Danke ^^ Ich überlege mir zusätzlich, ob ich einige Bilder zu der Fiction zeichne. Einige Ansätze hätte ich schon. Mal sehen.
Wer bin ich nun eigentlich? Darf ich denn existieren, wenn die Natur noch keinen meiner Sorte erschaffen hat? Von Menschenhand gefertigt... Ich sollte eigentlich nicht einmal Gefühle zeigen können. Oder mir frei Gedanken machen! Doch ich kann es.
Frische Energie durchströmt meinen Körper, noch nahezu unverbraucht. Ein seltsames Gefühl der Kraft. Die komplex zusammengeschusterten Stücke aus dem weiten Gebiet der Mechatronik, die die menschlichen Beinmuskeln ersetzen, strecken und spannen sich bei jeder Bewegung.
Mir gefällt die Tatsache nicht, dass ich hier praktisch gefangen bin. Seit Jahren nur auf diesem Planeten und sei er auch noch so schön!
Aussicht auf ein wirkliches Leben... Die Hoffnung ist klein, doch letztendlich ist das mein Ziel, für das ich hier kämpfe.
Doch es ist nicht nur ein Nachteil, dass ich so bin, wie ich bin.
Es gibt durchaus Vorteile.
Beispielsweise könnte ich nun stundenlang marschieren, ohne Erschöpfung zu spüren.
Meine Züge verziehen sich, als mir das Wort 'Maschine' in den Sinn kommt. Ich hasse es, als Maschine oder Roboter bezeichnet zu werden!
Es klingt leblos, wie aus irgendeinem der zahlreichen Holofilme, die sich Patri immer anschaut.
Das Wort will nicht zu mir passen. Ich bin in einer Weise menschlich, die selbst meine Betreuer nicht verstehen. Insgeheim haben sie Angst, was sie mit mir erschaffen haben. Mharco hat mir das erzählt.
Es war anscheinend das Hauptthema in einer Besprechung. Patri hatte verschiedene Bedenken geäußert, die von den Arbeitern kamen. Das Projekt SA wäre doch längst außer Kontrolle, hieß es.
Man könne mich und meine Gedanken nicht mehr steuern, wie ursprünglich vorgesehen.
Das Projekt SA.
Dahinter versteckt sich der Name meiner zurzeit umstrittenen Stellung als Wesen.
Sya Aldessia.
Zugegeben, ich bin ein wenig stolz auf diesen Namen. Denn es ist meiner! Nicht von irgendeinem Professor festgelegt. Ich habe ihn gewählt und zwar unabhängig!
Das war an jenem letzten Tag, an dem ich im Labor meines ursprünglichen Erschaffers weilte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er auch eingesehen, dass er mich nicht fesseln konnte. Denn auch er war stolz auf sein Glanzstück, von ihm Braja II genannt! Und er hatte nichts dagegen, dieses Glanzstück auf die Welt loszulassen.
„Braja II.“, flüstere ich leise und sehe aus dem gläsernen Gang hinaus in die Landschaft. Der Name kommt mir unwirklich vor, meilenweit entfernt.
Doch er war einst mein Name.
„Falls ich jemals hier rauskomme... Falls ich es schaffe...“, denke ich verträumt und versinke in die nette Vorstellung eines freien Lebens.
Erst wenn ich unabhängig bin, werde ich wirklich leben. Das ist das Ziel, auf dass wir hier hinarbeiten. Die Cantor Themort Gmbh hat mich bereitwillig hier aufgenommen, da sie so oder so eine Anlage für ihre unzähligen Experimente gebraucht hätt. Ich weiß nicht, welche Experimente damit gemeint sind, aber es ist gut zu wissen, dass ich nicht Hauptthema des Betriebes bin.
Sonst hätte ich schon längst aufgegeben.
Die Aufgabe für meine Betreuer ist es, mich von den Maschinen zu befreien, wie beispielsweise die Versorgungskammer. Dazu ziehen sie auch meine Werte zu Rat – zu meinem Leidwesen!
Ich verlasse das breite Feld meiner Gedanken und konzentriere mich wieder auf das Hier und Jetzt.
Was soll ich nun machen? Der Tag heute ist frei, für mich zumindest.
Vielleicht besuche ich Mharco... Allerdings... Mache ich das nicht jeden Tag?
Nein, heute sollte ich mich an etwas anderem versuchen! Dazu müsste ich aber Patri aufsuchen...
„Egal. Hat ja heute schon seinen Kaff bekommen. Leck mi...“ Schnell breche ich ab. Beinahe hätte ich vergessen, dass heute der Tag der Wertelesung ist! Außerhalb der Büros werde ich nun überwacht, sowohl meine Aktivitäten, als auch das Gesagte. Es kommt nie gut an, wenn ich über meinen Vorgesetzten herziehe. Oder wenn ich 'rüde Worte' benutze, wie Patri immer sagt. Was er von dem Wörtchen rüde versteht, ist unerklärlich – schon der kleinste sprachliche Ausrutscher wird von ihm als Beleidigung angesehen. Sensibel, mein Chefchen.
Wie immer.
Dennoch, wenn ich heute aus der Anlage heraus will, sollte ich ihn zufrieden stellen!
Mit einem Blinzeln reiße ich mich vom Fenster los und gehe mit langen Schritten den Gang entlang, biege rechts ab und nehme den Aufzug in die höheren Etagen.
Die Anlage besteht insgesamt aus drei Stockwerken mit Keller und Erdgeschoss.
Im obersten Stockwerk befinden sich die privaten Räume der Führer und höheren Wissenschaftler von CTG, direkt darunter liegen die Schwachstellen der Anlage – die Versorgungskammer, der Besprechungsraum und der Kontrollraum. Hier findet man auch mehrere Büros und eine Kantine.
Im ersten Stockwerk nehmen größtenteils die Schlafräume der restlichen Angestellten den Platz ein, der größere Gemeinschaftsraum ist ebenfalls dort untergebracht.
Im Erdgeschoss befinden sich die Zugänge zu einigen Innenhöfen und die Firma ist hier am stärksten gerüstet. Verteidigungsmittel für Angriffe jeglicher Art sind vorhanden. Der Keller ist tabu – auch für Mharco und mich. Er ist so versteckt, sodass man ihn nicht auf Anhieb finden kann.
Natürlich haben wir auch einen Raum im Freien, mit hohen Mauern umrahmt. Der Weg führt zu einer Anreihe von kleinen Garagen, in denen Speeder oder generell kleinere Raumschiffe ihre Unterkunft finden. Direkt darüber ist die Landeplattform.
Mein Ziel ist das öffentliche Büro von Herrn daVinol. Während der Fahrt ertönt eine kühle Frauenstimme aus einer Ecke des Aufzuges und verkündet die neuesten Nachrichten aus dem Holonet. Mich interessieren sie wenig.
Erst heute Abend werde ich sie mir in Ruhe anschauen, wenn die Zusammenfassung der Tagesnachrichten im Gemeinschaftsraum abgespielt wird.
Mit einem leisen Klicken schiebt sich die Tür schwerfällig auf und ich sehe die oberste Etage der Anlage. Wie immer ist sie blitzblank geputzt, weiße Wände leuchten mir grell entgegen.
Das hier ist nur der öffentliche Teil, hinter der Reihe von Büros befinden sich die gemütlich eingerichteten Privatzimmer.
Ich war nur einmal dort, im Zimmer von Patri. Aber das ist schon lange her...
Meine Schuhe klacken auf dem glänzenden Boden. Dann bin ich da. Ich klopfe an, schaue darauf in eine Art Kamera, die mein Gesicht aufnimmt und durch die mich Patri hören und sehen kann.
Ich dagegen sehe nichts.
„Herr Vinol?“
„daVinol, bitte sehr. Was willst du, SA 1?“
Eine giftige Bemerkung liegt mir auf der Zunge. Warum macht Patri das immer? SA 1! Ich heiße Sya Aldessia! Für ihn einfach nur Sya! Kann man sich doch wohl merken, oder?
„Entschuldigen Sie, Herr daVinol, aber ich hätte eine Bitte.“
„Ja? Komm rein!“
Normalerweise siezt Patri immer und jeden. Bei mir macht er seltsamerweise eine Ausnahme. Er sieht mich wohl nicht als anerkanntes Geschöpf an, aber das ist typisch für ihn.
Die Tür öffnet sich automatisch und ich folge widerwillig seiner Aufforderung. Das Büro ist wieder einmal blitzblank gewienert. In allen Ecken hängen Zertifikate oder Bilder, die Patri mit strahlendem Lächeln zeigen.
Mir jagt das eine Gänsehaut über den Rücken. So viel Selbstverliebtheit tut selbst einer SA 1 nicht gut, wie ich ironisch denke. Mein Blick heftet sich auf den Mann im Stuhl, der die Papiere in seiner Hand angestrengt betrachtet. Ein Grinsen zuckt kurz über mein Gesicht.
„Nein Patri, du kannst mit Blicken keine Löcher in Papiere bohren“, denke ich spöttisch. In Wirklichkeit will er mich nur nicht allzu sehr beachten.
Aber das bin ich gewöhnt.
„Ich bin seit einem Monat nicht mehr außerhalb gewesen.“
„Ja. Und weiter? Aus Tatsachen lässt sich dein Wunsch nicht herausschmecken, Schätzchen.“
Ich schlucke kurz, presse meine Lippen aufeinander, um ihm nicht allzu wüste Sachen an den Kopf zu schleudern.
„Ja... Ich würde heute gerne in das Gebiet außerhalb gehen.“
„Nur mit Begleitung!“
„Auf keinen Fall!“, entgegne ich heftiger als gewollt.
Patri horcht auf, zuckt aber darauf nur mit den Schultern.
„Gut. Ohne Begleitung. Sei bis zur Abendsperre wieder hier!“
Überrascht ist es nun an mir, aufzuhorchen. Seit wann nimmt er meine Wünsche so leichtfertig hin? Ich habe mich schon auf eine unangenehm lange Diskussion eingestellt!
Ein Lächeln erhellt seine Züge, als er meine Überraschung sieht.
„Weißt du, SA, ich genehmige dir durchaus deine Freiheit. Dafür bietest du uns genug.“
„SA 1, Herr daVinol.“, korrigiere ich ihn unüberlegt und etwas spöttisch. Doch statt einer strengen Zurechtweisung ertönt sein Lachen im Raum. Was mich nur um so stärker anekelt.
„Genug der Scherze, SA 1, geh jetzt. Verbringe die Zeit sinnvoll!“
Ich zwinge mich, ebenfalls zu lachen. Es gelingt, bis ich sein Büro verlasse. Das Lächeln ist nun wie weggewischt.
Wortlos nehme ich den Aufzug ins Erdgeschoss. Die Wachposten an der Ausgangstüre haben schon Anweisungen von Patri bekommen und lassen mich deswegen ungefragt durch. Schweigend nicken wir uns zu.
Den kleinen Außenbereich, durch den ich jetzt eile, sieht gepflegt aus. Bäume säumen einen Teil der Anlage und der Rasen glänzt von einem saftigen Grün und einem perfekten Schnitt.
Erst als ich kurz vor dem richtigen Tor in die Außenwelt Alderaans II stehe, weiß ich, weshalb Patri einen Grund hatte, mich unter anderem so bereitwillig gehen zu lassen. Ich werde selbst hinter diesen Mauern überwacht.
Durch die Wertelesung!
Wut erfasst mich und kurz entschlossen hacke ich auf den Tasten zum Öffnen ein. Eine kleinere Tür schwingt auf, ich trete hindurch...
Und schleudere mit voller Wucht mein Headset gegen die Mauer! Aber das Teil ist offenbar hartnäckig. Mit einem lauten Piepen erwacht es nach einer kurzen Pause zum Leben, bis ich es hochhebe und gegen die Mauer schmettere.
Mit einem Geräusch von Kunststoff auf Stein gibt es endgültig den Geist auf und kann nun niemanden mehr überwachen. Um sicherzugehen trampele ich darauf herum, bis sich der Kunststoff langsam von dem metallischen Inneren löst.
„Wie schade... Das Headset ist kaputt... und die Tür ist zu... Jetzt kann ich mir wohl kein neues mehr besorgen.“
Ich bin wütend, auf Patri, auf CTG und dieses unglaubliche Pech, als Maschine die Welt erblickt zu haben. Doch meine Stimme verschwindet schnell in den Weiten des Haines, der sich vor mir erstreckt. Erst jetzt widme ich meine gesamte Aufmerksamkeit der Umgebung.
Ein kleines Paradies.
Wie auch schon der Vorgänger, Alderaan, gewesen sein musste.
Langsam setzen sich meine Beine in Bewegung. Die Wut in meinem Bauch verraucht beim Laufen schneller als sonst, worüber ich froh bin. Diese kurze Zeit mit Zorn zu verschwenden wäre sinnlos.
Soll Patri machen was er will, hier kann er mich nicht überwachen oder allzu leicht finden, wenn ich erst einmal die Wälder erreiche.
Doch diesmal ist es der Anblick der Berge, der mich reizt. Sie scheinen nicht weit entfernt zu sein – ein perfekter Abstand, den ich leicht überbrücken kann.
Ein Fluss plätschert nicht allzu weit entfernt und der angenehm erdige Duft weht mir mit einer Brise ins Gesicht.
Sonst kann ich nur das Rauschen des sanften Windes in den Blättern eines alten Baumes hören.
Es ist eine knorrige Eiche, die standhaft vor der Anlage wächst.
Meine Schritte werden durch das Gras gedämpft und ich vernehme dadurch nur leises Rascheln.
Die Luft ist rein und sauber – weniger Verschmutzung findet man sonst nirgendwo in der Galaxis.
Ich fühle mich seltsam – leicht und unbewacht.
Kein wachendes Auge, dass den Blick nicht von mir abwendet.
Keine Büros, in denen ein selbstverliebter Egoist von Chef wartet und mich Schätzchen nennt.
Ich möchte keinen Gedanken an ihn verschwenden, denn ich habe Angst, dadurch die Welt hier verschmutzen zu können.
Ein dummer Gedanke, aber ein Paradies wie das hier findet man selten.
Noch dazu gänzlich unbewohnt!
Ich schüttele den Kopf. Es ist verrückt. Der Planet ist zwar klein, doch trotzdem müssten hier doch wenigstens eine kleine Ansammlung von Wesen leben, oder nicht?
Vielleicht mache ich mir auch nur überflüssige Gedanken.
Jedenfalls sollte man hiermit vorsichtig umgehen.
Ich genieße es, im Licht der Sonne laufen zu können, ohne diese ärgerlichen Nebenwirkungen zu haben, wie beispielsweise das Schwitzen. Muss es nicht unangenehm sein, zu wandern und dabei die Kleidung an seiner Haut kleben zu spüren? Ich stelle es mir nicht gerade angenehm vor.
Zum reinen Vergnügen schöpfe ich eine Handvoll Wasser aus dem Fluss, der nun neben mir verläuft.
Ich stelle mir vor, wie das Wasser durch meine Kehle fließt, eine metallische Röhre entlang und irgendwo im Magenbereich auf ein Abschlussgitter trifft, an dem es nicht mehr weiter geht.
Ich schmecke zwar die Kühle des Wassers, aber nur dank meiner Sensoren in der aufwendig erschaffenen Zunge, die mein Erschaffer monatelang zu kreieren versuchte. Letztendlich war sie durch reinen Zufall entstanden, als er eines Abends an einem Werkstück herumgebastelt hatte.
Ich habe vor ihm mehr Respekt, als vor allen anderen Wesen, die ich bisher kennengelernt habe. Er ist fast ein Vater für mich.
Der Mann, der mich erschaffen hat.
Professor Adre Lo'Troth.
So anders, im Gegensatz zu Patri! Egoismus kannte mein Professor nicht. Er schuf, um zu helfen. Nur bei mir hatte er sich erlaubt, seinen Grundsatz zu brechen. Denn mit mir war niemandem geholfen, eher erschuf er mich aus reiner Neugierde, was geschehen würde, wenn er ein Wesen entstehen ließ, dass ihm gehorchte.
Seine Neugierde überschlug sich mehrfach, als er sah, dass ich ihm eben nicht gehorchte. Dass ich aus eigenem Antrieb handelte.
Mein Blick gleitet über die Gegend. Der Antlitz des Gebirgzuges ist noch weit entfernt, aber einzelne Berge kommen schon jetzt näher. Wälder säumen den Weg in Richtung Osten, umrahmen die Berge und verschwinden dann aus meinem Blickwinkel. Zu meiner Linken erstreckt sich eine weitere, traumhaft grüne Wiese. Mein Ziel kann ich schon von meinem jetzigen Standpunkt aus sehen. Die alte Ruine. Man sieht sie, wenn man lange genug aus dem Fenster des obersten Stockwerkes der CTG Anlage starrt.
Ich habe oftmals einen guten Grund dafür – sei es aus Aufregung, Zorn oder Langweile. Die halb zerfallenen Zinnen vereinen sich mit dem Grau des Steines, aber ich habe die Ruine schon so oft von fern betrachtet, dass ich sie mittlerweile schnell entdecke. Der gewundene Weg vom Fuße des Berges aus zeugt davon, dass es auf diesem Planeten einst doch anderes Leben gegeben haben muss.
Denn ich glaube nicht, dass Patri sich die Mühe machen würde, eine Ruine zu bauen oder einen Weg in das Gestein zu hauen.
Warum auch?
Er hat alles, was er will. Die riesige Anlage, den Luxus eines fast vergessenen Paradieses und genügend Forschungsobjekte, sowie Geld.
Ich kann mir zwar tausende anderer Sachen vorstellen, die mich glücklich machen würden, aber dennoch ist dies angeblich der Traum von fast jedem einfachen Wesen, dass sich Mensch oder Nichtmensch nennt.
Meine Schritte bringen mich vorbei an weiteren knorrigen Bäumen, die ersten Felsen ziehen an mir vorüber. Mein Blick wandert zum Himmel. Die Sonne wärmt unerlässlich, der leichte Wind von vorhin hat sich fast gänzlich gelegt. Es ist Mittag, in der Kantine läuft die Küche nun auf Hochtouren.
Heute ist Freitag, es gibt wie schon angekündigt ein spezielles Nudelgericht typisch für Naboo und als Nachtisch eine Besonderheit: Quarkspeise. Ich weiß, dass Mharco auf keines von beiden je verzichtet hätte – er kommt schließlich selbst aus Naboo! Morgen wird es verbranntes Nuna geben. Nuna ist keine Spezialität der Köche. Das einzige, was sie einfach nicht wirklich hinbekommen wollen und auch nicht können. Jedes Mal klagt Mharco, dass das Fleisch wieder verbrannt gewesen wäre und ich habe ihn noch jedes Mal darauf als sensiblen Feinschmecker bezeichnet, woraufhin wir uns weiter geneckt haben! Es ist schön, dass es Sachen gibt, die sich nie ändern werden.
Es ist ein weiterer Anhaltspunkt in meinem Leben, an den ich mich klammere.
Das Plätschern des Flusses entfernt sich, meine Schritte werden schneller. Der Fuß des Berges ist nicht mehr weit entfernt, die Ruine ruht verlockend auf dem uralten Gestein. Nun kann ich einzelne Details erkennen, beispielsweise die alten Steinmauern, die mit Efeu überzogen sind und an einigen Stellen ziemlich instabil und bröckelig aussehen. Vogelgezwitscher dringt zu mir herunter.
Ich komme dem Weg hinauf immer näher und sehe nun, dass es kein einfacher Pfad nach oben ist, nein! Einzelne Stufen sind in den Felsen gehauen worden, aber nur an den steileren Stellen. Ansonsten windet sich der Pfad geschlungen nach oben, bis das Tor der Ruine erreicht ist. Ein Lächeln verweilt auf meinem Gesicht.
Nachdem ich die Ruine wieder und wieder gesehen habe, bin ich nun endlich hier. In vollkommener Ruhe und ohne jegliche Überwachung! Es gleicht wirklich einem Paradies.
Die Sonne blendet mich beim Hinaufsehen, sodass ich beschließe, nicht länger als nötig hier unten zu verweilen. Lieber mache ich mich gleich an den Aufstieg!
Der Felsen ist rau und wenn ich nicht aufpasse, kann ich mich daran ziemlich aufschürfen. Demnach vorsichtig erklimme ich Stufe für Stufe, immerzu in Gedanken bei der Ruine, die mich oben erwartet. Ob man mich von der Anlage aus sehen kann? Eher nicht. Man muss auch die Ruine erst eine Weile lang suchen, wenn man nicht genau weiß, wo sie liegt. Wie sollte man nun auch einen kleinen Menschen... Nein, ein kleines Wesen wie mich entdecken können? Dieser Gedanke beruhigt mich. Sonst wäre diese Freiheit gelogen, denn dann könnte mich Patri nach Lust und Laune von seinem Büro aus Beobachten.
Doch ich verbanne Patri und die Anlage schnell aus meinen Gedanken, konzentriere mich auf die Stufen unter meinen Füßen und das Gestein, auf das ich meine Hände abstütze.
Der Fels ist warm, ich kann von den nahegelegenen Wäldern den vertrauten Duft von Erde und uralten Bäumen riechen. Je weiter ich steige, um so stärker wird der Wind und ich lege eine kurze Pause auf einem herausragenden Felsen ein, um die Ruine über mir genauer zu betrachten.
Sie ist verlassen.
Nur das Zwitschern der Vögel ist zu hören.
Die letzten Stufen lege ich schnell zurück, finde mich jetzt vor einem halb zerfallenen Tor wieder, das einst wahrscheinlich aus dem soliden Holz der Buche gebaut worden war. Von dem Holz ist nur noch Asche übrig, die der Wind schon längst über die Lande verteilt hat.
Mit einem gewagten Sprung gelange ich über einen größeren Spalt im Boden zum Tor. Hier müsste einmal eine kleine Zugbrücke gelegen haben, wie die Spuren in dem Steinboden zeigen.
Verwundert sehe ich mich um. Diese Stille habe ich nicht wirklich erwartet. Sie hat etwas ruhiges an sich.
Ich stehe hier auf dem Boden, auf dem einst Geschichte geschrieben wurde, Taten von Bedeutung geschahen... Es ist wunderbar, auf solch einem Gegenstand der Geschichte stehen zu können.