WHOOOOOOOO...
Sorry, das musste einfach sein. *g*
Mit anderen Worten: TFP ist ein Volltreffer! Auch wenn ich mir damit jetzt vielleicht den Wrath des Wraith *lol* zuziehe: Trotz MWS' Traitor, das nach wie vor klar der hervorstechende und beeindruckenste Einzelroman der NJO bleibt, der Autorenkönig der NJO ist für mich Greg Keyes. Drei Bände, und jeder einzelne von ihnen bis auf ein paar kleine Ausrutscher nahe an der Perfektion, spannend, mit lebendigen, getroffenen Charakteren und unerwarteten Wendungen, genau der richtigen Mischung von Action und nachdenklicheren Szenen, Drama und Humor, interessanten neuen Erkenntnissen, Rückverweisen auf frühere Ereignisse und das ganze noch in einem locker-flockigen Stil, der sich liest, wie das heiße Messer durch die Butter geht...
Ich muss sagen, nach der Lektüre von TFP ist mir erst klar geworden, wie lahm und vorhersehbar die gesamte FH-Trilogie tatsächlich war. Dabei hatte ich zu Anfang, nach dem Lesen des Vorabauszuges, noch ein ziemlich ungutes Gefühl. Ich befürchtete, dass TFP sich parallel zu Conquest fast ausschließlich auf Tahiri konzentrieren würde, was ich ja an sich nicht schlimm gefunden hätte. Aber zu diesem Zeitpunkt in der NJO, bei nur noch zwei Büchern bis zum Ende und Dutzenden wichtiger Handlungsstränge und Fragen in der Schwebe und nachdem die FH-Trilogie derart ausgebremst hatte, wäre das völlig fehl am Platze gewesen.
*ab hier konkrete Handlungsspoiler*
Aber das ist ja zum Glück nicht der Fall, und TFP treibt die NJO wieder wunderbar voran und schafft es dabei auch noch, einige Überraschungen einzubauen. Man dachte ja im Prinzip schon, dass man genau weiß, woraus es hinausläuft ? nun, die Richtung stimmt schon, aber einige Details kommen dann doch wieder ganz anders als man denkt. Wer hätte gedacht, dass Tahiri, Corran, Nen Yim, Harrar und Yu'shaa/Nom Anor gemeinsam einen Trip nach Zonama Sekot unternehmen würden? Dass Nen Yim zunächst den Planeten zerstören will und ihn später liebt, und Nom Anor ihn schließlich vernichten will, um wieder in Shimrras Gunst zu gelangen? Dass Harrar sich als der zuverlässigste Partner der Jedi herausstellen würde (wie Vodo dachte ich zwischenzeitlich, dass er als Agent Shimrras mit auf die Mission gekommen ist)? Dass das Problem mit Zonama Sekot darin besteht, dass der Planet ums Überleben kämpft (und vielleicht wütend über den Verrat durch seine "Kinder" doch noch Amok läuft)? Usw...
Zum ersten Mal seit langem habe ich auch nichts an den Charakterisierungen herumzukritteln. Das passte soweit alles (naja, der große "Problemcharakter" Jacen ist ja auch quasi nicht vorgekommen

). Besonders hervorheben möchte ich Tahiri. Nachdem Williams & Dix in Reunion ihre Figur nach ihrer Persönlichkeits-Verschmelzung ziemlich vermasselt (nämlich viel zu glatt gemacht) hatten, bringt Keyes hier genau die Konflikte zwischen Jedi- und YV-Persönlichkeit und genau die Probleme eines so jungen Menschen in einer so schwierigen Position auf, die man erwarten würde. Großartig, insbesondere der "Zusammenbruch" in Kapitel 27. Auch dass Tahiri Nen Yims Erinnerungen in sich trägt, war eine Super-Idee und wurde sehr einfühlsam vermittelt. Mini-Kritikpunkt, was Tahiri betrifft: Sie switcht öfter einmal zwischen den Anreden "Luke" und "Master Skywalker" hin und her, das irritiert etwas.
Auch die Paarung Tahiri/Corran (yay, er ist wieder da und mit ihm sein trockener Humor!) a la Meister/Padawan-Gespann ist ein Geniestreich. Die beiden passen hervorragend zusammen - hoffen wir mal, dass die beiden auch formal ein Team werden dürfen.

Damit hat Keyes auch elegant das "Superteenie-Syndrom" umschifft: Tahiri hat zwar ganz klar ihre Fähigkeiten und Momente, aber es besteht zu keiner Zeit Zweifel, dass Corran als erfahrenerer Jedi der Boss ist. So stelle ich mir das vor.
Auch mit den Charakterisierungen der Yuuzhan Vong hält er den von ihm mit EoV selbst gesetzten Standard. Er stellt ihre Persönlichkeiten und ihre Gesellschaft wieder viel vielschichtiger und damit interessanter dar. Z.B. die Quorealisten ? jede Menge Potential für Post-NJO-Konflikte.

Und die Diskussionen zwischen den YV und den Jedi waren hochinteressant. Insbesondere natürlich Nen Yim ist toll getroffen. Sie wurde mir zusammen mit Harrar sogar richtig sympathisch (wobei ich Nen Yim eigentlich schon von Anfang an ganz gerne mochte) und dementsprechend fand ich es bedauerlich, dass die beiden bereits umgekommen sind. Nen Yims Todesszene war wirklich brutal und bedrückend. Aber ihr Tod und der Verlust ihres Wissens über Zonama Sekot (der/die/das qahsa hat ja Nom Anor) bringt natürlich wieder raffinierte Komplikationen: Die Jedi müssen erstmal wieder selbst ausknobeln, wie die YV mit ZS zusammenhängen und wie sie ihnen das nahebringen. Und wer soll jetzt das Oberhaupt des alternativen Yuuzhan Vong-Staates werden, nachdem die beiden "Erleuchteten" Nen Yim und Harrar tot sind und Nom Anor offensichtlich kein Interesse mehr daran hat, den Propheten zu spielen? Kunra? Hat Harrar vielleicht doch überlebt? Oder wird der Oberfiesling und Überlebenskünstler Nom Anor vielleicht wieder alles verdrehen und als heldenhafter Überlebender des von Shimrra ausgelösten Desasters auf Zonama Sekot zu seinen Shamed Ones zurückkehren?
Der Zonama Sekot-Plot war für mich zwar das Highlight, aber auch der Bilbringi-Plot um Wedge und Co. ist mehr als gelungen. Ich bin ja normalerweise nicht so ein Fan von ausgedehnten Raumschlachtbeschreibungen, aber diese hier waren angenehm kurzweilig und anschaulich. Die taktischen Schachzüge, dramatischen Elemente wie der Konflikt mit der Duro-Staffel und überraschenden Wendungen haben dem ganzen auch die passende Würze gegeben. Witzig war der Moment, als sich die Besatzung der Golan Kampfstation als nicht ehrlich herausgestellt hat. Das war mir nämlich schon in dem Moment klar, als ein Mitglied als Rodianer identifiziert wurde. Wirklich interessant, diese Spezies wird offenbar nicht sehr vorteilhaft dargestellt und wenn ich überlege, fast jedes Verbrecherteam hat einen Rodianer dabei...
Schön, dass auch Han und Leia etwas Sinnvolles beitragen konnten. Die beiden waren generell groß in Form und ihre Kabbeleien auf den Punkt. Jaina fand ich seit langem mal wieder richtig nachvollziehbar und sympathisch ? und nebenbei machte sie eine großartige Figur als Offizier. Ich hätte allerdings gerne noch die Wiedervereinigung von Jag und Jaina am Schluß gelesen. Es war schon etwas abrupt, wie sie da auf einmal am Strand herumplantschten. An ähnliche Kritikpunkte kann ich mich aus Conquest und Rebirth erinnern: Das Ende wirkte etwas gehetzt und abgehackt, da hätte es noch zehn Seiten mehr gebraucht, in denen sich alles etwas setzen kann. Ich frage mich, ob das generell ein Problem von Keyes ist oder ob der Schluss jeweils gekürzt wurde...
Ein gutes Beispiel dafür, wie Keyes einem (bzw. mir jedenfalls) auf wenigen Seiten Charaktere nahebringen kann, ist Captain Devis. Der kam vielleicht auf zehn Seiten vor und dennoch war ich berührt, als er starb. Ein imperialer Fan von Han Solo ? was für eine Idee! Und dann auch noch Pellaeons Sohn? Das war eine wirklich beeindruckende Szene.
Generell zeigt TFP, wie man aus vielen Charakteren etwas machen kann, ohne das Buch zu überladen. Sogar Lando hatte ja noch einen coolen Gastauftritt. Bis auf... und damit kommt mein einziger ernsthafter Kritikpunkt:
Das völlige Ausklammern von Luke und Co. auf Zonama Sekot. Ich finde, 3 zusätzliche Kapitel, die sich mit diesem Team beschäftigen, hätte das Buch gut verkraften können (könnte natürlich auch sein, dass die existierten, aber rausgekürzt wurden). Lukes Team hat ja auf dem Planeten nicht nur Urlaub gemacht, und es hätte IMHO durchaus interessanten Stoff hergegeben: Wie Luke und Jacen diskutieren, was nun mit Zonama Sekot geschehen soll (was ja sogar der mal wieder leicht verfehlte Klappentext erwähnt hat), wie sie neue Erkenntnisse über den Planeten gewinnen, wie Luke in den Fußstapfen seines jugendlichen Vaters sein eigenes Sekot-Schiff baut. Das sage ich nicht nur deshalb schon zum dritten Mal, weil ich ihn unbedingt in so einem Ding fliegen sehen will

, sondern auch, weil ich es für eine sehr schöne Rückverbindung zu den Prequel-Büchern halte. Klar, man könnte sich dies auch für Ben in 15-20 Jahren aufheben, aber da er Anakin Skywalker nicht persönlich gekannt hat, wäre das irgendwie nicht mehr so bedeutsam. Abgesehen davon, dass in der momentanen Situation natürlich fraglich ist, ob auf Zonama Sekot überhaupt jemals wieder solche Schiffe gebaut werden...
Und überhaupt: Wenn, ähm,
falls Luke in TUF sterben
sollte, ist es natürlich umso ärgerlicher, dass er in seinem vorletzten Buch quasi überhaupt nicht vorgekommen ist. Oder sollte es tatsächlich so enden, wie Kunra auf Seite 96 über ihn sagt: "He does not figure in our sacred tales."? Apropos: Kann mir vorsorglich schonmal jemand sagen, wie ich hier einen Heul-Smilie einbinde? Nur für den Fall der Fälle...
Kurze Unterbrechung wegen Überschreitung des Smilie-Limits...