Ich habe mittlerweile die ersten sieben Folgen der dritten Staffel DSC gesehen und bin damit auch hier etwa bei der Hälfte. Als Zwischenfazit kann ich guten Gewissens sagen, dass sich meine anfängliche Skepsis (ich fand die Prämisse mit dem Zeitsprung so weit in die Zukunft bereits am Ende der zweiten Staffel nicht so wahnsinnig toll, die erste Folge der dritten Staffel hatte mich dann auch nicht gepackt) mehr als nur relativiert hat. Ich bin tatsächlich regelrecht angetan von der dritten Staffel. Zunächst gefällt mir der Story-Aufhänger, die Föderation und die Sternenflotte wieder aufzubauen und deren Werte wieder in dieser doch recht dunklen Zeit des 31. Jahrhunderts zu verbreiten, sehr gut und er passt auch hervorragend zum "Geist" von Star Trek. Mit dem Rätsel um den Brand hat man einen weiteren roten Faden, und auch wenn die Folgen allesamt an diesen Erzählstrang gebunden sind, fällt doch auf, dass sie durchaus auch gleichzeitig starken "Fall/Planet der Woche"-Charakter haben. Die fünfte und sechste Folge zogen sich für mein Empfinden zwar etwas in die Länge, darüber hinaus erinnerten sie recht stark an RPG-artige "Hol und bring"-Quests. Dafür ist die siebte Folge, auch wenn sie eigentlich wieder eine Quest nach diesem Muster darstellt, für mich ganz klar das bisherige Staffelhighlight - eine sehr schöne Anknüpfung an den großartigen TNG-Zweiteiler "Wiedervereinigung?" mit sehr hohem Nostalgiefaktor.
Von den Charakteren her sticht in erster Linie Saru in seiner Rolle als Captain hervor, die er großartig ausübt. Er ist einfühlsam und um das Wohlergehen seiner Crew besorgt, aber auch diszipliniert und bereit durchzugreifen, wenn es nötig ist. Überhaupt ist es schön zu sehen, wie selbstbewusst und gefasst er auftritt. Wenn man bedenkt, wie eingeschüchtert, ängstlich und verunsichert Saru noch in der ersten DSC-Staffel oft war, dann ist es schon klasse, wie sich der Charakter entwickelt hat.
Anlass zur Kritik gibt es jedoch natürlich auch: Sicher, wer DSC kennt, weiß um den Status von Michael Burnham als die Heldin, die immer irgendwie im Mittelpunkt steht und von der letztlich alles abhängt. Das wurde schon oft kritisiert, daran scheiden sich die Geister und es ändert sich auch in der dritten Staffel nicht. An sich habe ich damit kein großes Problem, ich mag den Charakter, mich haben ihre dauernde Wichtigkeit und Überlegenheit bisher nicht gestört und tun es auch jetzt nicht. Aber speziell in der dritten Staffel ist es mitunter schon abenteuerlich, was ihr, auch noch innerhalb kurzer Zeit, hinsichtlich Befehlsverweigerungen, unautorisierten Alleingängen etc. alles durchgeht. Dies macht die Sternenflotte, die man ja gerade neu errichten möchte, nicht gerade glaubwürdig. Und was das betrifft: Es ist schlichtweg haarsträubend (!), dass ein Fähnrich zur Nummer Eins ernannt wird, egal wie das auch durch die Vertrauensbasis begründet werden mag. Abgesehen davon finde ich, dass Burnhams Streben, die Hintergründe des Brandes aufzudecken, nicht so ganz nachvollziehbar ist. Warum genau ist ihr das so wichtig? Sie sagt ja einmal, dass die Föderation nur wieder das werden könne, was sie einmal war, wenn der Brand aufgeklärt wird. Aber warum? Warum sollte man sie nicht wieder aufbauen können, selbst wenn der Brand ein Mysterium bleibt? Das beantwortet die Staffel, bisher zumindest, nicht so wirklich.
Das sind ein paar Punkte, die mich ein wenig stören, die den bisher sehr guten Gesamteindruck der dritten Staffel aber auch nicht wesentlich schmälern. Ich bin jedenfalls auf die restlichen Folgen gespannt.
Eine Randbemerkung noch: Ich finde es ja faszinierend, was Haare und Frisuren bei einem Menschen ausmachen können. Ich fand Michael Burnham nie schlechtaussehend, aber auch nie so wirklich attraktiv. Jetzt mit dieser Frisur, die sie in der dritten Staffel hat... tja