[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Huttisches Gefängnis | Etara, Spectre, Sam, Nevis, Lucy, Paul (NSC), Silas
Die Party konnte endlich steigen. Alle Vorbereitungen, Pläne und Beschaffungen, nur für dieses wenigen Momente von Chaos, Adrenalin und brachialer Gewalt. Etara lebte für solche Erfahrungen, labte sich an dem Rausch der Eindrücke und Emotionen, an dem Gefühl, auf der Rasierklinge zu balancieren und dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen. Dieser Angriff auf das huttische Gefängnis war ein Wagnis, daran gab es keinen Zweifel. Aber man konnte den vermeintlichen Herrschern des Schmugglermondes nicht mit ein paar netten Worten und einem bezaubernden Augenaufschlag ihr Territorium streitig machen. Es musste knallen, es musste laut und spektakulär sein, so dass es die fetten Schnecken weder ignorieren noch unter den Teppich kehren konnten. Wenn sich erst einmal die Botschaft verbreiten würde, dass die Hutten angreifbar waren, dass ihre Macht doch nicht so gefestigt war, wie man glaubte, dann war Blut im Wasser. Und wo Blut im Wasser waren, waren die Haie nicht fern. Es brauchte nur einen Funken, eine Initialzündung. Und genau die stand heute auf der Agenda. Etara prüfte ein letztes Mal ihre Ausrüstung, holte tief Luft und schloss für ein paar Momente ihre roten Augen. Die junge Chiss hatte sich eine günstige Position gesucht, eng an eine Wand in einer Gasse in der Nähe des schmucklosen Gefängnisses gepresst, vor neugierigen Blicken durch Schatten und eine überquellende Mülltonne verborgen. Hier konnte sie in aller Ruhe abwarten, bis es losging. Ein rascher Blick auf ihr Chrono, dann zückte und entsicherte die hübsche Kriminelle ihre beiden Blasterpistolen und huschte vorwärts.
Als das dumpfe Grollen von Explosionen sich mit Blasterschüssen, aufgeregte Schreie, Schmerzenslaute und Flüche auf Huttese mischte, grinste Etara und wurde schneller, begann, aus der Dunkelheit hervor zu rennen, ihre Stiefel hämmerten auf den nassen Boden. Ihr Team hatte bis jetzt gute Arbeit geleistet, wie geplant hatten Sam und ihre Leute eine Bresche geschlagen und für Ablenkung gesorgt, Lucy war ins Gebäude eingedrungen und hatte sich um das Sicherheitssystem gekümmert, und von einem Hausdach aus erledigte Spectre gerade mit präzisen, raschen Schüssen Wachen und Scheinwerfer gleichermaßen und hielt sich für die zweifellos in Kürze anrückende Verstärkung bereit – für diesen Zweck hatte die ehemalige Imperiale ein besonders nettes Spielzeug bekommen. Etara eilte durch das Sichtfeld ihrer Freundin und warf einen raschen Handkuss in ihre grobe Richtung, bevor sie kurz auf das Komlink an ihrem Ohr tippte. Meldungen und Anweisungen machten die Runde, Berichte über Fortschritte und das weitere Vorgehen. Es war angerichtet. Etara bog um eine Ecke, warf einen kurzen, prüfenden Blick auf das herrliche Durcheinander, dann sprintete sie weiter, ihre Stimme trotz der Anstrengung ein ruhiger, melodischer Singsang, das Vergnügen darin nicht zu überhören.
„Queen hier, auf dem Weg, die Geschenke abzugeben. Weiter nach Plan und achtet auf die Zeit, Leute. Kurz und knackig.“
Sie waren nicht hier, um sich ein ausgedehntes Feuergefecht mit einer ganzen Horde von huttischen Schlägern und Söldnern zu liefen, so spaßig das gewiss auch wäre. Nein, es galt, schnell und hart zuzuschlagen und zu verschwinden, bevor die Gegenseite ihre ganze Stärke ausspielen konnte. Bei aller Liebe zum Risiko war Etara nicht dämlich, sie wusste sehr wohl, dass sie es nicht mit den Hutten aufnehmen konnte – noch nicht. Die blauhäutige Frau blendete flott alle anderen Gedanken aus und konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt, geschickt kletterte sie über einige heraus gesprengte Wandteile und landete nach einem Sprung grazil wie ein junges Nexu vor einem verdutzt dreinblickenden Gamorreaner, dem Blut aus den Ohren lief. Etara lächelte ihn fröhlich an, hob ihre Blasterpistolen und perforierte seine Brust, bis er mit einem schmatzenden Geräusch zu Boden fiel. Aus den Augenwinkel erspähte sie eine andere Gefahr, eine Weequay, deren lederne Haut von Staub bedeckt war und die mit einem zornigen Schrei versuchte, Etaras Schädel mit einer Vibroaxt zu spalten. Die Piratin wirbelte herum und schoss aus der Hüfte, ein Schuss ging fehl, der andere traf die Schulter der Angreiferin und ließ sie zur Seite taumeln. Etara setzte sofort nach und drückte erneut ab, brannte ein Loch zwischen die Augen der Wächterin und zur Sicherheit noch eines hinterher, als sie immer noch zuckte. Hatte wohl was eingeworfen, vielleicht die selben Kampfdrogen, die durch Etaras Adern brannten. Keine Zeit zum Nachdenken, sie eilte weiter. Es herrschte das reinste Durcheinander in dem Gefängnis und Etara nutzte die Verwirrung, um ein paar Wachen aus dem Weg zu gehen, bis sie schließlich ihr Ziel erreichte: Eine Sicherheitsstation. Die Chiss verstaute eine Blasterpistole, kramte einen kompakten Thermaldetonator hervor, platzierte ihn an der Tür und ging in Deckung, holte ihre Zweitwaffe wieder hervor und zählte runter. Ein Knall, Druck, der durch Mark und Bein ging, die Tür flog aus den Angeln und eine Sekunde später war Etara im Raum und streckte das geschockte Wachpersonal nieder. Sie waren kaum tot, da trat die Verbrecherin auch schon an einen der Stühle, zerrte einen der Wächter heraus und ließ sich hinein fallen, entspannt legte Etara ihre langen Beine hoch und hob ein Mikro an ihre Lippen. Ein Knacken, ein Knistern, dann erklang ihre Stimme aus allen noch intakten Lautsprechern der Anlage.
„Test, Test, Te...ach, machen wir es unkompliziert. Hallo, Wärter und Gefangene! Dieses Gefängnis hat nun ein neues Management und als ersten Schritt seid ihr alle entlassen. Ja, richtig gehört! Wärter, wenn ihr nicht tot seid oder es sein wollt, nehmt die Beine in die Hand und sucht euch einen neuen Job. Gefangene, ihr seid frei! In ein paar Sekunden werden sich die Zellentüren öffnen. Wenn ihr ein bisschen sucht, findet ihr bei euren ersten Schritten in Freiheit ein paar...Werkzeuge, um euch für eure gute und anständige Behandlung durch die Hutten und ihre Handlanger zu bedanken. Tobt euch aus. Amüsiert euch. Und danach...tja, tut, was immer ihr wollt, ich bin nicht eure Mutter. Ende der Durchsage!“
Etaras lachte aus voller Brust, schaltete das Mikro aus und drehte sich einmal mit ihrem Stuhl, um das Chaos zu betrachten, das sie in dem Kontrollraum angerichtet hatte. Und das war nur ein Vorgeschmack auf das, was die Gefangenen mit den feinen Geschenken anstellen würden, die die Chiss auf ihrem Weg durch das Gefängnis in zwei Taschen verteilt hatte. Auch die anderen Teammitglieder hatten etwas auf den Weg mitbekommen. Blaster, Vibromesser, Knüppel...was auch immer das Herz begehrte. Ja, es würde ordentlich knallen. Blut würde fließen. Und schlussendlich würde sich zeigen, wer von den Gefangenen vielleicht für mehr zu gebrauchen war. Denn eines war sicher: Der Spaß hatte gerade erst begonnen.
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