Ich verstehe das und kann durchaus erkennen, dass die Schuld an diesem Missverständnis bei mir liegt.
Nein, ich denke nicht, dass meine Aussage eine Respektlosigkeit gegen über jenen darstellt, sogar ganz im Gegenteil. Wenn ich die Anerkennung der Tatsache, dass auf Gewalt eben manchmal nur mit Gewalt geantwortet werden kann, fordere, dann impliziere ich damit, dass es durchaus andere Wege gibt. Das ist etwas, was ich in deinem Satz nicht erkannt habe, tut mir leid.
Hier kommt es an, von welcher Form von Gewalt wir sprechen. Jemanden einzusperren, der eine Straftat beging ist auch eine Form von Gewalt, das weiß ich.
Genau wie jemandem Hilfe aufzudrängen, die er nicht will. Diese Formen der Gewalt meinte ich aber nicht.
Für mich (!) kann auf körperliche udn seelische Gewalt aber die gleiche Form von Gewalt niemals eine Antwort sein.
Nebenbei: Es geht hier nicht um Schuld und ich wollte dir ebenfalls nicht zu nahe treten. Wenn ich das getan habe, möchte ich mich dafür entschuldigen.
Und nein, ich habe noch nie an einer erfolgreichen Mediation teilgenommen. Dazu hat einfach nie Anlass bestanden. Gleichwohl, habe ich aber in den Klassenstufen 10 und 11 (nicht ganz freiwillig) mehrere Seminare und Kurse zu diesem Thema besucht und im Rahmen meines Grund- wie auch Schwerpunktstudiums (Strafjustiz und Kriminologie) mit Schlichtungsverfahren, Täter-Opfer-Ausgleich und Themenbereichen wie Restorative Justice zu tun gehabt. Ich bin also keineswegs Experte auf diesem Gebiet, aber ich persönlich halte den Nutzen solcher Verfahren - gerade im Hinblick auf Mobbing und Gewalt - für begrenzt.
Damals, gab's während meiner Ausbildung einen richtig heftigen Streit in der gesamten Klasse, der uns total gespalten hatte. Eine Mediation hat uns allen damals geholfen.
Gleiches trat später in meinem Job auf: Da gab es massive Unstimmigkeiten und die Mediation half dort zumindest unserem Team.
Daher weiß ich diese Arbeit anders zu schätzen (auch wenn es dort nie um Mobbing ging).
Beim Thema Mobbing müsste (zumindest nach meiner Sicht) etwas für Opfer und Täter getan werden. Ich bin da auch alles anderes als Experte, hatte dazu lediglich ein dreistündiges Referat gehalten. In dem hab ich mit der Klasse Rollenspiele gemacht und auch wenn das bescheuert klingt: Das hat etwas bewirkt.
Denn manchmal (nicht immer, dass ist mir absolut klar), kann das Hineinschlüpfen in die Haut des "Opfers" dafür sorgen, dass man sein Verhalten ändert.
Man kann natürlich ein Wochenendseminar machen, um Mediator zu werden, aber ein Mediator, der eine systemische Ausbildung hinter sich hat, hat diese 5 Jahre gemacht und viel Geld bezahlt: Und die systemische Ausbildung hat Taug (finde ich).
Da geht es nämlich um mehr, als einen Täter-Opfer-Ausgleich etc.
Nehme ich meine eigenen (am Leib) Erfahrungen, kann ich dir versichern, dass es mir nie auch nur den Hauch gebracht hätte oder hat, wenn ich Gewalt angewendet hab. ich hab damals nämlich, als ich mich gegen die Jungs und ihre Kommentare nicht wehren konnte, sehr wohl mal einem eine gelangt. Am Ende haben sie darüber noch mehr gelacht und mir den nächsten Spitznamen verpasst.
Meine persönliche Meinung zum Thema Gewalt ist dennoch die, dass ich es nicht für sinnvoll halte, sie mit Gewalt zu erwidern. In meiner Ausbildung wäre das sonst das Ende gewesen und jetzt im Studium komme ich zu keinem anderen Schluss.
Wenn gleich ich eigentlich darauf hinauswollte, dass deine Freiheit, Gewalt als Antwort auf Gewalt abzulehnen, erst einmal mit Gewalt erstritten werden musste und nun ggf. auch von Menschen mit Gewalt geschützt wird, denke ich das man dies bis zu einem gewissen Punkt durchaus auch miteinander vergleichen kann. Im Großen wie im Kleinen nutzt der Stärkere seine Stärke aus.
Wir haben hier von zwei unterschiedlichen Dingen gesprochen.
Und ich sehe zumindest die erste Aussage komplett anders als du. Aber das ist okay
Trotzdem ein Beispiel: Wenn ich mich in der Erziehung dazu entschließe, ohne (körperliche und seelische) Gewalt zu erziehen, dann war für diesen Schritt keine Gewalt nötig. Zumindest nicht von mir aus.
Wenn ein "Nein heißt nein", nein heißt ist dafür auch keine Gewalt nötig - auch wenn man am Ende natürlich sagen kann, dass Gesetze etc eine egwisse Gewalt ausüben.
Aber dann ist im Grunde alles Gewalt. Soziale Arbeit dann vor allem auch.
Weil uns diese Möglichkeiten der politischen und gesellschaftlichen Partizipation zur Verfügung stehen, geschützt und garantiert von einer starken Justiz und einer funktionierenden Verwaltung, die unsere Rechte im Zweifel mit Gewalt durchsetzen kann und wird.
Wenn ich damals die antiautoritäre Erziehung nehme, dann stand dahinter auch erst mal nichts, was geschützt, oder garantiert war.
Und soziale Kontrolle etc. war und ist immer schon ein Thema, aber hier ist auch die Frage: in wie weit mache ich da mit? Und in wie weit reflektiere ich mein eigenes Handeln. Wie und wann stütze ich welche Systeme? Recht und Gerechtigkeit sind nämlich zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Vieles, was so gerecht scheint, ist es für mich nicht zwansgläufig. Und Partizipation ist auch hierzulande oft eine nette Phrase mit wenig Substanzlos. Der Vergleich anch unten funktioniert aber immer... Das ist mir bewusst.