Aber genug geschimpft, zurück zu den positiven Aspekten.

Das beste an der zweiten Buchhälfte war Jainas Entwicklung, die wirklich wunderbar gefühlvoll geschrieben ist. Zunächst ist sie noch tief verletzt, überzeugt, ihren Brüdern bald in den Tod zu folgen und deswegen (oder auch, um sich selbst vor Schmerz zu schützen) entschlossen, keinen engeren Kontakt zu anderen aufrecht zu erhalten. Es hat mir sehr gefallen, wie sie sich allmählich da herausarbeitet und an der Sache reift. Vier unglaublich bewegende, stille und doch kraftvolle Szenen stehen dafür: Das Gespräch mit Tahiri ("the last talk you're ever going to have with someone you love" ? ist das nicht todtraurig mit dem Gedanken an den Kuss, den Tahiri Anakin nicht mehr gegeben hat?), die Begegnung mit Mara, nachdem diese sich von Ben getrennt hat, das Aufbrechen des Eises zwischen Jaina und Jag (endlich wird ihre Romanze glaubhaft) und schließlich die Auflösung dieser ganzen Verkrampfung in Jaina, als sie Leia ihr Herz ausschüttet und sie sich versöhnen (*schnief*). Drei Kreuze im Kalender, dass Allston es sich verkniffen hat, diese Szenen mit flotten Sprüchen "aufzulockern"!
Ein interessanter Nebenaspekt von Jainas Entwicklung ist, wie sie allmählich lernt, sich unter- und einzuordnen und Rat bzw. Kritik zu akzeptieren (insbesondere Jag erteilt ihr da ja die ein oder andere Lektion) ? und das trotz ihres Status als "Göttin", von dem ich zunächst befürchtet hatte, dass er sie vollends in die Isolation treiben würde. Die Szene, als Jaina und Kyp Jag nach diesem Irrsinnsmanöver gegen den YV-Interdictor retten, empfand ich übrigens als die einzige Action-Szene, die nicht den vor allem Spaß, sondern auch tatsächliche Gefahr herüberbrachte. Ich dachte wirklich, dass entweder Jag oder Kyp getötet werden würden (was vielleicht auch für den Schuss Realismus nötig gewesen wäre, so leid es mir um jeden der beiden getan hätte ? vor allem, nachdem Kyp richtig vernünftig und sympathisch geworden ist). Für einen faulen Kompromiss halte ich die Idee, dass Jaina jetzt Mara und Kyp gleichzeitig als Meister hat. Sie sollte sich endlich einmal entscheiden, auch wenn das zu Spannungen führt.
Eine interessante Entwicklung fand ich Maras sehr nachvollziehbare overprotectiveness (Wie soll man das übersetzen?) gegenüber Ben. Schön, wie das auf dem japanischen Cover sogar bildlich eingefangen wurde. Und die Trennungsszene war wirklich herzzerreißend. Schade nur, dass es dem Leser überlassen blieb, sich vorzustellen, ob und wie Luke ihr in dieser Situation zur Seite steht. Ich hoffe, dass das Wiedersehen mit Ben nicht wieder im "off" stattfinden wird (oder sollte ich vielleicht schreiben, ich hoffe,
dass ein Wiedersehen stattfindet...).
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass Tahiri wieder ausführlicher vorkommt, und insbesondere, dass ihre "YV-Persönlichkeit" endlich so richtig ausgespielt wird. Das hat in SbS wirklich gefehlt. Allerdings habe ich die Befürchtung, dass Tahiri auf der Coruscant-Mission eine Möglichkeit finden wird, Anakin in den Tod zu folgen.
Den Anakin-Doppelgänger Tarc werden wir ja offenbar tatsächlich so schnell nicht wieder los. Ich bin mal gespannt ? und ein wenig besorgt ? was die Autoren so mit ihm anstellen werden.
Ein wenig untergegangen ist IMHO die Jedi-Fähigkeit, die Absichten anderer zu erspüren. Z.B. halte ich es für unwahrscheinlich, dass Luke auf so eine dämliche Veräppelung wie die von Face in Bezug auf die minimalistischen Landegeräte für die Coruscant-Mission hereinfallen würde (wie überhaupt Master Skywalker stellenweise ein wenig zu naiv ist, als ob er gerade gestern von Tatooine gekommen wäre

). Und Jaina hätte eigentlich erkennen müssen, dass Tam es ernst meint, als sie ihm vor der abschließenden Schlacht begegnet. Etwas erstaunt war ich auch, dass Kyp stärker in der Macht dargestellt wurde als die Solos und Skywalkers ? oder soll das vielleicht ein Hinweis sein, dass er sich nicht selbst durch das hell/dunkel-Dogma beschränkt, sondern alle Ressourcen nutzt, auch die aus den "schlechten" Gefühlen?
Etwas danebengegangen fand ich die Unterhaltung zwischen den zwei YV-Piloten gleich zu Anfang. Die gegenseitige Bezeichung als Narr und Idiot passt irgendwie nicht in die bisherige Darstellung der YV und zog die gesamte Diskussion ins Lächerliche. Gut gefallen hat mir aber, dass die YV-Gesellschaft wieder vielschichtiger und individueller dargestellt wird. Sehr interessant finde ich die Tendenz, dass die YV in ihren obersten Reihen nicht mehr als religös verblendete Fanatiker dargestellt werden, sondern durchaus auch des eigenständigen Denkens fähig sind. Was man z.B. am Umgang von Tsavong Lah mit dem vermuteten Verrat durch die Shaper (von wegen Mißgunst der Götter) sieht und daran, dass es doch tatsächlich Widerstände gegen die Invasion gab. Ich bin wirklich gespannt, wie letzteres/Czulkang Lah die weitere Entwicklung beeinflussen wird. Hoffentlich wird das ganze nicht wieder so untergebuttert wie die Sache mit den Shamed Ones.
Micah
PS: Findet eigentlich noch jemand die Vorstellung eines Schild-Trios aus Luke, Mara und Corran ziemlich faszinierend? Schade, dass man sie nur ein Mal gemeinsam in Aktion erlebt...