Ich hatte nun endlich mal wieder die Muße, ein bisschen im Podcast herumzustöbern und bin über diese Folge gestolpert, mit der ich gerne die Diskussion hier mal wieder ein bisschen beleben würde!
Allein der Titel der Folge hat bei mir schon das Interesse geweckt, weshalb ich mir die Folge auch gleich zwei Mal reingezogen hab. Leias dunkle Seite. Nachdem ich aus The Last Jedi ziemlich viel Angeteasere eines Machtgleichgewichts herausgelesen hatte und dann im Vorfeld zu The Rise of Skywalker immer wieder der große Bogenschlag über PT, OT und ST erwähnt wurde, spielte sich in meinem Kopfkino nämlich genau das ab: Leia ist die dunkle Seite. Für mich wäre - das hatte ich in all den Spekulationsthreads schon öfter erwähnt - der große Bogenschlag ja gewesen, dass man mit folgendem Szenario gearbeitet hätte:
Anakin sollte als Auserwählter das Gleichgewicht der Macht sein, was zunächst scheiterte. Er wird aber Vater von Zwillingen. In denen spaltet sich die Macht sozusagen auf: Luke steht für die helle Seite (er ist ja auch der Blondie!! Ha!) und Leia muss dann eben die dunkle Seite sein (auch das ganz klar an der Haarfarbe abzulesen...). Leia entscheidet sich aber, die Macht nicht zu nutzen. Stellvertretend für sie landet aber dann ihr Sohn auf der dunklen Seite. In meinem Kopfkinoszenario (vor TROS) wäre dann eben Rey auf der hellen Seite Lukes Tochter und Ben und Rey hätten in irgendeiner Form als Nachkommen Anakins das ominöse Gleichgewicht hergestellt.
Aber selbst in meinem Kopfkino bin ich immer wieder über einen zentralen Punkt gestolpert, der doch arg auf die
alles-zurecht-konstruiert-Schiene gerutscht wäre: Wie soll man Leia glaubhaft die dunkle Seite anhängen? Deshalb bin ich entzückt über das Thema dieser Podcast-Folge.
Ganz witzig find ich ja, dass er die Folge damit anfängt, Leia erst mal als arrogante Zicke darzustellen. Das ist zwar nicht schön, hat aber noch niemanden auf die dunkle Seite gebracht.
Spannend wird's wenn er die zum Canon gehörigen Romane zitiert. Mir gefällt gut, dass Leias Innenleben durchaus als sehr emotional dargestellt wird und sie die Wut, die sie empfindet, als ihr Verbündeter festgenommen wird, als Zugang zum Verständis ihres Vaters nutzt. Sehr schön ist auch, dass die gegensätzlichen Emotionen, die Luke und Leia in Bezug auf Vader haben, herausgearbeitet werden. Das passt ein bisschen zu den Gedanken, die ich mir gemacht hatte (s.o.): Luke konnte in Vader etwas bewegen und verbindet mit ihm letztlich ein positives Erfolgserlebnis, während Leias Begegnungen mit Vader sich auf schmerzhafte Erlebnisse und das Gefühl das Ausgeliefertseins beschränken. Das ist ein guter Ansatzpunkt, um die Weiterentwicklung von Luke auf den hellen Weg und von Leia auf den dunklen Weg zu lenken. Und doch finde auch ich es ziemlich konstruiert (das wird im Podcast ja auch kritisiert), dass Leia als einen ihrer Hauptmotivatoren ihren Hass auf Vader nennt. Für mich steht da vor allem eines im Weg: Leias Fähigkeit zur Kontrolle. Das was im Podcast als "Leia ist ein kalter Fisch" benannt wird, ist für mich eigentlich Leias Hauptcharakterzug, den ich auch gar nicht als negativ empfinde. Leia ist ein Arbeitstier, trainiert darauf, einen kühlen Kopf und damit ihre Handlungsfähigkeit zu bewahren, eine wahre Führungspersönlichkeit mit einem stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und einem klaren Ziel vor Augen - der Galaxis die Freiheit wiederzugeben. Wenn ich an Leia denke, dann fallen mir Worte wie "tough", "zielstrebig", "kontrolliert", "gerecht" und auch "streitbar" ein. Und das alles steht für mich in einem viel zu scharfen Kontrast zur dunklen Seite der Macht, die "verführt" und deren Verfallene unkontrolliert und emotional sind, ungerecht handeln und garantiert nicht streitbar sind, sondern Konflikte lieber mit einem beherzten Machtwürgen lösen. Die ganze Darstellung von Ben Solo als Kylo Ren bringt es doch auf den Punkt: da sieht man förmlich, wie's in ihm brodelt und blubbert, er austickt und herumbrüllt etc. Wenn ich also nun höre, was da in den Romanen bzgl. Leias Innenleben angesprochen wird, da hätte ich mir doch gewünscht, dass davon etwas in den Hauptfilmen zur Sprache kommt. Möglicherweise sogar in Bezug auf Ben, in Form eines Nachvollziehens seines Weges oder eines Selbstvorwurfes, dass man selbst ja auch solche Emotionen hat, aber dem Sohn doch eigentlich auch die Charakterstärke hätte mitgeben können, solche Emotionen kontrollieren zu können.
Zusammengefasst: Ich finde es schön, dass der Versuch unternommen wird, Leias emotionale Reaktionen auf ihre Verluste und Schmerzen in der OT in ihren Charakter einfließen zu lassen. Gleichzeitig will es doch aber nicht so recht passen, da sie in den Filmen eben nur von außen dargestellt wird mit dem mMn doch recht eindeutigen Hauptmotivator für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit in der Galaxie einzustehen.
Wie würdet ihr an die Aufgabe herangehen:
Schreibe Leia glaubwürdig auf die dunkle Seite der Macht. ? Ich glaube, man müsste Leia vor eine für die Galaxie auswegslose Situation stellen, die sie nur durch Anwendung der dunklen Seite lösen könnte. Ggf. unter Selbstaufopferung. Andererseits wird seit Jahrzehnten in Star Wars gezeigt, dass man jede noch so auswegslose Situation mithilfe der hellen Seite bewältigen kann. Müsste es eine Situation sein, in der der helle Weg zu lange dauert und sie ungeduldig wird? Andererseits kämpft sie seit Jahrzehnten unermüdlich und hartnäckig für das Gute. Aber nur mal so als Gedankenexperiment - gäbe es für euch eine Situation, in der Leia glaubhaft abrutschen könnte? Und was haltet ihr von den im Podcast angesprochenen Aspekten ihrer dunklen Seite?