[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Sicheres Haus des NRGD (Duros Agricultural Imports) | Büro | Lieutenant Commander Arkadi Duval, Tirasina, Faith Navalon
Mit den Ereignissen vor dem beschaulichen Café konnte Arkadi zufrieden sein, das Gespräch mit Tirasina hatte Klarheit geschaffen und neue Optionen eröffnet. Die Formwandlerin hatte bewiesen, dass sie Potential für die gefährliche, schmutzige Arbeit des Geheimdiensts und ganz besonders der Sektion Null besaß, obwohl sie darin nicht ausgebildet worden war, hatte sie die Täuschung des erfahrenen Agenten erkannt und souverän darauf reagiert. Dafür musste er der weißhaarigen Frau Anerkennung zollen, sie war keineswegs leicht an der Nase herumzuführen und hakte nach, wenn ihr etwas verdächtig vorkam. Diese Mischung aus Neugier und Vorsicht war überaus nützlich und wenn sie ausgebaut werden konnte, würde das Ergebnis wahrhaft beeindruckend sein, davon war Arkadi überzeugt. In Verbindung mit ihren natürlichen Fähigkeiten würde die Gurlanin Dinge erreichen können, die gewöhnlichen Lebewesen niemals möglich wären. Genau darin lag aber auch die Gefahr, die sie darstellte, sollte Tirasina gefangen genommen werden, dem NRGD den Rücken kehren oder ihre Talente der Black Sun oder gar dem Imperium anbieten, wäre das ein sicherheitstechnischer Alptraum, den der ehemalige Soldat und seine Karriere niemals überleben würden. Er bewegte sich schon jetzt auf dünnem Eis, seine Vorgesetzten in der Phönix-Zelle erwarteten Ergebnisse und wünschten, keine unnötige Aufmerksamkeit auf ihre schwarzen Operationen zu lenken. Im Notfall, dessen war sich Arkadi bewusst, würde er die junge Frau, die ihn so nachdenklich aus ihren hellen Augen ansah, erschießen müssen, damit sie nicht in die falschen Hände fiel. Ein Gedanke, der dem kühlen Geheimdienstler zwar nicht gefiel, ihn emotional aber auch nicht sehr berührte. Schon vor langer Zeit hatte er erkannt, dass für den endgültigen Sieg über das tyrannische Imperium kein Opfer zu groß und kein Verrat zu abscheulich war. Er musste tun, was getan werden musste, weil sonst niemand dazu in der Lage war, und die Aussicht, sich für diese gute Sache die Hände schmutzig zu machen und verachtet und gehasst zu werden, schreckte ihn nicht. Das war die Stärke, die Lebewesen wie Eowyn El´mireth niemals aufbringen würden, der Wille, alles, aber auch wirklich alles für etwas zu tun, das so viel größer und wichtiger war als lächerliche persönliche Moralvorstellungen oder das eigene Bild in der Öffentlichkeit. Diese Krankheit, diese ekelerregende Schwäche, hatte in Arkadis Augen den Großteil des Senats, der Streitkräfte, der Jedi, des Geheimdiensts und der Öffentlichkeit befallen, sie alle kümmerten sich bloß darum, dass man gut von ihnen dachte und nicht darum, die fundamentale Bedrohung, die das Imperium für die Neue Republik und alle freiheitlich gesinnten Lebewesen in der Galaxis darstellte, zu beseitigen. Aber das würde sich ändern. Irgendwann würden die Schreie der Opfer imperialer Grausamkeit so laut werden, dass selbst die tauben Politiker und Generäle auf Mon Calamari sie nicht länger würden ignorieren können, und dann würde die Stunde der Vergeltung endlich kommen. Doch bis dahin galt es vorsichtig zu sein und nur die absolut notwendigen Risiken einzugehen. Die Überwachung von Tirasina abzuziehen war ohne Zweifel ein Risiko, doch ein wohl kalkuliertes Risiko, bei dem die potentielle Vorteile überwogen. Arkadi musste gestehen, dass ihn die Überraschung im Blick der Gurlanin ein wenig amüsierte, ein Teil von ihr hatte wohl bis zum Schluss nicht glauben wollen, dass er sein Versprechen tatsächlich erfüllen würde. Mit einem symbolischen Handschlag bekräftigte der kräftige Mann seine Absicht, sie zu einer richtigen Agentin zu machen, sobald die Zeit reif war, und er konnte spüren, dass er mit dieser Aktion das Wohlwollen der Formwandlerin erlangt hatte. Ihre Loyalität und Eifer waren bessere Mittel, um ihr Verschwinden zu verhindern als Wachen und Blaster. Es war eine Sache, jemanden gefangen zu halten, eine ganz andere jedoch, jemanden davon zu überzeugen, freiwillig Ketten zu tragen und dafür auch noch dankbar zu sein. Als er Tirasina verriet, um was es bei der Mission ging und wie wichtig Geheimhaltung war, äußerte sie sich entschlossen und energisch und auf die Aussicht, mit einer Jedi zusammenzuarbeiten, reagierte belustigt und meinte, dass es sich bloß um eine Padawan handeln würde. Mahnend schüttelte Arkadi den Kopf, die Jedi waren nicht zu unterschätzen, aber Tirasina korrigierte sich selbst und gestand ein, dass es schwierig werden würde, ihre wahre Natur geheim zu halten, sie aber ihr Bestes geben würde und sie die Tarnung verstanden hatte.
Die Besprechung mit der Jedi, Faith Navalon, war reibungslos über die Bühne gegangen und als die junge Frau sie allein gelassen hatte, war Arkadi mit Tirasinas Einschätzung der Lage überaus zufrieden gewesen und hatte der weißhaarigen Frau sogar ein schmales Lächeln geschenkt. Es stimmte, er hatte gegenüber der Jedi nicht gelogen, bloß die Fakten ein wenig gedehnt oder ausgelassen und mit etwas Glück würde sich die junge Padawan als beeinflussbar erweisen. Dass sie ohne einen Meister an der Mission teilnahm, kam dem Agenten entgegen in der Tat entgegen. Ein Zeuge und möglicher Problemfaktor weniger. Nach dem Start von Coruscant hielt sich Arkadi zunächst im Cockpit auf und kümmerte sich darum, den HWK-290 Frachter des NRGD auf Kurs Richtung Kafrene zu bringen und die Sensoranzeigen zu prüfen, der Rest des Teams hielt sich im Passagierbereich auf. Es war ein wenig riskant, Tirasina mit den anderen allein zu lassen, aber es war auch die beste Möglichkeit, die Gurlanin ein wenig üben und sich eingewöhnen zu lassen, Arkadi traute ihr zu, dass sie zurechtkommen und der Jedi und den Soldaten notfalls ins Gesicht lügen würde. Als er im Cockpit fertig und der Sprung in den Hyperraum glatt gelaufen war, begab er sich zu den anderen und fand Faith und Tirasina in einer Unterhaltung vor und er nickte beiden knapp zu, wobei sein Blick einen Moment länger an der Formwandlerin hängen blieb. Sie wirkte ein wenig nervös, aber nicht panisch, und die blonde Jedi neben ihr machte nicht den Eindruck, als wäre sie alarmiert, es schien also alles in Ordnung zu sein, also setzte sich Arkadi, setzte das Briefing für das ganze Team fort und verwies auf die Datapads und die weiter hinten gelagerte Ausrüstung, aus der er sich anschließend bediente. Es fühlte sich gut an, nicht länger die Uniform, sondern praktische dunkle Zivilkleidung zu tragen und die schwere Disruptorpistole an seiner Hüfte trug dazu bei, dass er sich wie der Herr der Lage fühlte. Tirasina spielte weiterhin hervorragend ihre Rolle, bestätigte gehorsam seine Anweisungen, lächelte Faith freundlich zu und machte sich auf den Weg, um sich ebenfalls umzuziehen. Arkadi sah ihr kurz nach, lehnte sich sich dann ein wenig zurück und musterte die ihm gegenüber sitzende Jedi nachdenklich. Ihre weichen Gesichtszüge bildeten einen interessanten Gegensatz zu ihrem kurzen blonden Haar und das trug ohne Zweifel zu ihrem attraktiven Erscheinungsbild bei, aber der Agent sah darin kein Problem für die Mission. Sie war jung und hübsch, aber das waren einige Söldner, einige der besten Killer der Galaxis hatten die Gesichter von Engeln und waren kaum alt genug, um einen Speeder fliegen zu dürfen. Als Tirasina zurückkehrte, nickte Arkadi ihr kurz zu, sein Blick fiel auf das Messer und die Blasterpistole, die sie ausgewählt hatte, und in seiner Stimme schwang Lob mit, als er die Formwandlerin ansprach.
„NN-14, hergestellt von LPA. Kompakt und leicht zu bedienen. Gute Wahl für ein räumlich eng begrenztes Einsatzgebiet, Agent Kailtur.“
In den Korridoren und Räumen einer Raumstation war Reichweite nicht sehr wichtig, Handlichkeit hingegen schon, eine lange, sperrige Waffe war in dieser Umgebung alles andere als nützlich. Dass Tirasina das erkannt hatte, stimmte ihn zuversichtlich. Die Frau mit den hellen Augen setzte sich gegenüber einem der Soldaten, dem blonden Tradeseeker, der gerade sein Blastergewehr reinigte, und musterte ihn neugierig, immer wieder warf sie ihm lächelnd Blicke zu, die er nur zu gerne etwas verstohlen erwiderte. Arkadi wusste nicht recht, ob und was sie damit bezweckte, also ignorierte er das vorerst. Emotionale Bindungen an entbehrliche menschliche Ressourcen waren eines wahren Agenten nicht würdig. Also studierte er sein Datapad und sah nur kurz auf, als Lieutenant Navalon und eine Soldatin aus ihrem Trupp, Allana, von ihrem Gang in den Frachtbereich zurückkehrte, die beiden Frauen trugen nun ebenfalls dunkle Zivilkleidung und Arkadi stellte mit Anerkennung fest, dass sich die Jedi für eine vielseitigen S-5 Blasterpistole entschieden hatte, eine praktische Waffe, die eine ganze Reihe von Verwendungsmöglichkeiten erlaubte.
„Sie sind mit diesem Modell und seinen Möglichkeiten vertraut?“
Erkundigte er sich nach einem höflichen Nicken und sah dann zu Allana, die eine schwere A180-Blasterpistole und eine stattliche Anzahl von Granaten und Ersatzmagazinen bei sich trug, offenbar rechnete sie mit schweren Kämpfen oder wollte ganz den typischen Vorstellungen eines raubeinigen Söldners entsprechen. Durchaus nicht falsch und so wölbte Arkadi lediglich eine Augenbraue.
„Ich muss Sie ja nicht daran erinnern, dass der Einsatz von Granaten an Bord einer Raumstation mit Vorsicht zu erfolgen hat?“
Die Soldatin lächelte fröhlich und schüttelte den Kopf, während sie fast schon liebevoll die Sprengsätze betrachtete.
„Natürlich nicht, Sir.“
Arkadi nahm diese Aussage mit gemischten Gefühlen auf, verzichtete aber auf einen weiteren Kommentar und konzentrierte sich stattdessen auf Faith, die Tradeseeker ermahnte, sein A280-Blastergewehr, die Standarddienstwaffe der Neuen Republik, an Bord zu lassen und stattdessen eine der Waffen aus den Kisten im Frachtbereich zu nehmen und dabei darauf zu achten, kein einheitliches militärisches Erscheinungsbild zu schaffen. Die schiere Auswahl an verschiedenen Blastergewehren schien die Jedi zu beeindrucken und so lächelte Arkadi dünn und nickte ihr wohlwollend zu.
„Korrekt. Viele Söldner haben eine militärische Vergangenheit, aber in der Regel werden Disziplin und einheitliches Erscheinungsbild vernachlässigt und die neu gewonnene Freiheit abseits von Regeln und Vorschriften ausgenutzt, gerade in Fragen der Ausrüstung. Die „Grey Rancors“ sind eine durchaus professionelle Truppe, gemessen nach den in diesen Kreisen üblichen Standards, aber Lieutenant Navalon hat vollkommen recht: Sie sind Söldner, keine Soldaten. Vergessen Sie diesen Unterschied nicht.“
Im Anschluss vertiefte sich Arkadi wieder in die Lektüre der zu Kafrene und dem „Erzengel“ verfügbaren Informationen, nicht ohne ab und zu einen wachsamen Blick in Richtung Cockpit zu werfen, in das sich Faith begeben hatte. Die Jedi schien sich dort wohler zu fühlen und nach einer Weile döste sie ein und so widmete sich Arkadi den letzten Vorbereitungen und gestattete sich ebenfalls ein wenig Schlaf, bis der Annäherungsalarm ertönte. Sofort war er wach und auf den Beinen.
„Agent Kailtur, zu mir.“
Wies er die Formwandlerin knapp an und begab sich ins Cockpit, dort saß Faith bereits im Pilotensessel und lenkte den Frachter in Richtung des Asteroidengürtels. Knapp flogen sie an einem der Felsbrocken vorbei und Arkadi wölbte eine Augenbraue.
„Ich schließe daraus, dass Sie wie es in Ihrer Akte steht tatsächlich für das Fliegen von Frachtern qualifiziert sind.“
Merkte er trocken und mit einem Hauch Warnung an, die Jedi sollte nicht glauben, einfach das Steuer an sich reißen zu können. Die junge Frau machte jedenfalls einen begeisterten Eindruck ob der Tatsache, dass der HWK-290 weitaus schneller und wendiger war als er aussah, und der Agent musste zugeben, dass sie wirklich gut flog, selbst als die automatische Unterstützung ausschaltete. Zunächst wollte er protestieren, doch Faith flog so ruhig und zielsicher, dass er keinen Grund dazu sah, ihr Verhältnis zu belasten. Ob es die ominöse Macht war, die ihr jetzt half? So oder so, ihr Ziel kam näher und die Blondine aktivierte die Komverbindung zur Raumstation und bat um Landefreigabe. Ihr Timing war ausgezeichnet, gerade als sie elegant um einen riesigen Asteroiden flog, kam die beeindruckende Station in Sichtweite. Arkadi verschränkte die Arme hinter dem Rücken und betrachtete das technische Meisterwerk, doch seine Aufmerksamkeit galt dem Kom. Eine nichtmenschliche Stimme mit einem Akzent aus dem Äußeren Rand antwortete auf ihre Anfrage, begleitet von einem leichten Rauschen teilte sie ihnen mit, dass ihre Anfrage abgelehnt worden war und sie im Haupthangar landen sollten. Die Augen des Agenten wurden eine Spur schmaler, die jüngsten Ereignisse mussten dazu geführt haben, dass die Sicherheit nun weitaus strenger gehandhabt wurde. Fragend blickte Faith zu ihm auf und teilte ihre Bedenken mit, die Arkadi teilte. Im Haupthangar herrschte ohne Zweifel rege Aktivität, was viele Augen und Ohren bedeutete, er war vermutlich am Besten gesichert und für den Fall der Fälle am schwierigsten wieder zu verlassen. Die Jedi schlug vor, etwas anderes zu versuchen, und Arkadi setzte zu einem Nicken an, doch Faith war schneller und betont deutlich und energisch antwortete sie auf den Funkspruch. Überzeugend verkündete die junge Frau, dass die Söldnertruppe lieber nicht im Haupthangar landen sollte, verwies auf einen vom NRGD erfundenen Zwischenfall bei Rorak und appellierte geschickt an das Eigeninteresse des Verantwortlichen, lieber Ärger zu vermeiden und sie in Dock 366 landen zu lassen. Schnell und klug reagiert, das gestand Arkadi ein, und so schwieg er und wartete gespannt auf eine Antwort. Mehrere Sekunden vergingen und die Anspannung wuchs, da knackte es endlich und die Raumkontrolle meldete sich, wobei seine Stimme ein wenig belegt und unsicher klang.
„Bestätige. Wir wollen nicht...wir wollen nicht, dass Sie unseren Haupthangar in die Luft jagen, wie Sie es bei Rorak getan haben. Freigabe für Dock 366 ist erteilt. Nichts...in die Luft jagen.“
Beeindruckt warf Arkadi Faith einen kurzen Seitenblick zu und nachdem die Leitung geschlossen war, nickte er der Jedi knapp zu.
„Bringen Sie uns rein, Lieutenant Navalon.“
Langsam und geleitet vom Signal der Raumstation näherte sich der Frachter dem Dock, das sich rechtzeitig für sie öffnete und ihnen eine sichere Landung ermöglichte. Sobald das Schiff festen Boden unter den Füßen hatte, wurden die Triebwerke deaktiviert und man machte sich bereit, die Raumstation zu betreten. Arkadi prüfte ein letztes Mal seine Ausrüstung und nickte dann Tirasina knapp zu.
„Agent Kailtur, schauen Sie doch bitte nach, ob alle bereit sind.“
Die Formwandlerin verließ wie gewünscht das Cockpit, schloss hinter sich die Tür und ließ ihn und Faith allein. Mit einer gewissen Strenge im Blick musterte Arkadi die junge Frau, seine Stimme war ruhig und beherrscht.
„Das war gute Arbeit. Improvisationstalent, Anpassungsgabe und Risikobereitschaft sind die Zeichen eines fähigen Offiziers. Aber vergessen Sie nicht die Kommandokette. Sie erhalten Ihre Befehle von mir. Ich wollte das nicht vor Ihren Untergebenen besprechen, so etwas untergräbt die Autorität. Wir verstehen uns, nicht wahr?“
Anschließend machte der Agent kehrt und begab sich in den Passagierbereich, trat zu Tirasina und legte ihr ermutigend die Hand auf die Schulter, und sobald alle bereit waren, öffnete er die Rampe und schritt herunter. So begann es also.
[Ring von Kafrene | Raumstation | Dock 366 | Lieutenant Commander Arkadi Duval, Tirasina, Faith Navalon und ihr Trupp