Hallo zusammen,
ich weiß, es gibt schon eine Umfrage nach der "besten" Reihenfolge die Filme (und TCW) zu sehen und theoretisch hätte ich diesen Thread auch als weiteren Post in den Thread packen können - aber ich finde die Idee einer neuen alternativen Reihenfolge, über die ich heute gestolpert bin so interessant, dass ich der Meinung bin, sie verdient einen eigenen Thread. Als kleine Vorab-Warnung: Es ist sehr viel zu lesen, im Grunde genommen habe ich den Großteil des englischen Originaltextes nur in eigenen Worten übersetzt. Ich hoffe, mein Thread wird auf Grund der Länge nicht mit Nichtbeachtung bestraft.
Gefunden habe ich die sogenannte "Machete Order" in diesem Blog. Die Grundüberlegung ist folgende: Wenn man heutzutage Star Wars sieht bzw. jemandem die Filme zeigen will, der sie noch nicht kennt - was wäre dann die beste Reihenfolge, um ein dramaturgisch möglichst bestes und stimmiges Ergebnis zu erzielen?
Vorüberlegung:
Die chronologische Reihenfolge (I, II, III, IV, V, VI) und die Reihenfolge nach Erscheinung (IV, V, VI, I, II, III) findet Hilton (der Autor des Blogs) beide eher mangelhaft. Die chronologische Reihenfolge hat für ihn den großen Nachteil, dass die Überraschung, dass Vader Lukes Vater ist, nicht mehr als solche funktioniert und der große Cliffhanger von Episode V zu VI weit weniger wirkungsvoll ist. Die Reihenfolge nach Erscheinungsdatum findet Hilton ebenfalls nicht ideal (wenn auch besser), da (schaut man sich die Blurays an) niemand verstünde, wieso Hayden Christensen am Ende von VI zu sehen ist. Das ganze Gedankenkonstrukt setzt natürlich die Prämisse voraus, dass man sich nur die Blurays bzw. die aktuellsten Versionen ansieht. Sicherlich könnte man dieses Argument am Anfang seines Artikels schon damit entkräften, dass man sich einfach die SE ansieht.
Aber darum geht es hier nicht.
Was Hilton zuerst vorschlägt, ist folgende Reihenfolge:
IV, V, I, II, III, VI
Damit würde die OT am Punkte des größten Cliffhangers für ein langes PT-Flashback unterbrochen. Der Punkt, an dem man sich am meisten fragt, wer die Person hinter Darth Vader ist, würde genutzt, um diese Dinge aufzuklären, um dann im finalen sechsten Film die Geschichte aufzulösen.
Seine Begründung beruht u.a. auf seiner Empfindung, dass Star Wars eher Lukes als Anakins Geschichte ist und Lukes Geschichte somit den Anfang und Endpunkt der kompletten Reihe bilden würde. Somit ginge es eher um Luke und der Rückblick auf Anakins Geschichte wäre Teil von Lukes Geschichte und in sie eingebettet.
Machete Order:
Jetzt kommt der kontroverse Part. Hilton schlägt auf diesen Überlegungen aufbauend seine "Machete Order" vor. Die sieht im Grunde ganz ähnlich aus:
Was fehlt, ist Episode I. Hm. Nun könnte man sagen, Hilton ist einfach ein Episode I-Hasser und will mit seiner neuen Reihenfolge bloß um Jar Jar und die Midichlorianer herumkommen. Das ist sicherlich ein Punkt, aber ich finde, er argumentiert im Sinne der Dramaturgie trotzdem clever. Nebenbei: Ich mag Episode I, habe auch keine größeren Probleme mit Jar Jar (okay, die Midichlorianer finde ich wirklich blöd) und freue mich darüber, dass TPM jetzt noch einmal ins Kino gekommen ist. Aber das ist hier eben zuerst einmal ein Gedankenexperiment - darauf muss man sich natürlich einlassen können.
Vorteile:
Was sind also seine Argumente im Sinne der Dramaturgie?
Ein Flashback über drei Filme hinweg ist sehr lang. Man beendet TESB mit einem riesen Cliffhanger und will wissen, was damals passiert ist und - immer noch - wie die große Geschichte denn nun ausgeht. Hilton argumentiert, dass - in diesem Sinne - Episode I nicht wirklich einen großen Teil zur Erzählung beiträgt und man es entsprechend auslassen könne. Er sieht allerdings auch Schwachpunkte an dieser Reihenfolge, aber dazu später mehr.
Zuerst einmal werden die Charaktere, die in Episode I etabliert werden, nicht alle in den späteren Episoden erwähnt. Maul ist in AOTC und ROTS völlig unwichtig, Qui-Gon wird leider auch nicht allzu häufig erwähnt und wenn, dann immer mit Erwähnung der Tatsache, dass er Obi-Wans Meister war, was wiederum einem Zuschauer, der TPM nicht gesehen hat, dennoch erklären würde, um wen es sich handelt. Alle anderen wichtigen Charaktere (Mace Windu z.B.) werden in AOTC erneut mit kurzen Erklärungen eingeführt, sodass der Zuschauer dennoch wüsste, um wen es sich handelt.
Die Liebesgeschichte zwischen Anakin und Padme in AOTC, die ich persönlich auch immer etwas merkwürdig fand, da die beiden in TPM noch einen so großen Altersunterschied haben, stünde unter anderen Vorzeichen. Man würde die beiden als gleichaltrig akzeptieren und die Erwähnungen über ihre Treffen auf Tatooine als gemeinsame Kindheitserlebnisse verstehen. Zudem würde der Sprung von Darth Vader (den man der Machete-Reihenfolge nach zuletzt in TESB gesehen hat) zu Anakin in AOTC nicht so hart ausfallen, wie zu Anakin in TPM. Der Zuschauer würde sich fragen, wer Darth Vader war und wie er zur dunklen Seite gekommen ist - und da wäre es dramaturgisch vielleicht wirklich cleverer direkt den jugendlichen Anakin zu sehen, den Hochbegabten, der mit vielen Problemen zu kämpfen hat.
Der direkte Einstieg in Anakins "schwierige Zeit" hätte auch zur Folge, dass man Luke in ROTJ mit anderen Augen sehen würde. Er trägt am Anfang des Films schwarz - genau wie Anakin in AOTC und ROTS - und wirkt insgesamt viel düsterer und deprimierter als noch in AHN und TESB. Sieht man diesen Luke - und weiß um den Ausgang von TESB, aber nicht ROTJ - und hat noch Anakins Entwicklung vor Augen, dann scheint eine Parallelziehung doch recht wahrscheinlich. Es täte sich die Frage auf: Wird Luke genauso fallen wie Anakin? Das Ende von ROTJ würde dadurch sogar fast noch an Dramatik gewinnen. Zumal der Zuschauer die Auswirkungen der dunklen Seite schon besser vor Augen geführt bekommen hat, er wüsste viel mehr, welche Auswirkungen ein Fallen von Luke haben könnte.
Neben der Auflösung von Vader als Lukes Vater würde, so Hilton, aber auch die Überraschung von Palpatine als Sidious/Imperator besser funktionieren, da er in IV und V noch nicht so häufig aufgetaucht ist, als dass jeder Zuschauer sofort vom Imperator auf Senator Palpatine schließen würde. In ROTS dessen Verwandlung zu sehen und in ROTJ, was schlussendlich aus dem Senator geworden ist, würde dadurch noch an Kraft gewinnen, denke ich.
Die Überraschung darüber, dass Luke und Leia Zwillinge sind, würde etwas verschoben - sie käme dann in Episode III zum tragen. Es wäre in der Machete-Reihenfolge weniger eine nette Anspielung der PT auf die OT, sondern es wäre wirklich etwas neues. Man würde Luke und Leia schon aus zwei Filmen kennen und in ROTS käme dann die Auflösung über ihren Verwandtschaftsgrad.
Nachteile:
Allerdings sieht Hilton selbst auch Schwächen an der neuen Reihenfolge:
Eine der größten ist vermutlich die fehlende Erklärung zur Prophezeiung um Anakin. Er wird der Auserwählte genannt und man kann das als Zuschauer nur so akzeptieren, aber ich denke es wird anfangs zu Irritationen führen.
Außerdem würde die Tatooine-Sequenz zu Verwirrung führen. Man weiß nichts über Anakins Kindheit (außer, dass er Padme schon als Kind kennengelernt hat) und damit auch nichts über seine Mutter. Es wird nicht sofort klar, dass sie eine Sklavin war und man weiß auch nicht, dass Anakin 3PO gebaut, weshalb deren Interaktionen irritierend sein können. Das wiederum würde im Sinne einer dramaturgischen Argumentation nicht besonders positiv wirken.
Sicherlich gibt es noch weitere Nachteile, aber das hier sind zwei schwerwiegende, denke ich.
Fazit:
Der Autor der Machete-Order hat seine Idee bei einer Bekannten ausprobiert, die noch keinen der Filme kannte. Er berichtet, dass sie nach Episode III sofort VI sehen wollte, um endlich zu erfahren, wie alles ausgeht und dass bei ihr nur wenige Unklarheiten über verschiedene Aspekte der Handlung aufgekommen seien.
Ich persönlich finde das ganze hochinteressant und ein spannendes Gedankenexperiment, bei dem man allerdings die alte PT vs. OT Diskussion außen vor lassen sollte, um sich wirklich darauf einlassen zu können. Was denkt ihr?
ich weiß, es gibt schon eine Umfrage nach der "besten" Reihenfolge die Filme (und TCW) zu sehen und theoretisch hätte ich diesen Thread auch als weiteren Post in den Thread packen können - aber ich finde die Idee einer neuen alternativen Reihenfolge, über die ich heute gestolpert bin so interessant, dass ich der Meinung bin, sie verdient einen eigenen Thread. Als kleine Vorab-Warnung: Es ist sehr viel zu lesen, im Grunde genommen habe ich den Großteil des englischen Originaltextes nur in eigenen Worten übersetzt. Ich hoffe, mein Thread wird auf Grund der Länge nicht mit Nichtbeachtung bestraft.
Gefunden habe ich die sogenannte "Machete Order" in diesem Blog. Die Grundüberlegung ist folgende: Wenn man heutzutage Star Wars sieht bzw. jemandem die Filme zeigen will, der sie noch nicht kennt - was wäre dann die beste Reihenfolge, um ein dramaturgisch möglichst bestes und stimmiges Ergebnis zu erzielen?
Vorüberlegung:
Die chronologische Reihenfolge (I, II, III, IV, V, VI) und die Reihenfolge nach Erscheinung (IV, V, VI, I, II, III) findet Hilton (der Autor des Blogs) beide eher mangelhaft. Die chronologische Reihenfolge hat für ihn den großen Nachteil, dass die Überraschung, dass Vader Lukes Vater ist, nicht mehr als solche funktioniert und der große Cliffhanger von Episode V zu VI weit weniger wirkungsvoll ist. Die Reihenfolge nach Erscheinungsdatum findet Hilton ebenfalls nicht ideal (wenn auch besser), da (schaut man sich die Blurays an) niemand verstünde, wieso Hayden Christensen am Ende von VI zu sehen ist. Das ganze Gedankenkonstrukt setzt natürlich die Prämisse voraus, dass man sich nur die Blurays bzw. die aktuellsten Versionen ansieht. Sicherlich könnte man dieses Argument am Anfang seines Artikels schon damit entkräften, dass man sich einfach die SE ansieht.
Aber darum geht es hier nicht.
Was Hilton zuerst vorschlägt, ist folgende Reihenfolge:
IV, V, I, II, III, VI
Damit würde die OT am Punkte des größten Cliffhangers für ein langes PT-Flashback unterbrochen. Der Punkt, an dem man sich am meisten fragt, wer die Person hinter Darth Vader ist, würde genutzt, um diese Dinge aufzuklären, um dann im finalen sechsten Film die Geschichte aufzulösen.
Seine Begründung beruht u.a. auf seiner Empfindung, dass Star Wars eher Lukes als Anakins Geschichte ist und Lukes Geschichte somit den Anfang und Endpunkt der kompletten Reihe bilden würde. Somit ginge es eher um Luke und der Rückblick auf Anakins Geschichte wäre Teil von Lukes Geschichte und in sie eingebettet.
Machete Order:
Jetzt kommt der kontroverse Part. Hilton schlägt auf diesen Überlegungen aufbauend seine "Machete Order" vor. Die sieht im Grunde ganz ähnlich aus:
Was fehlt, ist Episode I. Hm. Nun könnte man sagen, Hilton ist einfach ein Episode I-Hasser und will mit seiner neuen Reihenfolge bloß um Jar Jar und die Midichlorianer herumkommen. Das ist sicherlich ein Punkt, aber ich finde, er argumentiert im Sinne der Dramaturgie trotzdem clever. Nebenbei: Ich mag Episode I, habe auch keine größeren Probleme mit Jar Jar (okay, die Midichlorianer finde ich wirklich blöd) und freue mich darüber, dass TPM jetzt noch einmal ins Kino gekommen ist. Aber das ist hier eben zuerst einmal ein Gedankenexperiment - darauf muss man sich natürlich einlassen können.
Vorteile:
Was sind also seine Argumente im Sinne der Dramaturgie?
Ein Flashback über drei Filme hinweg ist sehr lang. Man beendet TESB mit einem riesen Cliffhanger und will wissen, was damals passiert ist und - immer noch - wie die große Geschichte denn nun ausgeht. Hilton argumentiert, dass - in diesem Sinne - Episode I nicht wirklich einen großen Teil zur Erzählung beiträgt und man es entsprechend auslassen könne. Er sieht allerdings auch Schwachpunkte an dieser Reihenfolge, aber dazu später mehr.
Zuerst einmal werden die Charaktere, die in Episode I etabliert werden, nicht alle in den späteren Episoden erwähnt. Maul ist in AOTC und ROTS völlig unwichtig, Qui-Gon wird leider auch nicht allzu häufig erwähnt und wenn, dann immer mit Erwähnung der Tatsache, dass er Obi-Wans Meister war, was wiederum einem Zuschauer, der TPM nicht gesehen hat, dennoch erklären würde, um wen es sich handelt. Alle anderen wichtigen Charaktere (Mace Windu z.B.) werden in AOTC erneut mit kurzen Erklärungen eingeführt, sodass der Zuschauer dennoch wüsste, um wen es sich handelt.
Die Liebesgeschichte zwischen Anakin und Padme in AOTC, die ich persönlich auch immer etwas merkwürdig fand, da die beiden in TPM noch einen so großen Altersunterschied haben, stünde unter anderen Vorzeichen. Man würde die beiden als gleichaltrig akzeptieren und die Erwähnungen über ihre Treffen auf Tatooine als gemeinsame Kindheitserlebnisse verstehen. Zudem würde der Sprung von Darth Vader (den man der Machete-Reihenfolge nach zuletzt in TESB gesehen hat) zu Anakin in AOTC nicht so hart ausfallen, wie zu Anakin in TPM. Der Zuschauer würde sich fragen, wer Darth Vader war und wie er zur dunklen Seite gekommen ist - und da wäre es dramaturgisch vielleicht wirklich cleverer direkt den jugendlichen Anakin zu sehen, den Hochbegabten, der mit vielen Problemen zu kämpfen hat.
Der direkte Einstieg in Anakins "schwierige Zeit" hätte auch zur Folge, dass man Luke in ROTJ mit anderen Augen sehen würde. Er trägt am Anfang des Films schwarz - genau wie Anakin in AOTC und ROTS - und wirkt insgesamt viel düsterer und deprimierter als noch in AHN und TESB. Sieht man diesen Luke - und weiß um den Ausgang von TESB, aber nicht ROTJ - und hat noch Anakins Entwicklung vor Augen, dann scheint eine Parallelziehung doch recht wahrscheinlich. Es täte sich die Frage auf: Wird Luke genauso fallen wie Anakin? Das Ende von ROTJ würde dadurch sogar fast noch an Dramatik gewinnen. Zumal der Zuschauer die Auswirkungen der dunklen Seite schon besser vor Augen geführt bekommen hat, er wüsste viel mehr, welche Auswirkungen ein Fallen von Luke haben könnte.
Neben der Auflösung von Vader als Lukes Vater würde, so Hilton, aber auch die Überraschung von Palpatine als Sidious/Imperator besser funktionieren, da er in IV und V noch nicht so häufig aufgetaucht ist, als dass jeder Zuschauer sofort vom Imperator auf Senator Palpatine schließen würde. In ROTS dessen Verwandlung zu sehen und in ROTJ, was schlussendlich aus dem Senator geworden ist, würde dadurch noch an Kraft gewinnen, denke ich.
Die Überraschung darüber, dass Luke und Leia Zwillinge sind, würde etwas verschoben - sie käme dann in Episode III zum tragen. Es wäre in der Machete-Reihenfolge weniger eine nette Anspielung der PT auf die OT, sondern es wäre wirklich etwas neues. Man würde Luke und Leia schon aus zwei Filmen kennen und in ROTS käme dann die Auflösung über ihren Verwandtschaftsgrad.
Nachteile:
Allerdings sieht Hilton selbst auch Schwächen an der neuen Reihenfolge:
Eine der größten ist vermutlich die fehlende Erklärung zur Prophezeiung um Anakin. Er wird der Auserwählte genannt und man kann das als Zuschauer nur so akzeptieren, aber ich denke es wird anfangs zu Irritationen führen.
Außerdem würde die Tatooine-Sequenz zu Verwirrung führen. Man weiß nichts über Anakins Kindheit (außer, dass er Padme schon als Kind kennengelernt hat) und damit auch nichts über seine Mutter. Es wird nicht sofort klar, dass sie eine Sklavin war und man weiß auch nicht, dass Anakin 3PO gebaut, weshalb deren Interaktionen irritierend sein können. Das wiederum würde im Sinne einer dramaturgischen Argumentation nicht besonders positiv wirken.
Sicherlich gibt es noch weitere Nachteile, aber das hier sind zwei schwerwiegende, denke ich.
Fazit:
Der Autor der Machete-Order hat seine Idee bei einer Bekannten ausprobiert, die noch keinen der Filme kannte. Er berichtet, dass sie nach Episode III sofort VI sehen wollte, um endlich zu erfahren, wie alles ausgeht und dass bei ihr nur wenige Unklarheiten über verschiedene Aspekte der Handlung aufgekommen seien.
Ich persönlich finde das ganze hochinteressant und ein spannendes Gedankenexperiment, bei dem man allerdings die alte PT vs. OT Diskussion außen vor lassen sollte, um sich wirklich darauf einlassen zu können. Was denkt ihr?
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