Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich noch in keinster Weise von Brandon Routh als Superman überzeugt. Er wäre ein guter Superboy gewesen, oder ein junger Superman.
Leider kann er Chris Reeve das Wasser nicht reichen, was die reine physische Präsenz angeht. Reeve sah in dem einfachen Superman-Kostüm wirklich beeindruckend aus, und hatte eine Superman-Ausstrahlung, die etwas neues und anderes war, als das, was man von Supes aus den Comics kannte.
Die heutige Superman-Figur ist sovielen Veränderungen unterzogen worden um ihn realistischer zu machen, aber dennoch heldenhaft und "super" zu halten, dass es schwierig geworden ist, ihn klar zu definieren, ausser als sehr einfach gestrikten Charakter. Ein Held, der eigentlich unbesiegbar ist, der ist eigentlich langweilig. Darum wurde sehr viel um Superman herum konstruiert, er hat geheiratet, es gab Probleme in der Familie, die Feinde wurden übermächtiger oder man hat kurzerhand Metropolis in eine Stadt der Zukunft verwandelt, was wieder zu einer Herausforderung für Superman wurde. Aber stets hat er die Probleme lösen können. Und den grössten Coup, Superman sterben zu lassen, hat man ja auch relativ schnell revidiert, ohne langfristige Folgen für die Figur. Ist aber alles IMO nicht so schlimm, weil Superman einfach Superman ist und immer bleiben wird, der rechtschaffene unbesiegbare Übermensch.
Da beginnt aber das Problem für mich als Fan. Brandon Routh ist in keinster Weise, und schon garnicht in diesem Film als zurückkehrender Superman die Verkörperung eines Übermenschen.
Hinzu kommt das garnicht gut designte Kostüm. Auf der einen Seite total overdone (mehrmals das S-Symbol in allen möglichen Varianten im Kostüm versteckt), auf der anderen Seite nicht wirklich super (kurze Stiefelchen, viel zu kleines S-Symbol auf der Brust, komischer Halsausschnitt, Hüfthöschen). Und wenn die Optik nicht stimmt, die bei solch einem archetypischen Charakter ja nicht unwichtig ist, wie soll dann ein gewisses Level an Glaubwürdigkeit im Gesamtbild der Geschichte zustande kommen ?
Ich habe ziemliches Vertrauen in Bryan Singer, da er mit X-men den Boom an Superheldenverfilmungen erst wieder ermöglich hat, nachdem der unglaublich unfähige Joel Schumacher das Genre eigentlich auf die Knie gezwungen hatte, aber dennoch ist mir nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, eine halbherzige Supermanverfilmung im Kino zu sehen. Wenn dieser Film nicht funktioniert, dann wird es wohl sehr lange keine fliegenden Männer in Strumpfhosen im zu sehen geben.
Das Gleiche habe ich auch gedacht, als vor einigen Jahren der gute Nicholas Cage als Superman im Gespräch war, was sich dann ja zum glück nicht bewahrheitet hat. Obwohl der Mann ein fanatischer Superman-Fan ist (hat seinen Sohn ja vor einigen Monaten Kal-El getauft), den Superman hätte ich ihm nicht abgekauft.
Die TV-Serien der letzten Jahre, sei es Superboy, Lois&Clark, und ganz besonders Smallville, fand ich allesamt klasse. Dem Medium angepasst, ganz gut besetzt, und speziell Smallville mit erstklassigen Geschichten aufwartend, waren es alle passende Adaptionen der Superman-Geschichte.
Was allerdings auf uns mit der Fortsetzung der alten Superman-Filme zukommt, das bleibt abzuwarten.
Ich werde meine Erwartungen erstmal ein wenig klein halten, dann ist die etwaige Enttäuschung nicht zu groß. Und wer weiss, vielleicht sind wir ja auch nach dem Film mehr als positiv beeindruckt worden
Gruß,
Michael