Etara
Scarface gone blue
[Serenno-System | All in der Nähe von Serenno | MC80b „Rusty Reaver“ | Brücke | Etara, Spectre, Mercer, Kalea + Leibwächter, Besatzung (NSC)
Der ganze Ausflug nach Serenno versprach langsam, so richtig heiter zu werden, dachte sich Etara mit einer Mischung aus belustigter Abenteuerlust und nachdenklicher Sorge. Normalerweise störte sich die wagemutige Chiss überhaupt nicht an Risiken und Gefahren, der Nervenkitzel und das Rauschen des Adrenalins waren genau ihr Ding. Aber dieses Mal stand einiges auf dem Spiel, ihre geplante Karriere bei der Black Sun war nur eine Sache, die davon abhing, wie sie sich in dem Durcheinander schlug. Etara hatte keinen Zweifel daran, dass Nerra Kalea ihr den Hintern versohlen würde – und das nicht auf die angenehme Art – wenn die „Rusty Reaver“ auch nur einen Kratzer abbekommen sollte. Schäden, ob nun oberflächliche oder sogar ernst zu nehmende, wollte die angehende Piratin daher unbedingt vermeiden, und das hieß, entsprechend vorsichtig und maßvoll zu handeln. Immerhin wurde der Blauhäutigen schon mal eine Sorge abgenommen, als sich Nerra Kalea um den Eindringling (Mercer) kümmerte. Der würde wohl in Kürze in den zweifelhaften Genuss kommen, von der angesäuerten Pantoranerin so richtig ausgequetscht zu werden, und das ließ ihn wie einen Wasserfall reden. Zu Boden gedrückt und wohl zu Recht um sein Leben fürchtend verkündete der Eindringling, dass er nicht auf Ärger aus war und bloß abgestürzt war. Er klang dabei in etwa so überzeugend wie eine Prostituierte auf dem Schmugglermond, die einem Kunden weiszumachen versuchte, er wäre besonders toll im Bett gewesen, und Etara wölbte eine Augenbraue, konzentrierte sich aber hauptsächlich auf ihre Aufgabe. Als jedoch angesichts des Auftauchens eines imperialen Sensorkontakts das große Geheule anfing, war es schwer, nicht darauf zu achten, und so war Etara froh, dass Nerra Kalea sich darum kümmerte und den Gefangenen unsanft von der Brücke entfernen ließ. Bevor die hochrangige Kriminelle ihm folgte, erteilte sie noch rasch eindeutige Instruktionen und machte unmissverständlich klar, dass sie a) erwartete, dass man die Sache verflucht noch mal richtig zu Ende brachte und b) man sie bei weiteren Zwischenfällen unverzüglich informieren sollte. Etara straffte ihre Haltung und nickte respektvoll, ihre Stimme ruhig und professionell.
„Zu Befehl, Ma´am. Wir lassen uns von den Imperialen nicht in die Suppe spucken – nicht hier auf neutralem Gebiet.“
Die Piratin sah ihrer Vorgesetzten nicht nach, als sie schließlich von der Brücke stürmte, zweifellos, um den Gefangenen gebührend auseinander zu nehmen. Nicht beneidenswert, aber auch nicht ihr Problem, fand Etara und konzentrierte sich ganz auf das, was in ihren Aufgabenbereich fiel. Sie würde das nicht vermasseln, ganz bestimmt nicht, und die Aussicht, in ein paar imperiale Ärsche zu treten, hatte durchaus ihren Reiz. Etara war zwar dezidiert unpolitisch, aber sie mochte das Imperium nicht sonderlich. Autoritäre Mistkerle, die anderen Vorschriften machen wollten und sie schräg ansahen, weil sie blaue Haut und rote Augen hatten, erzeugten bei der auf ihre Unabhängigkeit bedachten Chiss nicht gerade Sympathie. Hinzu kam die Heuchelei – sie hatte schon genügend imperiale Beamte erlebt, die sie verächtlich angestarrt und gleichzeitig die Hände auf gehalten hatten, um Bestechungsgelder zu kassieren. Ein hauchdünnes Grinsen zupfte an den Mundwinkeln der hübschen Nichtmenschin, denn heute würde sie vielleicht die Gelegenheit erhalten, für ein bisschen Chaos bei den arroganten Imps zu sorgen und dabei Respekt und fette Beute zu erlangen. Als hätte sie ihre Gedanken gehört, meldete sich just in diesem Moment die für die Sensoren zuständige Offizierin zu Wort.
„Eingang der neuen Daten ist bestätigt, Captain. Auswertung...wir haben es definitiv mit einem imperialen Kriegsschiff zu tun. Kreuzer der Enforcer-Klasse, seine Kennung weist das Schiff als die „Invincible“ aus. Ich kann die Daten zu dieser Klasse auf Ihre Station leiten, damit...“
Etara hob die Hand und lächelte dabei, um der Geste ein wenig die Schärfe zu nehmen, die Sensoroffizierin verstummte und legte ein wenig fragend den Kopf schief. Das war eine der Gelegenheiten, um der Crew zu zeigen, dass ihre Kommandantin auf Probe wusste, was sie tat.
„Danke, aber das wird nicht notwendig sein. Ich bin mit den Eigenschaften dieser Klasse vertraut. Schnelle, wendige Biester, flexible Bewaffnung, die Generatoren an der Außenhülle kann man verwenden, um Schilde und Antrieb zu verstärken. Zwei Staffeln Jäger, höchstwahrscheinlich TIEs.“
In den letzten Wochen hatte die Chiss fleißig gebüffelt und sich über Schiffen aller Art informiert, von gängigen Frachtern bis hin zu mächtigen Kriegsschiffen und exotischen Modellen. Einen guten Teil kannte sie schon aus eigener Erfahrung, sie war ja schließlich schon ordentlich rumgekommen und hatte einiges gesehen, aber man lernte nie aus und es schade ganz sicher nicht zu wissen, mit was man es zu tun bekommen konnte. Zufrieden damit, offenbar keine Idiotin vor sich zu haben, nickte die Sensoroffizierin knapp und Etara kniff ein wenig die Augen zusammen, als sie nachdachte. Den Angriff auf den Konvoi würde sie nicht abbrechen und bevor sie irgend etwas tat, wollte sie erst mal schauen, was die Imperialen anstellen würden. Und tatsächlich nahm der Kreuzer Kurs auf das Geschehen, hielt auf den angegriffenen Konvoi zu.
„Willst Du tanzen, hm? Dumme Idee. Ganz dumme Idee.“
Murmelte Etara kampfeslustig, ihre roten Augen funkelten, als sie Spectre einen kurzen Blick zuwarf und das Wort an ihre Freundin richtete, in dem selben kühlen Tonfall wie zuvor. Es war gar nicht einfach, so distanziert zu der anderen Chiss zu sein, aber Etara war nun mal nicht gefühlsduselig, sie bekam das schon hin. Und Spectre auch.
„Die Enteraktion gegen die Frachter ist vorerst aufgeschoben. Wenn der Kreuzer uns angreifen will, fällt uns vielleicht eine weitaus größere Beute in die Hände. Die Frachter können wir uns später noch holen, sobald diese Imps kein Problem mehr sind.“
Ohne auf eine Antwort zu warten drehte sich die Blauhäutige um und fixierte das taktische Holo, auf dem die „Invincible“ stetig näher kam. Was für ein typisch imperialer Name, fand Etara, aber das war jetzt ja wohl egal.
„Sieht so aus, aus wollten die Imperialen wirklich Ärger. Alle Stationen, bereitmachen für ein Gefecht, bei dem der Gegner tatsächlich zurückschießt. Navigation, bringen Sie uns näher ran, ich will, dass wir schnell in Reichweite sind. Bereithalten, das Feuer mit Ionenkanonen auf die Frachter zu eröffnen – wir schalten sie aus, bevor es ernst wird, ich will von denen keinen zusätzlichen Ärger.“
Eilig machte sich die Crew daran, diese Befehle umzusetzen, da signalisierte der Kommunikationsoffizier, dass er die Aufmerksamkeit seiner Kommandantin benötigte. Etara drehte sich erwartungsvoll um, sie war gespannt, was die Imperialen – sie würde darauf wetten, dass es die Imperialen waren – zu sagen hatten.
„Eingehendes Signal von der „Invincible“, Ma´am. Sie versuchen, einen Kanal zu öffnen.“
Na also, jetzt würde bestimmt die „Ergebt Euch oder werdet vernichtet“-Rede kommen, die Imperiale so gerne schwangen. Pech für sie, dass das nichts bringen würde, dachte sich Etara mit einem Schmunzeln und nickte, sie richtete sich ein wenig auf. Doch noch bevor sie reagieren konnte, ging der Kreuzer bereits zum Angriff über, ein einzelner Schuss – ein Warnschuss – wurde in Richtung der Jäger abgefeuert, die gerade noch die Frachter bedrängten. Verärgert kniff Etara die Augen zusammen und holte tief Luft. Also schön, wenn sie es auf die Tour haben wollten...
„Jägerleitkontrolle, neue Befehle: Unsere Maschinen sollen sich um die „Reaver“ herum neu gruppieren und einen Jägerschirm bilden. Die Imps machen garantiert gerade ihre Maschinen klar und ich will, dass sie zu uns kommen müssen, nicht wir zu ihnen – und damit in die Reichweite ihrer Laserkanonen. Kanoniere, volle Breitseite mit den Ionenkanonen auf die Frachter, legen Sie die völlig lahm, damit wir uns in Ruhe um die Imps kümmern können. Anschließend...alle Waffensysteme auf den imperialen Kreuzer ausrichten. Ausführen und einen Kanal öffnen.“
Rasch wurde die Befehle in die Tat umgesetzt, die Jäger der Black Sun brachen ihre Störangriffe auf die Frachter ab, beschleunigten und formierten sich um ihr riesiges Mutterschiff. Jede Hoffnung an Bord der Frachter, vielleicht doch noch entkommen zu könne, erstarb in einem Reigen von ausbrennenden Systemen, als die gewaltigen Ionenkanonen der „Rusty Reaver“ in einer hervorragend koordinierten Salve das Feuer eröffneten und die Frachter in treibende Hüllen im All verwandelten. Ihre Zeit würde später noch kommen, dachte Etara mit grimmiger Befriedigung, und hob ihre Stimme. Als sie sprach, klang ihr Basic rauer und härter als sonst, die Einflüsse von Huttese – im Grunde ihrer zweiten Muttersprache – waren deutlicher herauszuhören und verdrängten die sanften, melodischen Klänge des Cheunh.
„.Imperiales Kriegsschiff „Invincible“, hier spricht Captain Narada von der „Rusty Reaver“. Herhören, Püppchen: Serenno ist neutrales Gebiet, also habt Ihr hier so viel zu sagen wie ein Twi´lek-Tanzmädchen in einem Huttenpalast, nämlich gar nix. Nehmt die Beine in die Hand und lauft, dann überlebt Ihr diesen Tag trotz der phänomenalen Dummheit, die Ihr gerade begehen wollt, vielleicht doch noch. Erste und letzte Warnung, Imps.“
Mal sehen, wie selbstmörderisch die Imperialen drauf waren. Die „Reaver“ war mit der Kennung einer Tarnfirma – Kreuzfahrten, was für eine Ironie – unterwegs, somit offiziell ein ziviles Schiff, aber die Waffen und Jäger an Bord waren alles andere als zivil und wenn der Kommandant dieses ESD das unbedingt austesten wollte, würde Etara ihm den Gefallen gern tun. Der Kommunikationsoffizier meldete, dass die Botschaft abgeschickt worden war, und runzelte dann die Stirn, und im selben Moment hob die Sensoroffizierin ihre Stimme.
„Neuer Kontakt, Ma´am. Ein Kanonenboot, Firespray 31-Klasse, zivile Kennung „Deathclaw“, ich prüfe es...“
Noch mehr Imps? Nein, nicht deren Stil, und Etaras Ahnung, wer da unterwegs sein könnte, wurde von dem Kommunikationsoffizier bestätigt.
„Eingehende Botschaft von der „Deathclaw“, Captain. Sicherer Kanal und mit einem Code der Black Sun verifiziert. Der Kommandant lässt anfragen, ob wir seine Hilfe brauchen.“
Etara schmunzelte, nickte aber knapp und überlegte, bevor sie antworte.
„Von „brauchen“ kann man nicht wirklich reden, aber wenn er sich dem Kampf anschließen will, ist er herzlich eingeladen. Er untersteht dabei allerdings meinem Kommando, das muss ihm klar sein. Ansonsten steht es ihm frei, seinen Flug fortzusetzen – wir sollen hier auch ohne ihn klar kommen.“
Es juckte der Chiss in den Fingern, die schiere Vernichtungskraft ihres Kriegsschiff zu entfesseln und das All in ein tödliches Farbenmeer zu tauchen, an dessen Ende nur noch geplünderte Wracks stehen würden. Vielleicht taten ihr die Imperialen den Gefallen, vielleicht auch nicht. So oder so, Etara konnte damit leben. Die anderen...weniger.
[Serenno-System | All in der Nähe von Serenno | MC80b „Rusty Reaver“ | Brücke | Etara, Spectre, Besatzung (NSC)
Der ganze Ausflug nach Serenno versprach langsam, so richtig heiter zu werden, dachte sich Etara mit einer Mischung aus belustigter Abenteuerlust und nachdenklicher Sorge. Normalerweise störte sich die wagemutige Chiss überhaupt nicht an Risiken und Gefahren, der Nervenkitzel und das Rauschen des Adrenalins waren genau ihr Ding. Aber dieses Mal stand einiges auf dem Spiel, ihre geplante Karriere bei der Black Sun war nur eine Sache, die davon abhing, wie sie sich in dem Durcheinander schlug. Etara hatte keinen Zweifel daran, dass Nerra Kalea ihr den Hintern versohlen würde – und das nicht auf die angenehme Art – wenn die „Rusty Reaver“ auch nur einen Kratzer abbekommen sollte. Schäden, ob nun oberflächliche oder sogar ernst zu nehmende, wollte die angehende Piratin daher unbedingt vermeiden, und das hieß, entsprechend vorsichtig und maßvoll zu handeln. Immerhin wurde der Blauhäutigen schon mal eine Sorge abgenommen, als sich Nerra Kalea um den Eindringling (Mercer) kümmerte. Der würde wohl in Kürze in den zweifelhaften Genuss kommen, von der angesäuerten Pantoranerin so richtig ausgequetscht zu werden, und das ließ ihn wie einen Wasserfall reden. Zu Boden gedrückt und wohl zu Recht um sein Leben fürchtend verkündete der Eindringling, dass er nicht auf Ärger aus war und bloß abgestürzt war. Er klang dabei in etwa so überzeugend wie eine Prostituierte auf dem Schmugglermond, die einem Kunden weiszumachen versuchte, er wäre besonders toll im Bett gewesen, und Etara wölbte eine Augenbraue, konzentrierte sich aber hauptsächlich auf ihre Aufgabe. Als jedoch angesichts des Auftauchens eines imperialen Sensorkontakts das große Geheule anfing, war es schwer, nicht darauf zu achten, und so war Etara froh, dass Nerra Kalea sich darum kümmerte und den Gefangenen unsanft von der Brücke entfernen ließ. Bevor die hochrangige Kriminelle ihm folgte, erteilte sie noch rasch eindeutige Instruktionen und machte unmissverständlich klar, dass sie a) erwartete, dass man die Sache verflucht noch mal richtig zu Ende brachte und b) man sie bei weiteren Zwischenfällen unverzüglich informieren sollte. Etara straffte ihre Haltung und nickte respektvoll, ihre Stimme ruhig und professionell.
„Zu Befehl, Ma´am. Wir lassen uns von den Imperialen nicht in die Suppe spucken – nicht hier auf neutralem Gebiet.“
Die Piratin sah ihrer Vorgesetzten nicht nach, als sie schließlich von der Brücke stürmte, zweifellos, um den Gefangenen gebührend auseinander zu nehmen. Nicht beneidenswert, aber auch nicht ihr Problem, fand Etara und konzentrierte sich ganz auf das, was in ihren Aufgabenbereich fiel. Sie würde das nicht vermasseln, ganz bestimmt nicht, und die Aussicht, in ein paar imperiale Ärsche zu treten, hatte durchaus ihren Reiz. Etara war zwar dezidiert unpolitisch, aber sie mochte das Imperium nicht sonderlich. Autoritäre Mistkerle, die anderen Vorschriften machen wollten und sie schräg ansahen, weil sie blaue Haut und rote Augen hatten, erzeugten bei der auf ihre Unabhängigkeit bedachten Chiss nicht gerade Sympathie. Hinzu kam die Heuchelei – sie hatte schon genügend imperiale Beamte erlebt, die sie verächtlich angestarrt und gleichzeitig die Hände auf gehalten hatten, um Bestechungsgelder zu kassieren. Ein hauchdünnes Grinsen zupfte an den Mundwinkeln der hübschen Nichtmenschin, denn heute würde sie vielleicht die Gelegenheit erhalten, für ein bisschen Chaos bei den arroganten Imps zu sorgen und dabei Respekt und fette Beute zu erlangen. Als hätte sie ihre Gedanken gehört, meldete sich just in diesem Moment die für die Sensoren zuständige Offizierin zu Wort.
„Eingang der neuen Daten ist bestätigt, Captain. Auswertung...wir haben es definitiv mit einem imperialen Kriegsschiff zu tun. Kreuzer der Enforcer-Klasse, seine Kennung weist das Schiff als die „Invincible“ aus. Ich kann die Daten zu dieser Klasse auf Ihre Station leiten, damit...“
Etara hob die Hand und lächelte dabei, um der Geste ein wenig die Schärfe zu nehmen, die Sensoroffizierin verstummte und legte ein wenig fragend den Kopf schief. Das war eine der Gelegenheiten, um der Crew zu zeigen, dass ihre Kommandantin auf Probe wusste, was sie tat.
„Danke, aber das wird nicht notwendig sein. Ich bin mit den Eigenschaften dieser Klasse vertraut. Schnelle, wendige Biester, flexible Bewaffnung, die Generatoren an der Außenhülle kann man verwenden, um Schilde und Antrieb zu verstärken. Zwei Staffeln Jäger, höchstwahrscheinlich TIEs.“
In den letzten Wochen hatte die Chiss fleißig gebüffelt und sich über Schiffen aller Art informiert, von gängigen Frachtern bis hin zu mächtigen Kriegsschiffen und exotischen Modellen. Einen guten Teil kannte sie schon aus eigener Erfahrung, sie war ja schließlich schon ordentlich rumgekommen und hatte einiges gesehen, aber man lernte nie aus und es schade ganz sicher nicht zu wissen, mit was man es zu tun bekommen konnte. Zufrieden damit, offenbar keine Idiotin vor sich zu haben, nickte die Sensoroffizierin knapp und Etara kniff ein wenig die Augen zusammen, als sie nachdachte. Den Angriff auf den Konvoi würde sie nicht abbrechen und bevor sie irgend etwas tat, wollte sie erst mal schauen, was die Imperialen anstellen würden. Und tatsächlich nahm der Kreuzer Kurs auf das Geschehen, hielt auf den angegriffenen Konvoi zu.
„Willst Du tanzen, hm? Dumme Idee. Ganz dumme Idee.“
Murmelte Etara kampfeslustig, ihre roten Augen funkelten, als sie Spectre einen kurzen Blick zuwarf und das Wort an ihre Freundin richtete, in dem selben kühlen Tonfall wie zuvor. Es war gar nicht einfach, so distanziert zu der anderen Chiss zu sein, aber Etara war nun mal nicht gefühlsduselig, sie bekam das schon hin. Und Spectre auch.
„Die Enteraktion gegen die Frachter ist vorerst aufgeschoben. Wenn der Kreuzer uns angreifen will, fällt uns vielleicht eine weitaus größere Beute in die Hände. Die Frachter können wir uns später noch holen, sobald diese Imps kein Problem mehr sind.“
Ohne auf eine Antwort zu warten drehte sich die Blauhäutige um und fixierte das taktische Holo, auf dem die „Invincible“ stetig näher kam. Was für ein typisch imperialer Name, fand Etara, aber das war jetzt ja wohl egal.
„Sieht so aus, aus wollten die Imperialen wirklich Ärger. Alle Stationen, bereitmachen für ein Gefecht, bei dem der Gegner tatsächlich zurückschießt. Navigation, bringen Sie uns näher ran, ich will, dass wir schnell in Reichweite sind. Bereithalten, das Feuer mit Ionenkanonen auf die Frachter zu eröffnen – wir schalten sie aus, bevor es ernst wird, ich will von denen keinen zusätzlichen Ärger.“
Eilig machte sich die Crew daran, diese Befehle umzusetzen, da signalisierte der Kommunikationsoffizier, dass er die Aufmerksamkeit seiner Kommandantin benötigte. Etara drehte sich erwartungsvoll um, sie war gespannt, was die Imperialen – sie würde darauf wetten, dass es die Imperialen waren – zu sagen hatten.
„Eingehendes Signal von der „Invincible“, Ma´am. Sie versuchen, einen Kanal zu öffnen.“
Na also, jetzt würde bestimmt die „Ergebt Euch oder werdet vernichtet“-Rede kommen, die Imperiale so gerne schwangen. Pech für sie, dass das nichts bringen würde, dachte sich Etara mit einem Schmunzeln und nickte, sie richtete sich ein wenig auf. Doch noch bevor sie reagieren konnte, ging der Kreuzer bereits zum Angriff über, ein einzelner Schuss – ein Warnschuss – wurde in Richtung der Jäger abgefeuert, die gerade noch die Frachter bedrängten. Verärgert kniff Etara die Augen zusammen und holte tief Luft. Also schön, wenn sie es auf die Tour haben wollten...
„Jägerleitkontrolle, neue Befehle: Unsere Maschinen sollen sich um die „Reaver“ herum neu gruppieren und einen Jägerschirm bilden. Die Imps machen garantiert gerade ihre Maschinen klar und ich will, dass sie zu uns kommen müssen, nicht wir zu ihnen – und damit in die Reichweite ihrer Laserkanonen. Kanoniere, volle Breitseite mit den Ionenkanonen auf die Frachter, legen Sie die völlig lahm, damit wir uns in Ruhe um die Imps kümmern können. Anschließend...alle Waffensysteme auf den imperialen Kreuzer ausrichten. Ausführen und einen Kanal öffnen.“
Rasch wurde die Befehle in die Tat umgesetzt, die Jäger der Black Sun brachen ihre Störangriffe auf die Frachter ab, beschleunigten und formierten sich um ihr riesiges Mutterschiff. Jede Hoffnung an Bord der Frachter, vielleicht doch noch entkommen zu könne, erstarb in einem Reigen von ausbrennenden Systemen, als die gewaltigen Ionenkanonen der „Rusty Reaver“ in einer hervorragend koordinierten Salve das Feuer eröffneten und die Frachter in treibende Hüllen im All verwandelten. Ihre Zeit würde später noch kommen, dachte Etara mit grimmiger Befriedigung, und hob ihre Stimme. Als sie sprach, klang ihr Basic rauer und härter als sonst, die Einflüsse von Huttese – im Grunde ihrer zweiten Muttersprache – waren deutlicher herauszuhören und verdrängten die sanften, melodischen Klänge des Cheunh.
„.Imperiales Kriegsschiff „Invincible“, hier spricht Captain Narada von der „Rusty Reaver“. Herhören, Püppchen: Serenno ist neutrales Gebiet, also habt Ihr hier so viel zu sagen wie ein Twi´lek-Tanzmädchen in einem Huttenpalast, nämlich gar nix. Nehmt die Beine in die Hand und lauft, dann überlebt Ihr diesen Tag trotz der phänomenalen Dummheit, die Ihr gerade begehen wollt, vielleicht doch noch. Erste und letzte Warnung, Imps.“
Mal sehen, wie selbstmörderisch die Imperialen drauf waren. Die „Reaver“ war mit der Kennung einer Tarnfirma – Kreuzfahrten, was für eine Ironie – unterwegs, somit offiziell ein ziviles Schiff, aber die Waffen und Jäger an Bord waren alles andere als zivil und wenn der Kommandant dieses ESD das unbedingt austesten wollte, würde Etara ihm den Gefallen gern tun. Der Kommunikationsoffizier meldete, dass die Botschaft abgeschickt worden war, und runzelte dann die Stirn, und im selben Moment hob die Sensoroffizierin ihre Stimme.
„Neuer Kontakt, Ma´am. Ein Kanonenboot, Firespray 31-Klasse, zivile Kennung „Deathclaw“, ich prüfe es...“
Noch mehr Imps? Nein, nicht deren Stil, und Etaras Ahnung, wer da unterwegs sein könnte, wurde von dem Kommunikationsoffizier bestätigt.
„Eingehende Botschaft von der „Deathclaw“, Captain. Sicherer Kanal und mit einem Code der Black Sun verifiziert. Der Kommandant lässt anfragen, ob wir seine Hilfe brauchen.“
Etara schmunzelte, nickte aber knapp und überlegte, bevor sie antworte.
„Von „brauchen“ kann man nicht wirklich reden, aber wenn er sich dem Kampf anschließen will, ist er herzlich eingeladen. Er untersteht dabei allerdings meinem Kommando, das muss ihm klar sein. Ansonsten steht es ihm frei, seinen Flug fortzusetzen – wir sollen hier auch ohne ihn klar kommen.“
Es juckte der Chiss in den Fingern, die schiere Vernichtungskraft ihres Kriegsschiff zu entfesseln und das All in ein tödliches Farbenmeer zu tauchen, an dessen Ende nur noch geplünderte Wracks stehen würden. Vielleicht taten ihr die Imperialen den Gefallen, vielleicht auch nicht. So oder so, Etara konnte damit leben. Die anderen...weniger.
[Serenno-System | All in der Nähe von Serenno | MC80b „Rusty Reaver“ | Brücke | Etara, Spectre, Besatzung (NSC)