Heute ist die australische Schriftstellerin Colleen McCullough verstorben. In Deutschland ist sie wohl hauptsächlich für den Roman "Die Dornenvögel" bekannt.
Mir persönlich ist sie bekanntgeworden durch ihren bahnbrechenden Zyklus über die Zeit der Bürgerkriege und das Ende der römischen Republik bis zum Aufstieg des Imperiums. Diese rund 100 Jahre hatten es in sich. Von Marius und Sulla über Pompejus und Cäsar bis hin zu Marcus Antonius und Augustus.
Irgendwann Ende der 90er habe ich in einer Buchhandlung in Freiburg den sechsten Band der Reihe ("Rubikon") aufgestöbert und mal so mitgenommen. Das Buch hab ich zuerst nach wenigen Seiten wieder weggelegt, weil mich die Detailversessenheit etwas irritiert hat und der Erzählstil etwas ungewöhnlich für historische Romane ist (manchmal wird 20 Seiten lang ein Brief irgendeines berühmten Römers an einen anderen zitiert, so dass man am Ende schon den Zusammenhang vergessen hat und in dem Brief einen eigenen Handlungsstrang zu erkennen glaubt). Beim Zweiten Versuch habe ich es in zwei oder drei Tagen verschlungen. Da es mir nicht möglich war, sofort zur LEGIO X nach Gallien zu stossen, Cato dem Jüngeren bei seinen Dauerreden im Senat zuzuhören, die nur den Zweck hatten den Abstimmungsprozess zu verhindern (heute würde man von "Filibustern" sprechen) oder König Mithridates von Pontos bei seinen Ränkespielen zuzusehen, "musste" ich zumindest alle anderen Bände haben. Gerade jetzt lese ich zum vierten Mal "Eine Krone aus Gras" und noch immer wird mir nicht langweilig, wenn der Altmeister und Bezwinger der Kimbern und Teutonen, Gaius Marius, alles versucht, um ein Comeback zu schaffen und zum siebten Mal zum Konsul gewählt zu werden, so wie es ihm einst prophezeit wurde, während sein ehemaliger Schützling Lucius Cornelius Sulla sich langsam von seinem Mentor emanzipiert und den eigenen Aufstieg zum "ersten Mann Roms" in Angriff nimmt.
Es gibt wohl keine Romanreihe, die mich so gefesselt hat. Wenn man den ganzen Zyklus gelesen hat, ist auch jedem Rebellen klar, dass ein Imperium sich keine kleingesitigen Zänkereien verschiedener Fraktionen leisten kann und nur durch einen Imperator zusammengehalten werden kann.
