Lowbacca schrieb:
Allerdings hat sich GL zur Zeit der OT-Produktion auch von vielen Leuten "reinreden" lassen bzw. diverse Dinge anderen Leuten überlassen - was besonders
ESB und
ROTJ sehr gut tat. Um nur mal die Regiearbeit und die Drehbücher für die letzten beiden Episoden* herauszunehmen: diese Dinge hat GL (klugerweise) anderen Menschen überlassen.
Die Magie der OT haben wir nicht nur GL zu verdanken.
Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe den (jungen) GL als Regisseur - ein toller Geschichtenerzähler. Und schließlich ist er auch für meinen Lieblingsfilm (nach SW) verantwortlich:
American Graffiti.

Aber übertreiben sollte man es nicht.
*Okay, am ROTJ-Script hat er mitgeschrieben...
Lowie, Du bringst es auf den Punkt.
Ich war schon immer der Meinung, dass die totale Kontrolle, die GL in der PT hatte, den Film in keinster Weise gut getan hat.
Das beste Beispiel für Lucas´ Unvermögen eine klassisch strukturierte Geschichte zu erzählen, ist die Art der Erzählung in den frühen Skripten.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er sich mit Joseph Campbell persönlich intensiv auseinandergesetzt hat, waren alle Versionen zwar schon mit Bruchstücken der späteren Geschichte versetzt, aber es handelte sich um episodenhafte Teilstücke, die keine wirkliche Erzählung mit Tiefgang und Charakterentwicklungen beinhaltete.
Und so wäre SW auch tatsächlich gefloppt, da es nichts anderes als eine aufgewärmte Version der alten Serials, an denen GL ja so hängt, gewesen wäre.
Wenn man sich ESB anschaut, geht es dort auch genauso weiter, wie GL eigentlich ursprünglich ANH strukturiert hatte, nämlich als episodenhafte Geschichte mit unterschiedlichen Handlungssträngen. Hier haben ihm aber Regie und Drehbuch sowie Dialogschreiber den Hintern gerettet, nicht zu vergessen seine wundervollen Charaktere. ROTJ ist ganz klar die Handschrift GL´s im Drehbuch anzusehen, und auch die Regie ist durch GL stark verwässert worden.
Dennoch funktionieren ESB und ROTJ wunderbar in Zusammenhang mit ANH als Akte 2 und 3.
GL hat das in der PT wieder aufgegriffen, und obwohl er sich bemüht hat, eine gewisse Tiefe und Charakterentwicklung reinzubringen, er hat es stark verwässert, viel BumBum und Zipp und Zapp, ohne auf die wesentlichen Dinge der Erzählung wert zu legen.
Episode 1 ist für mich deswegen auch immer nur ein Prolog gewesen, eine unnötigerweise erzählte Backstory zu Anakin und den anderen Charakteren, die man viel kürzer hätte fassen können.
Episode 2 ist für mich immer noch der beste Teil, weil am interessantesten und nicht wirklich total überladen. Aber auch hier gab es wieder überflüssiges (Dexter Jettster ist zwar ein cooler Charakter, aber nur wegen dieser einen dämlichen Info ? Da wäre es noch cooler gewesen, wenn Watto was dazu hätte sagen können).
Episode 3 war dann nur der notwendige Abschluss, sehr bemüht und nicht wirklich zufriedenstellend, Charakterpopcorn, weil so viel so schnell passieren musste.
Alleine der Charakterverschleiss und der Designoverkill lassen mich bei EP3 an ein Kind denken, das alles Geld der Welt hat, und in einem Spielzeugladen vor lauter Spielzeug den wahren Spass am Spielen vergisst, weil es ständig was Neues ausprobieren muss.
GL ist IMO noch nie ein genialer Geschichtenerzähler gewesen. "American Graffiti" ist eine "coming of age"-Geschichte, die aus Episoden zusammengesetzt ist. THX1138 ist eine sehr experimentell erzählte Geschichte, mit einer sehr simplen Story. Der Film ist IMO noch der wahrste GL, und er selber sagt ja auch, dass er sich wieder eher auf kleine, experimentelle Filme konzentrieren möchte.
GL ist IMO ein echter Technikfanatiker und Innovator, ein echter Avantgardist der Kinotechnik und des Tricks, wobei das Künstlerische stark auf der Strecke bleibt, zumindest was das Erzählkino angeht.
Er ist bei IMDB mit 18 Filmen gelistet, wovon nur sechs Filme (SW1-3,4, THX1138, American Graffiti) Spielfilme sind, 1 noch nicht gemacht ist (Red Tails in 2008) und der Rest Dokumentarfilme oder Kurzfilme sind. Sein Hauptwerk besteht aus Editing, (Co-)Writing und Producing. Er ist IMO definitiv kein grosser Regisseur, zumal ja seine Regieleistung von allen Schauspielern als sozusagen nicht existent bezeichnet wird ("Faster, more intense"), was man den Filmen auch unweigerlich anmerkt, speziell im Vergleich zu den SW-Filmen, in denen er nicht Regie geführt hat.
Mein Fazit ist, dass GL ein grossartiger Filmemacher und auch ein Visionär ist, aber kein genialer Geschichtenerzähler. Wie so oft in der Geschichte der Kunst ist auch er in einer Clique grossgeworden, deren Vernetzung sicher zu einem gewissen, nicht unwichtigen Teil dazu beigetragen hat, dass der gemeinsame Geist GL beflügelt und bestärkt hat.
Gruß,
Michael