Das Warten ist vorbei, die größte Saga der Kino-Geschichte findet ihren Abschluss mit der Geburt von Darth Vader. Doch seien wir ehrlich: Angesichts der enttäuschenden Erfahrungen mit den beiden Vorgängern wich der Enthusiasmus über den letzten Teil der "Star Wars"-Saga längst einer berechtigten Skepsis. Mit dem seelen- und hirnlosen Computerspiel-Werbeclip "Episode I" und dem
langatmigen und streckenweise hochnotpeinlichen Teenager-Liebesgesäusel in "Episode II" hatte George Lucas viele alte Fans vergrault und nachhaltig bewiesen, dass es ein Zuviel an selbstgefälligen Trickspielereien gibt - nämlich dann, wenn sie sich permanent in den Vordergrund drängen und das Hauptaugenmerk nicht mehr der Geschichte, sondern ihrem hochglanzpolierten Präsentierteller gilt. Doch wie im "Star Wars"-Universum selbst gab es auch für seine Fans immer einen Rest Hoffnung, und der erwies sich Gott sei Dank als berechtigt: Wenn er auch nicht frei von Fehlern und Schwächen ist, so erweist sich "Die Rache der Sith" trotzdem nicht nur als der eindeutig beste Film der neuen Trilogie, sondern kann sogar an die Stärken des legendären Ursprungs-Dreiteilers anknüpfen. Und das ist wohl alles, was man sich für diesen Film noch erhoffen konnte.
Die Story wird natürlich niemanden mehr überraschen, der mit dem "Star Wars"-Universum vertraut ist, denn hier wird im Prinzip nicht mehr getan, als die bekannten Bindeglieder für die Ausgangssituation des ersten "Star Wars"-Films (bzw. Episode IV) zusammen zu stöpseln: Die Klon-Kriege zwischen den Truppen der Republik - angeführt durch die Jedi-Ritter - und den Roboterarmeen der Separatisten unter Count Dooku (Christopher Lee) nähern sich ihrem Ende, und alles scheint sich zum Guten zu wenden. Doch die dunkle Seite der Macht sitzt tief im Herzen der Republik, und der
finstere Sith-Lord Darth Sideous setzt alles daran, den durch seine Liebe zu seiner schwangeren Frau Padme (Natalie Portman) angreifbar gewordenen Anakin Skywalker (Hayden Christensen) auf die dunkle Seite zu ziehen und mit seiner Hilfe den Jedi-Orden um Meister Yoda, Obi Wan Kenobi (Ewan McGregor) und Mace Windu (Samuel L. Jackson) endgültig zu vernichten.
Wer sich halbwegs im "Star Wars"-Mythos auskennt, wird von keinem der Ereignisse in "Episode III" überrascht werden, und auch die bald gelüftete Geheim-Identität von Darth Sideous war eigentlich nie wirklich ein Geheimnis. Aber hier geht es nicht darum, was erzählt wird, sondern wie, und diesbezüglich erweisen sich (fast) alle im Vorfeld gesäten Gerüchte als richtig: Mit "Episode III" verabschiedet sich Lucas vom Kinderquatsch der Vorgängerteile und erzählt den gewalttätigsten und düstersten Teil seiner Saga mit überraschender Konsequenz. Die FSK-Altersfreigabe ab 12 (und das amerikanische Äquivalent PG-13) unterstreichen überdeutlich, dass das bisher so gehätschelte und Spielzeug-freundliche Kinderpublikum hier besser zu Hause bleibt: "Episode III" übertrifft den finsteren Mittelteil der alten Trilogie "Das Imperium schlägt zurück" hinsichtlich allgemeiner Hoffnungslosigkeit bei weitem, für "Star Wars"-Verhältnisse findet hier geradezu ein Gewaltexzess statt.
Dieser resultiert selbstverständlich aus einer Vielzahl epischer Duelle und Actionszenen, und diesbezüglich stellt Lucas locker alles in den Schatten, was er in den vergangenen zwei Filmen präsentiert hat. Schon zur Eröffnung des Films verwöhnt er sein Publikum mit einer schlichtweg bravourös ausgeführten Action-Sequenz voller spektakulärem eye candy und setzt die Messlatte hoch für die verbleibenden zwei Kinostunden, die mit einer Reihe atemberaubender Settings und ebensolcher Schlachten begeistern können (unter anderem gibt es einen Abstecher auf den Heimatplaneten der Wookies und ein Wiedersehen mit Chewbacca). Und auch wenn Lucas und sein Trickser-Team von Industrial Light & Magic wieder jede Einstellung mit zahllosen Computeranimationen füllen und ausgelassen neue Welten, Roboter, Waffen und exotische Reittiere kreieren - im Gegensatz zu den Vorgängerteilen fügt sich der tricktechnische Firlefanz endlich sinnvoll in den Film ein und lenkt die Aufmerksamkeit nicht allzu sehr von den zentralen Duellen ab.
Visuell an vielen Stellen atemberaubend, schwächelt "Episode III" wie seine Vorgänger in den weniger lauten, persönlichen Szenen. Ein weiteres Mal erweist sich Lucas hier als nur bedingt begabter Regisseur, der zwar unglaubliche Action zaubern kann, aber auf Gedeih und Verderb nicht in der Lage ist, seine Schauspieler vernünftig anzuleiten (kein Wunder, dass bei allen Beteiligten - von Ewan McGregor bis Natalie Portman - die Begeisterung, ein Teil von "Star Wars" zu sein, schon lange nachgelassen hat und in Interviews zu spüren ist, wie frustrierend diese Erfahrung für die anspruchsvollen Mimen gewesen sein muss). Und so kämpfen sich alle Beteiligten auch hier wieder durch hölzerne Dialoge, die ihren Tiefpunkt wie gehabt in den "romantischen" Szenen zwischen Anakin und Padme finden - womit deren Beziehung so unüberzeugend und unergreifend zu Ende geht, wie sie in "Episode II" begonnen hat.
Unüberzeugend bleibt leider auch die Charakterisierung und Motivation von Anakin Skywalker, womit der größte Schwachpunkt von "Die Rache der Sith" erreicht wäre: Mag sein offizielles Motiv für den Wandel zur dunklen Seite der Macht seine unglaubliche Liebe zu Padme und die resultierende Angst sie zu verlieren sein - Anakin bleibt durchweg ein dummer, arroganter, egoistischer und unsympathischer Charakter, mit dem man in "Episode III" ebenso wenig mitfühlen kann wie im Vorgänger. Wie sich die gute Padme überhaupt in diesen selbstgefälligen Rüpel verlieben konnte, bleibt ihr Geheimnis - dem Film mangelt es angesichts dieses Unsympathen schlichtweg an einem emotionalen Zentrum und einer greifbaren Identifikationsfigur (da sehnt man sich dann doch des öfteren nach Han Solo zurück).
Gerade deswegen sollte George Lucas überaus dankbar sein, dass er Komponist John Williams an seiner Seite hat: Was "Episode III" in Story und Charakterzeichnung an emotionaler Wucht und Tiefe fehlt, macht der Großmeister der Filmmusik gerade in der letzten halben Stunde mit einem Score weg, der den Zuschauer (oder vielmehr: Zuhörer) im Alleingang gebannt in den Kinositz zu pressen vermag. Das wahre Epos spielt sich hier weniger vor den Augen, als in den Ohren ab.
Aber auch wenn Vieles von dem, was "Episode III" zu dem erhofften großartigen Kinoerlebnis macht, aus fremden Händen stammt und/oder nur eine Frage der ausreichenden finanziellen Mittel ist - auch George Lucas selbst hat sich viel Lob verdient. Dafür, dass er endlich zum Kern seiner Saga zurückgekehrt ist und den epischen Kampf von Gut gegen Böse wieder ins Zentrum rückt, anstatt ihn nur als Schaufläche zu gebrauchen. Dafür, dass er Jar Jar Binks zwar zweimal auftauchen, aber keinen einzigen Satz sagen lässt. Und vor allem dafür, dass es ihm in den letzten Minuten tatsächlich gelingt, das nostalgische alte "Star Wars"-Gefühl nochmals zum Leben zu erwecken, und es dem Publikum so ermöglicht, auch emotional den Kreis zu den alten Teilen zu schließen.
Auch wenn bereits ein TV-Ableger im Serienformat angekündigt ist: Für die Kinoleinwand ist die Saga nun endgültig vorbei. Und auch wenn man es zuvor kaum zu glauben gewagt hat: Sie hat ein würdiges und für zuvor enttäuschte Fans versöhnliches Ende gefunden.