sie nur suchen. Vielleicht musste man seinen eigenen Weg finden... Aber Eowyn hütete sich nun umso mehr, all das auszusprechen. Sie war in der Defensive, besorgt um die Stimmung zwischen ihnen beiden, besorgt darum, etwas zu sagen, das Ian ihr wirklich übel nehmen würde. Etwas, das er nicht verstehen würde - und das vielleicht auch nur, weil sie aus so unterschiedlichen Welten kamen. Ohne, dass es böse gemeint war, einfach nur so... Es waren Ians Erfahrungen, und die konnte sie ihm nicht absprechen, ebenso wenig wie seine Ansichten und Erklärungen. Außerdem hatte sie das dringende Gefühl, ihn mit jedem weiteren Wort, das sie sagen würde, nur aufzuregen. Vielleicht irrte sie... aber vielleicht auch nicht.
Also sagte sie gar nichts, obgleich alles in ihr kämpfte, als er seine Frage stellte, war sich nicht einmal sicher, ob sie rhetorisch gemeint war.


Genauso wenig, wie Ian etwas darauf sagte, was Republik und Imperium anging. Sein Schweigen sprach Bände. Sagte ihres das Gleiche aus? Sie spürte doch, dass da irgendetwas war. Sie spürte doch, dass er irgendetwas zurückhielt. Eowyn runzelte die Stirn, sah Ian überlegend an. Sie wollte nicht, dass sich irgendetwas in ihm anstaute. Genauso wenig wollte sie, dass sie begannen, zu streiten, aber ein Anstauen war ebenso nicht gerade gesund. Irgendwann platzte es doch ohnehin heraus? Ist irgendetwas?, fragte sie dann nur vorsichtig - wenn er nicht wollte, konnte immer noch verneinen.

Sie konnte Ians Beweggründe nachvollziehen - zumindest die, die zu seinem Eintritt in den Orden geführt hatten. Alles andere war erst einmal unwichtig.
Hinter die Fassade blicken... das war leicht gesagt. Man konnte hinter die Fassade blicken, wenn man Ruhe hatte, Zeit, keine Gefahr. Wie aber sollte man hinter die Fassade blicken, wenn der andere einem nach dem Leben trachtete? Oder einen bestehlen wollte? Oder betrügen? Sie blickte hinter die Fassade, wenn ihr dadurch keine Gefahr drohte, sie hatte es Ian selbst doch eigentlich bewiesen - aber sie würde sicher nicht anfangen, über die Hintergründe des Sith zu spekulieren, der ihr sein Lichtschwert an den Hals hielt. Wie stellte Ian sich das vor? Wie stellte er sich vor, dass sie ihr Leben lebte? Sie bezweifelte, dass er glaubte, dass sie herumlief und Sith angriff - auch wenn das theoretisch etwas war, das irgendwann einmal geschehen konnte, bisher aber auch sicher nicht vorgekommen war. Andererseits würde sie aber auch niemals losziehen und versuchen, irgendwelche vom Weg abgekommenen Machtnutzer zu retten. Das konnte Ian ebenfalls nicht ernsthaft glauben. Was also wollte er, das sie tat? Offener sein, Vorurteile hinterfragen... auch wenn es Ausnahmen geben mochte, nein. Dazu war all das viel zu tief in ihr verankert.


Sie hätte weiterhin schweigen sollen - andererseits konnte sie nicht so tun, als ob sie es versuchen würde. Sie konnte Ian nicht belügen, und zu schweigen wäre einer Lüge zumindest nahe gekommen. Ian musste wissen, wer sie war, so wie er der Meinung gewesen war, sie müsse das Wichtigste über seine Vergangenheit hören, in jener Nacht. Wäre er jemand anderes, mit einer anderen Geschichte, es wäre unwichtig. So aber fand sie, er hatte das Recht, es zu wissen. Vermutlich... Vermutlich hatte sie ihre Wortwahl wieder einmal nicht klug getroffen. Die dunkle Seite zu bekämpfen war ihr oberstes Ziel, aber sie wusste nicht, wie sehr Ian sich selbst noch damit verband. Für sie selbst war Ian mit ihr kaum mehr verbunden, doch seine Ansicht? Nahm er es persönlich?
Irgendetwas war da jedenfalls. Sie hatte ihn getroffen, die Frage war nur, weshalb. Sah er nun, dass sie selbst ebenfalls Fehler hatte, große Fehler sogar?
Sie wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen, selbst dann nicht, als er sie darum bat. Sie blieb stehen, ja, aber sie konnte es nicht. Wollte nicht sehen, wie sie ihn verletzt hatte, wollte den Schmerz in seinen Augen nicht erkennen. Erst bei seinen ersten Worten, seinem Verständnis, blickte sie auf. Sie hatte erwartet, dass er emotionaler reagieren würde, nach dem, was sie gefühlt hatte, und jetzt verstand sie gar nichts mehr. Von ihrem Standpunkt verstand er? Wohl kaum. Vielleicht verstand er, dass ihr Standpunkt ein anderer war als der seine...
Die Bitte, die er dann äußerte, war ihm wichtig, das spürte sie. Aber... Sith und ein Herz. Diese zwei Dinge in einem Satz zu nennen - es kam ihr beinahe falsch vor. Die Sith, denen sie begegnet war... hatten diese ein Herz besessen, oder besser gesagt, das, was sie unter einem Herz verstand? Eowyn bezweifelte es stark. War sie nur den Falschen begegnet? Sicher, Tear hatte sie nicht umgebracht. Aber ob das an einem "Herz" gelegen hatte? Wohl kaum. Andererseits... er
hatte gesagt, ihr nicht wehtun zu wollen. Und er war einfach gegangen... obgleich sie am Boden gelegen war, sicher in einer weitaus schwächeren Position als er.
Dennoch.
Wenn Ian doch wusste, zu was die Sith in der Lage waren... wie sollte sie dann gleichzeitig daran glauben, dass manche so etwas wie ein Herz besaßen? Und wenn sie es tat, wie sollte sie sie dann weiterhin bekämpfen, wie sollte sie weiterhin gegen sie angehen? Wenn sie daran zweifelte, wenn sie in jedem Sith ab sofort eine verlorene Seele sah... Es hatte Winter das Leben gekostet, dass sie gezögert hatte. In anderen Wesen das Gute zu sehen, das war anfangs ihre Stärke gewesen, bis es zu einer Schwäche geworden war, weil sie gemerkt hatte, wie sehr sie damit auf Risiko ging. Bei Ian war sie nicht falsch gelegen, ja - aber was, wenn doch? Es war ein Risiko gewesen. Eigentlich ein zu großes Risiko... Erst Recht mit ihren Padawanen im Hinterkopf. Was sie dazu bewogen hatte, an Bord von Ians Schiff zu gehen - das wusste sie bis heute nicht.
Selbstverständlich steckte Gut und Böse in jedem Lebewesen. Aber Ian konnte nicht erwarten, dass sie vor jemandem, in dem
so viel Böses steckte, vor jemandem, der Leid verbreitete, einfach offen war und im übertragenen Sinne erst einmal sagte - "Hey, lass uns reden. Bist du wirklich böse, oder tut es dir eigentlich Leid?" Sicher konnte sich jeder verlaufen, aber konnte sie ein Wegweiser für jeden sein? Das überstieg ihr Vermögen.
Ian, ich verstehe das alles ja. Ich verstehe irgendwie, worauf du hinauswillst, und ich bewundere dich dafür, dass du es so sehen kannst. Aber... Ernst sah sie ihn an. Sei ehrlich. Würde ein Sith vor mir stehen, würdest du dir wünschen, ich würde mich mit ihm unterhalten, seine Gründe herausfinden, oder fändest du es nicht viel besser, ich würde, meinetwegen, weglaufen? Ich wünschte, ich hätte noch so viel Glauben, dass ich stehen bleiben würde. Ich wünschte, ich könnte mehr ausrichten. Aber... Wortwahl, Wortwahl... Ian, wenn ich einmal zu viel vertraue, einmal zu viel meiner... Vorwarnungen außer Acht lasse, dann war es das. Es ist meine Aufgabe, das Dunkle aufzuspüren, dagegen anzugehen. Wenn ich jetzt beginne, offener zu sein, dann ist das nicht nur eine Einladung für alle, nein, es macht mich auch anfälliger. Verständnis für jemanden, der diesen Weg eingeschlagen hat, das ist... lebensmüde. Unmöglich. Unlogisch.
Gefährliches Terrain, Achtung! Ihre Alarmglocken schlugen an, sie holte kurz Luft und führte den Satz anders zu Ende.
...Ian, das ist gefährlich. Verständnis führt irgendwann zu einem akzeptierenden Schulterzucken, und dann... Dann zu Neugier, zu "das ist doch alle nicht so schlimm" - und schlussendlich dazu, langsam selber abzudriften. Verständnis für die dunkle Seite? Nein. Vielleicht Verständnis für Leute, die schon so weit waren, zu bereuen. Aber - welcher Sith tat das?
Es heißt nicht, dass ich dich nicht verstehe. Aber du hattest dich bereits gelöst zu diesem Zeitpunkt, siehst du nicht den Unterschied? Dieser Unterschied war entscheidend. Ian zuzuhören war etwas völlig anderes gewesen. Sie hatte seinen Konflikt wahrgenommen, sie hatte gespürt, geahnt, gehofft, dass er die Wahrheit sagte.

Das Gespräch wandte sich aber wieder einer Richtung zu, die Eowyn überhaupt nicht zusagte. Sie hasste es, dass Ian sie auf dieses Podest stellte. Was hatte sie schon getan? Ihm für eine halbe Stunde lang zugehört, ihm dabei selber gemeine Sachen an den Kopf geworfen, sich dann an ihn drangehängt und ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben. Sie beide.
Was, wenn seine Liebe darauf grundlegend fußte? Sie würde das nicht ertragen... und irgendwann... nein.
Ja, sie hatte richtig gelegen, und Eowyn schüttelte unwirsch den Kopf, unterdrückte ein genervtes Auflachen.
Ian, dafür habe ich nicht gesorgt, bitte. Du warst selber schon auf diesem Weg, und irgendwann hättest du auch noch gemerkt, was für eine unkluge Idee es ist, diese Droge zu schlucken. Alles andere wäre von selbst gekommen - vielleicht hättest du ein paar Wochen länger gebraucht. Und du wärst nicht auf diesem vermaledeiten Mond abgestürzt, würdest jetzt nicht hier festsitzen - klingt das nicht gut? Aber sonst? Wie kannst du... Ich wünschte... Eowyn wandte den Blick ab, strich sich mit ihren Händen durch die Haare, versuchte, sich selbst unter Kontrolle zu halten. Er meinte es nicht böse, im Gegenteil. Sie durfte nicht sauer werden, nicht ungeduldig.
Ein paar Atemzüge später hatte sie sich halbwegs unter Kontrolle und sah Ian wieder an.
Entschuldige. Bitte, Ian. Ich möchte dich nicht verletzen, und dir auch dieses Gefühl nicht absprechen. Aber...
Ich habe Angst, dass deine Liebe zu mir auf einem Irrtum beruht.
Ich möchte nicht, dass du mehr in mir siehst, als da ist.
Ich will nicht, dass du mir falsche Lorbeeren zuschanzt.
Ich befürchte, dass du eines Tages aufwachst und dich fragst, ob ich verantwortlich war für einen Weg, den du gar nicht gehen wolltest.

Aber bitte...
Oh, es würde ihn verletzen. Egal was sie nun sagte. Und wenn sie ihn nur darum bat, es einfach in Zukunft zu lassen. Außerdem wollte sie nicht, dass er begann, Dinge vor ihr zu verbergen... Ihr Herz klopfte wie wild - als ob es in ihrer Brust zerspringen wollte. Für diese Situation gab es keine richtige Lösung.
Bitte, Ian! Verzweifelt und mit einem sehr unguten Gefühl sah sie ihn an. Erkannte er nicht, wie falsch er lag? Wie viel er selbst Anteil daran hatte, heute kein Sith mehr zu sein, dass es sein Verdienst war? Was hatte sie schon dazu beigetragen? Im Gegenteil. Ian hatte sie gerettet... Pausenlos.

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[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Raumhafen, Landebucht 42, Empress of Blades, Lounge]- Cris, Lorraine

Nachdem Lorraine sich an den mannigfaltigen Resten des Frühstücks gütlich getan hatte, räumte Cris das Geschirr ab und die verbliebenen Nahrungsmittel zurück in die Kühlung, während seine Tochter weisungsgemäß ihre Schulsachen aus ihrem Zimmer holte, um ihm die erwähnten Mathematikaufgaben vorlegen zu können. Cris‘ düstere Vorahnungen bestätigten sich, als er einen ersten Blick auf den Datenblock warf, auf dem die Aufgaben gespeichert waren, die die Schüler bis zum nächsten Tag hatten lösen sollen – einige ließen ihn zumindest an gewisse Lösungswege denken, die er irgendwann einmal gelernt haben musste – und an die er sich offenbar erinnern konnte, wenn auch nicht an die Umstände des Lernens – doch insgesamt verspürte er ein alarmierendes Gefühl der Ratlosigkeit. Der erwartungsvolle Blick, den Lorraine ihm unentwegt zuwarf, machte es nicht wirklich besser.

„Hmmmm…“, machte Cris, um Zeit zu gewinnen, und bemühte sich dabei um eine möglichst kompetent wirkende Mimik.

„Hast du… die Kapitel der Lehrbücher, in denen die Aufgaben erklärt werden?“

„Zwei Seiten vorher“, erwiderte Lorraine ungeduldig und ließ sich wieder auf das bequeme Sofa fallen.

„Das hat sich irgend so ein komischer Givin ausgedacht… aber Merl meinte, dass diese Spezies von Yag’Dhul kommt – und Yag’Dhul gehört zum Imperium! Ist das Imperium nicht böse? Warum muss ich dann was lernen, was aus dem Imperium kommt?“

Cris lächelte schwach, auch wenn er dankbar für diesen kleinen Exkurs war – je länger er mit Lorraine über andere Dinge redete, desto später musste er eingestehen, dass er von den Berechnungen vermutlich noch weniger Ahnung hatte als sie.

„Ich glaube, diese Methode ist älter als die Republik und das Imperium zusammen… und bei wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es ohnehin zweitrangig, woher sie kommen – wenn sie denn korrekt sind und die Zeit überdauert haben.“

Lorraine legte den Kopf schief und verzog angewidert den Mund.

„Aha.“

Cris setzte sich neben seine Tochter auf die Couch und deponierte den Datenblock mit all seinen verwirrenden Zahlen vor ihnen auf dem Tisch.

„Und du kannst dich an nichts aus dem Unterricht erinnern…?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Vielleicht kann R6 uns helfen…?“

Entrüstet sah Lorraine ihn an.

„Dad, wir dürfen uns natürlich nicht von Droiden helfen lassen. War das bei dir in der Schule nicht so?“

Cris hüstelte verlegen.

„Das… habe ich vergessen“, antwortete er schließlich, sogar wahrheitsgemäß.

„Aber irgendwie muss man euch doch in diese Aufgabe eingeführt haben…?“

„Hmmmm.“

Mit konzentrierter Miene beugte sich seine Tochter über die Aufgabe – und Cris‘ „Plan“ ging auf. Jetzt, da sie sich mit dem Gefühl, sich im Zweifelsfall immer noch an ihn wenden zu können, vorbehaltlos auf die Aufgaben konzentrieren konnte – und vielleicht ohne die Angst vor dem Scheitern – schienen ihr einige grundlegende Dinge wieder einzufallen. Eine halbe Stunde später hatte sie sich an der ersten Aufgabe versucht und zumindest eine Lösung gefunden, die sich mit dem beispielhaften Lösungsweg vereinbaren ließ… und weitere fünfundvierzig Minuten später stand hinter jeder gestellten Aufgabe zumindest eine Antwort. Cris sonnte nicht sagen, ob alle diese Antworten richtig waren – doch zumindest würde man Lorraine nicht vorwerfen können, sich um die Bearbeitung gedrückt zu haben. Viel wichtiger noch: zu jeder Aufgabe konnte sie artikulieren, was sie sich dabei gedacht hatte. Somit geriet sie nicht in den Verdacht, jemand anderen die Lösung überlassen oder gar einfach abgeschrieben zu haben.

Cris empfand einen gewissen Stolz, als er ihr anerkennend über den Kopf streichelte.

„Und? War das so schlimm?“

Für einen Moment wirkte Lorraine so, als würde sie ihm am liebsten die Zunge rausstrecken.

„Ich find Mathe immer noch doof.“

Cris lachte.

„Das ist dein gutes Recht, schätze ich…“

Das Mädchen brachte ihre Sachen zurück in ihr Zimmer, überraschte Cris dann jedoch dadurch, dass sie die Tür nicht hinter sich verschloss, sondern zu ihm zurückkehrte,

„Schaust du mit mir ein Holo?“

Da diese Frage ihn etwas verblüffte, dauerte es ein wenig, ehe Cris nickte.

„Klar. Hast du an was Spezielles gedacht?“

Ohne Umschweife orientierte Lorraine sich am Holoprojektor – dessen durchaus komplexe Bedienung ihr bedeutend weniger Schwierigkeiten machte als Mathematik – und drehte sich dann, nachdem sie das Gerät aktiviert und justiert hatte, mit einem begeisterten Lächeln zu ihm um.

„Hier auf Lianna gibt es eine voll coole Serie – „Lianna Justice“! Da kommen auch die Jedi drin vor!“

Cris schmunzelte.

„Na, dann bin ich mal gespannt…“

„Lianna Justice“ entpuppte sich als reichlich actiongeladene Krimiserie. Hauptcharakter war eine Polizistin aus dem Revier der Polizei Lianna Citys, das für das Zentrum der Stadt zuständig war, die sich einer Reihe außergewöhnlicher Herausforderung stellen musste und bei ihrer Bewältigung nicht nur einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn bewies, sondern auch zeigte, dass sie das Herz am rechten Fleck hatte – was sie oft mit ihren Vorgesetzten in Konflikt brachte, die Gesetze und Regeln stets ein wenig strikter und erbarmungsloser auslegten als sie selbst. Cris konnte sofort verstehen, warum Lorraine sich augenscheinlich mit dem Charakter identifizierte. Als eine Art Gehilfe der Polizistin – Molly Starstrider – fungierte ein abgehalfterter Privatdetektiv, der mit einer derartigen Regelmäßigkeit rauchte und trank, dass Cris sich mehrmals fragte, ob die Serie für ein Mädchen von Lorraines Alter wirklich geeignet war. Immer wieder gerieten die beiden in Schwierigkeiten und mehr als einmal mussten sie sich von einer gütigen Jedi aus der Patsche helfen lassen, die Cris irgendwie an ChesaraSyonette, die Rätin, die ihm das Leben gerettet hatte, erinnerte. Und dann war da noch ein weiterer, wiederkehrender Charakter, der weder Protagonist, noch Antagonist zu sein schien – ein Mann der niemals lächelte, der in zahlreiche dubiose Aktivitäten verwickelt war… und der sich schließlich als Agent des Geheimdienstes entpuppte, der ebenso bereit war, der Polizei unter die Arme zu greifen, wenn es seinen Zwecken dienlich war, wie er auch ohne mit der Wimper zu zucken ihre Ermittlungen behinderte, wenn diese seine Operationen gefährdeten. Ein Charakter, der darauf angelegt schien, unsympathisch zu wirken – dessen Intentionen und Handlungen Cris aber mehr nachvollziehen konnte, als ihm wirklich lieb war…

Irgendwann hatten die aufgeregten Erklärungen, mit denen Lorraine Cris mit Informationen über vergangene Folgen und Staffeln versorgt hatte, damit er mit der Serie Schritt halten konnte, aufgehört und als der Abspann der zweiten Folge lief, stellte er fest, dass seine Tochter an seine Schulter gelehnt eingeschlafen war. Cris lächelte, während er für einen Moment Lorraines regelmäßigen Atemzügen lauschte. Dann wanderten seine Gedanken plötzlich zu Noa. Wo sie wohl war? Ob sie sich bei ihm gemeldet hatte?

Vorsichtig kramte er sein Comlink hervor und obwohl es ihm nicht gänzlich bewegungslos gelang, schlief Lorraine weiter wie ein Stein. Ein Blick auf das Gerät verriet ihm schließlich, dass von Noa noch keine Nachricht eingegangen war… doch das bedeutete natürlich nicht, dass er ihr keine schicken sollte.

***Comnachricht an Noa Chanelle Cortina***

Hey,

ich habe mich gerade gefragt, wie es dir geht und ob bei dir alles in Ordnung ist. Ich hab mir gerade ein Holo angeschaut – allerdings in Gesellschaft, die jetzt gerade an meine Schulter gelehnt eingeschlafen ist. Allerdings kein Grund zur Eifersucht – ich vermute, sie war einfach nur erschöpft von einem langen Tag.

Sie hat nach dir gefragt. Ich glaube, sie hat dich schon in ihr Herz geschlossen. Kein Wunder, du bist ja auch bedeutend „cooler“ als ihr Vater, auch wenn ich glaube, dass ich heute ein paar Punkte auf dieser ominösen Coolness-Skala gutmachen konnte.

Sehen wir uns bald wieder? Ich hab Sehnsucht nach dir.

Ich denke an dich.

Cris

***Ende der Nachricht***

Die Nachricht wurde versandt und Cris ließ sein Comlink sinken, bevor er sich vorsichtig von der Couch erhob, ohne Lorraine dabei unsanft auf das Polster plumpsen zu lassen. Kurz überlegte er, ob er sie in ihr Zimmer tragen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen – es erschien ihm wie ein zu massives Eingreifen – und beschloss stattdessen, ihr ihre Decke und ihr Kissen aus ihrem Zimmer zu holen. So ausgestattet ließ er seine Tochter dann für einen Moment alleine, um eine routinemäßigen Rundgang durch die Landebucht zu machen und die Empress schließlich hinter sich zu verschließen. Bevor er in seine eigene Kabine ging, beugte er sich noch einmal zu dem auf der Couch schlafenden Mädchen hinunter.

„Träum was Schönes, mein kleiner Sonnenstrahl“, flüsterte er, ehe er schließlich sein eigenes Bett ansteuerte. Seine letzten Gedanken galten seiner Tochter und Noa, die irgendwo in Lianna City vermutlich gerade seine Nachricht las, und er lächelte, bevor er in den Schlaf entglitt.

[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Raumhafen, Landebucht 42, Empress of Blades, große Kabine]- Cris
 

Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Eowyn und Yaro irgendwo


Ian hatte längst begriffen, was die Jedi Eowyn bedeuteten. Auch wenn er niemals selbst ein Teil von ihnen sein wollte und sein würde, er war nun einmal nicht Eowyn. Er hielt nicht unbedingt viel davon, dass sie sich derart mit ihnen verband, aber Ian wusste, dass er dagegen nichts sagen würde. Nichts sagen durfte. Wenn die Jedi Eowyns Fundament waren, würde er sicher der letzte sein, der daran irgendetwas ändern wollte. Sie hatte es schon einmal erklärt und ihre Zugehörigkeit war zu groß. Allein schon deshalb hatte Ian ihr das Versprechen abnehmen wollen, dass sie in jedem Fall bei den Jedi blieb. So sehr er es auch verstand, so wenig gefiel ihm diese Tatsache. Was Nar Shaddaa und ihre erste Begegnung betraf, würden sie sich allerdings kaum einig werden, ihre Ansichten dazu waren zu verschiedenen und Ian zog Unterschiede, die Eowyn nun einmal nicht zog. Daher würde er das Thema schlicht auf sich beruhen lassen, denn es war nicht vonnöten, dass sie beide die gleiche Meinung besaßen.

Das Aber, das Ian schließlich aufgriff, wurde von Eowyn nur kleinlaut kommentiert und ein klein wenig ärgerte sich Ian doch darüber, dass sie ihn im Dunkeln ließ. Das Problem an Halbsätzen war, dass die Interpretation dieser nur noch schwerer wurde und was konnte Ian anderes tun, als eine Interpretation anzuwenden, die gegen ihn sprach? Außerdem hatte Eowyn deutlich gemacht, was sie von den Sith hielt und Ian schien es so, als habe sie noch immer nicht begriffen. Letztendlich brachte ihn das nur zurück zu seinem Ursprungsgedanken und ob er besonders fair war, oder nicht: Sie machte es sich zu einfach. Sie war nie eine Sith gewesen. Sie war behütet aufgewachsen, was also wusste sie schon darüber? Nichts. Hier lag genau eines der Probleme, die Ian bei den Jedi sah: Sie hatten eine völlig verzerrte Bild von der Wirklichkeit. Für Eowyn mochten alle Sith böse sein, eine Ausgeburt der Hölle, für sie mochte es nicht begreiflich sein, wie man zu ihnen gehören konnte. Nachdenken, erkennen und sich lösen. Das war es doch, was sie als so einfach abstempelte. Selbst wenn sie es nicht direkt sagte, indirekt hatte sie es längst getan und ihr Schweigen sprach Bände. Es war schade, dass sie nicht verstand, vielleicht sogar bedauerlich, aber Ian hatte nicht erwartet, dass sie wirklich begriff. Gehofft, ja vielleicht hatte er es gehofft, aber wahrscheinlich war das einfach zu viel des Guten gewesen. Sein Meister war nicht schlecht gewesen, nicht böse. Im Orden hatte er Alisah gehabt. Warum also hätte er sich gerade als Jünger lösen sollen? Eowyn sollte denken, was sie wollte. Er hatte seine eigenen Prinzipien gehabt, hatte nach seinen eigenen Methoden gelehrt, seine eigenen Ziele verfolgt und nicht immer waren sie selbstsüchtig gewesen, eigentlich sogar nie. Die Jedi waren diejenigen gewesen, die ihn mehr, als nur einmal im Stich gelassen hatten. Demnach war völlig klar, dass er sich damals nicht wieder hätte entscheiden wollen. Für was auch? Verschmäht von den Jedi, hatte er bei den Sith etwas gefunden, dass vielleicht kein zuhause gewesen war, aber doch eine Möglichkeit, sich zu entwickeln, zu erstarken. Wusste Eowyn wie es war, wenn man ständig unter der Hand von anderen litt? Nein, sie wusste es nicht, wie also sollte sie sich in seine Lage versetzten? Für sie waren die Sith böse, die Sith diejenigen, die ihr ihre Schülerin genommen hatten. Demnach… demnach waren ihre Erfahrungen so unähnlich nicht. Schließlich hatten die Jedi auch seinen Meister genommen und das ohne Erbarmen, so wie sie kein Erbarmen mit ihm gehabt hatten, als sie ihn abgelehnt und als sie ihn auf Telos in seiner Familie zurückgelassen hatten.
Heute war seine Sicht anders, heute waren die Sith sicher nicht die Anlaufstelle, die er nehmen würde. Sein Bild von ihnen hatte sich geändert, so wie sich sein Bild der Jedi ebenfalls ein wenig verändert hatte.

Ob etwas war?
„Ich schätze, was die Republik und das Imperium betrifft, haben wir einfach zu unterschiedliche Ansichten und ich will weder deinen Glauben an die Republik zerstören, noch dir meine Meinung dazu aufzwingen.“ Das Virus hatte viel verändert, so viel stand fest. Die Republik hatte so etwas nicht getan, aber das hieß längst nicht, dass er ihr vertraute. Aber wenn all das Eowyns Basis war, was sollte er dagegen sagen? Was?

Ihr Vergleich war absurd und nur Beweis dafür, dass sie eben nicht verstanden hatte, um was es ihm gegangen war. Ein offener Kampf war etwas anderes. Und was Eowyn offensichtlich überhaupt nicht begriff war, dass sie, wann immer sie so sprach, auch immer ihn mitansprach. Sie war untrennbar mit den Jedi verbunden? Er war es mit den Sith auch – ob ihm oder ihr das nun gefiel, oder nicht. Nicht mit einer Silbe hatte er davon geredet, dass sie Vorwarnungen außer Acht lassen sollte. Etwas anderes hatte er versucht klar zu machen, aber er war daran offenbar gescheitert. Das Dunkle aufspüren. Gegen das Dunkle angehen. Verständnis war gefährlich? Verständnis führte zu einem akzeptierenden Schulterzucken? Je mehr Eowyn sagte, umso schlimmer machte sie das ganze eigentlich nur. Ihre Worte und ihre Einstellung gefielen ihm überhaupt nicht. Es war diese verfluchte Jedi-Sicht. Dieses völlige Denken in Rastern. Jedi waren gut, Sith waren böse. Den Weg der Sith einzuschlagen war unverzeihlich, der Weg der Jedi war der einzig richtige. Genau das sagte sie doch aus und das waren die Gedanken von Sektierern. Die Jedi waren also das Maß der Dinge. Natürlich. Er hatte nicht von Vertrauen zu den Sith gesprochen, gesundes Misstrauen war in Ordnung. Was hingegen nicht richtig war, war vollgeladen mit Vorurteilen zu sein. Niemand war von Grund auf böse. Ob Eowyn das verstand? Ob die Jedi das begriffen? Es war kein Wunder, das beide Fraktionen sich so feindselig gegenüberstanden, wenn sie doch nur Vorurteile füreinander übrig hatten.

„Ich habe nicht verlangt, dass die Sith zu deinen besten Freunden werden sollen,“ gab Ian sich Mühe, nicht ungehalten zu klingen, denn das Gespräch nahm einen Verlauf an, der ihm nicht gefiel. Begriff sie denn nicht, dass er Jahre bei den Sith gewesen war, dass sie das gewesen waren, dass einer Heimat am nächsten gekommen war? Zumindest am Anfang… Und all das sprach sie schlecht und es war ihm zuwider, zwischen den Zeilen ständig herauszuhören - ob eingebildet oder nicht - das die Jedi das Helle und einzig wahre darstellten. Sie stammten aus anderen Welten und er musste sie nicht in die seine Einführen – ohnehin waren die Sith kein Teil mehr von ihm. Er akzeptierte ihre Welt und das musste irgendwie genügen. Dennoch konnte Ian ein Seufzen nicht unterdrücken. Natürlich sah er den Unterschied, aber… langsam wurde es anstrengend. Zu anstrengend. Was sollte er jetzt noch erwidern? Sie verstand ihn einfach nicht. Sie sollte nicht offen für die Dunkle Seite sein, sie sollte bei einer potenziellen Gefahr, nicht ihr Lichtschwert deaktivieren und versuchen, die Sache auszudiskutieren. Davon hatte er doch kein Wort gesagt. Warum also verfingen sie sich in diesem Thema? Was sie nicht tun sollte, war davon auszugehen, dass jeder Sith eine Ausgeburt des Bösen war. Nicht mehr als das hatte er versucht, ihr klar zu machen. Das Dunkle aufspüren und dagegen ankämpfen. Diese Sicht war so verschoben! Als wäre es nicht viel wichtiger, überhaupt erst zu verhindern, dass jemand auf Abwege geriet. Aber nein, das Dunkle musste aufgespürt werden, wenn es schon Dunkel war. Das ergab keinen Sinn und das war einfach nicht richtig. Aber wer war er, das laut sagen zu dürfen? Ausgerechnet er!

Sie gerieten vom Regen in die Traufe. Ihre Einschätzung war falsch, ihre Worte nicht fair. Nicht fair ihr gegenüber und nicht fair ihm gegenüber. Sie verstand überhaupt nicht. Nichts, kein bisschen. Hätte sie nicht auf ihn eingeredet, er hätte sich zurückgezogen, er hätte das Virus niemals erwähnt. Warum auch? Da war nichts mehr für ihn gewesen. Sie wollte ihn nicht verletzen? Das glaubte er ihr. Sie wollte ihm seine Gefühle nicht in Abrede stellen? Das glaubte er ihr nicht. Diesmal aber würde er sich hüten, etwas zu sagen, denn auf einen Streit hatte er keine Lust und Ian wusste, irgendwo in seinem Hinterkopf, dass Eowyn das nicht mit Absicht tat. Das war es, was ihn dran hinderte, etwas Unkluges zu sagen. Sein ‚Ich verdiene dich nicht‘ war ihr ‚Ich hab nichts damit zu tun, dass du dich verändert hast‘ oder etwas anderes, was in die gleiche Richtung ging. Sie hatte ihm zugehört. Sie hatte ihn nicht im Stich gelassen. Sie war für ihn da gewesen. Sie hatte ihn aus seiner Einsamkeit geholt. Das hätte er alles ganz selbstverständlich alleine geschafft. Natürlich. Sie wollte ihm das Gefühl nicht absprechen. aber. Sie waren schon wieder so weit. Ihre Abers, ihre verfluchten Abers! Aber, aber, aber. Als würde auf Aber nicht immer etwas Negatives folgen. Alisahs ‚ich liebe dich‘, war auch an ein Aber geknüpft gewesen. Nicht, dass diese Abers zu vergleichen wären. Dennoch, langsam, aber sicher hasste er dieses Wort. Aber! Als gäbe es kein Auch.

„Schon in Ordnung“, hob er also die Hände, obwohl es nicht in Ordnung war, nicht für ihn.



Sie macht das nicht mit Absicht.

Genau das musste Ian sich erneut zurück ins Gedächtnis rufen. Nur: Wovor hatte sie eigentlich so Angst? Warum konnte sie sich nicht eingestehen, dass sie etwas in ihm bewirkt hatte? Warum tat sie so, als sei sie völlig unbeteiligt an all dem gewesen? Warum glaubte sie ihm nicht? Warum stellte sie sich derart in den Schatten? Und am wichtigsten: Wie sollte er sie jemals davon überzeugen? Worte halfen da nicht, das war Ian klar.

„Schon in Ordnung“, wiederholte er also, auch wenn er sich sicher nicht für seine Wahrheit entschuldigen würde, die nicht zwangsläufig die ihre sein musste.

„Immerhin lässt du mich meinen Lichtschwertgriff nicht alleine kaputt machen. Sonst wäre ich vermutlich wirklich beleidigt gewesen.
“ Ein Zwinkern folgte und dieser kleine Scherz, sorgte hoffentlich dafür, dass sie nicht in schwermütiges Schweigen verfielen.


Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Eowyn und Yaro irgendwo

 
- - - verschlüsselte Kommnachricht an Salina Thorn von Talery It'Kles - - -

Hallo Salina,


ich soll mich im Auftrag meiner Meisterin Brianna Kae bei dir für die Hilfe bedanken. Es hat wirklich geklappt die TARDIS zurück auf Basic zu stellen. Auch meint meine Meisterin, dass sie jetzt etwas schneller fliegt und ich nehme an, das haben wir auch dir zu verdanken. Deine Hilfe ist wirklich äußerst wertvoll und erspart mir einiges an Geschimpfe über die Technik usw. anhören zu müssen. Die "Sache mit Sarid" will dir Brianna erklären, wenn sie dich das nächste Mal sieht, auch wenn ich selbst nicht weiß, was sie genau damit meint. Aber egal, euch auch guten Flug.


Möge die Macht mit dir sein.
Talery It'Kles

- - - Ende der Nachricht - - -
 
Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Ian und Yaro irgendwo

Anstatt die Unterhaltung mit ihrer Zurückhaltung ein wenig auf ein ruhigeres Maß zu bringen, war Ian noch immer verstimmt. Hätte sie doch erklären sollen? Nein! Dieses Mal interpretierte Ian, und wenn er sonst ihr vorwarf, zu schnell mit einem Urteil bei der Hand zu sein, so war es dieses Mal er. Sie hatte nichts gesagt, was ihn hätte verärgern sollen, im Gegenteil. Seine... Emotionalität in dieser Sache aber zeigte wiederum doch nur, wie richtig es war, dass sie dazu nichts sagte. Denn egal was, vermutlich bekäme er es in den falschen Hals. Und sie würde nicht anfangen, sich aus etwas herauszureden, in das sie sich noch nicht einmal hineingeredet hatte. Schon so kam sie doch kaum gegen Ian an. Sie hatte nur ein "Aber" gesagt, verflixt noch eins! Wenn er sich darüber ärgern wollte, dann war das seine Sache. Sie versuchte, offen zu sein, und erst Recht, ihm seine Ansichten zu lassen. Vielleicht sogar irgendwann richtig zu verstehen. Aber er musste einsehen, dass das alles Zeit brauchte.

Ihren Glauben an die Republik zerstören... Hatte sie tatsächlich so etwas wie einen Glauben an die Republik? Vermutlich war es eher ein Glauben daran, dass die Republik etwas verändern konnte, Gutes tun konnte, dass die Republik Chancen hatte, etwas auszurichten. Glaube an die Republik wäre vermutlich zu viel gesagt. Das war allerdings eine Spitzfindigkeit, die irrelevant war, und Ian schien das Thema nicht weiter vertiefen zu wollen. Sie ebenfalls nicht... es war heute schon genug auf den Tisch gekommen, was dort nicht unbedingt hingehörte. Und schon gar nicht alles zusammen. Ihr schwirrte der Kopf... Daher nickte Eowyn einfach nur. Ich verstehe. Es war bedauerlich, dass sie unterschiedliche Ansichten hatten, aber nicht verwunderlich. Wichtig war nur, dass sie den gegenseitigen Respekt vor der Meinung des anderen nicht verloren und versuchten, ihre Augen und den Geist jeweils offen zu halten.
Zuerst zumindest.

Mit keinem Wort ging Ian auf ihre Frage ein. Sie hatte sie durchaus ernst gemeint... und es verletzte sie ein wenig, dass er kaum reagierte. Nein, es verletzte sie sogar sehr. Sie hatte ihr Bestes gegeben, ihre Anicht zu erklären. Was, was bitte, was erwartete er von ihr? Sie verstand es nicht, ganz einfach. Und wenn sie versuchte, es zu erklären, machte sie es offensichtlich nicht besser! Sie wandte sich ab. Verstand
Ian denn nicht, dass es für sie ebenso wenig einfach war? Er sprach nur davon, wie schwer es jemand hatte, der einen falschen Weg eingeschlagen hatte. Sie bezweifelte das nicht... und Eowyn wünschte wirklich aus tiefstem Herzen, man könnte etwas dagegen tun. Aber die Sith hatten auch sie verletzt. Sie hatte es ihm erzählt, schon auf Nar Shaddaa, schon, bevor sie sich irgendwie nahe gekommen waren. Hatte er es etwa vergessen? Das bezweifelte sie doch irgendwie. Aber wie konnte Ian dann erwarten, dass sie offen war, wenn er doch eigentlich in einer ähnlichen Situation steckte? Offensichtlich, weil er der Meinung war, Personen und den Orden trennen zu können - und davon war Eowyn bis jetzt nicht vollkommen überzeugt.
Sie wollte nicht genervt werden. Sie wollte nicht aufbrausen. Aber Eowyn merkte ganz deutlich, dass ihre Zurückhaltung langsam brach. Geduld... Ruhe. Passiv.
Sie waren nicht mehr auf Va'art. Sie hatte sich hier unter Kontrolle zu haben. Sie hatte sich ohnehin unter Kontrolle zu haben - nur hier noch viel mehr als dort. Kontrolle... und Ruhe.

Was dann, Ian?, fragte sie schließlich erstickt, als sie das Gefühl hatte, einen Ton herauszubekommen, ohne zumindest sofort in die Luft zu gehen. Was erwartest du dann? Ja, ich hatte auf Nar Shaddaa meine Vorurteile. Aber - stang, habe ich dir nicht trotzdem zugehört? Was erwartest du denn, was ich noch tue? Habe ich dir nicht gezeigt, dass ich offen sein kann? Bist du nicht der Beweis dafür, dass ich tatsächlich hin und wieder in der Lage bin, tiefer zu blicken? Nein, es war nicht ihr Verdienst gewesen, dass Ian seinen Weg gefunden hatte. Dennoch, sie hatte ihm zugehört, sie war offen gewesen, sie war stehen geblieben. Sie hatte sich sogar neben ihn gesetzt! Die meisten anderen Jedi würden sie für verrückt erklären, wenn sie das hörten! WAS erwartete er? Was erwartest du? Immerhin, sie hatte es geschafft, ihre Stimme nur ein wenig zu erheben. Ein Fortschritt... Fragend stand sie vor ihm, die Arme in die Luft erhoben, versuchte, ihre Stimme halbwegs zu beherrschen. Selbst hier habe ich doch selbst erkannt, dass der Auslöser für dieses ganze Gespräch nur ein blödes Vorurteil war. Ich bin von alleine darauf gekommen. Du sagst, ich solle tiefer blicken, dass jeder Sith seine Geschichte hat - und gleichzeitig nimmst du es zurück, sagst, dass es Gestalten gibt, denen man lieber nicht begegnen sollte. Wie soll ich da durchsehen? Wie soll ich verstehen, wenn ich noch dazu meine eigene Geschichte, meine eigenen... sie atmete kurz durch. Gefühle gibt es nicht... Zum Sarlacc mit dem Kodex, wieder einmal. ...meine eigenen Ängste habe? Mein Konflikt sitzt tief, so tief, und ich beginne gerade erst, alles zu sortieren, dir gleichzeitig alles zu erklären, aber alles, was du siehst, ist, dass ich mich nicht öffne. Ich weiß nicht, ob du überhaupt verstehst, was dieses öffnen für mich bedeuten würde. Und ich verstehe einfach nicht, was du noch von mir erwartest! Tief atmete sie durch. Beruhigen... sie musste sich beruhigen... am Ende zog sie Aufmerksamkeit auf sich, nicht Ian. Womöglich war das schon längst geschehen. Sie hatte geglaubt, auf Lianna würde alles endlich besser werden. Sie würde ruhiger werden, besonnener, mehr in sich ruhend. Nein... sie hatte es nicht geglaubt, sie hatte es gehofft. Nur irgendwie zerfiel diese Hoffnung immer mehr in tausend Teile. Sie ging vielleicht nicht mehr sofort in die Luft, aber ihr Temperament war dem einer Jedi noch immer nicht würdig. Ganz und gar nicht würdig.
Vielleicht
konnte Ian nicht verstehen, zumindest nicht ganz, denn auch wenn sie ihm gesagt hatte, was ihre Aufgaben hier im Orden waren, Eowyn war sich nicht sicher, wie ernst er das nahm. Vermutlich hatte er keine Ahnung davon, was ein "Schatten" überhaupt war, wenn er überhaupt schon einmal davon gehört hatte. Sie beschäftigte sich so intensiv mit der dunklen Seite - intensiver als die meisten Jedi. Sie durfte nicht zulassen, dass irgendwelche Zweifel in ihr ans Tageslicht kommen durften, denn das war an ihrer Aufgabe vermutlich das Einzige, hinter dem sie vollkommen stand. Es war richtig, all diese Nachforschungen zu betreiben, sie waren wichtig, nur so konnte der Orden sich wappnen...
Ian konnte das nicht wissen.
Und etwas in Eowyn hielt sie zurück, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Vielleicht würde er sie besser verstehen. Vielleicht aber würde er sie
erst Recht nicht verstehen... würde nicht verstehen, wie sie dieser Aufgabe nachgehen konnte. Ja, sie wollte, dass er sie kannte, sie wahrnahm, aber... was, wenn es ihn erschreckte? Sein Bild von ihr erschütterte?
Ohnehin. Wenn sie so durcheinander war, solche Zweifel hatte... insgesamt, mit sich selbst - vielleicht sollte sie mit diesen Missionen aussetzen. Vielleicht sollte sie mit einem Rat sprechen... Ein Schatten sollte in sich selbst ruhen, möglichst unangreifbar sein.
Ha.
Auf Nar Shaddaa hätte Ian Eowyn, hätte er böse Absichten gehabt, genüsslich nach und nach zerlegen können. Und am Ende hätte sie nicht einmal mehr gewusst, wie sie ihr Lichtschwert aktivieren musste, um sich zu verteidigen. Aber das waren keine Gedanken für hier draußen, für jetzt. Das musste warten...

Trotzdem, selbst ohne all dieses Wissen, Ian musste doch verstehen können, dass ihr Misstrauen zu Recht groß war. Und -
wusste er nicht, dass sie offen sein konnte? Dass sie nicht immer blind war, nicht immer verschlossen? Wie konnte er mit ihr hier in diesem Garten stehen - und nicht daran denken, was auf Nar Shaddaa gewesen war?

Nar Shaddaa. Coruscant. Va'art. Und Ians unsägliche Ansicht, sie hätte ihn auf einen anderen Weg geführt. Es war so absurd... da sagte er ihr, sie solle ihre Vorurteile überdenken, und im nächsten Atemzug behauptete er, nur wegen ihr sei er an der Stelle, an der er heute war! Das passte nicht zusammen, merkte er das denn nicht? Verzweifelt versuchte sie, Ian klarzumachen, dass sie diese Ansicht nicht teilte, im Gegenteil... oh verdammt, Eowyn befürchtete viel zu sehr, dass Ian sich ein Idealbild von ihr aufbaute...
"Schon in Ordnung."
Nichts war in Ordnung.
Sie war nicht dumm, und selbst ohne die Macht hätte sie gemerkt, dass da eben
nichts in Ordnung war. Eowyns flehender Blick hatte also höchstenfalls bewirkt, dass Ian sich nicht überwinden konnte, irgendetwas anderes zu sagen. Verbarg, was immer er dachte.
Gleich zwei Mal.
Und
das machte sie gleichzeitig furchtbar traurig und auch ein wenig enttäuscht. Er verstand kein bisschen, worauf sie hinauswollte. Zugegeben, sie hatte es ihm momentan auch nicht wirklich erläutert, aber hatte sie das nicht oft genug schon getan? Nicht genau, nicht mit ihren innersten Gedanken, aber reichte es nicht, ihm zu sagen, dass sie sich unwohl fühlte, wenn er sie so... glorifizierte? Mehr würde sie nicht sagen. Es würde Ian tief treffen, dass sie aus seiner Sicht wohl seine Liebe anzweifelte - und sie zweifelte sie ja gar nicht an. Sie hatte nur Angst... fürchterliche Angst. Solche Angst, dass es ihr die Kehle zuschnürte, wenn sie diese Angst zuließ.
Keine Gefühle...
Frieden.
Nur dieser verdammte Frieden wollte sich nicht mehr richtig einfinden.
Sie würde diese Angst nicht zulassen, nicht hochkommen lassen, erst Recht nicht jetzt, wo Ian vor ihr stand.
Eowyn wünschte, Ian konnte in ihr diejenige sehen, die sie
wirklich war... aber gleichzeitig war ihr klar, wie schwer das war. Wie sollte er das schaffen, wenn nicht einmal sie selbst das konnte? Und an die mögliche Konsequenz daraus, sollte ihm das gelingen, wollte sie eigentlich erst Recht nicht denken.

Ein paar Momente starrte sie Ian noch an, bevor sie den Blick schließlich zu Boden wandte und langsam ihren Weg fortsetzte.
"Schon in Ordnung."
Schon in Ordnung... Was für ein blöder Satz! Was für eine blöde Aussage, die doch eigentlich nichts sagte! Sie könnte ihn schütteln dafür!
Auf Ians Scherz hin konnte sie nur leicht aufschnauben. Sonst wäre er beleidigt gewesen, was? Ein netter Versuch, aber er konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie sich wieder einmal völlig missverstanden. Sie waren nicht offen zueinander, und so entstanden Mauern, Zweifel, Ängste, falsche Vermutungen... und
wenn sie offen waren, dann begannen sie dennoch, einander nicht zu verstehen, einander falsch zu verstehen, Prioritäten anders zu setzen... Würde das besser werden? Oder war das alles, ihre Liebe, ihre Zuneigung, ihre Zukunft, von Beginn an zum Scheitern verurteilt, waren sie zu verschieden? Wieso geschah das ausgerechnet ihr, ihr, die doch ohnehin keine Erfahrung mit solchen Dingen hatte, die schon überfordert genug gewesen wäre, hätte sie sich in jemanden verliebt, der ihre Welt und ihre Verganenheit teilte? Sie liebte Ian, ohne Frage, und daran traten keine Zweifel auf. Sie würde für ihn durchs Feuer gehen. Doch sie wusste zu oft nicht, was sie sagen, teilen, nicht teilen, nicht sagen sollte; machte Fehler, ließ falsche Dinge zu, unterdrückte anderes, das zur Offenheit gehören sollte. Es war zum Verrücktwerden, hier ging sie im Garten neben dem Mann, den sie liebte, und verzweifelte noch daran, dass er sie nicht verstand, befürchtete, dass ein falsches Wort hier etwas zum Explodieren brachte. Dabei explodierte sie doch selber beinahe, weil in ihr alles brodelte!
Und Ian sagte nur "Schon in Ordnung."
Obwohl er ganz sicher etwas anderes hatte sagen wollen.
Alles brannte in ihr, stehen zu bleiben, Ian aufzufordern, endlich mit der Sprache herauszurücken.
Und dennoch ging sie verbissen weiter, denn es war Ians Entscheidung, was er ihr sagte, seine Entscheidung, was er offenlegte, und mit was er lieber hinter dem Berg hielt, auch wenn es ihr nicht gefiel.
Ihr ganz und gar nicht gefiel.
Aber genauso wenig, wie sie akzeptieren konnte, dass er offensichtlich gewisse Vorstellungen über sie hatte, genauso wenig konnte sie ihm vorwerfen, dass er ihre Sicht nicht verstand, auch wenn sie sich in diesem Moment einfach nur Verständnis gewünscht hätte... das war es wohl. Genau das war es, das sie so enttäuschte, obgleich es dafür nicht einmal einen Grund gab, wie sie eben festgestellt hatte. Verständnis, das wäre es gewesen. Weil er doch sehen musste, dass sie es eben nicht aushielt, wenn er so etwas sagte... Sie ertrug es einfach nicht.


Auf Va'art hätte sie den nächsten Baum angesteuert, ein Mal auf diesen eingehauen, ihre Frustration und Enttäuschung herausgeschrien. Das hatte die letzten Male ganz gut funktioniert. Hier... hier hatte sie keine andere Wahl als durchzuatmen. Sie hasste durchatmen mittlerweile. Weil eine Jedi aber nun einmal ihre Gefühle unter Kontrolle hatte, und weil eine Jedi niemals so etwas wir Frustration überhaupt längerfristig empfinden würde... Sie musste lernen, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Das musste nun das oberste Ziel sein, so lange sie hier in der Basis festsaß. Das änderte aber nichts daran, dass sie jetzt nicht wusste, was sie tun sollte.

Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Ian und Yaro irgendwo
 
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- Lianna - Lianna City - Thalias Wohnung – Mit Thalia -

Thalia umarmte sie ungewohnt herzlich.

"Ich mache mir richtige Sorgen."

Gestand sie Noa im Flüsterton, als Neffe und Nichte begrüßt und im Wohnzimmer vor dem Holo-Fernsehen mit einer bunten Kindersendung ruhig gestellt worden waren. Noa hatte für beide im Supermarkt noch etwas zu naschen gekauft. "Hab' ich euch von Naboo mitgebracht.", hatte sie behauptet und reichlich Pluspunkte damit gesammelt. Den Kindern fiel die Lüge sowieso nicht auf. Sie waren nur enttäuscht, dass sie vorm Abendessen nichts Süßes mehr essen durften. Was das anging, war Thalia sehr streng.

"Hast du noch was raus gefunden?"

Sie rührte in einem großen Topf. Es gab Gemüsesuppe oder Eintopf, auf jeden Fall reichlich Grünzeug.

"Nur was über die offiziellen Kanäle abrufbar ist."

Noa spähte in den Topf hinein. Sie hatte noch die Option, über die Jedi zu versuchen heraus zu finden, ob der Orden mehr darüber wusste, was auf Coruscant los war, aber sie war nicht mehr zur Basis gefahren bevor sie hierher gekommen war, weil es ein Umweg gewesen wäre.

"Ich habe aber Pablo geschrieben. Er meldet sich bestimmt bald."

"Hoffentlich sagt er dir mehr als Rámon mir."

Thalia ließ die Schultern mit einem Seufzen hängen. Rámon fütterte sie vermutlich nur mit kleinen Häppchen, vermutete Noa, und versuchte so, sie nicht unnötig aufzuregen. Sie konnte das nachvollziehen. Sie wollte auch nie, dass sich andere um sie sorgten und Thalia hatte mit den Kindern schließlich schon genug zu tun.

"Ich hasse es einfach, hier zu sitzen und... nichts tun zu können!"

Brach der Frust schließlich aus ihr heraus.

"Wie gefährlich ist dieser Virus? Wie kann man sich schützen? Noa, wenn er wirklich tödlich ist..."

Da war Angst in ihren Augen, pure Angst. Angestrengt kämpfte Thalia aufsteigende Tränen zurück und für einen Moment hatte Noa ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Schwägerin bis gerade eben alleine gelassen hatte. Sie war unter anderem auch nach Lianna gekommen, um sie zu unterstützen.

"Regel Nummer eins: man darf nicht alles glauben was man in den Nachrichten hört."

Das in ihrem Beruf zu sagen mochte vielleicht widersprüchlich klingen, andererseits musste Noa es wissen. Überall in den Medien wurde übertrieben und dazu erfunden. Es ging um Schlagzeilen, Verkaufszahlen und Geld, vor allem für die, die ganz oben saßen. Wie überall. Ehrlicher Journalismus war zwar noch nicht ausgestorben, aber auch nicht mehr durchgängig in den großen Nachrichtenagenturen vertreten. Man konnte sich nicht darauf verlassen, dass die großen Nachrichtenstationen ehrlich waren, leider. Genau aus diesem Grund hatte sie Journalistin werden wollen: um es besser zu machen.

"Und wenn es wirklich ernst wäre, hätte Rámon es dir längst gesagt."

Schloss sie logisch, obwohl sie sich da nicht so sicher war. Noa hoffte, dass sie Recht hatte und es wirklich nur Panikmache war, was sie über Coruscants Zustand hörten, aber ganz so überzeugt, wie sie Thalia gegenüber tat, war sie nicht. Auch sie machte sich Sorgen um ihre Familie, wusste aber auch, dass einer von ihnen beiden einen kühlen Kopf behalten musste und das war natürlich Noa. Es war immer Noa. Sie musste plötzlich anAldridge denken, der sich nicht davor gescheut hatte, vor ihr zu heulen wie ein Banthalamm, das von seiner Mutter getrennt worden war. Der Vergleich passte sogar. Deanna Trineer… ob sie noch immer im Koma lag? Plötzlich schämte sich Noa für ihre Gedanken. Es war nichts verwerfliches daran, einer Situation nicht gewachsen zu sein. Ihr ging es doch ganz oft genau so, sie gab es nur nicht gerne zu. Wahrscheinlich nahm sie deswegen ganz automatisch die Rolle der Stärkeren an. Bis zum Abendessen hatte sich Thalias Stimmung immerhin zaghaft gebessert. Vor den Kindern schaffte sie es interessanter weise, sich nichts anmerken zu lassen. Trotzdem beschloss Noa, ihr weiter unter die Arme zu greifen, indem sie ihr Camilla und Ricardo für eine Weile abnahm. Ricardo hatte bei Tisch unentwegt mit den Beinen gezappelt, er brauchte dringend Auslauf, und Thalia selbst brauchte dringend Zeit für sich. Um die mickrige Wohnung auf Lianna zu finanzieren, hatte sie zwei Putzstellen angenommen und saß zusätzlich stundenweise in einem Elektromarkt an der Kasse. Dazu kamen die Betreuung der Kinder, Kochen und Haushalt und die ständige Sorge um ihren Mann und ihre Familie. „Ich hätte meine Mutter bitten sollen, mich nach Lianna zu begleiten, dann wäre sie jetzt wenigstens in Sicherheit.“, hatte sie noch vor dem Essen zu Noa gesagt. Draußen ließ Noa die Kinder auf dem nahegelegenen Spielplatz toben. Ricardo kickte einen Ball mit einem anderen Jungen über die Wiese, Camilla ruinierte ihre Kleidung im Sandkasten und Noa saß auf einer Bank, ihr Komlink in der Hand. Pablo hatte noch immer nicht geantwortet. Sie versuchte es bei Cloé und schrieb ihr nahezu den gleichen Text wie ihrem Bruder ein paar Stunden vorher. Bis die Nachricht als versendet angezeigt wurde, dauerte es ungewöhnlich lange. Es konnte sein, dass die Netze und Verbindungen rund um Coruscant überlastet waren. Das musste noch lange nichts schlimmes bedeuten. Trotzdem behielt sie ihr Komlink die gesamte Zeit, die sie auf der Bank saß, in der Hand, in der Hoffnung, dass jeden Moment eine Antwort kommen konnte. Erst als es Zeit war, wieder zurück zur Wohnung zu gehen, steckte sie es zurück in ihre Tasche. Sie aßen Pudding, etwas das Thalia nur selten tat, als sie später zu zweit im Wohnzimmer saßen. Für Noa machte es keinen Unterschied mehr, wie sie resignierend festgestellt hatte. Sie hatte schon allein beim Frühstück mit Cris dreimal so viele Kalorien zu sich genommen wie sie für den Tag gedurft hätte. Aber auch das war in diesem Moment egal.

„Ich habe übrigens deine Kolumne gelesen.“

Thalia sprach leise.

“Sie gefällt mir.“

Sie klang überrascht und Noa fragte sich, ob Thalia ihr schlicht nicht zugetraut hatte, etwas vernünftiges zu produzieren, oder ob sie sogar befürchtet hatte, dass Noa ihre manchmal recht eigenwilligen Sichtweisen zu sehr einbringen und damit anecken würde.

“Danke. Ich habe…“

Mitten im Satz brach Noa ab, als das Display ihres Komlinks aufleuchtete. Sie beugte sich nach vorne um das auf dem Tisch liegende Gerät aufzuheben. Es wurde aber auch langsam Zeit!

„Und?“

Doch es war weder Pablo noch Cloé. Noa schüttelte den Kopf.

“Es ist Cris.“

Teilte sie Thalia mit.

„Oh.“

Sie sah nicht, wie tiefe Enttäuschung über das Gesicht ihrer Schwägerin glitt, während sie die Nachricht aufrief und las. Es war Cris‘ typischer Tonfall der aus jedem Wort heraus sprach und fast konnte sie ihn die Zeilen mit seiner Stimme vorlesen hören. Er vermisste sie. Trotz allem musste Noa lächeln. Als sie heute Nachmittag von ihm aufgebrochen war, hatte er ihr wieder gesagt, dass er sie liebte. Jedes Mal, wenn er das tat, sah sie in seinen Augen das Verlangen, die gleichen Worte von ihr zu hören. Viermal seit Naboo. Sie blickte auf.

“Ich bin wieder mit ihm zusammen.“

Thalia, wie alle anderen, kannte die ganze Geschichte.

"Ach Noa."

Sie stand auf, räumte die leeren Becher und die benutzten Löffel weg.

"Ich bin müde. Bleibst du heute Nacht?"

Stumm nickte sie. Es machte ihr nichts aus, auf dem Sofa zu schlafen. Viel komfortabler war ihr Bett in der Jedi-Basis auch nicht. Mit einem Gefühl der Zufriedenheit las sie noch einmal Cris' Nachricht, nachdem Thalia sich zurück gezogen hatte. Er hatte viel über Lorraine geschrieben, dass er sich ein Holo-Video mit ihr angesehen und dass sie nach Noa gefragt hatte. Vermutlich übertrieb er, wenn er behauptete, Ray hätte Noa schon in ihr Herz geschlossen. Sie hatten sich doch erst ein einziges Mal gesehen. Hier war ganz klar sein Wunsch Vater des Gedanken. Trotzdem, die Vorstellung, dass Lorraine sie mögen konnte war nicht unangenehm und verursachte sogar ein warmes Gefühl irgendwo in Noas Herz. Sie legte sich hin, schmiegte sich unter die Decke. "Was für ein Holo habt ihr geschaut?", tippte sie in ihr Komlink. "Ich wette, du hast sie aussuchen lassen. Ich vermisse dich auch - ich bin bei meiner Schwägerin. Thalia und die Kids sind noch hier." Sie überlegte, ob sie ihm schon von Coruscant schreiben sollte. Noch wusste sie nicht mehr als schon am Nachmittag. Und dann kam sie endlich, Pablos Antwort. Angespannt setzte Noa sich wieder auf. Die Nachricht an Cris war noch nicht versendet als sie las. Pablo hatte viel zu erzählen, nichts davon war positiv und Noa wusste, dass sie die halbe Nacht wach liegen würde.

- Lianna - Lianna City - Thalias Wohnung -
 
Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Eowyn und Yaro irgendwo

Ian hoffe, dass Eowyn wirklich verstand. Sicher hätte er noch weiter ausholen können, über die Republik, über das Imperium, aber welchen Sinn hätte das gehabt? Seine Ansicht war emotional gefärbt, vielleicht auch mit zu viel Bitterkeit verbunden. Es war nicht nötig zu vertiefen, weiter auszuholen, denn Ian konnte gut damit leben, wenn Eowyn und er diesbezüglich unterschiedliche Ansichten hatten. Das leidige Thema Sith hingegen, war etwas völlig anderes. War es einfach gewesen, Eowyn von den Jedi zu trennen, den Orden als das eine und die ihm angehörenden als das andere zu betrachten, durchaus verbunden, aber nicht als Zweieinigkeit; war es mit den Sith doch anders. Es war kaum möglich, sich absolut davon zu trennen. Auch wenn er den Orden hinter sich gelassen hatte, da war eine unauslöschliche Verbindung und Ian musste sich eingestehen, dass er längst nicht dazu in der Lage war, eine klare Trennung zwischen sich und den Sith herzustellen. Wenn es Eowyn als eigenständigen Menschen gab, die zu den Jedi gehörte, blieb er schlicht Ian der Sith. Oder Ex-Sith. Aber Sith. Und genau das machte die Unterhaltung, die mehr und mehr in eine Diskussion ausuferte, die Züge annahm, die Ian nicht gefielen, so schwierig.

Auch wenn Ian nicht wütend oder gar verletzt reagieren wollte, was Eowyn sagte traf ihn. Und ihre folgenden Fragen, die für ihn wie Vorwürfe klangen, machte nichts besser, ganz im Gegenteil. Da war doch keine Erwartung gewesen, die er gehabt hatte! Er hatte nur versucht, zu erklären, doch mehr und mehr kam sich Ian vor, als müsse er sich nicht nur rechtfertigen, sondern sich verteidigen. Dementsprechend unwirsch kam ihm ein: „Ich erwarte überhaupt nichts von dir,“ über die Lippen. Das schlimmste war, dass sie doch genau das ansprach, womit sie offensichtlich selbst ein Problem hatte. Da war nie der Vorwurf an sie gewesen, sie hätte ihn verurteilt, aber sie tat so, als hätte er genau das getan. Versuchte er im Gegenzug, sie davon zu überzeugen, dass sie einen enorm großen Beitrag dazu geleistet hatte, dass er überhaupt so weit gekommen war, konnte sie damit auch nicht umgehen. Ihr Verhalten ergab für ihn somit keinen Sinn, war widersprüchlich in sich selbst und Ian ging die Geduld aus. Mit ihr und mit sich, mit der Tatsache, dass es ihnen immer wieder gelang, sich von einem völlig unbeschwerten Moment in solch beschwete, wie diesen zu manövrieren. Ihr Konflikt saß tief? Ach was, und der seine nicht? War er hier nicht der böse Wolf und begann er nicht langsam auch, dieser in ihren Augen zu werden? Eher,s tellvertretend in den Augen der anderen? Er wusste nicht, was dieses Öffnen für sie bedeutete? Oh, sie hatte gut reden. Sie war nicht diejenige, die sich wirklich öffnen musste, sondern er. Sie hatte sich für ihn geöffnet – wofür er mehr als dankbar war. Er hingegen musste sich für Lianna öffnen, für die Jedi, für die ganze Basis. Die Jedi waren die Guten, die Sith waren die Bösen. Die Sith waren die ohne Herz - und was, was bitte war er über Jahre gewesen? Ein Sith! Während er sich auf die ganzen Jedi einlassen musste, während er gegen ihre Vorurteile ankämpfen musste, wurde er das Gefühl nicht los, dass er genau das nun auch bei Eowyn tun musste. Sein Versuch war nur gewesen, seine Situation deutlich zu machen. Nicht die aller Sith.

„Eowyn, was willst du eigentlich von mir, was?“ Konnte sie nicht endlich damit aufhören, ihm ständig Dinge oder Handlungen zuzuschreiben, die er so nie getätigt hatte? „Ich habe keine Erwartung an dich, ich habe nicht verlangt, dass du dich für die Sith und ihre Ansichten öffnen sollst.“ Bei der Macht des Imperators, war sie dermaßen schwer von Begriff?! „Meine Sicht, meinen Weg habe ich versucht deutlich zu machen und das einzige was ich gesagt habe ist, dass auch ein Sith ein Herz besitzen kann. Ich habe doch einfach nur versucht…“ Jetzt war er derjenige, der durchatmen musste, denn am Ende war er derjenige, der für die anderen der Böse sein würde. Diese verfluchte Jedi-Sicht konnte er doch nur bestätigen! Da war seine Abschirmung dahin und wurde er wütend, wurde das sicher gemeldet und was würde sich bestätigen? Dass da ein böser Ex-Sith bei den Jedi war, dem man ohnehin nicht vertrauen konnte, durfte. Weil Sith böse waren, weil sie kein Herz besaßen, weil sie bekämpft werden mussten. Dieser Zeltron hatte ihn mit diesem Blick bedacht, der genau das bestätigte: Ich behalte dich im Auge, du mieser Dreckskerl. „Eowyn, ich bin zehn Jahre bei ihnen gewesen, ZEHN Jahre? Begreifst du denn, was das bedeutet?“ Die Wut in seiner Stimme milderte sich ab, verwandelte sich in etwas anderes. „Meinst du nicht, ich hätte genug Probleme mit meinem eigenen Weg? Meinst du nicht, dass ich irgendwie versuche, mir einzureden, dass ich nicht mehr dieses Monster bin, das ich nie hatte werden wollen? Ich versuche das richtige zu machen, ich versuche das nicht erst seit gestern, ich versuche es seit Jahren und was habe ich geschafft?“ Eindringlich sah er sie an und entweder sie begriff, oder sie tat es eben nicht. Er war es leid sich zu erklären, war es leid, sich zu rechtfertigen, vor allem vor sich selbst. „Ich weiß, dass Sith grausame Dinge tun, bei der Macht, ich weiß es, ich war zehn Jahre einer von ihnen!“ Da konnte Eowyn sich zehn Mal fragen, auch zwanzig Mal, wie überhaupt jemand ein Sith werden konnte. Was wusste sie denn schon davon? Was wusste sie davon wie es war, sich jeden Tag aufs Neue genau diese Frage zu stellen, sich jeden Tag aufs Neue nur mit Vorwürfen für die eigene Handlungen zu überhäufen? Sie hatte seine verfluchten Alpträume mitbekommen und es war wohl völlig klar, dass diese nicht damit zusammenhing, dass er abends kleine Yaros in den Schlaf gestreichelt hatte.

„Das Dunkle bekämpfen, ich habe das verstanden Eowyn, ich habe es gottverdammt verstanden!“ Und da wurde er doch wieder lauter, aber was vor allem laut wurde, war seine Betroffenheit und Ian blieb stehen, lief nicht weiter. „Hier, was werde ich hier mehr sein, als genau das? Jemand Dunkles, der eigentlich nicht hier her gehört? Jemand ohne Herz? Ich weiß, dass ich mich geändert habe, du weißt es auch, aber die anderen, die anderen wissen es nicht. Und…“ Er brach ab, versuchte sich unter Kontrolle zu bekommen, aber das war nicht möglich. So wenig, wie diese verdammte Abschirmung wieder aufzubauen. „Weißt du wie es sich anfühlt so zu sein? Weißt du, wie es sich anfühlt, so zu sein?“ Sicher wirkte er wie ein Verrückter, als er mit beiden Händen auf sich deutete, sich quasi auf die Brust schlug. „Ich weiß, dass mein Weg falsch war und ich versuche selbst zu verstehen, wie ich ihn so lange gehen konnte.“ ‚Ich habe dich nicht verdient‘, war diese einfache Tatsache, die nur deutlicher werden konnte, für die Eowyn aber nichts weiter als Wut übrig hatte. Und merkte sie denn nicht, dass sie genau das irgendwie bekräftigte? Mit ihren Aussagen über die Sith? Dass sie seine Angst, dass all die anderen Jedi, die ihn nicht kannten, genau das gleiche taten? Keinen zweiten Blick wagen. Nicht hinter die Fassade sehen. Sich nicht öffnen! Sie wusste sicher nicht, wie es war, wenn man alles, alles dafür geben wollte, seine eigenen Handlungen ungeschehen zu machen. Nein, das wusste sie nicht! Was sie wusste, war dieses dumme Gerede der Jedi und das Schlimme daran war, dass Ian dieses dumme Gerede nicht einmal als dummes Gerede abtun konnte. Weil es stimmte….

„Was du tun sollst, wenn ein Sith vor dir steht? Laufen und zwar so schnell wie dich deine Beine tragen, einfach nur laufen.“
Es war unvermeidbar, dass sich da ein verräterischer Glanz in seinen Augen bildete, den er überhaupt nicht haben wollte. Denn auch vor ihm hätte sie flüchten sollen. „Was ich möchte? Was ich erwarte?“ Verzweifelt lachte er auf, verstand sie denn wirklich nicht, was sie da sagte? Verständnis war gefährlich. Ja. Und wo befand er sich und was, was war es denn was er vielleicht von den Jedi brauchte? Verständnis! Und was war es? Gefährlich! Zu was führte es? Zu einem Schulterzucken und dann? Sie hatte nicht mal fertig gesprochen, aber etwas Gutes konnte darauf ja nicht folgen. „Ich bin HIER der Böse, ich muss gegen die Vorurteile ankämpfen, die BERECHTIGT sind.“ Nicht sie sollte tiefer blicken, sondern die anderen. Hilflos warf er die Hände in die Luft, ehe er zusammenzuckte. Sie würde ihm einen Strick daraus drehen. Oh ja, sie würde entweder ihm einen Strick daraus drehen oder sie würde in ihre verfluchten Zweifel zurück fallen. Letzteres, wie er sie kannte, letzteres und da wurde sein Gesicht todernst. Ob er das Recht hatte die nächsten Worte gerade so zu formulieren? Nein. Aber…. welche Rolle spielte das? „Und wehe du siehst das als Vorwurf, denn das ist es nicht und es heißt nicht, dass ich von hier verschwinden will, es heißt nicht, dass die Basis micht krank macht. Schon gar nicht heißt es, dass du mich krank machst.“ Das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war, dass sie sich mit Vorwürfen eindeckte und sich selbst in irgendeiner völlig irrationalen Sicht bestätigt sah. Es war zum Verzweifeln und wie gerne hätte er jetzt einen Tisch leer gefegt, irgendetwas getan, um sich zu beruhigen. „Wenn ich nicht gegen die Jedi verliere, dann doch gegen mich selbst.“ Denn wenn sie ihm nicht die ganzen Vorwürfe machten, dann machte er sie sich doch selbst. Oh, sie hatten das mal wieder wunderbar hinbekommen, wirklich, richtig wunderbar.

„Ich bin diese verdammten Ängste so leid!“
Er war es so leid, dass Eowyn und er, wieder und wieder genau an diesen Punkt kamen. Bloß: Würde er das sagen, konnte Eowyn das ja nur falsch verstehen, denn ihre verflucht negative Sicht auf sich selbst, konnte solche Worte nur aufsaugen wie ein vertrockneter Schwamm. „Und nein, ich stelle nichts ins Frage, ich stelle uns nicht in Frage,“ und er biss sich auf die Zunge, Eowyn erneut zu drohen, ihr zu sagen, dass sie besser darin tat, jetzt auch nicht damit zu beginnen. „Ich weiß, dass du dich geöffnet hast und ich versuche es auch, ich versuche gegen meine eigenen Urteile anzukämpfen, verstehst du? Nicht nur gegen die Vorurteile gegen die Jedi, sondern auch die, die sich gegen mich selbst richten.“ Ian biss sich auf die Zähne, schüttelte den Kopf. „Warum,“ fragte er dann, wusste nicht, ob er mehr Eowyn diese Frage stellte, oder mehr sich selbst, „hören wir nicht endlich auf damit, alles komplizierter und schwerer zu machen, als es eigentlich ist?“ Weil da ihre verfluchten Zweifel waren, nicht gegen den jeweils anderen, sondern gegen sich selbst und das war nicht nur völlig absurd, sondern absolut idiotisch, damit machten sie alles kaputt.

„Weißt du was ich jetzt tun werde?“
Sie würd schon sehen, nein, viel mehr würde er jetzt sehen. Seine Abschirmung hatte er schon fallen lassen und das nächste, was er aufgab, war seine Verschleierung. Oh, seine Angst konnte ihm gestohlen bleiben und wenn Eowyn auch nur eine Sekunde auf die Idee kam, dass er ihr zum Vorwurf machte, dass er hier war, wenn sie auch nur eine Sekunde so tat, als wäre die Basis eine zu große Hürde, oh nein! „Ich werde jetzt in diese Shabuir von Kantine gehen und mich neben den Jedi setzen, der mich am herablassensten anglotzt, denn ich bin es leid. Diese verfluchte, diese …“, oh wie ihm die bösen Worte ausgingen, „Angst, wird mir das alles hier nicht zerstören.“ Und damit drehte er sich um, um in Richtung Kantine zu laufen.

Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Eowyn und Yaro irgendwo
 
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Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Ian und Yaro irgendwo

Aha. Überhaupt nichts. Na vielen Dank auch. Worüber stritten sie dann hier? Denn, dass ihre Diskussion mittlerweile zu einem Streit herangewachsen war, das lag leider auf der Hand. Er erwartete also überhaupt nichts von ihr? Wenn sie jetzt kindische Laune hätte... zum Glück hatte sie die aber nicht, dennoch gefiel ihr der Tonfall, in welchem Ian sich ausdrückte, keineswegs. Es klang... als wäre es ihm egal?
Nun gut, dann
sollte er eben nichts erwarten. Dann konnten sie diese Unterhaltung ja beenden.
Und genau, wie sie
ihn gefragt hatte, kamen jetzt die Fragen zurück. Nur dummerweise ohne, dass er ihre Fragen wirklich beantwortet hätte, denn, er "erwartete schließlich nichts von ihr". Verdammt, das war zum Durchdrehen! Und noch viel mehr war zum Durchdrehen, dass Ian plötzlich ihre Worte herumdrehte - und seine mit dazu. Er hatte nicht verlangt, dass sie sich für Sith und ihre Ansichten öffnen sollte? Entweder, sie hatte ihn völlig falsch verstanden, oder er war tatsächlich so miserabel mit Worten, wie er anfangs einmal gesagt hatte. Darum war es doch gegangen?!? Natürlich nicht darum, dass sie mit den Sith fröhlich auf Bastion um den Sith-Orden tanzen sollte, Hand in Hand, dennoch... Offenheit war seine Bitte gewesen. Seine Sicht und seinen Weg hatte sie doch verstanden, nachvollziehen können, hatte doch nie bezweifelt, was er ihr sagte. Oder hing er sich immer noch an diesem einen verfluchten "aber" auf?!? Das war nicht fair, verdammt, das war einfach nicht fair!

Ian. Eowyn versuchte, betont langsam und ruhig zu sprechen. Ihnen war beiden nicht geholfen, wenn sie jetzt laut wurden. Ich habe dir andauernd, wirklich andauernd gesagt, dass ich deine Sicht nachvollziehen kann! Und erzähle mir nicht, dass du nicht mehr erwartet hast, denn du hast von Offenheit geredet, und von meinen Vorurteilen... Oder wie du sie nennen möchtest. Noch klappte das mit dem Beherrscht-sein so halbwegs. Ich habe nur nicht verstanden, was du noch mehr erwartest! Und wenn du mir darauf keine Antwort geben kannst, dann kann ich auch nicht mehr verstehen! Denn es war einfach nicht wahr, dass er nichts von ihr erwartete. Das war schlicht und ergreifend falsch.

Sie zuckte zurück. Nein, das wusste sie nicht. Wie auch? Wie auch, wenn sie insgesamt zu wenig wusste? Wie, wenn sie nicht verstehen konnte, obwohl sie es doch so versuchte? Wie, wenn ihre Welten so unterschiedlich waren? Aber so wie Ian es sagte, klang es beinahe wie ein Vorwurf. Zehn Jahre - und damit genug eigene Probleme, mit dem eigenen Weg, bevor er sich darum kümmern konnte, wie
sie damit zu kämpfen hatte. Das war deutlich.
Und dabei...
Eowyn schüttelte den Kopf. Wann waren sie denn dazu übergegangen, dass
Ian das Thema war? Sie hatten über die Sith gesprochen. Hatte nicht gerade dieser verflixte Kerl von ihr vorhin gesagt, dass es einen Unterschied machte, ob man über eine Organisation oder eine Person sprach? War er denn eigentlich BLIND? Ian, sag mir, wann hast du begonnen, all das, was ich gesagt habe, auf dich zu beziehen? Ich dachte, wir würden trennen. Ich dachte, es geht hier nicht um mich und die Jedi, oder um dich und die Sith. Und da war es wieder - dieses "aber", in das er hineininterpretiert hatte. Korrekt... aber dennoch. Zweierlei Maß.
Ich
sehe jemand anderen in dir, ich sehe heute kein Monster. Ich sehe einen liebenswerten, aufopferungsvollen Mann, das muss dir doch klar sein? Du sagst, ich müsse erkennen, was ich dir bedeute, es akzeptieren, es annehmen - aber du akzeptierst es offensichtlich genauso wenig! Und das ist irgendwie in Ordnung, denn ich weiß, dass es nicht einfach ist. Aber verstehst du denn nicht? Er versuchte es so lange, und seine Frage, nach dem, was er geschafft hatte, traf sie nun wirklich. Tief.
Sah er denn nicht, wie er sich verändert hatte? Wie er
sie verändert hatte? Wie konnte er denken, heute noch der Mann von vor... nun, egal, einem halben, einem Jahr zu sein? "Du hast viel geschafft", wollte sie ihm sagen. Aber sie brachte es nicht über die Lippen - es wäre verschwendet. Und sie hatte die Angst, dass es Ian nur noch mehr anheizen würde.

Was er offensichtlich verstanden hatte war anderes. Zumindest seiner Meinung nach. Aber nein... er hatte es eben nicht verstanden. Und das machte sie wahnsinnig.
Du hast es eben nicht verstanden, sagte sie leise und schneidend. Himmel, was hatte er an sich, dass sie gleichzeitig fürchterlich wütend war, und ihn gleichzeitig trösten wollte? Ihn schütteln wollte, damit er sah, dass da mehr in ihm war, und ihn gleichzeitig schütteln wollte, damit er endlich verstand. Aber damit er verstand, müsste sie weiter ausholen, und dazu war sie nicht bereit. Du bist nicht dunkel, du bist nicht ohne Herz, sag mir, wann ich das gesagt habe, wann! Wenn du es doch weißt, und wenn du weißt, dass ich es weiß, ist das nicht das Wichtigste? Ist es nicht das, was zählt? Offensichtlich nicht. Vielen Dank auch. Wieso reicht es dir nicht, wieso glaubst du, dass du schon nach zwei Tagen hierhergehören musst? Du wirst mehr sein können, aber jeder braucht nun einmal Zeit, auch du! Die anderen werden es erfahren und verstehen, aber wie sollen sie verstehen, wenn sie dich nicht kennen? Und schon wieder die Frage danach, ob sie verstand, ob sie es wusste. Nein, woher auch. Aber mit genau dieser Argumentation konnte sie auch selber kommen - sie führte einfach ins Leere. Wenn du denkst, dass du hier nicht hergehörst... Wenn du denkst, dass es gar nicht anders geht... dann finden wir eine Lösung, Ian. Im Prinzip gab es dann nur eine Lösung, aber wenn er der Meinung war, dass es sein musste, dann musste es sein. Aber du wirst mehr sein, das weiß ich, denn du bist schon mehr!

Jetzt verdrehte Eowyn allerdings die Augen. Also doch laufen. Konnte er sich entscheiden? Mittlerweile hatte sie selbst es beinahe aufgegeben, seiner Argumentation zu folgen, denn diese hatte keine klare Linie. Wenigstens hatte er aber jetzt darauf eine klare Antwort gegeben, ein Fortschritt. Wenn sie lief, dann konnte sie nicht tiefer blicken. Wenn sie gelaufen wäre... dann wären sie jetzt nicht gemeinsam hier. Das ergab keinen Sinn, und genau darauf hatte sie hinauswollen. Es war nicht immer so einfach. Aber Ian erkannte es nicht... Oder wollte es nicht erkennen.
Oder war selber viel zu unsicher? Zum ersten Mal kam Eowyn in den Sinn, dass Ians Springen von Argumenten, seine verwirrenden Ansichten, vielleicht gar nicht daher rührten, dass er stur war oder blind - nein, vielleicht war er tatsächlich unsicher. Ian, unsicher... Sicher, sie hatte Ian schon unsicher gesehen. Aber das hier... das wirkte so anders, wenn es denn so war. Je länger sie darüber nachdachte...
Sie kam aber nicht weit, darüber nachzudenken.
Es ging tatsächlich um die Basis. Es ging schon wieder darum, dass Ian
hier war, hier, wegen ihr. Nur wegen ihr. Verbissen presste sie die Zähne zusammen. Woanders wäre es einfacher. Da hätte er keine Blicke, keine Vorurteile. Selbst in der Stadt würde er einfach untergehen in der Menge. Hier jedoch... Wie ein rosa Bantha eben.
Das rosa Bantha, das noch in der Tasche lag, die sie bei Yaro gelassen hatte. Das Ian ihr gemalt hatte, einfach so, aus einem Scherz heraus. Es stach sie ins Herz, wenn sie sah, wie sehr er litt, wo sie doch den Vergleich hatte, wie er sein konnte... Aber hier, hier konnte er kaum so sein. Zum X-ten Mal seit sie hier angekommen waren, fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, ihn zu überreden. Eigentlich ein Punkt auf der Liste "Was, wenn du eines Tages aufwachst, und erkennst, dass du hier falsch bist - was, wenn du erkennst, dass du diesen Fehler nur wegen mir begangen hast?"
Ians Gesichtsausdruck veränderte sich, und bei seinen nächsten Worten ging Eowyn unwillkürlich einen Schritt zurück. Ian
drohte ihr? Das Erschreckende war allerdings nicht die Drohung, sondern wie verdammt gut er wieder einmal in ihrem Kopf unterwegs war. Raus aus meinem Kopf!, sagte sie scharf. Ich denke noch immer, was ich will, und wenn du noch so viel drohst! Er konnte außerdem sagen, was er wollte, das hieß es doch. Er kam hier nicht klar. Das war von Beginn an offensichtlich gewesen. Die Frage war nur, ob er sich daran gewöhnen würde oder nicht. Oh, er wollte von hier verschwinden. Wenn er schon mit solchen Sätzen um sich warf, dann sollte er doch bitte auch ehrlich sein. Du willst von hier verschwinden. Du willst nur nicht von mir verschwinden, so viel habe ich schon kapiert. Wenn es noch einen anderen Grund gab, weshalb er hier blieb, dann würde sie ihn jetzt gerne hören. Vielleicht konnte sie ihm das glauben - und vielleicht verschwanden dann ein paar Gewissensbisse ganz von alleine.
Verlieren? Gegen die Jedi, gegen sich selbst? Was redete er da? So sah er es, gewinnen, verlieren? Mutlos sah Eowyn Ian an, vergaß für einen Moment ihren Ärger. Was sollte sie darauf noch sagen? Sie konnte nicht immer mit ihm dagegen ankämpfen. Sie konnte nichts für ihn tun... und da war wieder dieser springende Punkt.
Ian musste etwas ändern, Ian musste verstehen, mit sich klarkommen. Sie selbst hatte darauf keinen Einfluss, hatte ihn nie gehabt. Zumindest keinen großen.
Aber bevor sie etwas sagen konnte, irgendwelche Worte finden konnte, hatte Ian schon weitergesprochen.
Ängste.
Wieder zuckte sie zusammen, konnte sich nur mit Mühe und Not davon abhalten, einen weiteren Schritt nach hinten zu machen. Spielte er auf
ihre Ängste an, die, die sie eben noch erwähnt hatte, die sie zugegeben hatte - meinte er das ernst? Sie gab zu, dass sie Ängste hatte, und er war sie leid?!? Für einen Moment schloss Eowyn die Augen. Vielleicht meinte er seine eigenen Ängste. Nicht die ihren... zumindest nicht explizit... Zumindest wollte sie ihm das geraten haben. Wenn nicht... Wenn nicht, dann hatte sie einen der unsensibelsten, heuchlerischsten und egoistischsten Männer der Basis vor sich. Und das konnte sie einfach nicht glauben. Dennoch... ein kleiner Stachel blieb. Sie hatte doch selbst erkannt, dass es mit ihren Ängsten so nicht weiterging... waren sie ihm dennoch schon zu viel? Sie atmete laut und tief durch.
Nein.
Er konnte es nicht so meinen.
Und er stellte sie beide nicht in Frage? Es war schön, das zu hören. Nur... weshalb sagte er das? Hatte er Angst, dass
sie sie in Frage stellte? Dass sie diese Befürchtung hatte? Oder... nein. Nein nein nein. Es war einfach nur das, was er gesagt hatte, bei allein Sonnen noch mal! Es war alles gut, keiner stellte hier irgendjemanden in Frage, und wenn sie weiterhin in so verschachtelten Wegen dachte, dann drehte sie noch durch!

Eowyn hörte Ian weiter zu, und was er als nächstes sagte klang so vernünftig, dass sie sich fragte, weshalb sie eigentlich so laut, so emotional wurden. Hatte er deshalb so verbissen auf Offenheit gepocht, weil er sie bei sich selbst vermisste? Oder weil er fand, es sei nur fair, wenn jeder offen war? Das wäre es, nur ging eben nicht alles im gleichen Tempo voran. Und auch er hatte noch seine Vorurteile, was die Jedi anging. Solche Dinge löschten sich nicht über Nacht - das war normal.
Mit seiner nächsten Frage, die zu bald im Anschluss folgte, so dass sie nichts einwerfen konnte, brachte Ian Eowyn allerdings dazu, auf den Boden zu sehen. Warum sie alles komplizierter machten?
Weil es manchmal vielleicht auch kompliziert und schwer ist... flüsterte sie leise, unsicher, ob Ian sie überhaupt hören konnte... unsicher, ob sie überhaupt wollte, dass Ian sie hörte. Das alles mochte für Außenstehende lächerlich sein, unwichtig, kaum der Rede wert. Zumindest für Eowyn aber waren diese Dinge essenziell... Und sie mussten zumindest so weit kommen, dass sie die gegenseitigen Meinungen respektieren konnten. Sonst war da keine Zukunft, so sehr sie sich liebten. Aber auch hier - sie musste dem ganzen Zeit geben. Bis sie sich besser kannten, besser verstanden, weniger missverstanden. Es würde einfacher werden. Sicher.

Sie war kurz in Gedanken versunken, als Ian wieder sprach. Noch immer aufgebracht... und entschlossen. Furchtbar entschlossen.
Irritiert sah sie wieder hoch. Was er jetzt tun würde? Eowyn hatte nicht den blassesten Schimmer. Schließlich hatte er nicht sonderlich viele Möglichkeiten, hier überhaupt etwas zu tun. Außerdem, wie kam er darauf, nun
überhaupt etwas zu tun? Hielt er ihr Gespräch für beendet?
Und da war er, voll und ganz zu spüren, nicht nur zu sehen.
Das hatte er gemeint... Und unsicher sah Eowyn ihn an. War das eine Kurzschlussreaktion? Würde er es bereuen? Dann aber wiederum - warum nicht? Offen sein, davon hatten sie es gehabt.
Das war aber noch lange nicht alles, wie sie eine Sekunde später feststellte.

Du wirst... was?!? Überrascht und schockiert starrte Eowyn Ian an. Nicht nur die Kantine, nein, auch noch die beiläufigen Seitenhiebe hatte sie nicht überhört. Jetzt trieb er es auf die Spitze. Das war nicht von null auf hundert, das war... Lichtgeschwindigkeit.
Oh... er hatte übrigens zumindest teilweise seine eigene Angst gemeint, bemerkte ein Teil ihres Unterbewusstseins selbstgefällig, während, ihr Bewusstsein Ian hinterherstarrte, der in Richtung Eingang marschierte. Fassungslos starrte sie ihm hinterher.
Ian, du kannst doch nicht einfach...! rief sie ihm nach. Er konnte doch außerdem nicht einfach weglaufen! Das war... Sie waren mitten in einem Gespräch! Oh, dieser Mann! Er trieb sie wirklich in den Wahnsinn, er war stur und blind, und sie hatte wirklich gut Lust, ihn da jetzt einfach alleine hineinlaufen zu lassen. Aber so impulsiv, wie er gerade war... Und, Sithspawn, sie war dafür verantwortlich, immer bei ihm zu bleiben! Das gab letztlich den Ausschlag, und mit einem weiteren, sehr unjedihaften Fluch eilte Eowyn Ian nach.

Lianna, Jedi-Basis, Gärten, auf dem Weg in die Kantine, hinter Ian
 
Lianna - Jedi-Basis - vorm Trainingsraum mit Raiken, Jeg Harkness, Allison, Ima-Gun und Joseline

Joseline hatte ihn natürlich enttarnt. Das war abzusehen. Auch wenn sie es mit einem Scherz abtat wusste sie das er sich eigentlich von anderen Fern hielt. Er mochte seine Gründe dafür haben. Wenn Matthew ehrlich zu sich selbst war, wusste er nichtmal selbst warum er so reagierte. Konnte er wirklich alles auf seine Vergangenheit schieben? Nein das konnte er nicht und Matthew wusste das auch eigentlich. Dennoch tat er es. Er runzelte die Stirn als Joseline ihn nun doch in die Kampfübung mit einbeziehen wollte. Was ihn noch weniger gefiel. Doch er würde seine Meisterin nicht davon abbringen können ihn den Schwertkampf beizubringen. Auch wenn er es gerne versucht hätte. Ihm gefielen keine Waffen. Waffen jeglicher Art waren für ihn eine Gefahr. Das fand zumindest Matthew. Was wenn er tötete? Der Gedanke gefiel ihm gar nicht. Er legte den Kopf schief und drehte das Übungsschwert in seinen Händen. Ruhig nickte er Raiken zu. Ihm war klar worauf es hinaus laufen würde. Sie mussten zusammenarbeiten. Matthew war das durchaus klar. Weswegen er auch nicht den ersten schlag führen würde. Weil er es nicht konnte. Erstmal musste er sich überwinden dieses Schwert überhaupt zu benutzen zum anderen war Raiken bereits im traning.. Was sicher implizierte das er besser mit dem Schwert umgehen konnte als Matthew. Matthew war klar das er das schwächste Glied in der Kette war. Er würde sie zum brechen bringen wenn er einen Fehler machte.

"ich bin bereit"

Doch war er das wirklich? Matthew hatte so eine Ahnung das er es nicht war. Doch er verbarg diese Gefühle hinter einer Mauer. Er hoffte nur das die Mauer fest genug war um nicht zu zeigen. Er runzelte die Stirn und versuchte das Schwert nicht zu fest zu halten. Einfach weil er ANgst hatte das er am Ende noch den griff beschädigte. Matthew wollte sich beweisen. Das konnte er nur wenn er halbwegs gut hier abschnitt.

Lianna - Jedi-Basis - vorm Trainingsraum mit Raiken, Jeg Harkness, Allison, Ima-Gun und Joseline
 

Lianna, Jedi-Basis, Gärten, auf dem Weg in die Kantine, vor Eowyn


Während Ian Eowyns Worten lauschte, wurde ihm schlagartig bewusst, was sich abspielte. Sie hatte damals die Jedi und sich nicht trennen können, was für ihn nicht nachvollziehbar gewesen war und jetzt befanden sie sich in umgekehrten Rollen. Sie trennte die Sith von ihm, was ihm überhaupt nicht gelang. Wunderbar. Weniger aufbrausend machte ihn diese Erkenntnis dennoch nicht, denn die Art, wie Eowyn ihre Sätze formulierte, machte ihn wahnsinnig. Er hasste es, ja er hasste es, dass sie ständig Behauptungen aufstellte. Auf Nar Shaddaa, auf Coruscant, auf Va’art und jetzt wieder. Nicht nur, dass sie Interpretationen aufstellte, sie legte ihm schon wieder Verhaltensweisen in den Mund und brachte ihn damit an die Grenze seiner Geduld, an die absolute Grenze. Er wollte nicht laut werden, aber es fiel Ian immer schwerer, eine angemessene Lautstärke zu bewahren, nicht zu schreien. Ihr erneutes pochen darauf, dass er irgendwelche Erwartungen hätte… Warum redete er überhaupt noch mit ihr, er kam doch ohnehin nicht gegen sie an, weil sie nicht stehen ließ, was er sagte. Diesen Satz würde er nicht erneut wiederlegen, denn Ian spürte, wie die Wut wuchs und er wusste, würde er jetzt antworten, spätestens nach der Antwort, würde er seine Worte bereuen. So starrte er auf den Boden und versuchte neben seinen Worten, auch seien Wut herunter zu schlucken.

„Vielleicht kann ich es auch nicht so einfach trennen, in Ordnung?“ Da, bitte, sollte sie ihn doch auslachen, dass sie wieder einmal Recht behielt. Offensichtlich entgingen ihr hier aber ein paar wichtige Tatsachen und ihre absurde Frage, wann sie ihm jemals vorgeworfen hatte, dunkel zu sein, brachte ihn dazu, fast verzweifelt und vehement den Kopf zu schütteln. Sie begriff nichts, rein gar nichts und sie legte ihm wieder und wieder etwas in den Mund, sprach ihm Handlungen zu und wenn sie damit nicht aufhörte, wenn sie damit nicht endlich aufhörte, würde er sich nicht länger zurückhalten können. „Ich kann es auch nicht trennen, in Ordnung?“, war fast derselbe Satz, den er eben schon einmal getätigt hatte. „Und ich sage es nur noch ein einziges Mal und wenn du dann nicht begreifst, dann weiß ich auch nicht!“ Tief holte er Luft. „Sith sind böse, Sith sind gefährlich, Sith haben meistens kein Herz, Vertrauen ist gefährlich, Vertrauen führt zu einem Schulterzucken, das Dunkle muss bekämpft werden, du kannst nicht offener sein.“ Keine Vorwürfe, eine Wiederholung ihrer Worte. „Eowyn, bitte, sieh doch einmal wo ich bin, sieh mich einmal an, nicht mit… mit dem Wissen, das du über mich hast.“ Ohne Liebe, ohne Vertrauen. Warum fiel der Credit nicht endlich? „Warum verschleiere ich mich denn? Warum verstecke ich dieses verfluchte Mal?,“ und da deutete er auf seinen Handrücken. „Weil ich Angst vor dem habe, was ich noch immer ausstrahle und weil ich Angst davor habe, was die Jedi über mich denken, wie sie über mich urteilen, dass sie genau das nämlich sagen werden! Dass sie nicht offen sein wollen.“ Ja, natürlich, jetzt konnte Eowyn sich darauf ausruhen und ihn daran erinnern, was Joseline gesagt hatte. Aber Joseline, ach bitte, Joseline! Bat ihre Freundschaft an, plapperte von Vertrauen und machte im gleichen Atemzug deutlich, dass sie nicht vertraute. Sie ließ ihn ja nicht einmal die Basis verlassen. Und warum? Aus Angst, er könne den nächst besten, dessen Nase ihm nicht gefiel, abschlachten? „Ich fürchte mich nicht alleine vor ihrem Urteil, sondern auch davor, dass es meines nur Verschlimmern kann. Weil ich so lange blind war, weil ich so lange ein Sith war. Und was du weißt und was ich weiß, reicht vielleicht für uns. Aber es reicht nicht aus, um ein Urteil zu bestehen.“ Zumal die Republik auch noch ein Wörtchen mitzureden hatte. Was schwebte hier also wieder über ihnen, oder über ihm? Angst. Diese konnte sie doch nicht ständig bestimmen, ständig beherrschen und jedes Mal, wenn er eine Angst vor Eowyn zugab, kam er sich fürchterlich erbärmlich vor.

Raus aus meinem Kopf? Sie dachte, was sie wollte? Wäre Ian arrogant gewesen, hätte er sich selbst auf die Schulter klopfen und beglückwünschen können, dass er den Nagel wohl auf den Kopf getroffen hatte. Raus aus meinem Kopf. Sie verbat ihm etwas zu sagen und sie selbst, sie selbst, oh sie selbst brachte ihn innerhalb ihres nächsten Satzes schon wieder auf 180.
„Hör endlich auf damit!“ Diesmal war seiner Stimme deutlich zu entnehmen, dass sie unterdrückt wurde. „Ich hätte nicht hier her kommen müssen, ich hätte das Angebot gehabt, auch ohne diese Basis existieren zu dürfen, ich habe mich entschieden hier zu sein, weil ich es will!“ Und wenn sie noch einmal das Gegenteil behaupten würde, ihm nur noch ein einziges mal etwas unterstellen würde, dann würde er auf ihre Gefühle keine Rücksicht mehr nehmen. „Ja, ich will nicht von dir verschwinden, aber du bist nicht das Einzige, das mich hier hält. Ich bin hier, weil mit Joseline diese Chance gegeben hat, ich bin hier, weil ich helfen möchte, ich bin hier, damit ich irgendwie versuchen kann, mit den Jedi klar zu kommen. Ich bin verdammt noch mal hier, um meine Sicht zu ändern, ich bin hier, um mich zu ändern, ich bin hier, damit ich irgendwie wieder an irgendetwas glauben kann.“ So viel hatte sie nämlich ‚kapiert‘: nichts.

Kompliziert und schwer war es, weil sie es daraus machten. Kompliziert und schwer war es, weil sie ihre Ängste siegen ließen. Ständig. Das musste aufhören, ein für alle Mal aufhören, denn ihre Grundbasis stimmte. Bloß die Angst schob sich wieder und wieder dazwischen und das würd ein Ende nehmen, das würde ein Ende nehmen, jetzt sofort. Vielleicht begriff Eowyn dann nebenbei auch, dass er das, was er eben über seinen Aufenthalt in der Basis erklärt hatte, nicht einfach nur daher gesagt gewesen war.
„Ich kann sehr wohl“, zischte Ian bloß, als er unbeirrt den Eingang der Basis wieder ansteuerte und sogar Yaro vergaß. Da war immer noch ein Haufen Wut in ihm und vielleicht war es nicht klug, das Schicksal derart herauszufordern. Doch er hatte einen Entschluss gefasst und er konnte mindestens so stur wie Eowyn sein.
Sein Herz klopfte bis zum Hals und je näher er der Kantine kam, umso unwohler wurde sein Gefühl und die Angst, die es nun zu besiegen galt, klopfte beharrlich in seinem Hinterkopf. Keine Abschirmung. Keine Verschleierung. Ein letzter Blick auf sein Sith-Taith, das ihn in diesem Moment förmlich ansprang und ihm noch viel größer vorkam, als es eigentlich war. Er krempelte den Ärmel nach oben, den er vorher erst extra weit nach unten gezogen hatte. Die Angst konnte ihn mal, ein für alle Mal! Mit einem letzten, tiefen durchatmen, betrat er die Kantine, die glücklicherweise ausgeschildert gewesen war. In der Kantine angekommen, war die Angst kein leises Klopfen mehr, zwang ihn förmlich dazu, den Blick auf den Boden zu heften, genau wie im Trainingsraum zuvor. Ohne Abschirmung, ohne Verschleierung… Oh nein, sie würde nicht siegen.

Eowyn war vielleicht die einzige, die seine Verunsicherung sofort erkannte, als er mit einem minimalen Zittern nach einem Tablett griff, sich anstellte, um sich irgendein Essen auf den Teller geben zu lassen. Und dann hob Ian den Blick, zwang sich dazu, ihn nicht weiter auf den Boden zu heften. Der erste Jedi, der ihn Anglotzen würde, hatte Ian behauptet und der erste Blick, den er auffing, war der einer Tholothianerin. Kurzerhand steuerte Ian jenen Tisch an, an dem die Jedi saß. Der Kloß in seinem Hals, wurde riesig und Ian hätte schwören können, dass er sichtbar war, wie ein Adamsapfel. „
Darf ich mich setzen“, fragte er, zugegeben, die Stimme ein wenig leise, aber deutlich genug, um nicht als Nuscheln durchzugehen. Das Tablett in den Händen, die Hände auf Augenhöhe der Jedi und dann der Wunsch, dieses verfluchte Taith sofort wieder zu bedecken. Doch auch das kam nicht in Frage.

Lianna, Jedi-Basis, Kantine, Eo und Derya Forlin (NPC)


 
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Lianna, Jedi-Basis, Gärten, mit Ian und Yaro irgendwo

Ian war wütend, furchtbar wütend, sie spürte es genau, aber das, was er als nächstes sagte, hatte Eowyn so gar nicht erwartet. Es warf sie aus ihrer Bahn, und ihr Ärger verrauchte binnen einer Sekunde. Er konnte also auch nicht trennen? Oh fantastisch. Aber er gab es zu und ließ sie nicht im Dunkeln tappen... Und Fehler machte jeder. Ihre Miene wurde weicher. Jetzt wusste sie, woran sie war. Die Ausganspositionen waren jetzt klarer, und zukünftig... zukünftig würde sie einfach doch mehr darauf achten, was sie Ian in Bezug auf die dunkle Seite sagte. Und in Bezug auf die Sith. Und in Bezug auf ihren "Job". Eowyn unterdrückte ein Seufzen. Mit letzterem wartete sie lieber noch eine ganze Weile...

Auch mit den nächsten Worten machte er deutlich, dass sie offensichtlich aneinander vorbeigeredet haben mussten. Denn was er sagte, klang nun so ganz anders als das, was er zuvor erklärt hatte. Sie hatte viel falsch verstanden, er vielleicht nicht deutlich genug gemacht... Kommunikation war nicht ihrer beiden Stärke, und dabei war das die Grundbasis für eine Beziehung. Da hatten sie noch einen weiten, weiten Weg vor sich...
Ihn ansehen, ohne ihr Vorwissen? Das konnte sie nicht. Wie konnte sie ausblenden, wer er war? Es war unmöglich
nicht zu sehen. Auf Nar Shaddaa... ja, wenn sie daran dachte, wenn sie sich erinnerte - selbstverständlich, sie hatte Vorurteile gehabt. Aber Ian hatte sie zerstreut, innerhalb von... nun, vielleicht einer halben Stunde? Nicht komplett natürlich, aber genug, um ihn schließlich zu begleiten. Und zu diesem Zeitpunkt war er noch nicht einmal ansatzweise an einem Punkt gewesen wie heute.
Dennoch war die Angst verständlich. Sie selbst würde vermutlich durchdrehen vor Angst. Und es brach ihr das Herz, dass sie so rein gar nichts dafür tun konnte, dass diese Angst verschwand, denn offensichtlich half es kein bisschen, dass sie selbst ihm vertraute, an ihn glaubte.
Gib ihnen Zeit... sagte sie dennoch noch einmal, leise, bittend. Es würde genug geben, die sich öffnen würden. Genug, die sich damit schwertun würden, ja, aber eine ganze Menge Jedi würde offen sein. Sie werden zuhören... dir, mir, und du wirst ihnen zeigen, mit deiner ganzen Art, mit deinem Wesen, dass du dich geändert hast. Sie werden es verstehen. Sie hatte es doch auch verstanden.
Und irgendwann... zögernd hob sie die Hand ein winziges bisschen, ließ sie dann aber doch wieder sinken. Irgendwann wirst schließlich auch du begreifen, dass du deine Vergangenheit zwar nicht ändern kannst, aber deine Zukunft. Zumindest dann, wenn die Republik nicht beschloss, seine Zukunft ein für alle Mal zu beenden, aber das war etwas, das hier nicht auf den Tisch kommen würde.
Und bei der Macht, sie würde alles dafür tun, dass er es begriff. Dass er begriff, was er ihr bedeutete, dass er schon etwas verändert hatte, alleine durch die Tatsache, dass er sie liebte. Und was er mit seinen Fähigkeiten nicht noch alles tun, bewirken konnte! Mein
Urteil über dich steht jedenfalls schon fest... fügte sie dann beinahe flüsternd an. Oh ja, das stand es... Und keiner würde sie davon abbringen, nicht einmal Ian selbst.

Waren sie beide dabei, sich gerade ein wenig zu beruhigen, so brachte diese kurze Erholungspause rein gar nichts. Ian hatte ganz offensichtlich furchtbare Mühe, sich zu beherrschen, und auch Eowyn fiel es nicht leicht. Zu aufgebracht war sie dieses Mal, dass sie erneut zusammenzucken würde - und außerdem verbot sie es sich strikt.
Im ersten Moment glaubte sie Ian kein Wort. Aber dann begann Eowyn langsam, tiefer über Ians Worte nachzudenken. Sie glaubte noch immer, dass er zu anfangs nur geblieben war, weil sie ihn überredet hatte - sie und Joseline. Er hatte vorgehabt, zu gehen, ganz offensichtlich, auch wenn er es, Eowyns Meinung nach, ein wenig falsch ausdrückte - selbstverständlich hätte er außerhalb der Basis "existieren" können, aber er wäre von Republik
und Imperium gesucht worden, früher oder später.
Dennoch.
Vielleicht hatte sich seine Ansicht im Laufe der zwei Tage hier gewandelt. Vielleicht sah er es tatsächlich als eine Chance. Für sich, für die Jedi... und sie war nur so blind und selbstverliebt, dass sie glaubte, es läge an ihr. Sie sollte vielleicht hin und wieder über ihren Tellerrand hinausblicken. Dinge änderten sich. Ansichten änderten sich. Das wusste sie nur zu gut. Und wenn Ian tatsächlich eine Chance darin sah, hier zu sein, dann war das ein riesiger Fortschritt. Vielleicht sollte sie ihm mehr Raum lassen. Und sich selbst einfach nicht so wichtig nehmen. Lianna drehte sich nicht um
sie, und Ian ebenfalls nicht. Sie spürte, wie ihr Gesicht wärmer wurde und befürchtete, dass eine leichte Röte ihr Gesicht überziehen würde. Fantastisch. Nicht nur, dass sie ihre Fehler peinlicherweise erkannte, nein, ihr Körper teilte das auch noch jedem anderen mit. Hurra.

Dass Ian es dann aber auch übertreiben musste, jetzt, wo sie gerade dabei waren, sich annähernd wieder zu verstehen! Nach den ersten verblüfften Schrecksekunden eilte sie ihm schließlich hinterher und holte ihn kurz vor der Kantine ein. So ein verdammter Sturkopf! Und ihr warf er das vor!
Andererseits... vielleicht war es ganz gut, dass Ian das jetzt wagte. Wenn er später darüber nachdenken würde, dann würde er ganz sicher einen Rückzieher machen... Manchmal brauchte man einfach einen spontanen Antrieb. Dennoch, wenigstens
sie sollte sich ein wenig beruhigen. Denn wer wusste schon, wer oder was sie in der Kantine erwartete? Sie spürte durchaus, dass Ian sich unwohl fühlte, aber er machte keinen Rückzieher. Im Gegenteil. Er krempelte noch seinen Ärmel hoch... Eowyn verdrehte genervt die Augen. Er forderte das Schicksal geradezu heraus. Als ob er wollte, dass es schief gehen würde... was erwartete er, dass da drinnen eine Willkommensparty für ihn stieg? Eowyn befürchtete, dass er sehr bald auf dem Boden der Tatsachen landen würde, und dennoch, gleichzeitig bewunderte sie seinen Mut. Ganz oder gar nicht, war wohl gerade seine Devise.
Unsicher war er dennoch. Sie sah genau, wie er seinen Blick auf den Boden richtete, wie er kaum wahrnahm, was da auf seinem Tablett landete - ein Gemüseauflauf nach taanaber Art - und wie er sich dann alle Mühe gab, nach oben zu sehen. Vergessen war der Streit von gerade eben, zumindest momentan. Egal was nun kam, sie musste ihm da irgendwie durchhelfen.
In ihren Gedanken und ihrer Sorge bekam sie genauso wenig mit, was da auf ihrem Teller landete, als sie Ian folgte, der zielstrebig einen Tisch ansteuerte. "Darf
ich mich setzen..." Schönen Dank auch, dachte sie seufzend. "Ich mich ebenfalls?", fragte sie die Tholothianerin freundlich lächelnd. Es war genug Platz am Tisch, sie abzuweisen wäre durchaus sehr unhöflich gewesen.

Lianna, Jedi-Basis, Kantine, mit Ian und Derya Forlin (NPC)
 
Lianna - Jedi-Basis - Trainingsraum Jeg Harkness, Allison, Ima-Gun , Matthew und Raiken


Raiken war mit dem Training so weit zufrieden. Jedoch hatten sie ihr Ziel nicht erreicht. Meister Jeg, klärte die gesamte Truppe ,erneut über den Ablauf dieser Übung auf. Sie hatten die Reihenfolge nicht eingehalten. Es sollten bestimmte Ziele getroffen werden. Er selbst wusste zwar nicht, welchen Sinn das alles haben sollte, fügte sich aber dem Urteil des Meisters. Alle bemerkten seine kleine Verletzung. Er hätte besser aufpassen sollen. Dennoch wollte er einen kurzen Blick über die Trainingspuppe werfen und hatte sich dabei eine kleine Verbrennung eingefangen. Er hatte die Trainingsschwerter unterschätzt.

"Alles in Ordnung. Danke."

Das Training ging weiter. Dieses Mal wurden die Abläufe genau eingehalten und Raiken versteckte sich gut genug , um nicht erneut getroffen zu werden. Die Padawane machten ihre Sache sehr gut, dennoch hatte er das Gefühl, dass sie gegeneinander arbeiteten. Der Trick mit den Punkten hatte leider gefruchtet. Raiken hatte die Strategie von Jeg gleich durchschaut. Er war ein würdiger Meister, dem man wirklich vertrauen konnte. Fast wäre es so als stünde Tomm Lucas bei ihm. Sein Vater. Wie es ihm wohl gehen würde? Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um darüber nachzudenken.

Der zweite Testlauf war erfolgreich abgeschlossen. Die Rätin meldete sich zu Wort und gab neue Instruktionen. Dieses mal würde sie selbst am Training teilnehmen und reichte ihm eine Trainingsklinge, welche er sogleich aktivierte. Das Schwert vibrierte in seiner Hand. Fast wie ein echtes Schwert. Jetzt bekam er Flashbacks von Tatooine. Dennoch ließ er sich nichts anmerken. Er verdrängte die Ereignisse und konzentrierte sich nun auf das Hier und Jetzt. Alle gingen in Kampfstellung. Er schwang sein Schwert um etwas Gefühl dafür zu bekommen. Die Trainingsklinge lag etwas schwerer in der Hand. Dann stellte er das Schwert wie gewünscht auf die niedrigste Stufe.

"Nun gut. Haltet euch nicht zurück.Gebt alles was ihr habt. Und denkt daran. Zusammenarbeit kann ein wichtiger Verbündeter sein. "


Lianna - Jedi-Basis - Trainingsraum Jeg Harkness, Joseline, Allison, Ima-Gun , Matthew und Raiken

 
Lianna-Jedi-Basis- Kantine- Derya und andere

Der Tag hatte bis jetzt wirklich zu Wünschen übrig gelassen. Sie war von einer Mission zurück gekehrt, daran war nichts besonderes. Der Rat war mit dem Ergebnis zufrieden, dass war schön. Was nicht schön war: Derya war anderer Meinung. Es hätte bei diesen Verhandlungen so viel mehr erreicht werde können. Selbstkritik war wichtig, hatte ihr Meister früher immer gesagt. Aber in einem gesunden Mass und Derya neigte immernoch dazu, mit sich selbst zu streng zu sein. Auf der anderen Seite spornte genau das sie an, immer wieder bis an ihre Grenzen und darüber hinaus zu gehen. Und sich jetzt noch den Kopf zu zerbrechen über etwas, dass offensichtlich von allen Seiten als erledigt angesehen wurde, brachte ja auch nichts.
Also hatte sich Derya in die Kantine begeben, um dort ihren Hunger zu stillen. Zudem traf man dort am ehesten bekannte Gesichter. Ihr Platz war ein idealer Beobachtungsposten. Sie hatte sowohl den Eingang als auch den Ausgabe-Tresen gut im Blick, während sie ihr Gemüse genoss. Kaum zu glauben, dass die Kantine tatsächlich mal etwas wirklich Leckeres verteilt. Aber das hier war der Beweis, dass es noch Wunder gab. Eine ganze Weile war es ruhig, ehe sich die Tür öffnete und ein Mann
(Ian)in die Kantine gestapft kam. Sein Auftreten erinnerte eher an ein Kind als an einen Erwachsenen und der Trotz, den er wie eine Bugwelle vor sich her schob tat sein übriges zu dem Bild. Hinter ihm her eilte eine Jedi, die Derya als die Grossmeisterin Eowyn El'mireth identifizieren konnte. Offensichtlich gehörte dieses übergrosse Kind zu ihr und sie war wohl mehr als genervt von seinem Auftritt. Derya griff zu ihrem Wasserglas, um ein Grinsen dahinter zu verstecken. Dass es im Jedi-Orden recht viele Pärchen gab im Moment, war ja nichts Neues. Und scheinbar hatten selbst die Jedi unter den üblichen Streitigkeiten zwischen Mann und Frau zu kämpfen.
Ihr Blick ruhte auf dem Mann und sie erkannte seine Unsicherheit in jeder Bewegung, die er ausführte. Dazu kam etwas, dass ihn umwabberte wie zäher Nebel. Eine Dunkelheit, die sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Sie begründete sich wohl auch auf der Angst, die ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben stand. Aber die Grossmeisterin hielt da gut mit. Etwas, dass Derya gerade mehr als irritierte. Warum sollten sie hier solche Angst haben?
Als sich der Mann zum offenen Raum umdrehte, erblickte Derya etwas auf seinem Handrücken. Dieses Mal hatte sie schon lange nicht mehr gesehen aber sie würde es nie vergessen. Ohne dass sie es verhindern konnte, kamen Erinnerungen hoch. Sie war noch ein Padawan gewesen, als sie zusammen mit ihrem Meister einer Frau begegnet war, die dieses Zeichen ebenfalls getragen hatte. Es kam zum Kampf- natürlich. Derya hatte die Zivilisten dort in Sicherheit bringen sollen, während ihr Meister sich der Frau gestellt hatte. Die Frau starb durch die Klinge ihres Meisters, doch nur wenige Tage darauf erlag auch ihr Meister den Wunden, die sie ihm im Kampf beigebracht hatte. Sie hatte erlebt, wie ein einzelner Sith einen Marktplatz in ein Inferno verwandelt hatte. Warum stand jetzt einer mitten in der Jedi-Basis? Gut, er sah jetzt nicht so aus, als ob er hier gleich alles ummähen würde. Aber die Sith waren auch Meister der Täuschung... Weiter kam sie nicht, denn in dem Moment trafen sich ihre Blicke und die junge Jedi nahm ungewollt eine aufrechtere Position ein. Zu allem Überfluss deutete er ihren Blick wohl als Einladung und kam schnurstracks auf zu, seine Jedi-Begleitung im Schlepptau. Derya schaffte es mit reichlich Mühe, ruhig und gelassen zu bleiben, als er sie leise fragte, ob er sich setzen dürfte. Die gleiche Bitte kam nur einen Augenblick später aber dafür deutlich sicherer von der Grossmeisterin.
Ehre und Respekt waren nicht nur im Jedi-Orden sondern auch in ihrem Volk Grundlage und darum konnte Derya diese Bitten natürlich nicht abschlagen.

"Bitte. Meisterin El'mireth."

Mit einer Verneigung vor der ranghöheren Jedi und einer Geste lud sie die beiden ein, sich zu ihr zu setzen. Das wars dann wohl mit einer ruhigen Mahlzeit. Die Lust zu essen war Derya reichlich vergangen, dafür wanderte ihr Blick zwischen dem Mal auf dem Handrücken des Mannes und seinem unsicheren Gesicht hin und her. Das eine passte überhaupt nicht zum anderen. Obwohl? Sie würde sich auf Bastion wahrscheinlich auch nicht wohl fühlen. Also was machte er hier? Die Grossmeisterin war sicher bei ihm, um ihn im Auge zu behalten. War er ein Gefangener? Er trug keine Waffe bei sich, was seltsam aber nicht unerklärlich war. Aber seit wann liessen sich Sith denn gefangen nehmen? Das wären ja mal ganz neue Sitten.
Um vielleicht etwas herauszufinden, musste man mit den Leuten reden. Also tippte Derya sich mit dem Griff der Gabel auf den Handrücken und deutete dann auf die Hand des Mannes.

"Ich weiss, was das ist.
"

Das war weniger eine Feststellung als eine Mahnung an den Sith, dass sie ihn im Auge behalten würde. Nichts desto trotz musste die Etikette doch irgendwie eingehalten werden, weshalb Derya erstmal mitspielte. Sie setzte sich wieder etwas lockerer hin und brachte sogar ein sehr kurzes Lächeln zu stande.

"Mein Name ist Derya Forlin. "

stellte sie sich vor und sah den Mann dann erwartungsvoll an. Aber was erwartete sie von ihm? Dass er sich vorstellen würde, wäre ein Anfang. Dass er den Tisch umstiess und anfing zu randalieren wäre ebenfalls denkbar. Nur weil er keine Waffe bei sich trug hiess das noch lange nicht, dass er ungefährlich war. Derya ertappte sich dabei, wie sie vor Anspannung die Zähne aufeinander presste. Vielleicht würde ein weiterer Schluck Wasser ihre angespannten Muskeln verbergen. Doch wahrscheinlicher war, dass die beiden das längst bemerkt hatten. Schliesslich war bei ausgebildeten Machtsensitiven die Beobachtungsgabe sehr viel besser. Und dabei spielte die Angehörigkeit keine Rolle. Also blieb ihr jetzt nur übrig, abzuwarten.

"Der Auflauf ist wirklich gut für die Küche hier."

Ein erbärmlicher Versuch, ein Gespräch zum Laufen zu bringen,aber zumindest besser als das Wetter-Thema. Und das Thema "Essen" war so schön neutral, dass es darüber nur selten Streitigkeiten gab. Und das war gerade genau das Richtige.

Lianna-Jedi-Basis- Kantine- Derya, Eowyn und Ian an einem Tisch.
 
Lianna-Jedi-Basis- Kantine- Derya, Eowyn und Ian an einem Tisch.

Es hätte rührend sein müssen, wie Eowyn schon wieder versuchte, Ian davon zu überzeugen, dass die Jedi ihm zuhören würden, dass er ihnen bloß Zeit geben musste und das sie verstehen würden. Bloß war es nicht rührend, weil es dem gegenüberstand, was sie über die Sith gesagt hatte. Und für den Moment trennte Ian Eowyn nicht mehr von den Jedi. Sie war eine Jedi und so sehr sie sich auch unterscheiden mochte, was blieb war, was Jedi von Sith hielten. Wenn sie alle eine ähnliche Meinung hatten – und das stand völlig außer Frage – war es besser, er blieb in seiner Zelle, bis er darin verrottete. In der Zelle aber, würde sich nichts ändern, denn wer ihn nicht kannte und vermutlich nur spürte, konnte kaum etwas in Erfahrung bringen. Ob die Jedi offen genug waren? Nach Eowyns ersten Worten wohl kaum. Nach ihren nächsten vielleicht. Vielleicht. Eine unsichere Variable, an die er sich wohl zu klammern hatte. Einmal mehr.

Als Ian ihr darlegte, was ihn alles in die Basis gebracht hatte, wirkte es für einen Moment so, als wolle sie ihm direkt widersprechen, aber sie tat es - zu ihrem Glück – nicht. Sie war der Hauptgrund, das stand fest und vielleicht waren die meisten Gründe auch mit ihr verbunden. Wenn sie den Jedi vertraute, wenn die Jedi so etwas wie eine Familie für sie war, dann war das nur eine Sache mehr, die ihm eigentlich verbat, sie von hier weg zu zwingen. Sie vertraute ihnen. Also würde er zusehen müssen, dass er irgendetwas tat, was ihn diese Richtung ging. Er würde den Jedi beweisen müssen, dass er kein schlechter Mensch mehr war und gleichzeitig würden die Jedi ihm beweisen müssen, dass sie nicht das waren, als das er sie kennen gelernt hatte: Unempathische Heuchler, Lügner.

Schließlich stapfte Ian in die Kantine, wohlwissend, dass durch die mangelnde Abschirmung mindestens deutlich werden würde, dass er alles andere als gut gelaunt war. Eowyn, die hinter ihm her lief, machte da sicher nichts besser. Aber da war ein kleines Wort, dass Ian sich diesbezüglich wie ein Mantra vorbetete: Egal. Diesmal würde er sich nicht aufhalten lassen, nicht von ihr und schon gar nicht vor seiner Angst. Letztere bewahrte ihn nicht vor seiner Unsicherheit, doch abhalten lassen, würde er sich auch davon nicht. Diesmal nicht, nein. Ian hatte keine Ahnung, was da auf seinem Tablett gelandet war, denn dafür hätte er der oder demjenigen, der das Essen austeilte, erst einmal in die Augen blicken müssen, oder überhaupt vom Boden hinauf, auf das angerichtete Essen. Die Zeit aber benötigte Ian, und als er den Blick endlich hob, eine Jedi ausmachte und zielgerichtet ihren Tisch ansteuerte, gab es ohnehin kein Zurück mehr. Die Temperatur in der Kantine schien sich mit einem Mal zu verändern, unerträglich anzusteigen und als Ian sich setzte, hatte er alle Mühe das Tablett leise abzustellen, da es ihm fast aus der Hand gerutscht wäre und er sich unweigerlich beobachtet fühlte. Als starrten ihn alle an. Ob sie es taten oder nicht, dafür hatte Ian keine Wahrnehmung. Da war der Tisch, da war diese Jedi und allein auf sie würde er sich konzentrieren, andernfalls würde er diese Situation nicht meistern. Da saß er nun, völlig ohne Appetit und wusste nicht, ob er sein Gegenüber oder doch sein Essen anstarren sollte.

Dass er keinen Bissen herunter bekommen würde, stand völlig außer Frage. Der Blick der Jedi wechselte, von seiner Hand zu ihm und wieder zurück, ehe sie mit der Gabel auf ihren eigenen Handrücken deutete und auch Ian mit seinem Blick folgte. Sie wusste, was das war – und in dieser Aussage, lag eine Menge, vor allem eine Warnung. Ansehen. Er musste sie ansehen und jede Feindseligkeit, die sich vielleicht leise erheben wollte, ersticken. Ansehen. Seine Angst konnte ihm gestohlen bleiben, er hatte es gesagt, er hatte es gemeint. Ian meinte es noch immer so und da hob er den Blick und sah der Jedi entgegen, zwang sich dazu, sie direkt anzusehen, seine Augen nicht wieder direkt auf den Boden zu heften. „
Ich weiß es auch,“ kam völlig ohne Stolz über seine Lippen. „Aber es bedeutet nichts mehr,“ was wiederum fürchterlich ernst aber dadurch auch fürchterlich hohl klang? Den Anflug ihres Lächelns würde er nicht erwidern, denn der Versuch zu Lächeln, konnte ihm nur misslingen. Erst nach ihrer versteckten Warnung, nannte die Jedi, die Eowyn wohl kannte, ihren Namen und Ian nickte unmerklich, vielleicht auch, um anzudeuten, dass er verstanden hatte. Ihren Namen und die Warnung. „Ian Dice.“ Er hasste diesen Namen, hatte Aden damals verboten, ihn zu nutzen, aber mit Darth Keebo hätte er sich nur noch unwohler gefühlt und sich mit diesem Namen vorzustellen, wäre nicht nur töricht, sondern verrückt gewesen.
Jetzt saß er also da, mit Eowyn und dieser Derya Forlin vor sich, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, was er nun tun sollte. Ein Gespräch beginnen? Glückicherweise nahm die Frau ihm das ab, als sie das Essen erwähnte und Ian sich notgedrungen eine Portion davon in den Mund schob. Seine Kehle war derart trocken, dass es eine Kunst für sich war, nun keinem Hustenreiz zu erliegen, als er den Auflauf herunter würgte.

„Irgendwie hab ich das schon einmal gehört“, sagte er dann, versuchte sich nun doch an einem Lächeln und sah dabei zu Eowyn. Dabei hatte er keine Ahnung, wie sie gerade zueinander standen. Eben noch halb im Streit und jetzt?

Lianna-Jedi-Basis- Kantine- Derya, Eowyn und Ian an einem Tisch.
 
Lianna, Jedi-Basis, Kantine, mit Ian und Derya Forlin

Die Tholothianerin hatte tatsächlich kaum eine andere Möglichkeit, als ihnen anzubieten, Platz zu nehmen, und so tat sie es dann schließlich auch. Sie schien sie zu kennen - ein Fluch, wenn man einen höheren Rang bekleidete, die Leute kannten einen eher als andersherum. Eowyn wusste, dass sie die Frau schon ein paar Mal gesehen hatte, aber ein Name? Nein, da war nichts in ihrem Kopf, so sehr sie auch grübelte, aber zugegebenermaßen hatte sie momentan auch dringendere Gedanken.
Danke, antwortete sie den Kopf neigend und setzte sich neben Ian.
Die Situation war... verrückt. So konnte man es wohl nennen. Ian war doch kaum hier, weil er essen wollte, sie konnte seine Unsicherheit deutlich wahrnehmen, und die Tholothianerin hatte selbiges aktuell wohl auch vergessen. Nein, sie betrachtete Ian, seine Hand, sein Gesicht, und ganz offensichtlich fragte sie sich, wer er war. Oder was.
Wenigstens einer sollte wohl den Schein waren, dachte Eowyn dann innerlich seufzend, und nahm einen Bissen, woraufhin sie gehörig das Gesicht verzog und bewusst nach unten blickte. Was
war das? Es sah ein wenig aus wie eine bakuranische Reispfanne, aber... grauer, und geschmackloser war es definitiv. Das grenzte ja schon an Energieriegel...

Zum Glück wurde sie sofort von ihrem miserablen Essen abgelenkt, als die Jedi vor ihr zu sprechen begann. Und mit ihrer Aussage machte diese klar, dass sie völlig Bescheid wusste, wer - oder besser, was - da vor ihr saß. Ian ließ sich dadurch nicht einschüchtern... Gut so! Auch seine Antwort war wohlüberlegt, es war schlicht und ergreifend die Wahrheit.
Derya Forlin also... richtig. Dunkel meinte Eowyn sich zu erinnern, aber vielleicht irrte sie auch. Es gab einfach zu viele Jedi, man konnte nicht alle kennen. Ein wenig angespannt wirkte sie schon, aber wer wollte ihr das verübeln? Diese Situation war sicher ungewöhnlich, und ein wenig kam Eowyn sich vor wie bei einem Schockball-Spiel, bei dem die beiden teilnehmenden Mannschaften sich vorher begutachteten und misstrauisch vorsichtig austesteten, um herauszufinden, ob und wie der erste Angriff gespielt werden sollte...
Und sie mittendrin. Als Schiedsrichter?
Ian erwiderte einfach nur seinen Namen, und Eowyn saß noch immer schweigend daneben. Was sollte sie auch sagen... Schließlich kannten die beiden vor ihr ihren Namen.

Derya hatte offensichtlich beschlossen, ihren ersten Angriff erst einmal sachte anzugehen und noch nicht in die Offensive zu preschen. Klug von ihr... schließlich konnte sie nicht genau wissen, wer Ian nun wirklich war.
Offensichtlich hatte Eowyn einen Fehler begangen, indem sie sich einfach irgendetwas auf den Teller packen lies. Bescheuerte Sorge um Ian... Das hatte sie nun davon. Missmutig starrte sie auf ihren Teller und überlegte sich, ob sie es wagte, noch einen zweiten Bissen zu probieren. Mitten in ihre Überlegungen platzten Ians Worte, und sie blickte auf. Sein Lächeln, zumindest glaubte Eowyn, dass es das darstellen sollte, misslang ein wenig, und dennoch erwiderte Eowyn es herzlich. Sie mochten sich vorhin gestritten haben, sie mochten vorhin auch Dinge gesagt haben, die vielleicht weiterer Überlegung bedurften, aber sie waren immer noch sie beide, und Ian brauchte sie jetzt. Dringend.
Wo nur... sagte sie grinsend. Glaubst du mir jetzt? Im Übrigen... Eowyn tauchte den Löffel in ihren Teller und hob ihn gefüllt wieder nach oben. Langsam tropften in großen "plopps!" kleine Brocken herunter. Im Übrigens habe ich hier den Beweis, dass ich damals richtig lag. Einen extremen Beweis, so miserabel war das Essen in der Regel nun auch nicht. Aber vielleicht hatte man heute die gesamte Kochkunst in den Auflauf gesteckt, während das restliche Essen unter "ferner liefen" gekocht worden war. Möchte vielleicht jemand probieren...? Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte sie in die Runde, verzog aber gleichzeitig das Gesicht um deutlich zu machen, dass dies eine schlechte Idee wäre. Ja, es war Blödsinn, über das Essen zu reden, aber je mehr sie plapperte, desto einfacher würde es für Ian werden. Desto leichter würde das Eis brechen... Nur war hirnloses Plappern nun nicht gerade ihre Stärke.
Sie zermarterte sich das Gehirn, aber es wollte Eowyn nichts einfallen. Irgendetwas unverfängliches... Womit Coruscant, Virus und Jedi im Allgemeinen schon einmal ausschieden.
Und, gibt es etwas Neues auf Lianna? Wir sind erst vor zwei Tagen wieder hier angekommen und noch nicht wieder voll da... Oh fantastisch, was für ein tolles Thema. Eine Sekunde zu spät fiel ihr ein, dass durchaus sie das "Neue" auf Lianna sein konnten, aber da war es schon zu spät. Sie war einfach nicht gemacht für unverfänglichen Smalltalk. Aber vielleicht hatte sie ja Glück - und Derya war entweder taktvoll oder die Gerüchte waren noch nicht so weit gestreut.

Lianna, Jedi-Basis, Kantine, mit Ian und Derya Forlin
 
[Lianna - Jedi-Basis - Trainingsraum - Allison mit Ima-Gun, Jeg Harkness, Joseline, Matthew und Raiken]

Die junge Padawan hätte niemals geglaubt, dass ein so simples Krafttraining ihr solchen Spaß machen würde. Hätte man ihr das vor einem Monat gesagt, hätte sie denjenigen schief angeschaut und laut losgelacht. Sie war eben keine 'richtig' talentierte Kämpferin, bis jetzt, wie es aussah. Mit dieser interessanten Übung von Jeg wurde diese Sache immer besser. Außerdem fand sie den kleinen Konkurrenzkampf mit Ima-Gun amüsant. Der Nikto gab sich sichtlich viel Mühe, um seine Schläge gezielt auszuteilen, wobei, wie sie fand, sie auch nicht so schlecht abschnitt. Trotzdem hatte sie gelernt geduldig und die Dinge langsam anzugehen. Natürlich, wenn man frisch hier angekommen war, wollte man sich zuallererst beweisen, aber diese Phase hatte die Padawan eigentlich schon überwunden. Mittlerweile kam ihr das Ganze leichter und angenehmer vor, vielleicht lag das auch an ihrer verbesserten Kondition, oder aber an der täglichen Routine, die sie sich angewohnt hat. Wie dem auch sei, es gefiel ihr sehr.
Und das machte sich jetzt auch bei dieser Art von Training bezahlt, denn ihre Treffer wurden immer etwas präziser und sie versuchte zumindest für den Nikto ein gutes Vorbild oder vielleicht in seinem Sinn, ein guter Trainingspartner zu sein. Was das ganze Punktesystem betraf, fand sie das schon recht komisch. Aber die Dunkelrothaarige hatte da schon einen Verdacht, oder zwei, denn entweder sie wollten den Ehrgeiz der Padawane austesten oder es war eine Art Prüfung, ob sie Teamgeist und Fairness trotz einer solchen Aufgabe bewältigen können. Wie kam sie auf Teamgeist, nun, es galt Treffer zu erzielen, dies würde wahrscheinlich noch schneller gehen, wenn die beiden gleichzeitig oder eben abwechselnd dem Jedi-Ritter Druck machen würden. Wenn sie ihn ablenken könnten, wäre es viel leichter diese Treffer zu platzieren. Tja, aber ganz so sicher war sie sich dabei auch nicht, was jetzt stimmte und was nicht.
Sie sah fragend zu ihrem Trainingspartner, welcher gerade den nächsten Treffer landete. Eines musste sie ihm lassen, ehrgeizig und verbissen war er durchaus. Wenn er weiterhin so nach Erfahrung streben würde, würde er sicher weit kommen, zumindest weiter als Allison gerade.
Wenn sie ehrlich war, wusste sie noch nicht mal, wo sie gerade stand. Ihre Ausbildung hang in ihrer Meinung, mehr in der Luft als sonst irgendetwas. Und das deprimierte die junge Menschenfrau doch ein wenig. Ganz ehrlich, so hatte sie sich ihren Start bestimmt nicht vorgestellt, aber es musste ja irgendwas dazwischen kommen. Ja, im Verdrängen und Verschieben war sie einsame Spitze. Aber um das zu ändern, war sie teilweise auch hier.
Sie überlegte kurz, wie sie dem Nikto zu verstehen geben konnte, dass sie einmal einen Angriff gemeinsam starten sollen. Oder zumindest den Gegner verwirren könnten.
Einfach würde das sicher nicht werden, ihr Gegner verstand schließlich sein Handwerk, denn er machte sich recht gut, als Trainingshilfe, wenn man ihn mal so nennen durfte.
Wenn sie es sich so recht überlegte, gab es aber auch noch eine Variante, um dem Ganzen entgegen zu wirken. Sie könnte sich schlicht und einfach auf Ima-Gun konzentrieren und dann gezielt die Treffer mit 'ihm' abstimmen. Warum auch nicht, was hatte sie schon zu verlieren. Außerdem war es so gleich viel anspruchsvoller für sie, auf zwei Leute zu achten und im echten Leben, wie der Herr vorhin angemerkt hatte, gab es öfters unfaire und harte Bedingungen.

Und das tat sie nun auch, sich auf eine andere Situation einstellen. Konzentriert sah sie zu, wie Ima-Gun nun nach dem Bein der Puppe zielte und versuchte diesen Treffer mit ihrem Angriff zu verbessern. Mal sehen, was die junge Frau da so rausholen könnte, vielleicht brachte sie Raiken ja zum taumeln? In Wahrheit glaubte sie zwar nicht daran, dass sie viel bewirken würde, aber was soll's. Die Sechszehnjährige hatte praktisch nichts zu verlieren. Also versuchte sie dem Jedi-Ritter mit ihrem Schlag nun zuzusetzen. Dabei achtete sie genau auf das Gleichgewicht des Herren und nicht auf den perfekten 'Highscore'. Letztendlich würden ihr die vielen Punkte auch nicht helfen, wenn sie nicht mal jemanden in einem Zweierteam zusetzen konnte. Klar, korrekterweise waren sie ja kein Team, aber wenn kümmerte es.
Während sie also irgendwie versuchte, etwas zu bewirken, kam sie so langsam ins Schwitzen. Letztendlich machte sich das ganze Training dann doch bemerkbar, was sie aber auch ein ganz klein wenig freute.
Wo sie den Jedi-Ritter nun genau beobachtete, viel ihr etwas seltsames auf. Kam es ihr nur so vor, oder arbeitete er ein wenig mit? Wenn sie sich nicht irrte, glich er ein wenig die Schlagkraft aus. Nein, oder? Falls es dennoch so war, ergab die Leichtigkeit der Trefferquote doch einen Sinn. Sicher, sie haben immer getroffen, aber manchmal war es eben zu stark oder schwach, da hatte sich die Dunkelrothaarige sicher nicht geirrt.
Also half er den beiden. Zum einen ergab das alles ja einen Sinn, zum anderen wurmte sie es doch, dass sie 'Hilfe' bekamen. Vielsagend blickte sie zu ihrem Trainingspartner, sie wusste nicht, ob er es bereits bemerkt hatte, jedenfalls warf sie ihm einen vielsagenden Blick zu.
Und was jetzt? Sollte sie den Schwarzhaarigen darauf ansprechen? Und selbst wenn, es änderte ja nichts an der Tatsache, oder?
Um nicht ganz im Grübeln zu versinken, beschloss sie sich an die Gruppe zu wenden und sah sie fragend an.


"Meister Skywalker, entschuldigen Sie die Frage, aber gleichen sie nicht unsere Schläge aus? Vielleicht irre ich mich aber auch", fragte sie direkt und ernst.

Dabei schielte sie zu den anderen beteiligten rüber, denn irgendwie konnte das ja nicht allein auf seine Kappe gehen, oder? Wie auch immer, sie würde schon eine Antwort bekommen. Sie wollte es einfach nur wissen.


Gleich darauf startete Joseline auch gleich ein neues Trainingsprogramm. Dieses mal alle Padawane bzw. Padawan-Anwärter gegen eine Rätin und einen Jedi-Ritter. Skurill, wenn nicht sogar etwas waghalsig, aber bitte. Es wäre sicher interessant das Können der Älteren zu sehen. Wo wohl der Unterschied lag? Wäre es dann die Erfahrung oder das Talent? Oder machte sie sie da schon wieder zu viele Gedanken?
Wahrscheinlich tat sie das.
Auf alle Fälle musste sie bei der Aussage der Rätin schmunzeln, arme, blinde Frau, was? Das triefte ja geradezu nach Sarkasmus. Nun denn, dass sollte ihr recht sein, immerhin ging es jetzt wieder um einen weiteren Übungskampf. Diesesmal aber eindeutig mit Teamarbeit. Der andere Padawan(Matthew) schien sich damit nicht wirklich befassen zu wollen, oder er war sich einfach nicht sicher was er sagen sollte oder aber, er hatte genauso wie sie, zu viele Gedanken im Kopf. Was auch immer es war, es war etwas nervig. Beunruhigt beäugte sie ihre Gegner und konnte sich nicht so recht vorstellen, was drei Padawane gegen zwei ausgebildete Jedi machen sollten, aber na ja, mal sehen. Davor wollte sie noch die Rätin etwas fragen.


"Ist es in Ordnung, wenn wir uns kurz eine Strategie überlegen?"

Somit wandte sie sich an die beiden 'Kollegen' und beschloss vorerst einmal eine einfache Strategie vorzuschlagen und mal zu sehen, was daraus werden würde.


"Bevor wir einfach so drauf losschlagen, sollten wir uns einen Plan überlegen. Hätte jemand eine konkrete Vorstellung? Ich würde ja vorschlagen, wir versuchen uns auf uns und die Gegner zu konzentrieren. Also die Schläge an unser und deren Timing anzupassen. Sicher, dass würde etwas schwierig werden und viel Konzentration gebrauchen. Meint ihr, ihr kriegt das hin? Oder hat jemand einen anderen Vorschlag?"

Damit ließ sie die beiden sich erstmal kurz beraten und hoffte, sie würden vielleicht auch etwas dazufügen, falls nicht, auch gut. Zumindest hatten die Drei jetzt eine Strategie, oder wie auch immer man das nennen sollte. Aber insgeheim hoffte sie irgendwie, jemand kam noch auf etwas besseres.

[Lianna -Jedi-Basis - Trainingsraum - Allison mit Ima-Gun Jeg Harkness, Joseline, Matthew und Raiken]
 
[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Raumhafen, Landebucht 42, Empress of Blades, große Kabine]- Cris

Als Cris am nächsten Morgen erwachte – falls es denn überhaupt morgens war – war seine erste Handlung, nachdem er sich träge über das große (alleine im Grunde zu große) Bett gerollt hatte, ein vorfreudiger Griff nach seinem Comlink. Er wurde allerdings enttäuscht – Noa hatte ihm noch keine Antwort auf seine Nachricht geschrieben. Schnell versuchte er diesen Umstand zu rationalisieren – vermutlich war es zu spät gewesen, als sie die Nachricht empfangen hatte, und sie selbst bereits im Bett. Und jetzt… nun, er wusste ja, was für eine Langschläferin Noa war. Die Chancen standen also gut, dass sie die Nachricht schlicht und ergreifend noch nicht gelesen hatte. Das musste der Grund für das Ausbleiben einer Antwort sein.

Mit einem herzhaften Gähnen erhob der ehemalige Sturmtruppler sich schließlich und schleppte sich schlurfenden Schrittes auf die Tür zur Lounge zu, von wo aus er gedachte, das luxuriöse Badezimmer der Empress anzusteuern und sich eine schöne, heiße Dusche zu gönnen. Oder vielleicht ein Bad. Sein Comlink hatte er indes mitgenommen – Noas Antwort konnte schließlich jede Sekunde eintrudeln und vielleicht wollte sie schnellstmöglich von ihm wissen, wann und wo sie sich wieder treffen konnten. Alleine die hypothetische Aussicht darauf zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht.

In der Lounge war das erste, was ihm entgegenschallte, die glockenhelle Stimme seiner Tochter. Lorraine lag nicht mehr auf der Couch – dort lagen nur noch ihre zerwühlte Decke und das Kissen – sondern saß am Dejarik-Tisch, wo sie augenscheinlich wieder in ein Match mit R6 vertieft war.

„Man, das ist voll unfair!“, ereiferte sie sich in diesem Moment.

„Voll der hinterhältige Zug!“

Der Astromech zwitscherte vergnügt und machte keinerlei Anstalten, seinen „hinterhältigen Zug“ (der vermutlich einfach nur clever gewesen war) zurückzunehmen. Mit einem Lächeln gesellte Cris sich zu den beiden und zerzauste Lorraine spielerisch das Haar, sodass sie sich schließlich mit einer empörten Miene wegbückte.

„Guten Morgen. Gut geschlafen?“

Das Mädchen zuckte mit den Achseln.

„Ja, klar…“

In Gedanken war sie offenbar schon wieder voll und ganz beim Spiel.

„Dad, ich muss mich hier konzentrieren, okay?“

Cris schmunzelte.

„Offensichtlich.“

Sein Blick wanderte zum Chrono, das an einer Wand der Lounge hing.

„Musst du nicht in die Schule?“

„Ja, gleich… nur noch dieses eine Spiel…“

Mit einem Seufzen zuckte Cris mit den Achseln.

„Ich will nicht, dass du zu spät kommst.“

„Ja jaaa… ich hab das schon im Griff.“

Lorraine machte sich gar nicht erst die Mühe, vom Spielfeld aufzusehen.

„Du musst dich auch noch fertig machen“, erinnerte Cris sie, um eine gewisse Strenge in seiner Stimme bemüht.

„Schule ist erst in einer Stunde, okay?“

„Na schön.“

Kapitulierend zuckte Cris mit den Achseln.

„Ich geh jetzt duschen. Aber danach machst du dich fertig und dann fahr ich dich zur Schule.“

Wozu er, wie ihm einfiel, erst einmal einen Gleiter würde besorgen müssen. Schließlich hatte er keinen Zugriff mehr auf den Fuhrpark des Geheimdienstes. Aber immerhin entlockten seine Worte Lorraine ein knappes Nicken.

„Okay.“

Also setzte Cris seinen ursprünglichen Plan in die Tat um und gönnte sich eine schöne, heiße Dusche. Vielleicht wartete danach ja schon eine Antwort von Noa auf ihn.


[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Raumhafen, Landebucht 42, Empress of Blades, Badezimmer]- Cris
 
Lianna-Jedi-Basis- Kantine- Derya, Eowyn und Ian an einem Tisch.

Derya zwang sich schliesslich, mal wieder auf ihren Teller zu gucken. Einfach, um den Sith nicht die ganze Zeit anzustarren wie ein wiederkäuender Shaak. Das er ebenfalls um die Bedeutung des Mals wusste, war logisch. Dass es ihm nichts mehr bedeutete, lies sie die Stirn runzeln. Seine Worte waren nicht gelogen- zumindest soweit sie das beurteilen konnte. Aber ein Teil von ihr weigerte sich trotzdem, ihm zu glauben. Sie blieb weiterhin wachsam und vorsichtig. Der Mann stellte sich als Ian Dice vor und Derya neigte leicht den Kopf um zu zeigen, dass sie verstanden hatte. Gehört hatte sie diesen Namen noch nie. Natürlich nicht. Die Sith liessen sich ja alle in irgendwas mit "Darth" umtaufen und kaum einer kannte ihre richtigen Namen. Daher musste sie sich wohl erstmal damit zufrieden geben, ihm keine Schandtat zuordnen zu können. Das Thema aufs Essen zu lenken, war gut gewesen. Auch die Grossmeisterin sprang drauf auf und präsentierte ihnen die graue Pampe auf ihrem Teller. Derya musste schmunzeln, als sie etwas von dem Gericht von ihrem Löffel zurück auf den Teller fallen lies. Das Gericht zog dabei tatsächlich unappetietliche Fäden.

"Man muss immer und überall aufmerksam sein. Vorallem in diesem Raum hier."

Als die Grossmeisterin dann freundlich anbot, von ihrem Teller zu probieren , schüttelte Derya ablehnend den Kopf.

"Das ist sehr freundlich von euch, aber nein danke. Das sieht schon aus, als hätten sie das gestern vom Küchenboden aufgefegt und heute nur nochmal mit heissem Wasser übergossen. Wahrscheinlich eignet es sich eher zum Ausbessern von Löchern in irgendwelchen Wänden. "

Das Gespräch mit der anderen Jedi war irgendwie einfacher als mit dem Mann vor ihr, den sie immernoch nicht länger aus den Augen lies, als ein paar Sekundenbruchteile. Um das gerade beginnende Gespräch nicht vorzeitig sterben zu lassen, fragte die Grossmeisterin nach Neuigkeiten von Lianna. Derya zuckte mit den Schultern und musterte den vermeintlichen Ex-Sith erneut. Wichtige Informationen würde sie eh nicht raus rücken, solang er am Tisch sass.

"Die allgemeine Aufmerksamkeit ist im Moment weniger auf Lianna gerichtet sondern konzentriert sich eher auf den Bereich der Kernwelten. Coruscant vor allem und deren Nachbarwelten. Hier in der Basis machen eher Gerüchte die Runde. Das schon wieder ein Sith hier ist, was sich ja jetzt bestätigt. "

Sie zuckte mit den Schultern, um nicht zu viel Spannung aufkommen zu lassen.

"Es gibt genug, die deswegen Misstrauisch sind. Erst wird sowas wie Frieden ausgerufen und dann kommt plötzlich ein Sith nach dem anderen zu den Jedi. Etwas, das durchaus zusammenhängen und geplant sein könnte."

Derya sah den Mann erneut an und es wurde klar, dass sie auch zu den Misstrauischen gehörte. Sie hatte schon überlegt, ob nicht ein Plan der Sith dahinter stecken könnte. Das die Sith ihre Leute willentlich hier her schickten, damit sie so taten, als würden sie bereuen. Und wenn es dann erstmal genug waren, könnten sie den Orden von innen heraus angreifen. Das der Rat so vielen von ihnen in so kurzer Zeit zuflucht gewährte, erschien ihr mehr als gefährlich. Doch es stand ihr nicht zu, die Entscheidungen den Rates in Frage zu stellen. Was man ihr jedoch nicht verbieten konnte war, nun halt auch hier mit allen Sinnen äussert wachsam zu bleiben. Wachsam und Kampfbereit. Der letzte Angriff auf die Basis auf Corellia war noch frisch in den Erinnerungen. Damals waren viele Jedi gestorben, aber viele konnten auch fliehen. Sicherlich ein Fehler aus Sicht des Imperiums und des dunklen Ordens. Ein Fehler, den man so vielleicht korrigieren wollte. Aber wer wusste das schon.

Lianna-Jedi-Basis- Kantine- Derya, Eowyn und Ian an einem Tisch.
 
Lianna-Jedi-Basis- Kantine- Derya, Eowyn und Ian an einem Tisch.


Eowyn versuchte die Situation aufzulockern, doch Ian war so angespannt, dass es ihm kaum möglich war, irgendwie auf sie zu reagieren. Unter normalen Umständen hätte er vermutlich gelacht, eine Gabel ihres seltsam anmutenden Essens genommen und sie damit aufgezogen, dass er nie etwas Besseres gegessen hatte und grau eine wunderbar appetitliche Farbe war. Einzig und alleine ein Kopfschütteln brachte er fertig, denn Derya sah andauernd zu ihm herüber. Er hatte nichts anderes erwartet, hatte vorgehabt, sich zu stellen, aber wohl fühlen musste er sich dabei wohl kaum. Die nächste Mahnung der Jedi folgte sogleich und Ian hatte alle Mühe, nicht die Augen zu verdrehen oder der anderen keinen missbilligenden Blick zuzuwerfen. Immer und überall aufmerksam, vor allem in diesem Raum hier. Selbstverständlich. Da bestand die außerordentlich große Gefahr, dass er aufstand, seine Gabel als Waffe missbrauchte und ein Blutbad anrichtete. Ians eigener Blick wanderte auf sein Essen, um sich nicht zu verraten. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er perfekt darin gewesen war, gute Mine zum bösen Spiel zu machen. Der Vertrag war nur eine solche Zeit gewesen. Und da fragte Eowyn auch schon nach Neuigkeiten. Oh, sie meinte es gut, sie wollte helfen, da war Ian sich sicher, aber warum fragte sie denn nicht gleich nach dem Virus? Danach zu fragen, hätte sicher den gleichen Effekt gehabt.

Selbstverständlich ergriff Derya nämlich genau dieses Thema und jetzt blieb Ian gar nichts anderes übrig, als sich an seine Sabbacmine zu machen. Alles, was Coruscant und das Virus betraf, galt es geheim zu halten, vor allem sein Wissen darüber. Dieses Thema war sicher keines, das er auch nur im Ansatz besprechen wollte. Die Jedi machte es im gleichen Atemzug wieder einfach nicht über Coruscant und seinen Anteil darüber nachzudenken und hätte Ian es sich erlauben können, hätte er wohl deutlich ausgeatmet. Jetzt hingegen war da keine Reaktion abzusehen. Nur sein allgemeines Unwohlsein. Schon wieder ein Sith im Orden? Von seinem Auflauf wieder aufsehend, bedachte er die Jedi noch immer nicht mit offenem Argwohn. Allerdings war deutlich, dass er ihr widersprechen würde, widersprechen musste.
„Ich gehöre nicht mehr zu den Sith“, stellte Ian klar fest, was er vorhin schon angedeutet hatte. Ian selbst wusste nichts von anderen Sith, die dem Orden den Rücken gekehrt und um Aufnahme bei den Jedi gebeten hatte. Allem Anschein nach aber, schien er nicht der erste hier zu sein und das in kurzer Zeit. Joseline hatte eine junge Frau erwähnt und vielleicht meinte diese Jedi die gleiche? Eine junge Frau… Auf Coruscant hatte Ian sich kurz eingebildet, Alisah wahrgenommen zu haben und eine Sekunde überlegte er, ob vielleicht von ihr die Rede sein konnte, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Sie war mit einem Sith verheiratet, sicher war sie nicht zu den Jedi gegangen.


Erneut sprach Derya von Sith im Orden und stellte eine Verschwörungstheorie auf, die Ian zu einer anderen Zeit vielleicht geärgert hätte, jetzt aber viel eher so etwas wie Betroffenheit auslöste. Falscher Frieden, falsche Reue. Wenn viele Jedi nach Coruscant reisten, war die Basis der perfekte Angriffspunkt. Wunderbar, dass Ian nun eigene Verschwörungen aufstellte, die ihn nur in noch schlechteres Licht rückten und so runzelte er kaum merklich die Stirn. Sein Talent, sich sein eigenes Grab zu Schaufeln, würde wohl nie enden. Was sollte er jetzt sagen? Ian hatte nicht den Hauch einer Ahnung. Alles, was ihm eingefallen wäre, hätte seine eigene Position geschwächt und die Frage, ob es wirklich so viele Ex-Sith in die Basis zog, konnte er kaum stellen. Einfach schweigen? Wäre da nicht der Blick der Jedi gewesen, der ihn wieder traf und erneut deutlich machte, dass er sich in Acht zu nehmen hatte. Dennoch war da nichts, was Ian hätte erwidern können. ‚So viel Sith werden es wohl kaum sein‘, käme sicher nicht gut an. Alles anderes, das ihm vorschwebte auch nicht.



Lianna-Jedi-Basis- Kantine- Derya, Eowyn und Ian an einem Tisch.

 
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