Comicverfilmung Marvel Cinematic Universe

Vielleicht mit diesen Flashback Dingens der Skrull?
Oder wird sie ihre Fähigkeiten vom "Raumstein" mit der Quantumtechnik verbinden?

Die erste halbe Stunde ist auf jeden Fall ziemlich interessant. Statt chronologisch vorzugehen, beginnt der Film mit Carols Zeit als Kriegerin der Kree, die sich in den 90ern noch im Kampf mit den Skrull, nicht etwa mit den Xandarianern, befinden. Dadurch knüpft der Film überraschend gut an das, wie ich es nenne, GotG-Subuniversum an. Dabei gefiel mir Ronans späterer Handlanger (habe gerade den Namen vergessen) von seinem Einsatz her noch einen Ticken besser als Ronan - hier blitzte sogar ab und an mal der GotG-Humor durch und schön fand ich auch, dass er Ronan über Talos' Vorhaben informieren wollte, also schon einmal zeigt, dass er Ronan recht ergeben ist.

Handlungsmäßig wird uns an sich eine Origin erzählt. Mir gefällt aber, dass man es dieses Mal von der Erzählung her anders löst und Denvers, die sich an ihre eigene Origin nicht mehr erinnern kann, genau diese 'entdecken' lässt. Filmisch ganz gut gelungen ist dabei die Szene, in der Captain Marvel von den Skrull gefangen genommen wird und deren Anführer, Talos, in ihrem Gedächtnis herumstöbert.

Dieser Einstieg bereitet mir allerdings auch ein paar Probleme damit, wie ich 'Captain Marvel' bei einem halbwegs chronologischen Run durch die MCU-Filme einordnen würde. So von dem her, was ich so gelesen hatte, wäre ein Einstieg mit diesem Film ja chronologisch durchaus folgerichtig ('Captain America' an sich auch, aber der hat ja, anders als 'Captain Marvel' dann am Ende auch noch Szenen, die recht eindeutig in die Zeit kurz vor 'The Avengers' gehören). Aber an sich ist es auch maximal verwirrend. Ist halt eh die Frage, wie viel das 90er-Setting eigentlich gebracht hat. Ein paar Probleme sehe ich schon: Ja, Fury wird ermahnt, sie nur im absoluten Notfall zu rufen usw., aber warum dieser Notfall nicht schon bei Ultron dann da war, steht halt auf wackeligen Beinen... und warum Carol dann 14 Jahre später immer noch so aussieht wie um keinen Tag gealtert, obwohl wir uns gar nicht bei HdR befinden, wird auch nur so semi erklärt.

Wunderbar ist dagegen das Spiel mit Fury und Coulson. Hier hat man beide Charaktere wirklich gut eingebunden. Klar, ich als großer AoS-Fan hätte gerne auch noch Melinda May gesehen oder so, aber dass man Coulson hier nach fast 2 Phasen noch einmal zurückbringt, obwohl ihn ein paar der jüngeren Zuschauer wohl gar nicht mehr auf der Leinwand gesehen haben werden, sehe ich schon als kleine Verbeugung an AoS an. Das Verwirrspiel darum, wo Coulson gerade ist, war ein gelungener Lacher und seine Szene, in der er Fury und Denvers fliehen lässt, fand ich dann wirklich schön. Insofern ist auch für diese beiden Charaktere, insbesondere für Fury, dieser Film teilweise eine 'Origin' (zumal wir hier sogar einiges über Furys Zeit vor SHIELD erfahren). Ob ich es gebraucht hätte, dass der Film am Ende sogar eine Origin für die 'Avenger-Initiative' ist und zudem auch der Tesseract noch einmal eine Rolle spielt (fand den schnörkelloseren Weg, der in Phase 1 angedeutet wurde, irgendwie schöner)... na, ich denke, hier ist der Film manchmal übers Ziel hinausgeschossen. Das ist er aber auch an anderen Stellen.

Um es vorab deutlich zu sagen: Ich denke, so viel Spaß wie bei 'Captain Marvel' hatte ich die letzten beiden Jahre vielleicht bei keinem Einzelfilm mehr. Und gerade den in der Feuilleton irgendwie immer zugunsten von 'Black Panther' entschiedenen Vergleich mit dem letzten Film vor dem letzten 'Avenger'-Teil gewinnt 'Captain Marvel' bei mir mühelos. Anders als bei 'Black Panther' habe ich da selbst bei einem Spruch wie 'Jetzt zeigen wir es den Jungs mal' und dem 'Cockpit'-Witz kein Bauchgrummeln (lediglich die Szene, wo sich Fury den 'Schwanz' des Skrull anschaut, war für mich da etwas zu sehr übers Ziel hinausgeschossen). Ja, der Böse ist dann am Ende ein Mann, aber das hat mich kein bißchen gejuckt. Eigentlich ist es fast schade, dass es mittlerweile einen solchen Absatz braucht wie den oben braucht, aber ja: Hier hat 'Captain Marvel' sehr vieles richtig gemacht, was bei 'Black Panther' für mich in die Hose gegangen ist, obwohl es für mich selbstverständlich wäre.

Und daher glaube ich auch nicht, dass es daran liegt, dass Danvers eine Frau ist, wenn ich sage: Sie ist mir zu overpowered. Sorry, aber gegen das, was sie so kann, wirken Hulk, Iron Man und Co echt lächerlich... ich würde sogar sagen, dass sie selbst Vision in den Schatten stellt und auch mit Thor zumindest mithalten kann. Das ist mir einfach irgendwie 'too much' und deswegen sind die Action-Szenen, ohnehin nur selten meine Favoriten, hier nochmal besonders spannungsarm. Ich glaube ja nicht einmal, dass man das jetzt bewusst so gemacht hat, damit - platt ausgedrückt - eine Frau die Avenger'sche Schwanzparade (sorry, Black Widow und Scarlet Witch) in den Schatten stellen darf (jupp, so etwas in der Richtung habe ich in den Weiten des Internets auch schon gelesen), sondern für mich bleibt halt ein einfacher Gedanke: Wäre Carol mal im Laufe von 'Infinity War' geholt worden, hätte es kein 'Endgame' gebraucht. Da braucht es in 'Endgame' noch einmal ein paar mehr Schwächen.

Aber ich bleibe dabei: Was den Feminismus angeht, hat man hier bei dem Film vieles richtig gemacht, vor allem war es eben nicht aufdringlicher als bei anderen MCU-Filmen (schon vorher gab es ja immer mal wieder Witze über beide Geschlechter). Für mich überraschend ist, dass der Film dazu noch ein weiteres aktuelles Politikum aufnimmt, nämlich die Flüchtlingsthematik und dabei auch noch dafür plädiert, Flüchtlingen zu helfen. (Die Stimme eines Kindes, die ja häufig die Wahrheit sagt, schlägt sogar vor, die Flüchtlinge auf der Erde aufzunehmen.) Das war schön. Nett war auch, dass man trotzdem Talos sagen ließ, dass er durchaus blutige Hände hat und beeindruckend fand ich ja die Szene, in der er darauf pocht, dass sein Kind den Kampf nicht sieht, dieses aber dann doch zurückschaut.

Zugegeben, etwas leicht hat man es sich hier dann am Ende doch schon gemacht. Vielleicht hätte aber auch ein weiterer Twist, dass auch die Skrull jetzt nicht die Superdupertollen sind, die schöne Botschaft zu stark verwässert. Was mir aber tatsächlich zu leicht ging, war der Umschwung im Denken von Carol. Da hätte ich zumindest bis zu der Szene, in der Talos seine Familie wiederfindet und freiwillig auf den Tesseract verzichtet, doch noch etwas mehr Mißtrauen spüren wollen. Dieser Charakterarc für Captain Marvel (wurde sie eigentlich im Film jetzt überhaupt einmal so genannt?) war jetzt vielleicht doch etwas holprig erzählt.

Trotzdem war Brie Larson in ihrer Rolle wirklich gut und ich fand sie auf Anhieb recht sympathisch dargestellt. Keine Charakter-Wumme wie ein Tony Stark, aber ja, ich denke, dass sie - vielleicht ja zusammen mit Benedict Cumberbatch - eine neue Säule des MCU nach 'Endgame' sein kann.