Ja, TROS hat beides rückgängig gemacht. Weshalb ich dort die die Mary-Sue Aussage komplett verstehe, aber nicht in den Vorgängern.
Die Argumentation für "Mary Sue in TROS" kann ich nur bedingt nachvollziehen; für mich gehen die üblicherweise erwähnten Punkte eher in Richtung "Deus ex machina", wo man jeweils die Glaubwürdigkeit für sich einstufen muss.
Die Fakten sind:
- Ihr gelingen Teile ihrer Trainingsübungem nicht ("Seid mit mir")
- Sie widersetzt sich der Empfehlung ihrer Meisterin, nicht nach Exegol aufzubrechen
- Sie entdeckt die dunkle Seite in sich und macht die Erfahrung, in Rage einen Freund zu töten (wenn auch nur vermeintlich, aber die Erfahrung war echt für sie)
- Sie erfährt, dass sie von dem dunkelsten Machtnutzer der Galaxis abstammt, welcher nun auch noch am Leben sein soll
- Sie verliert komplett ihren Mut und gibt auf Ahch-To mehr oder weniger auf, wo Luke sie erst überzeugen kann, sich ihren Ängsten zu stellen
- Sie wird auf Kef-Bir von Kylo Ren dominiert und besiegt ("Lea ex machina" rettet sie im letzten Moment)
- Sie ist auf Exegol im Zuge des verlangten Rituals mächtig eingeschüchtert und fängt sich erst wieder, als Ben dort ankommt
- Die beiden werden von Palpatine mal so richtig zerpflückt und ausgesaugt
- Kaum bei Bewusstsein benötigt sie die Hilfe aller vergangener Jedi, um Palpatine zu besiegen
- Entkräftet davon stirbt sie
- Einzig durch Bens Opfer bekommt sie das Leben geschenkt
- Schultert fortan Bürde und Verantwortung, den Jedi-Orden gewissermaßen neu aufzubauen
Es mag sein, dass man solche "Glücksmomente" wie auf Kef-Bir oder Exegol auch zu einem 'Mary Sue'-Phänomen dazuzählt, allerdings handelt es sich für mich eher um "Deus ex machina"-Situationen, wo die bereits moralisch oder physisch geschlagene Protagonistin im genau richtigen Augenblick externe Hilfe bekommt. Ihren Flirt und ihre Motivation für die dunkle Seite hätte man meiner Meinung nach besser ausarbeiten können (zum Beispiel "Wie nah stand sie der Entscheidung tatsächlich, das Sith-Ritual zu praktizieren und was hätte sie sich ausgerechnet?"), aber alles in allem kam mir Rey wieder deutlich greifbarer vor als im Vorgängerfilm TLJ, der sich mit seiner Figurenzeichnung für mich bis heute ein wenig nach "Plastik" anfühlt.