In meinen bald 30 jährigen Fandasein habe ich alle Facetten des Fandomdaseins kennengelernt und kann vieles bestätigen, was hier schon gesagt wurde. Ich habe viel Wüstes erlebt, Sachen, die man nach logischem Ermessen gar nicht begreifen kann, aber auch viel Schönes, von dem ich heute immer noch gerne in der Erinnerung zehre.
Ich habe selber zwei Fanclubs geleitet und habe am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie schwierig es ist, eine Gruppe auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören, bzw. für ein gemeinsames Miteinander zu motivieren.
Ich habe andere Fanclubs Kommen und Gehen sehen. Viele davon sind an dem Problem gescheitert, dass jeder Häuptling aber niemand Indianer sein wollte. Mir waren Leute immer suspekt, die mit Commander angesprochen werden wollten und die vom ersten Tag an mit vier Rangpins am Kragen rumlaufen wollten, ohne etwas dafür geleistet zu haben. Solche Leute haben viel zum schlechten Ruf der Szene beigetragen, weil es ihnen weniger um die Sache, sondern um persönlichen Profit ging. Und darum, sich selber auf einen Sockel zu stellen. Auf solche Leute konnte man nicht bauen. Ebenso wenig auf Leute, die davon überzeugt waren, alles besser machen zu können, wie jene, die bereits reichlich Con-Erfahrung aufweisen konnten, oder sonstwie im Fandom was zu sagen hatten, letztlich aber nur leere Worte verbreiteten.
Dem Grössenwahn einzelner Populisten verdanken wir es, dass sich das Fandom schon vor Jahren gespalten hat. Vor allem aber der Tatsache, dass sich viele Versprechungen in Luft augelöst haben. Grossmäuler und Traumtänzer haben für Verdruss gesorgt und andere Fans auf den Plan gebraucht, ein eigenes Süpppchen zu kochen. Das ist in gewissem Sinne löblich (wer unzufrieden ist, soll es versuchen, besser zu machen!), aber meistens sind diese Leute dann an den gleichen Problemen gescheitert, wie ihre "unfähigen" Vorgänger: Mangelnde Geldreserven, zuwenig Nachfrage, fehlende Sponsoren ect.
Letzlich gab es in Deutschland nur eine Handvoll Menschen, die es tatsächlich fertig gebracht haben, den Star Wars und Star Trek-Kult kommerziell zu nutzen und ein grösseres, halbwegs geeintes Publikum damit anzusprechen. Dirk Bartholomäe und Robert Eiba gehören allen voran dazu. Aber auch sie haben Heute mit grossen Hürden zu kämpfen.
Ich denke nicht, dass diese Probleme zur Hauptsache auf ein uneiniges Fandom zurückgehen. Man muss schon auch anrechnen, dass SW und ST in die Jahre gekommen sind, der Reiz des Neuen verpufft ist. Die Wirtschaftsflaute trägt massiv dazu bei, dass Fans heute nicht mehr soviel Energie und Geld ins Fandom stecken. Solange es immer noch kleinere Gruppen gibt, die sich mit grossem Elan dem Fangeschehen hingeben, wird die Szene weiterleben. Vielleicht ist das gerade die Krux, kleinere Brötchen zu backen. Am Beispiel des Schweizer SW-Fanclubs kann man sehen, dass man auch mit wenigen Leuten in einer tollen Atmosphäre dem Star Wars-Kult frönen kann. Im Sommer wird dieser Club zehn Jahre alt. Und auch wenn er in all den Jahren nie mehr als 30 Member gezählt hat, und die Zeit von Höhen und Tiefen geprägt war, so hat er ein Ziel nie aus den Augen verloren: für Jeden und Alle da zu sein, die Freude an STAR WARS haben. Sich von anderen Fangruppierungen abzuheben oder besser zu sein, als andere Gruppen, war nie ein Thema. Im Gegenteil, man hat es immer als besonders schöne und dankbare Aufgabe empfunden, den Kontakt zu anderen Fanclubs zu pflegen. Und auch der Besuch an der Jedi-Con stand immer unter dem Aspekt eines grossartigen, einenden Familientreffens. Echt schade, dass dies nicht alle Fans so empfinden können. Vor allem für jene Fans kann ich nur Mitleid empfinden, die ein Pfeifkonzert loslassen müssen, wenn es bei so grossen Veranstaltungen darum geht, Besucher aus anderen Ländern, anderen Fandoms in ihrer Mitte willkommen zu heissen.
Es mag utopisch sein, dass Fandom einen zu wollen. Aber wenn sich jeder sagt: "Wir sind alle Teil eines Ganzen, der eine eigene Meinung haben darf und nicht vorbehaltlos alles gutheissen muss, was unter dem Label SW/ST verkauft wird..." dann kommen wir dieser Fiktion ein grosses Stück näher.
Gruss, Bea