Ich bin weder Musik- noch Techniknerd, aber mir erscheinen Schallplatten in jeglicher Hinsicht unpraktischer und auch in der Audioqualität schlechter als so ziemlich jedes andere Audioformat. Ich könnte den Trend unter dem Gesichtspunkt der Nostalgie und des Sammelnwollens von Haptischem verstehen, aber abgesehen davon macht er für mich keinen Sinn. Habe aber sie gesagt weder von der Technik ne Ahnung noch bedeutet mir Musik besonders viel. Wäre für Aufklärung dankbar.
Im Kern hast du völlig recht: Schallplatten nehmen Raum ein, sind schwieriger zu transportieren, müssen ob Schadensanfälligkeit gut aufbewahrt werden, und sie in den Spieler einzulegen oder zugunsten der nächsten herauszunehmen, ist quasi ein eigenes Ritual; sie sind nicht "jederzeit" verfügbar und die Soundqualität gilt - sofern es keine Neupressungen sind - als überholt. Obendrein sind sie als Neuware kein Schnäppchen.
Wie konnten sie also den Sprung zurück in den Mainstream schaffen?
Weil gerade die vielen "Hindernisse" einen gedanklichen Perspektivenwechsel sowohl auf das Medium selbst als auch auf Musik, die man hört, erfordern. Die Schallplatte spult man nicht nach Belieben vor, man überspringt keine Songs oder legt sie nur für einen bestimmten ein. Man geht nicht ständig zum Gerät, um Aktionen zu setzen, die man digital per Knopfdruck oder Swipe befiehlt. Wer das bevorzugt, gehört sowieso nicht zur Zielgruppe der Schallplatte. Diese verlangt Respekt -- und zwar in Form von Entschleunigung der Zeit, die eine Bedingung für den Genuss darstellt.
Der gern angeführte Nostalgiefaktor ist für alle, die die Glanzzeit des Mediums nicht miterlebt haben (zB weil sie schlicht zu jung waren), eher indirekter Beweggrund. Oft ist es schlichtes Interesse, eine Vorliebe. Immer gibt es "ältere" Sachen, die einem aus irgendwelchen Gründen gefallen, die man "beibehalten" will. Das können Tänze sein, Mode (gerade in diesem Bereich kehrt alles gefühlt alle 20 Jahre wieder), Filme (Wie alt ist die OT noch einmal?), Design, Musik...manchmal Kombinationen. In seltenen Fällen betrifft das sogar Technologien (es gibt Leute, die ihre alten Nokia-Ziegel Smartphones gegenüber bevorzugen..ist in Ordnung, man muss nicht immer erreichbar oder online sein, nur weil es die moderne Welt ständig verlangt).
Das ist natürlich alles nur meine Meinung. Die Meinung eines Digitalisierungsskeptikers, der immer kritischer wurde, als er merkte, dass die versprochene Arbeitszeitverringerung infolge fortschreitender Technologisierung sich immer mehr ins Gegenteil verkehrt, zur Arbeitsverdichtung wurde.