Für die Serien funktioniert das bisher ganz gut, ja. Wobei ich mich da schon frage, warum man nicht eine epische Serie mit diesen Figuren anlegt, anstatt zahlreiche Einzelserien, deren Folgen teilweise super kurz sind.
Das hat mit den Sehgewohnheiten von Streaming-Konsumenten und dem Aufbau von Disney+ als Wettbewerber von Netflix & Co. zu tun.
The Mandalorian war der erste Feldversuch, eine Live-Action-Serie (Star Wars) auf dem Markt zu platzieren und erwies sich als voller Erfolg. Jetzt möchte man darauf aufbauend weiteren Content produzieren und dafür eignen sich viele kurze Serien eben besser als ein gigantisches Projekt, welches im Falle von Problemen direkt eine Krise auslöst und ganz anders geplant und kalkuliert werden muss. Keine Streaming-Plattform hängt sich an ein einziges Produkt, sondern versucht ein breites, flexibles Portfolio bereitzustellen, um regelmäßig über das ganze Jahr neue Veröffentlichungen anzubieten.
Es bezahlt halt kaum einer sein Abo, damit er einmal im Jahr über ein paar Wochen seine 20 Folgen Star Wars-Serie XY wegbingen kann und sich dann bis zum nächsten Jahr zurück in Karbonit einfrieren lässt.
Für weitere Star Wars Filme funktioniert das für mich nicht so richtig. Man sollte sich darüber klar werden, was man denn eigentlich noch erzählen möchte und ob das für tolle Filme reicht. Zur Zeit scheint es mir eine verzweifelte Suche nach geeigneten Stoffen zu sein, die man noch verwursten kann.
Für eine Diskussion ist wichtig, klar abzugrenzen, was man sich persönlich wünscht und was für ein relevantes Publikum, welches 1 Mrd. $ + x in die Kassen spült, funktioniert. Dune z.B. tut Letzteres nicht.
Ich will dich nicht „überzeugen“ oder deinen Geschmack in Frage stellen, in meinen Kopf schwirren in der Debatte nur immer diese beiden Dimensionen, also persönliche Sehnsucht und eine sachliche Einordnung der Erfolgsfaktoren. Das bringe ich nicht immer eindeutig zum Ausdruck und trifft mich letztendlich auch selbst.
Insofern, meine Perspektive:
Star Wars hat sich durch die audiovisuelle Inszenierung seinen popkulturellen Status erworben, die Handlung als solche ist heruntergebrochen kein Quantensprung. Sich das ins Bewusstsein rufend, finde ich die schier endlose Diskussion über mögliche „Twists“ und komplexe Verstrickungen mit den Handlungen der anderen Filme oder wahlweise dem (Legends) EU in aller Regel am Ziel vorbei. Statt sich darauf zu fixieren, sollte das Augenmerk auf dem Ursprung des Erfolges liegen. Der strategisch bessere Schachzug für Star Wars wäre es gewesen, 2008 an Stelle von Avatar den 3D-Hype mitzunehmen, aber den Zug hat James Cameron auf die Gleise gebracht. Die Nummer ist durch.
Ist es heute möglich, das Kino durch neue Effekte zu revolutionieren? Ich weiß es nicht, für eine solche Einschätzung bin ich in der Filmtechnik nicht versiert genug. Lässt sie sich verneinen bzw. dann verneinen, wenn die Frage um den Aspekt des erhofften massenphänomenalen Effektes ergänzt wird, so bleibt Star Wars immer noch genug Platz, die zeitlosen Themen aufzugreifen. Die Kunst ist dann, dass geschickt zu inszenieren und darüber hinaus zu gehen, die bereits erzählten wie auch die neuen Geschichten zu ruinieren. Mein all time favorit: Mad Max: Fury Road. Hat nur leider auch nicht für 1 Mrd. $ + x gereicht und interessiert Disney/Lucasfilm daher nicht.
Ich bin mir nicht sicher, ob das Publikum wirklich danach verlangt. Was bei Marvel funktioniert, kann man nicht auf Star Wars übertragen. Und auch bei Marvel scheint die Luft raus zu sein.
Was Disney hingegen interessiert, ist dass dieses Wochenende ein weiterer Marvel-Film, der sich auf die von dir eher kritisch betrachteten Elemente ganz wesentlich stützt, verdammt viele Rekorde gebrochen hat und dabei eine Pandemie mal so eben weglächelt. Das klappt natürlich nicht jedes Mal, aber es macht sich schon ...bemerkbar.