[Serenno-System | Serenno | Saffia | Arbeiterviertel | Speeder | Etara, Handlanger der Black Sun (NSC)
Die Fahrt durch die postindustrielle Ödnis – oder war es die industrielle Einöde? - von Saffia trug wenig dazu bei, Etaras Stimmung aufzuhellen. Postindustrielle Ödnis, verdammt, jetzt fing sie tatsächlich schon an zu denken wie diesen abgehalfterten Künstler, den sie mal im Nebenzimmer eines Clubs auf...wo auch immer vernascht hatte. Zum Glück hatte er noch andere Qualitäten außer seinem pseudo-intellektuellen Gequatsche gehabt, aber manchmal war der Chiss ihre Präferenz für einmalige Abenteuer ohne Verpflichtungen doch ganz recht. So musste sie sich Unsinn nicht länger als absolut nötig anhören. Wobei die Bezeichnung für das graue, schmucklose und dezidiert heruntergekommene Viertel durchaus passte. Kärgliche Gestalten huschten verängstigt in dunkle, von Schmutz übersäte Nebengassen, als die den Speeder-Konvoi der Black und seine bis an die Zähne bewaffneten Insassen bemerkten. Offenbar waren die Leute hier arm, aber nicht blöd, was ihnen in den Augen der Piratin schon mal einen gewissen Sympathiebonus einbrachte. Man musste Zähne und Grips besitzen, wenn man sich in so einer Umgebung behaupten wollte, und das respektierte das Kind des Schmugglermonds durchaus. Wen sie allerdings nicht respektierte war Volltrottel, dessen Schmerzensschreie und das dumpfe Geräusch von brechenden Knochen aus der hinteren Kabine die Musik tontechnisch aufwerteten. Der dreiste Aqualish, ein Einheimischer auf der Suche nach schnellen Credits, hatte tatsächlich versucht, Etara persönlich zu verarschen und ihr weiszumachen, dass Spectre sich bereits in einer ganz anderen Stadt aufhalten würde, „verlässliche Quellen“ würden das bestätigen. Diese „Quellen“ waren genau so glaubwürdig wie das hochheilige Versprechen einer Twi´lek-Prostiuerten, dass man auch ganz gewiss ihr bester Liebhaber war, und entsprechend angesäuert hatte Etara reagiert. Der Bluff war so plump und dumm gewesen, dass ein Blinder ihn erkannt hätte, und die Blauhäutige hatte genügend Kartenspiele gespielt, um zu wissen, wann sie jemand für dumm verkaufen wollte. Zunächst war ihr der Gedanke sympathisch gewesen, den Idioten einfach umzulegen, aber mittlerweile war sie der Ansicht, dass er lebend, aber malträtiert besser als abschreckendes Beispiel dienen würde. Außerdem wollte sie potentielle Informanten nicht vergraulen, denn auch wenn ihre Leute gerade systematisch das Viertel durchkämmten und einigen Hinweisen nachgingen, wussten sie nicht unbedingt sonderlich viel.
„Status?“
Verlangte die hübsche Kriminelle und kaute ein wenig auf der Unterlippe, während sie auf eine Antwort aus ihrem Komlink wartete. Nach und nach trafen die Berichte und Meldungen ein – nichts, wenig und noch weniger. Etara verkniff sich ein Seufzen und schärfte ihren Leuten ein, die Suche energisch fortzusetzen. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken wanderten. Ob Spectre in Ordnung war? Die ehemalige Imperiale war zäh und unbeugsam, leicht bekam man sie auf keinen Fall klein. Wenn die Entführer hofften, an Etara selbst heranzukommen, würden sie ihre Freundin wahrscheinlich als Druckmittel am Leben lassen und behalten. Wenn nicht...Die roten Augen der Chiss funkelten unheilvoll. Wenn man ihr auch nur ein Haar gekrümmt hatte, würde sie die Verantwortlichen persönlich zur Strecke bringen und an ein Rudel Kath-Hunde verfüttern. Niemand nahm ihr jemanden weg, der ihr so wichtig war wie Spectre. Niemand.
„Kommt schon, gebt mir etwas, das ein bisschen besser ist als „Wir tun unser Bestes, Boss“.“
Der gemurmelte Kommentar galt einem zeitweise auf Stumm geschaltetem Kom-Link, denn bei aller Sorge wusste Etara, dass es nichts brachte, ihre Leute verrückt zu machen. Das waren Profis, und Profis arbeiteten dann am Besten, wenn man ihnen die notwendigen Mittel an die Hand gab, ihnen ein Ziel zuwies und sie dann in Ruhe ihren Job machen ließ. Und tatsächlich wurde diese Einstellung einige Minuten später belohnt, mit einem Knacken erwachte das Komlink zum Leben und eine aufgeregte Stimme – besser gesagt, mehrere aufgeregte Stimmen, Schreie und Blasterfeuer – meldeten Feindkontakt mit einer Person, auf die die Beschreibung des Angreifer passte. Blechbüchse, Jetpack, wandelndes Waffenarsenal...offenbar hatte sie den Typen. Genauer gesagt: Die Frau. Und wo sie war, konnte Spectre nicht weit sein.
„Tempo, Tempo, Tempo! Ich will binnen...ach, vergiss es. Rutsch rüber und lass mich fahren.“
Bevor der perplexe Fahrer protestierten konnte, hatte Etara bereits seinen Platz eingenommen und mit der routinierten Furchtlosigkeit einer erfahrenen Fluchtfahrerin lenkte sie den Speeder in halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Straßen. Dass sie dabei einen der Seitenspiegel verlor – pfff. Akzeptable Verluste. Als sie das Ziel erreichten, kam das Fahrzeug schlitternd und mit kochendem Motor zum Halt und die Chiss zückte ihre Blasterpistolen, als sie aus dem Speeder sprang, zusammen mit einem guten Dutzend Söldner der Black Sun. Da drin in dem Gebäude musste es munter zur Sache gehen und die Chiss konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wurde ja doch noch spaßig auf Serenno. Sie schaltete ihr Komlink auf laut und in ohrenbetäubender Lautstärke hallte ihre Stimme durch die Gegend.
„Okay, Schutta, das Spiel ist aus! Ich hab hier genügend Feuerkraft, um die ganze Nachbarschaft abzufackeln, und Süße, glaub mir, das werde ich, wenn ich muss. Lass Spectre frei und komm mit erhobenen Händen und ohne Rüstung raus, dann können wir reden. Ansonsten mach dich bereit, als Ziel für jeden Blaster im Umkreis zu enden. 15 Sekunden, Blechbüchse! Überleg´s dir gut.“
Weitere Söldner stiegen hastig aus den restlichen Speedern des Konvois, die nach und nach eintrafen, hinter den Fahrzeugen in Deckung gingen und ihre Waffen in Anschlag brachten. Ein Teil von Etara hoffte, dass das Mando-Flittchen aufgeben würde, ein Teil wünschte sich, dass sie es nicht tun würde. So oder so, sie würde Spectre da heil rausholen.
[Serenno-System | Serenno | Saffia | Arbeiterviertel | Vor dem Gebäude | Etara, Handlanger der Black Sun (NSC), im Gebäude: Spectre, Kiara