Rogue One - A Star Wars Story Bewertung: 4.5/5
Rogue One - A Star Wars Story ist der Film geworden, der
Star Wars - Das Erwachen der Macht hätte werden sollen. Interessante Figuren, Schauplätze und Action formen sich zu einem Gesamtwerk, welches sich von der üblichen Schwarz-Weiß-Zeichnung entfernt. Neueinsteiger kommen voll auf ihre Kosten, auch wenn sich die ganzen Anspielungen ganz klar an Fans richten, selbst wenn der Fanservice manchmal übertrieben wird und der Kanon mit der Originaltrilogie erneut ein paar Risse erhält. Dennoch ist
Rogue One - A Star Wars Story einer der Filme, der den Zuschauer mit diesem besonderen Gefühl aus dem Kino kommen lässt und Lust auf eine zweite Runde macht. Mehr kann Kino nicht leisten!
Rogue One Kritik - spoilerfrei
Der Würgegriff des Imperiums hält die Galaxie seit vielen Jahren fest im Griff und nur einige mutige Rebellen wagen den offenen Widerstand. Ein neues Gerücht macht die Runde über eine geheime Waffe, so tödlich wie keine zuvor, die sich im Bau befinden soll... Um genauere Informationen zu sammeln, reisen Jyn Erso (
Felicity Jones), Tochter eines imperialen Wissenschaftlers, und der Rebell Cassian Andor (
Diego Luna) zum Planeten Jedah, um Kontakt zum abtrünnigen Rebellen Saw Gerrera (
Forest Whitaker) herzustellen. Doch auf Jedah finden Jyn und Cassian nicht nur neue Verbündete, sondern sehen sich einer Bedrohung gegenüber, die das Gleichgewicht des Universums endgültig zugunsten des Imperiums verschieben könnte...
Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis... und mitten rein in die Handlung! Ohne große Umschweife wird klar, selbst wenn wir im vergangenen Jahr erst
Star Wars - Das Erwachen der Macht hatten, dass dieses Jahr etwas anders ist und mit
Rogue One - A Star Wars Story erwartet uns nun der erste alleinstehende
Star Wars-Film aller Zeiten. Das Fehlen des Lauftexts ist dabei nur eine von vielen dezenten Änderungen, wobei diese Entscheidung noch immer Bauchschmerzen bereitet, war dieser doch seit etwa 40 Jahren fester Bestandteil der Marke. Nicht nur in Filmen, auch in Spielen machte dieser unmissverständlich klar, womit wir es zu tun haben:
STAR WARS!
Wie wichtig der Lauftext ist, wird schnell deutlich, wird der Zuschauer mit völlig neuen Situationen aus dem SW-Universum konfrontiert und mitten in die Handlung geworfen, die sonst zu Beginn kurz umrissen wurde. Demzufolge holpert es am Anfang ein wenig, denn nicht nur müssen neue Figuren und Orte präsentiert werden, der Film springt in diesen Momenten auch sehr zwischen den Schauplätzen und Epochen. Doch diese Verwirrung währt nur kurz und spätestens nach zehn Minuten und wenn der
Rogue One-Schriftzug verklungen ist, ist man mittendrin in der neuen Sternenmär.
Und der dann folgende Ritt hat es in sich! Mit Regisseur
Gareth Edwards hat
Disneyeinen echten Glücksgriff gelandet, der es in nur sechs Jahren von seinem kleinen Low-Budget-Streifen
Monsters über
Godzilla zur bekanntesten Filmreihe aller Zeiten gebracht hat. Seine Fähigkeiten werden dabei von Film zu Film besser und erreichen bei
Rogue One - A Star Wars Story ihren vorläufigen Höhepunkt. Edwards weiß, wie man Actionszenen inszenieren muss, er ergibt sich aber nicht einem Effektgewitter wie es seine Kollegen tun. Ähnlich
James Cameron liebt er es, mit Panoramamomenten und ruhigen Kameraschwenks dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, der Handlung gerade dann gut zu folgen, wenn es hektisch wird. Dabei scheut er nicht vor ungewohnten Perspektiven zurück, heraus kommen Momente, die im Gedächtnis bleiben und eine beeindruckende Optik. Diese ist wirklich phänomenal, dreckig, düster - und obwohl der Ausgang der Geschichte gewissermaßen bekannt ist, schafft es Edwards die Spannung bis zum Ende zu halten und sogar zu steigern.
Star Wars-Filme waren dabei eher nie für ihre Komplexität bekannt und der situative Charme eines B-Movies konnte nie ganz abgestreift werden, Dialoge und Darsteller hatten so manche Höhen und Tiefen. Auch hier betritt
Rogue One - A Star Wars Story gewissermaßen Neuland. Die Darstellerriege ist in dieser Form das Beste, was die Filme bisher hervorgebracht haben. Neben sehr guten Leistungen von
Felicity Jones und
Diego Luna sind auch die Nebenfiguren eine Bereicherung und kommen nicht zu kurz. Vor allem
Donnie Yen sticht als "Ip Man" des
Star Wars-Universums hervor. Natürlich dient er vor allem dafür, den chinesischen Markt zu knacken, aber seine Leistung ist im Zusammenspiel mit Wen Jiang als Baze Malbus über jeden Zweifel erhaben.
Auch auf der Schurkenseite wurde mit
Ben Mendelsohn als karrieresüchtiger Orson Krennic eine Figur erschaffen, die neue Einblicke in die Struktur des Imperiums gewährt und einmal einen menschlichen Gegenpart schafft. Dennoch hätte Krennic noch etwas mehr Kontur vertragen können, vor allem weil im Vorfeld so viel über die Figur berichtet wurde, was im Film bestenfalls angedeutet wird. Doch so gut die Darsteller auch ihren Job machen, die Show wird ihnen in fast jeder Szene vom imperialen Roboter K-2SO gestohlen. Seine süffisante Art, die Handlungen der Rebellen sarkastisch zu kommentieren, katapultiert ihn sofort in die Liste der besten
Star Wars-Charaktere.
Die wohl größte Überraschung bei
Rogue One - A Star Wars Story bietet aber wohl die Handlung selbst, denn so einfach es auch klingt, die Idee die Pläne des Todessterns zu stehlen, so vielschichtig präsentiert sich diese.
Rogue One verläuft weit weniger geradlinig, als wir es erwarten und dabei wird jede Minute genutzt, die zentralen Hauptfiguren zu formen. Edwards meidet die typische Herangehensweise an den Stoff und versucht, seine Figuren plastischer zu gestalten - und weg von der typischen Darstellung und reinen Schwarz-Weiß-Zeichnung haben dieses Mal fast alle ihre Schattenseiten. Gerade in den finalen Momenten macht sich das bezahlt, die dadurch packend und emotional werden, nur schade, dass diese nicht noch stärker von der Musik getragen werden, aber hier hatte auch
Star Wars - Das Erwachen der Macht Defizite. Alle klingt nach
Star Wars, nur bleibt kein Thema wirklich im Ohr. Die Zeiten eines "Duel of the Fates" oder "The Imperial March" sind anscheinend wirklich vorbei.
Abgerundet wird der Film durch ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten, mit so manchen Figuren und Darstellern aus den Prequel-Teilen, wobei Fans wohl am meisten dem Auftritt von Darth Vader entgegenfiebern werden. Dessen Anteil am Film fällt aber, so viel sei gesagt, extrem gering aus. Fans werden diese kurzen Momente aber dennoch lieben und auch die vielen versteckten Überraschungen und Easter Eggs, die es zu entdecken gibt. Dennoch gibt es Momente, wo Situationen zu reinem Fanservice verkommen und kontraproduktiv sind. Je mehr Zeit voranschreitet, desto deutlicher wird,
Rogue One - A Star Wars Story steht nicht so allein innerhalb der Episoden, wie es die Macher gerne hätten, "Episode 3.9" trifft es ganz gut. Die Prequel-Teile wurden beispielsweise dafür kritisiert, Brüche im Kanon mit der Originaltrilogie zu haben, und
Rogue One - A Star Wars Story sorgt nun dafür, dass der Kanon mit den alten Filmen erneut ein paar Risse bekommt. Als Fan kann man sich zwar wieder ein paar Konstrukte basteln, die den Kanon retten, aber dies ist bestenfalls persönliches Flickwerk und das sollte eigentlich nicht Sinn der Sache sein.
Doch bei genauerer Betrachtung sind das bestenfalls Schönheitsfehler, die nichts daran ändern, dass
Rogue One - A Star Wars Story ein unglaublich guter Film geworden ist. Es sind die vielen großen und kleinen Dinge, dieihn zu dem Film machen, den wir uns eigentlich im vergangenen Jahr von
Star Wars - Das Erwachen der Macht gewünscht hatten. Trotz seiner grundsätzlich bekannten Geschichte fühlt sich es sich neu und frisch und vor allem nach
Star Wars an.