Ich empfand es aber leider in keinster Weise als Steigerung seiner dunklen Anteile, dass er all das, was in TFA für sein Verstecken und Nachlaufen stand, wieder ausgepackt hat.
Vielleicht ist das auch eine unpassende Formulierung von mir gewesen; mir ist halt aufgefallen, dass er im Vergleich zu EP7 und 8 nicht mehr so unsicher und mit sich hadernd wirkt, sondern deutlich angekommener in dem, was er (jedenfalls nach außen hin) verkörpern möchte.
Zudem ist er ja nun sein eigener Herr und unterwirft sich auch Palpatine nur zum Schein, um hintenrum weiterhin seine eigenen Pläne zu verfolgen.
Mich würde ja interessieren, wann und wie er herausgefunden hat, dass er und Rey einen Zweiklang in der Macht bilden; und warum Palpatine das nicht ebenfalls erspüren konnte?
Vielleicht hat ihm ja das Wissen darüber zusätzliche (innere) Kraft verlieren (und gar nicht so sehr die dunkle Seite an sich), denn in all den Szenen, die eine Konfrontation mit Rey darstellen, scheint er jedes Mal der deutlich gefestigtere und (dadurch) überlegenere von beiden zu sein.
Ebenso ist ein sich der Dunklen Seite Hingeben / Nachgeben für mich deutlich schwächer als sein Auftritt in TLJ, wo er nur für sich steht und nicht für eine Seite der Macht. Ich finde es übrigens auch interessant, das Rey und Ben in der Aufzugszene - wenn ich mich recht entsinne - nie von "you'll turn to the light / dark side" sprechen, sondern nur "you'll turn" sagen.
Hatte er der dunklen Seite der Macht denn wirklich entsagt (in TLJ)?
Wovon er sich wohl wirklich lösen wollte, waren die Traditionen sowohl der Sith, als auch der Jedi.
Wenn ich allerdings sein Handeln und Auftreten insbesondere gegen Ende des Films Revue passieren lasse, so scheinen mir diese in Summe immer noch ziemlich dunkel (und destruktiv) zu sein; sowohl sich, als auch anderen gegenüber. Rey eingeschlossen.
Ich weiß, dass diesen Szenen einige andere gegenüberstehen, die einen gegenteilen Eindruck vermitteln, auch bei mir. Allen voran natürlich die Annäherungen, die über das Force Bond stattgefunden haben.
Aber nicht nur:
Wenn ich mir bspw den Kampf im Thronsaal ansehe und darauf achte, wie Kylo sich immer wieder nach Rey umsieht, als würde er sich vergewissern wollen, dass ihr ja nichts zustößt; oder wie er sogar kurz um Fassung ringt, als sie von einer der Wachen am Arm verletzt wird, und daraufhin noch mal extra aufdreht (um ca 5 Prätorianer auf einmal zu erledigen), dann wirkt seine Zuneigung schon sehr glaubhaft für mich.
Das schließt aber nicht aus, dass er gleichzeitig von einem (mindestens) ebenso starken Besitzanspruch geleitet war...
Wäre es ihm nämlich
nicht vorranig darum gegangen, sich Rey zu eigen zu machen (so wie das dunkle Machtanwender generell gerne praktizieren), warum war es ihm dann nicht möglich, auch ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen, als es
wirklich darauf ankam?
Ich denke, dass diese beängstigende Entdeckung in seinem Verhalten letztlich auch den Anstoß dafür gab, dass Rey sich (wieder) von ihm abgewandt hat.
Mich würde aber wirklich interessieren, wie du die Entwicklung zwischen den beiden wahrgenommen hast. Vielleicht deute ich hier vieles weitaus dysfunktionaler als es angebracht wäre (oder ziehe Parallelen zum echten Leben, die in Bezug auf das SW-Universum aber von vornherein unzulässig sind
)
Gerade nach der Gegenüberstellung mit Luke, der Moment, in dem er feststellen muss, dass seine Hingabe an den Hass ihn schon wieder verblendet hat - genau da seh ich es als konsequent in der Charakterentwicklung an, dass er kapiert, dass er sich von einer reinen dunklen Seite lossagen muss. Die Szene bestätigt seine Entwicklung in sämtlichen Thronsaalszenen (sich nicht blenden lassen; was Eigenständiges machen). Anschließend kommt sogar nochmal die Erinnerung an seinen Vater, dessen richtige Aussage, dass Snoke ihn nur ausnutzt, Ben letztlich dazu gebracht hatte, aufzumucken. Auch das bekräftigt meiner Ansicht nach die Entwicklung weg von Hingabe an die Dunkle Seite und hin zu Eigenständigkeit.
Das hätte mE aber vorausgesetzt, dass er das Gefühl hat, überhaupt eine Wahl zu haben...und ich glaube, das hatte er nicht.
Bis zu dem entscheidenden Moment, als Leia ihn durch ihre aufopferungsvolle Geste doch noch eines Besseren belehrt.... ab da "kapiert" er dann ja, mit aller Konsequenz, wie falsch er lag.
Nichtsdestotrotz finde ich deine Interpretationen echt gut, das bringt mir doch noch mal eine andere Sicht auf die Dinge und wie man Bens Entwicklung etwas passender in das Zusammenspiel aus TLJ und TROS einordnen kann.
Danke; so geht es mir umgekehrt mit vielen eurer Interpretationen natürlich auch!
Und ich finde es echt angenehm, sich trotz aller subjektiver Unterschiede im Erleben immer auch eine Ebene konsensuellen Wohlwollens (füreinander) bewahren zu können; was eben beinhaltet, niemandem etwas aufdrängen, absprechen, oder auch verleiden zu müssen.
(Leider sind meine "Likes" momentan alle)