Review:
(Mit Spoilern)
Mit Brandon Routh hat man eine ziemlich gute Wahl für die Rolle des neuen Superman/Clark Kent getroffen.
Er spielt solide und hat die notwendige körperliche Präsenz.
Den Synchronsprecher fand ich für die Rolle teilweise etwas unagnehm, - besserte sich im Verlauf des Films aber.
Das neue Kostüm wäre gut gelungen, wenn man vorher noch nie etwas von Superman gehört hätte, aber so ist es irgendwie nicht so richtig supermanmäßig.
Kate Bosworth hat mich in der Rolle von Lois Lane durchaus überzeugt.
Obwohl sie für die Rolle schon etwas zu jung ist, nimmt man ihr die starke Reporterin und Mutter doch sehr gut ab.
Für mich war allerdings Teri Hatcher doch die beste Verkröperung für diese Rolle.
In der Rolle des Cyclops in den X-Men Filmen war mir James Marsden zutiefst unsympathisch. In der Rolle von Lois Lanes Freund Richard ist er hier aber fast der Sympathieträger Nummer 1.
Es macht Spaß dem Familienleben zuzusehen und diese Idylle ist ein Grund wieso man sich Superman während des Films immer mal wieder zum Mond wünschen könnte.
Lois Lane braucht jedenfalls ganz bestimmt keinen Superman und Richard hat es nicht verdient, dass sich ein Superman in diese Beziehung hineindrängt.
Obwohl an den Leistungen dieser drei Darsteller für sich genommen im Grunde nichts auszusetzen ist, ist die mangelnde Chemie untereinander in der ersten Hälfte des Films doch ein Problem.
Vor allem in den Daily-Planet Szenen hat man teilweise das Gefühl, dass es auch keinen Unterschied gemacht hätte, wenn man die Schauspieler in unterschiedlichen Räumen hätte spielen lassen und sie dann im Bild wieder zusammengefügt hätte.
In der zweiten Hälfte des Films bessert sich das allerdings (Der Film ist generell in den ersten zwei Dritteln der zweiten Hälfte am stärksten) und vor allem bei der Rettungsaktion harmonieren Richard und Lois sehr gut.
Obwohl auch Superman mit Lois einige schöne Szenen (der gemeinsame Flug) hat, gehören für mich eindeutig Richard und Lois zusammen, das paßt einfach.
Kevin Spacey konnte mich nicht ganz so begeistern, wie ich es mir nach den Eindrücken des Trailers gewünscht hätte (Kevin Spacey war einer der Hauptgründe, wieso ich den Film sehen wollte), aber das macht nichts, da waren meine Erwartungen eben nur etwas zu hoch.
Kevin Spacey erbringt trotzdem die beste Schauspielleistung des Films und macht seine Sache ganz hervorragend.
Ansonsten war es auf Darstellerseite schön Parker Posey und und Frank Langella zu sehen, die aber beiden nicht glänzen konnten.
"Superman Returns" zeigt sehr gut, dass Charakterszenen um der Charakterszenen willen auch nicht viel besser sind als Effekte um der Effekte willen.
Die ganze erste Hälfte des Films ist mit Charakterszenen von Clark/Superman und Lois angefüllt ohne, dass diese sich wirklich in ein rundes Konzept eingliedern würden, den Film voranbringen oder ein damit verfolgtes Ziel klar wird.
Diese Szenen scheinen einfach um ihrer selbst willen zu existieren und machen diesen Abschnitt des Films einfach nur breit und langatmig.
Generell scheint es fast eingrundsätzliches Problem in Hollywood geworden zu sein Filme mit normaler Länge herzustellen.
Wozu braucht ein Film wie "Superman Returns" mit einer eher dünnen Story 154 Minuten Spielzeit?
Es ist wie häufig in diesem Jahr, auch Superman hätten so gute 20 - 25 Minuten weniger sicherlich gut getan.
Seine besten Momente hat der Film in der zweiten Hälfte, wo das Treffen von Lois Lane mit Lex Luthor und die große Konfrontation zwischen Luthor und Superman wirklich gut umgesetzt wurden.
Besonders hervorzuheben ist die Atmosphäre, wenn Superman geschwächt ist und von Luthor und seinen Schergen zusammengeschlagen wird. Auch dank der hier hervorragenden Musik kann man die Verzweiflung in dieser Szene wirklich gut miterleben.
Auch der erste Auftritt von Superman im Stadion mit dem abgestürzten Flugzeug ist positiv zu erwähnen (wie die Insassen diesen Absturz vor allem noch so unbeschadet überlebt haben sollen, ist aber doch recht rätselhaft).
Nachdem Luthor dann aufgehalten wurde, muß man sich noch über einen Zeitraum, der als eine Ewigkeit erscheint, bis zum tatsächlichen Ende des Films schleppen.
Der Scheintod von Superman bringt einfach nicht viel und da er dann am Ende plangemäß ohnehin wieder aufsteht war es auch weitesgehend sinnlos.
Wenn man gerne eine neue Filmserie ins Leben rufen will, wäre der Tod der Hauptfigur natürlich wenig sinnvoll, dem Film selbst aber hätte es imo etwas gebracht, wenn Superman wirklich gestorben wäre.
In diesem Fall hätte es durchaus emotional werden können , aber so ist der ganze Handlungsstrang um Supermans Scheintod verschenkte Zeit und es wäre besser gewesen direkt zum letzten Filmtreffen mit Lois Lane zu gehen und den Film dann schnell zu beenden.
Der Film ist voller Zitate aus den Reeve Filmen.
Steht man dem Film wohlgesonnen gegenüber, würde man schreiben: Der Film zeichnet sich besonders durch seine zahlreichen und liebevollen Anspielungen auf das Original aus.
Steht man dem Film aber feindlich gegenüber, könnte man genausogut schreiben: In Ermangelung eigener Ideen klaut sich der Film schamlos weite Teile der Dialoge und Handlung aus dem Original zusammen.
Die Wahrheit liegt wie so häufig, sicherlich irgendwo dazwischen.
Ich für meinen Teil bin zwar durchaus ein Freund von derartigen Anspielungen, aber finde das man es hier deutlich übertrieben hat, - man kann ja kaum 5 Minuten des Films sehen ohne über einen Dialogschnippsel (oder ähnliches) aus "Superman" zu stolpern.
Beim Humor gab es einige gelungene kleine Witze, aber auch eine ganze Reihe Gags, die nicht so recht zündeten.
Ebenfalls stark schwankend in ihrer Qualität waren die Effekte.
Die besten Effekte waren imo Luthors künstlicher Kontinent und der dort herrschende Sturm (nicht aber die Yacht), sowie die Festung von Superman.
Auche einige der Flugsequenzen waren gut gelungen.
Die Effekte um den Flugzeugabsturz sehen hingegen dermaßen künstlich aus, dass selbst die zeitgleich immer wieder gezeigte Modell-Stadt von Luthor in so mancher Einstellung realer wirkt.
Sehr schön waren die Kulissen, wie z.B. der Daily Planet und wer hätte nicht gerne so eine Yacht wie Lex Luthor?
Das alte Main-Theme wird schön in den Film eingebunden und auch der Rest der Musik überzeugt völlig.
Ansonsten hat der Film noch mit einigen schwer zu beantwortenden Fragen zu kämpfen, die in Superman-Filmen wohl fast zwangsweise auftreten:
Wieso erkennt z.B. niemand, dass Clark und Superman die gleiche Person sind, - spätestens als Superman im Krankenhaus liegt, sollte dies offensichtlich werden.
Wieso entdeckt Superman zwar alle möglichen Verbrechen und Probleme, nicht aber den großen Einbruch, den Lex Luthor gerade durchführt.
Und wieso muß Superman sich auf der Kryptonit-Insel verprügeln lassen, wenn er es kurz darauf schafft die ganze gewaltige Insel in den Weltraum hinaus zu tragen, wobei ihm das Kryptonit auch noch direkt vor seinem Gesicht hängt?
Fazit:
"Superman Returns" ist ein insgesamt noch recht unterhaltsamer Film, der aber mit einer Vielzahl kleiner Probleme zu kämpfen hat, wobei die Qualitätsschwankungen im Verlauf des Films das deutlich gravierendste ist.
Ausgesprochene Fans von Superman können mit dem Film vielleicht durchaus mehr anfangen, ich aber denke, dass "Superman Returns" nur eine recht nette und durchschnittliche Comicverfilmung geworden ist, die weit davon entfernt ist ein Highlight des Genres zu sein.
Die beste Comicverfilmung des Jahres bleibt für mich völlig ungefährdet "X-Men 3".