Die große Frage lautet aktuell: Wenn die neue Trilogie 2019 mit Star Wars: Episode IXendet, wird dann eine neue Trilogie beginnen? Oder gibt es stattdessen jedes Jahr Star-Wars-Einzelfilme, die nur hier und da im Marvel-Stil miteinander verbunden werden?
"Genau diese Diskussion gibt es aktuell", berichtet Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy. "Um ehrlich zu sein: Könnten wir [nur noch Stand-Alones] produzieren? Sicher. Aber ich weiß es nicht. Wir sehen uns alle Optionen an."
Die Reaktionen auf Rogue One - A Star Wars Story werden von Lucasfilm entsprechend aufmerksam evaluiert werden, um zu ermessen, wie anders die Einzelfilme im Vergleich zur Trilogie- oder Saga-Tradition sein dürfen.
Veränderungen
"Es ist mehr als wahrscheinlich, dass es keinen Lauftext geben wird", erklärt Kennedy über den legendären Text, mit dem bislang jeder Star-Wars-Film begann. "Wir finden, diese Texte gehören zu den Saga-Filmen. Aber was sich daraus stattdessen entwickeln wird, haben wir noch nicht abschließend entschieden. In diesem ersten Film dieser Art dürften wir recht sparsam mit [traditionellen Star-Wars-Elementen] umgehen."
Komponist Michael Giacchino wird sich beispielsweise zwar an die Musik von John Williams anlehnen, aber mehrheitlich werden wir neues Material zu hören bekommen.
Nach dem Kinostart des neuen Films werden die Entscheidungsträger dann über die nächsten Schritte in die weit, weit entfernte Galaxis beraten. Unter möglichen Themen für neue Filme sind ein Boba-Fett-/Kopfgeldjäger-Film, den eigentlich Josh Trank drehen sollte und der so dicht vor seiner offiziellen Bekanntgabe stand, das Lucasfilm für die Star Wars Celebration in Anaheim 2015 unseren Quellen zufolge sogar einen Teaser produzierte. Im letzten Moment führte Tranks Abgang dann dazu, dass das Projekt zurückgestellt wurde.
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Lucasfilm selbst sagt noch nichts zu neuen Filmen. Dort will man tatsächlich abwarten, wie Rogue One - A Star Wars Story ankommt, bevor man darüber ernstlich nachdenkt.
"Wir haben über diverse Optionen gesprochen", so Kennedy. "Aber wir wollen uns richtig erst im Januar zusammensetzen, weil wir dann Star Wars: Das Erwachen der Macht und Rogue One - A Star Wars Story am Start haben und Star Wars: Episode VIII abgedreht ist. Wir haben dann genug Informationen, um uns hinzusetzen und das Gesamtbild zu betrachten. Und dann entscheiden wir, was wir machen, was für uns interessant ist und in welche Richtung wir uns vortasten wollen."
Und wer entscheidet letztlich? "Das Story-Team, der Beraterstab und unsere Effektteam, mit dem wir gearbeitet haben", erklärt Kennedy. "Wir holen immer die Regisseure und Autoren zusammen, die an diesen anderen drei Filmen gearbeitet haben. Wir schaffen eine kollegiale Atmosphäre, in der Ideen frei ausgetauscht werden können."
Zurück zu Lucas
Die Idee für Stand-Alone-Filme kam von George Lucas persönlich und entstand, bevor er sein Unternehmen an Kennedy abgab und Lucasfilm an Disney verkaufte.
"George sprach schon mit mir darüber, als ich ins Unternehmen kam", so Kennedy. "Er hatte oft darüber nachgedacht, solche Projekte zu entwickeln und drei oder vier Gedanken und Ideen aufgeschrieben, mögliche Richtungen, in die man gehen könnte. Innerhalb dieser großen Geschichte gibt es da ja viele Möglichkeiten. Und um die drehten sich unsere ersten Gespräche."
Welche Ideen dabei genau diskutiert wurden, will Kennedy nicht sagen, aber ein Film über einen jungen Han Solo war nicht darunter. Auch das Konzept für Rogue One - A Star Wars Story kam nicht von Lucas, sondern von John Knoll, dem legendären Effektexperten von Industrial Light & Magic.
"Wir haben über Origin-Geschichten gesprochen, aber ohne zu sehr ins Detail zu gehen", so Kennedy. "Wir haben viel über die Jedi und die Grundlagen gesprochen, die George etablierte, als er dieses Universum schuf. Im Grunde war es ein ganz allgemeiner Gedankenaustausch."
Neue Ufer
Die Kernfrage rund um Rogue One - A Star Wars Story lautet wohl: Kann ein Film voller neuer Figuren die Fans so begeistern die früheren Filme?
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Kiri Hart, die Verantwortliche für Handlungsentwicklung bei Lucasfilm, erzählt, die Geschichte sei ausgewählt worden, weil sie so viele Verbindungen zu Elementen aufgewiesen habe, die selbst Zuschauern geläufig sind, welche sich nicht besonders gut mit Star Warsauskennen.
"Rogue One sah wie ein toller Anfang aus, weil jeder die Todessternpläne kennt. Jeder weiß, was in Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung passiert", so Hart. "Es gab also diese vertrauten Elemente, die wie ein Anker wirken konnten, aber gleichzeitig dreht sich alles um neue Figuren. Und das ist eine gute Vorlage für das, was diese Filme in unseren Augen zu leisten imstande sind."
Wenn alles planmäßig läuft, werden sich künftige Einzelfilme nicht mehr an Ereignisse aus früheren Filmen anlehnen. "Ich glaube, das ist dann interessanter für die Fans", findet Kennedy. "Es ist zumindest für Filmemacher interessant, da sie dann Geschichten erzählen, die einen Anfang, eine Mitte und ein Ende haben und nicht zwangsläufig an irgendetwas andocken müssen."
Oder anders formuliert: Star Wars könnte sich aufmachen ins Unbekannte.