Fan-Fiction Sya Aldessia

Keeda Travlish

Togrutanisch und Padawan
Sya Aldessia


Vorwort: Nachdem meine letzte Fiction doch etwas knapp ausfiel und mir einfach nichts dazu einfallen will, habe ich mich einfach mal an den Computer gesetzt und losgeschrieben. Dabei ist der Anfang dieser Fan-Fiction entstanden.

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Die Fiction handelt von der Geschichte der Sya Aldessia. Sie hat zwar das Aussehen einer jungen Dame, ist allerdings kein Mensch. Vielmehr ist sie eine hochqualitative Maschine, das Glanzstück eines Professors, der momentan in den Tiefen der togrutanischen Welt Shili weilt.
Sya lebt auf einer Anlage, in der sie versorgt wird und darauf hin arbeitet, unabhängig von Versorgungsmaschinen und sonstigen Geräten leben zu können.
Ihr Freund Mharco hilft ihr dabei, doch der Chef der Anlage hegt andere Pläne und als Sya sich gegen ihn stellt, geraten sie und Mharco in Situationen, die teils lebensgefährlich und tödlich enden können!
Als Sya dann auch noch vergiftet wird, ist das einizge Ziel der Professor, ihr Erbauer. Doch der scheint unauffindbar...


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Ich hoffe, dass ich an dieser Geschichte eher dran bleibe und öfters zum Schreiben komme. Natürlich würde ich mich über Feedback freuen ^^.
Viel Spaß beim Lesen!



"Disclaimer: Die Marke 'Star Wars', die Fiktion und saemtliche Begriffe, Figuren, Charaktere etc daraus gehören George Lucas. Diese Fanfiction dient der Unterhaltung und ist ohne jedes finanzielle Interesse geschrieben und veröffentlicht worden. Verantwortung und Copyright für den Inhalt der Geschichte verbleiben beim jeweiligen Autor. Eine Verletzung von Urheberrechten ist nicht beabsichtigt."

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Edit: Ich habe nun auch angefangen, eigens für die Fiction ein paar Bilder zu zeichnen/malen. Die Bilder sind in meinem anderen Thread, dem togrutanischer Zeichenblock untergebracht.
Nicht, dass ich jetzt Werbung machen will... :D

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Edit: Bevor ich es vergesse; nicht wundern, ich hab die Geschichte auch auf der Seite fanfiktion.de hochgeladen!
Dort werde ich wahrscheinlich öfters neue Kapitel veröffentlichen. Falls jemand lesen will (was ich dann doch für unwahrscheinlich halte ;)):
 
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1. Im Fluss des Lebens

Langsam merke ich, wie sich das Ruhesystem aus- und das Standardsystem einschaltet. Es ist Zeit, aufzuwachen. Doch ich habe keine wirkliche Lust.
Der gleiche Tag wie immer steht mir bevor. Immer das Gleiche. Das Gleiche seit insgesamt vier Jahren nun. Ich habe gesehen, wie meine Betreuer, wie ich sie nenne, gealtert sind. Ich selbst habe mich nicht geändert, werde mich auch nie ändern.
Wie auch?
Meine Betreuer. Darüber kann ich lachen. Es sind Wissenschaftler, Mechatroniker, die üblichen Verdächtigen. Sie umsorgen mich, schreiben meine Werte auf und folgern aus selbigen, wie ich mich heute fühle, was ich tun werde...
Ein Außenstehender würde sagen, sie überwachen mich, aber in Wirklichkeit ist es der Weg, denn ich gewählt habe. Vor langer Zeit. Als ich noch nicht wusste, was auf mich zukam. Ob ich mit meinem heutigen Wissen immer noch gleich entscheiden würde? Wahrscheinlich nicht.
Meine Lider werden gezwungen, sich zu öffnen. Vor meinem inneren Auge rattert eine Liste von Zahlen herunter.
Das ist mein Leben.
Diese Werteliste wird in einem Chip für meine Betreuer gespeichert. Sie zeigen an, wie ich die Nacht verbracht habe, ob ich mich am letzten Tag zu sehr überanstrengt habe.
Was ich gefühlt habe.
Die Liste wird von mir, mit einem einzigen Gedanken, an den Rand meines Blickfeldes verbannt.
Die Systeme meines Körpers fahren hoch, wie immer stockt der elektronische Befehl in meinen Beinen und braucht einige Minuten, um auch sie beweglich zu machen.
Dann darf ich aufstehen. Obwohl ich es nicht brauche, strecke ich mich. Das ist menschlich, wie meine Betreuer gesagt haben. Ich fühle mich menschlich dabei. Das ist die Hauptsache.
Eine Liste meiner persönlichen Bedürfnisse erscheint rot blinkend neben den Zahlenwerten. Seufzend öffne ich sie mit einem Nicken und sehe sie mir an.
Anscheinend muss ich meinen Körper wieder an die Versorgungsmaschine anschließen, mich waschen, im Laufe des Tages mindestens eine Stunde mit Sport verbringen.
Das Übliche. Bereitwillig schlurfe ich in die Nasszelle, zögere aber, mir einen Blick in den Spiegel anzutun. Nein. Dazu habe ich nun wirklich keine Lust!

Stattdessen gehe ich ohne weiteres Warten zur Dusche, entkleide mich und spüre kurz darauf das eiskalte Wasser auf meiner Haut. Eine Anzeige springt mir ins Auge, so schnell, dass ich zusammenzucke. Gereizt zische ich: „Was denn?!“ und kann nichts anderes machen, als sie zu lesen.

STELLEN SIE DIE TEMPERATUR DES WASSERS HÖHER! SONST IST EIN GUTER TAGESANFANG NICHT GARANTIERT!

Genervt schließe ich die Meldung, verzichte aber darauf, der Anweisung zu folgen. Guter Tagesanfang, dass ich nicht lache! Einen guten Anfang habe ich schon seit einem geschlagenen Jahr nicht mehr gehabt. Selbst bei Befolgung solcher Ratschläge hätte ich keinen, denn unter ständiger Überwachung wird man nicht glücklich!
Mir liegt ein Geschmack auf der Zunge, der ekelhafter ist, als verbranntes Nuna. Ich muss schnell machen, denn langsam spüre ich, wie mein Körper nach 'Nahrung' lechzt. In meinem Fall ist diese Nahrung anders definiert als bei Menschen.
Das Rauschen des Wassers ist befriedigend, ich lasse es aber nicht mehr lange gewähren. Schnell ist die Dusche ausgestellt und nachdem ich mir ein Handtuch um den Körper geschlungen habe, öffnet sich ein Schrank zu meiner Rechten mit einem Zischen.
Schräg betrachte ich die Auswahl an Kleidung. Es ist nicht viel. Aber wenigstens nach meinem Geschmack ausgesucht worden.
Das können meine Betreuer gut. Aussuchen.
Ich ziehe mir die schlicht gehaltenen, sandfarbenen Klamotten über und wage nun doch einen Blick in den Spiegel. Ein Seufzen wird meinem Mund entlockt. Vor mir sehe ich eine junge Frau zurück blinzeln, mit dunkelgrünen Augen und einem schmalen Gesicht. Sie trägt einen dunkelbraunen Kurzhaarschnitt und ihre Lippen sind zu einem missbilligenden Strich verzogen.
Das bin ich.
Das ist nicht menschlich.
Mit einer Hand kneife ich mir in die Wange. Meine Finger spüren dank der hochempfindlichen Gefühlssensoren die weiche Haut eines Menschen, aber das ist es nicht. Es ist eine künstliche Mischung, die von den Forschern hier erzeugt wurde. Sie hat fast die gleiche Konsistenz wie echte Haut, macht mich aber noch lange nicht zum Menschen. Trotzdem ziehe ich es vor, mich als solchen zu bezeichnen. Die meisten Leute merken sowieso nicht, dass ich keiner bin. Selbst die Forscher hegen manchmal Zweifel, dass ich nicht doch ein Mensch und keine Maschine bin. Bis sie dann die Anschlüsse auf meiner Haut sehen, die ich normalerweise verstecke.

Schnell reiße ich mich von dem Anblick los, verschwinde aus der Tür in einen schmalen Gang.
Mein Weg führt mich gleich durch eine Tür in einen kleinen Innenhof, in dem ich schon so oft gesessen habe. Doch ich bleibe nicht hier, sondern gehe weiter, durch einen Gang in Richtung einer Tür, die sich nicht gleich öffnet. Vorher muss ich meinen Kopf in eine Vorrichtung schieben und mit dem Auge in einen Scanner sehen. Er prüft, ob ich befugt bin, einzutreten. Ein Zischen sagt mir, dass die Tür nun offen ist. Vorsichtig trete ich zurück und setze meinen Weg fort.
Das Ziel ist ein kleines Büro, in dem Mharco sitzt.
Mharco. Er ist so ziemlich der liebenswürdigste Mensch, denn ich kenne und einer meiner besten Freunde! Er betreut mich des öfteren. Wir können stundenlang zusammen reden und er ist fast immer der Grund für mein Lachen, das nur selten ertönt. Auch jetzt empfinde ich Freude, als ich ihn sehe.
Marco sitzt wie immer mit konzentriertem Blick vor seinen Computern, starrt auf die Bildschirme und notiert sich Werte auf einem kleinen Notizblock. Er ist kleiner als die anderen, also gleich groß wie ich. Seine Augen sind dunkelbraun und sein Haar schwarz, es sieht ungekämmt aus.
Also wurde auch er heute morgen aus dem Bett geschmissen und hatte nicht viel Zeit zum Zurechtmachen gehabt. Seine Krawatte ist ebenfalls verrutscht.
Obwohl, wann hat er sich je zurecht gemacht? Ich erinnere mich nicht daran.
Vorsichtig klopfe ich an die gläserne Scheibe, die sein gesamtes Büro umgibt und er schaut auf.
Als er mich erblickt, erscheint ein freundliches Lächeln auf seinen Zügen und er lässt mich herein. Mit einer lässigen Bewegung streicht er sich durch die Haare. Er weiß, dass ich diese Geste liebe.
„Gut geschlafen?“, frage ich.
„Bitte? Hier kann man nicht schlafen! Patri macht einen riesigen Stress, weil einer von uns anscheinend den Kaffautomaten geschrottet hat! Wahrscheinlich war er es selbst.“
Ich lache vergnügt auf. Patri ist der verbotene Spitzname des Chefs von diesem Saftladen. Sein richtiger Name lautet Patrick daVinol, aber Patri klingt für uns alle besser. Er kann sich über jede Kleinigkeit mindestens zehn Minuten beschweren und wir wissen alle, dass er ohne seinen morgendlichen Kaff nicht auskommen würde.
„Du lachst! Aber dafür durfte William jetzt zum nächstbesten Café rennen und dort einen Kaff bestellen!“
„Der Arme... Hoffentlich gönnt im Patri dafür 'ne Pause!“
„Ach... Dem tut ein bisschen Bewegung mal gut. Hockt ja seit Wochen nur in der Stube und starrt auf seinen Bildschirm!“
„Du doch auch!“, sage ich belustigt. Mharcos Augenbraue zuckt nach oben, er grinst mich spöttisch an.
„So, Miss. Der übliche Ablauf heute, wie immer.“ Er macht eine rüde Geste in Richtung des eingerahmten Tagesablaufes, der in jedem Büro an der Wand hängt. Auf meine Züge schleicht sich ebenfalls ein Grinsen. Es ist gut, mit ihm über das strikte System hier schimpfen zu können. Die meisten meiner Betreuer meiden das Thema, um mich nicht aufzuregen. Mharco fragt mich nicht danach, ob es mich aufregt. Er macht es einfach. Das ist das Schöne. Ich bin froh, dass er hier ist.
Wir wissen beide, was dieser übliche Ablauf bedeutet. Schweigend verlassen wir das kleine Büro und laufen durch einen gläsernen Gang, durch den wir die Wiese außerhalb des Gebäudes sehen können.
Die Gegend hier ist ruhig, auf Alderaan.
Nun gut.
Es ist nicht wirklich Alderaan!
Der Planet wurde vor ewigen Zeiten zerstört. Dieser Planet ist noch unverzeichnet, Patri hat ihn zusammen mit einer Forschergruppe entdeckt und auf den Namen Alderaan Gmbh Themort Cantor aufgrund des damaligen Firmennamens getauft, doch da einige Mitarbeiter den Namen zu lange und komplex fanden, nannte man ihn Alderaan II oder kurz Alderaan GTC. Er erinnert wirklich an das alte Aderaan, vor allem wegen seinen wunderschönen Hainen und den perfekten Gebirgszügen.
Außer dieser Einrichtung ist der Planet nicht bewohnt und sehr viel kleiner als andere Planeten. Daher hatte man ihn nie für einen wirklichen Planeten gehalten, war uninteressiert an ihm vorbeigezogen und hatte eher die größeren Planeten zu seinen beiden Seiten bereist und erforscht.
Bis die Gmbh Themort Cantor ihn praktisch 'übernommen' hatte, angeblich für Forschungsgebiet, hatte ihn kaum jemand wahrgenommen. Diese Tatsache hat sich bis jetzt nicht geändert. Wir sind alle froh darüber! Denn Alderaan II kommt nahe an ein kleines Paradies.

Die Sonne scheint durch den Gang und taucht alles in ein friedliches Gold. Mharco bleibt kurz stehen und blickt in die Landschaft. Es ist ein Luxus, hier wohnen zu dürfen.
Wenngleich auch die Arbeit hart ist und die Nerven bis zum Äußersten strapazieren kann!
Wir bleiben schließlich vor einer Metalltür stehen. An ihr hängt ein zusätzliches Schild, auf dem in großen roten Buchstaben steht:

Betreten für Unbefugte unter allen Umständen verboten!

Wir müssen ein weiteres Mal unsere Identität beweisen, indem wir den Scanner bedienen und unsere Handabdrücke auf einem Holo hinterlassen.
Dann endlich öffnet sich die Tür. Mittlerweile blinkt die Liste meiner Bedürfnisse dunkelrot auf.
Ich muss dringend 'Nahrung' zu mir nehmen! Das habe ich seit einem ganzen Monat nicht mehr getan. Aus reiner Freude, dass ich es nicht tun muss, wenn ich nicht will. Einfach, um einmal Abwechslung zu bekommen.
Jetzt sieht auch Mharco, dass die Versorgung an erster Stelle steht. Er zieht mich quer durch den Raum, an dem dutzende von Bildschirmen stehen. Normalerweise ist der Raum voller Forscher und Mechatroniker, doch gerade sind sie in eine Versprechung vertieft, die in einem speziellen Raum durchgeführt wird. Ich lasse mich weiterziehen und wir bleiben vor einer Tür stehen, die nur von mich, Mharco und Patri betreten werden kann. Nur wir wissen das Passwort.
„Wer kommt zur dunklen Stunde, hat dreimal zu antworten, einmal zu schweigen und nie zu lügen.“, flüstere ich, halte mir dabei die Hand vor den Mund, damit auch wirklich keine Gefahr besteht, dass jemand das Passwort erfährt. Ich weiß, dass in diesem Raum eine Kamera installiert ist und wenn ein Unbefugter an die Aufzeichnungen gelangen würde, könnte er das Passwort leicht über das Lippenlesen erfahren.
Die Tür öffnet sich bereitwillig, wir schlüpfen hindurch. Mein Körper wird schon langsamer, da seine Energie nun begrenzt ist und er in den Sparmodus verfällt. Ich spüre das, da ich nun nicht mehr schneller laufen kann.

Der Raum hinter der Tür ist künstlich beleuchtet. Maschinen in grellem Weiß zieren die Metallwand, auf dem Boden sind einige Abflussgitter zu sehen. Unsere Schritte klirren auf dem kühlen Metall. Hier sind wir in einem Raum, der wohl der empfindlichste in der ganzen Anlage ist. Er sichert mir mein Überleben. Langsam nähere ich mich der größten Maschine in der Mitte, Mharco setzt sich auf einen Stuhl am einzigen Schreibtisch. Er betätigt einen Schalter und die Maschine öffnet sich, lässt mich in ihr Inneres sehen. Es ist eine kleine, hell beleuchtete Kammer, in der eine weiße, sterilisierte Liege steht.
Sie ist die Versorgungskammer, lebenswichtig für mich.
Ich lege mich auf die Liege und Mharco tippt schnell auf verschiedene Tasten vor ihm. Die Maschine schließt sich, er sieht mich nicht mehr. Mein Atem wird langsamer, ruhiger. Ich sollte mich entspannen, heißt es jedes Mal. Mharco kann mich nun durch ein eingebautes Set in der Kammer hören und auch meine Werte überwachen. Langsam wird eine Metallscheibe heruntergefahren, die meinen Kopf in die Liege drückt, meine Beine fest einschließt und mich jeglicher Bewegungsfreiheit beraubt.
Aber das ist in Ordnung. Meine Arme werden ebenfalls gehalten, allerdings nicht gänzlich. Kurz vor dem Oberarm endet die Halterung. Ein kleines Geschöpf, ähnlich einem Medidroiden schlüpft aus einem Schrank zu meiner Rechten. Er ist ein Droide, speziell für die Versorgungskammer gebaut. Flink rollt er zu mir, bearbeitet mit einem Laser eine kleine Klappe in meinem Oberarm. Mit einem leisen Klicken öffnet sie sich und wie ich weiß, sind unter der Klappe Drähte zu sehen. Schnell werden sie überprüft und für gut befunden. Während die Klappe sich schließt, öffnet sich die andere an meinem linken Arm und gibt einen Blick auf einen kleinen, zwischen weiteren Drähten eingebauten Chip frei. Dort sind meine Werte, meine wichtigsten Erinnerungen aufgezeichnet. Natürlich sind die wirklichen Erinnerungen in meinem Kopf in einem Chip gespeichert, doch auf diesem befinden sich zur Sicherheit einige Kopien davon.
Der Droide nimmt den Chip zu sich, legt ihn in eine Röhre, die zu Mharco führt.

Er wird ihn nun auswerten. Mich erwartet vorerst die eigentliche Versorgung. Vorsichtig schließt der Droide weitere Kabel an meine Arme an, um meinen Hals wird ein Band gelegt, dass die Anschlüsse um meinen Hals einnimmt und aktiviert.
Deswegen trage ich immer ein Halsband. Um die verdächtigen Stellen zu überdecken, an denen sich die Anschlüsse zwar schließen, aber immer noch einige Flecken hinterlassen.
Der Droide stellt sich in eine Ecke des Raumes, wird dann auf Standby gestellt.
Mein Körper zuckt unkontrolliert. Es ist ein seltsames Gefühl, angeschlossen zu sein.
Durch die Drähte meines Körpers fließt die 'Nahrung', wie Mharco sie mir zuliebe nennt. Ich schließe die Augen und zwinge mich, langsam einzuatmen. Mein Zustand ist momentan hochempfindlich, jede Berührung könnte die Aufnahme beenden.
Wenigstens muss ich das hier nicht immer machen. Nur jeden Monat. Manchmal auch jede Woche, wenn mein Zustand schlechter ist als sonst.
Beispielsweise wenn ich hart trainiere oder schlechten Bedingungen lange ausgesetzt bin.
Aber das passiert hier selten.

„Du brauchst noch eine halbe Stunde, bis deine Werte wieder im Normalzustand weilen.“, klärt mich Mharco auf. „Da du dich solange sowieso nicht rühren kannst, werde ich kurz verschwinden und mir einen Kaff besorgen. Wenn der Automat wieder repariert ist. Wir sehen uns dann im Büro!“
Ich kann zwar nicht nicken, doch Mharco weiß, dass es für mich in Ordnung geht. Er hat heute noch nichts gegessen, geschweige denn getrunken. Außerdem brauche ich ihn erst einmal nicht mehr. Der Droide zählt die Zeit schon jetzt und wird die Maschine zum richtigen Zeitpunkt wieder ausschalten. Es langweilt mich. Nie geschieht etwas anderes.
Doch das kann ich nicht ändern. Wir alle müssen damit klarkommen.
Ich höre das Geräusch der sich schließenden Tür und weiß, dass Mharco unterwegs ist. Ich lausche dem Summen des Stromes und den Geräuschen der Computer.
Sonst kann ich momentan nichts machen.
Außer stillhalten.
 
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Danke ^^ Ich überlege mir zusätzlich, ob ich einige Bilder zu der Fiction zeichne. Einige Ansätze hätte ich schon. Mal sehen.

Wer bin ich nun eigentlich? Darf ich denn existieren, wenn die Natur noch keinen meiner Sorte erschaffen hat? Von Menschenhand gefertigt... Ich sollte eigentlich nicht einmal Gefühle zeigen können. Oder mir frei Gedanken machen! Doch ich kann es.
Frische Energie durchströmt meinen Körper, noch nahezu unverbraucht. Ein seltsames Gefühl der Kraft. Die komplex zusammengeschusterten Stücke aus dem weiten Gebiet der Mechatronik, die die menschlichen Beinmuskeln ersetzen, strecken und spannen sich bei jeder Bewegung.
Mir gefällt die Tatsache nicht, dass ich hier praktisch gefangen bin. Seit Jahren nur auf diesem Planeten und sei er auch noch so schön!
Aussicht auf ein wirkliches Leben... Die Hoffnung ist klein, doch letztendlich ist das mein Ziel, für das ich hier kämpfe.

Doch es ist nicht nur ein Nachteil, dass ich so bin, wie ich bin.
Es gibt durchaus Vorteile.
Beispielsweise könnte ich nun stundenlang marschieren, ohne Erschöpfung zu spüren.

Meine Züge verziehen sich, als mir das Wort 'Maschine' in den Sinn kommt. Ich hasse es, als Maschine oder Roboter bezeichnet zu werden!
Es klingt leblos, wie aus irgendeinem der zahlreichen Holofilme, die sich Patri immer anschaut.
Das Wort will nicht zu mir passen. Ich bin in einer Weise menschlich, die selbst meine Betreuer nicht verstehen. Insgeheim haben sie Angst, was sie mit mir erschaffen haben. Mharco hat mir das erzählt.

Es war anscheinend das Hauptthema in einer Besprechung. Patri hatte verschiedene Bedenken geäußert, die von den Arbeitern kamen. Das Projekt SA wäre doch längst außer Kontrolle, hieß es.
Man könne mich und meine Gedanken nicht mehr steuern, wie ursprünglich vorgesehen.
Das Projekt SA.
Dahinter versteckt sich der Name meiner zurzeit umstrittenen Stellung als Wesen.
Sya Aldessia.
Zugegeben, ich bin ein wenig stolz auf diesen Namen. Denn es ist meiner! Nicht von irgendeinem Professor festgelegt. Ich habe ihn gewählt und zwar unabhängig!
Das war an jenem letzten Tag, an dem ich im Labor meines ursprünglichen Erschaffers weilte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er auch eingesehen, dass er mich nicht fesseln konnte. Denn auch er war stolz auf sein Glanzstück, von ihm Braja II genannt! Und er hatte nichts dagegen, dieses Glanzstück auf die Welt loszulassen.

„Braja II.“, flüstere ich leise und sehe aus dem gläsernen Gang hinaus in die Landschaft. Der Name kommt mir unwirklich vor, meilenweit entfernt.
Doch er war einst mein Name.
„Falls ich jemals hier rauskomme... Falls ich es schaffe...“, denke ich verträumt und versinke in die nette Vorstellung eines freien Lebens.
Erst wenn ich unabhängig bin, werde ich wirklich leben. Das ist das Ziel, auf dass wir hier hinarbeiten. Die Cantor Themort Gmbh hat mich bereitwillig hier aufgenommen, da sie so oder so eine Anlage für ihre unzähligen Experimente gebraucht hätt. Ich weiß nicht, welche Experimente damit gemeint sind, aber es ist gut zu wissen, dass ich nicht Hauptthema des Betriebes bin.
Sonst hätte ich schon längst aufgegeben.

Die Aufgabe für meine Betreuer ist es, mich von den Maschinen zu befreien, wie beispielsweise die Versorgungskammer. Dazu ziehen sie auch meine Werte zu Rat – zu meinem Leidwesen!

Ich verlasse das breite Feld meiner Gedanken und konzentriere mich wieder auf das Hier und Jetzt.
Was soll ich nun machen? Der Tag heute ist frei, für mich zumindest.
Vielleicht besuche ich Mharco... Allerdings... Mache ich das nicht jeden Tag?
Nein, heute sollte ich mich an etwas anderem versuchen! Dazu müsste ich aber Patri aufsuchen...
„Egal. Hat ja heute schon seinen Kaff bekommen. Leck mi...“ Schnell breche ich ab. Beinahe hätte ich vergessen, dass heute der Tag der Wertelesung ist! Außerhalb der Büros werde ich nun überwacht, sowohl meine Aktivitäten, als auch das Gesagte. Es kommt nie gut an, wenn ich über meinen Vorgesetzten herziehe. Oder wenn ich 'rüde Worte' benutze, wie Patri immer sagt. Was er von dem Wörtchen rüde versteht, ist unerklärlich – schon der kleinste sprachliche Ausrutscher wird von ihm als Beleidigung angesehen. Sensibel, mein Chefchen.
Wie immer.
Dennoch, wenn ich heute aus der Anlage heraus will, sollte ich ihn zufrieden stellen!
Mit einem Blinzeln reiße ich mich vom Fenster los und gehe mit langen Schritten den Gang entlang, biege rechts ab und nehme den Aufzug in die höheren Etagen.

Die Anlage besteht insgesamt aus drei Stockwerken mit Keller und Erdgeschoss.
Im obersten Stockwerk befinden sich die privaten Räume der Führer und höheren Wissenschaftler von CTG, direkt darunter liegen die Schwachstellen der Anlage – die Versorgungskammer, der Besprechungsraum und der Kontrollraum. Hier findet man auch mehrere Büros und eine Kantine.
Im ersten Stockwerk nehmen größtenteils die Schlafräume der restlichen Angestellten den Platz ein, der größere Gemeinschaftsraum ist ebenfalls dort untergebracht.
Im Erdgeschoss befinden sich die Zugänge zu einigen Innenhöfen und die Firma ist hier am stärksten gerüstet. Verteidigungsmittel für Angriffe jeglicher Art sind vorhanden. Der Keller ist tabu – auch für Mharco und mich. Er ist so versteckt, sodass man ihn nicht auf Anhieb finden kann.
Natürlich haben wir auch einen Raum im Freien, mit hohen Mauern umrahmt. Der Weg führt zu einer Anreihe von kleinen Garagen, in denen Speeder oder generell kleinere Raumschiffe ihre Unterkunft finden. Direkt darüber ist die Landeplattform.

Mein Ziel ist das öffentliche Büro von Herrn daVinol. Während der Fahrt ertönt eine kühle Frauenstimme aus einer Ecke des Aufzuges und verkündet die neuesten Nachrichten aus dem Holonet. Mich interessieren sie wenig.
Erst heute Abend werde ich sie mir in Ruhe anschauen, wenn die Zusammenfassung der Tagesnachrichten im Gemeinschaftsraum abgespielt wird.
Mit einem leisen Klicken schiebt sich die Tür schwerfällig auf und ich sehe die oberste Etage der Anlage. Wie immer ist sie blitzblank geputzt, weiße Wände leuchten mir grell entgegen.
Das hier ist nur der öffentliche Teil, hinter der Reihe von Büros befinden sich die gemütlich eingerichteten Privatzimmer.
Ich war nur einmal dort, im Zimmer von Patri. Aber das ist schon lange her...
Meine Schuhe klacken auf dem glänzenden Boden. Dann bin ich da. Ich klopfe an, schaue darauf in eine Art Kamera, die mein Gesicht aufnimmt und durch die mich Patri hören und sehen kann.
Ich dagegen sehe nichts.
„Herr Vinol?“
„daVinol, bitte sehr. Was willst du, SA 1?“
Eine giftige Bemerkung liegt mir auf der Zunge. Warum macht Patri das immer? SA 1! Ich heiße Sya Aldessia! Für ihn einfach nur Sya! Kann man sich doch wohl merken, oder?
„Entschuldigen Sie, Herr daVinol, aber ich hätte eine Bitte.“
„Ja? Komm rein!“
Normalerweise siezt Patri immer und jeden. Bei mir macht er seltsamerweise eine Ausnahme. Er sieht mich wohl nicht als anerkanntes Geschöpf an, aber das ist typisch für ihn.
Die Tür öffnet sich automatisch und ich folge widerwillig seiner Aufforderung. Das Büro ist wieder einmal blitzblank gewienert. In allen Ecken hängen Zertifikate oder Bilder, die Patri mit strahlendem Lächeln zeigen.
Mir jagt das eine Gänsehaut über den Rücken. So viel Selbstverliebtheit tut selbst einer SA 1 nicht gut, wie ich ironisch denke. Mein Blick heftet sich auf den Mann im Stuhl, der die Papiere in seiner Hand angestrengt betrachtet. Ein Grinsen zuckt kurz über mein Gesicht.
„Nein Patri, du kannst mit Blicken keine Löcher in Papiere bohren“, denke ich spöttisch. In Wirklichkeit will er mich nur nicht allzu sehr beachten.
Aber das bin ich gewöhnt.
„Ich bin seit einem Monat nicht mehr außerhalb gewesen.“
„Ja. Und weiter? Aus Tatsachen lässt sich dein Wunsch nicht herausschmecken, Schätzchen.“
Ich schlucke kurz, presse meine Lippen aufeinander, um ihm nicht allzu wüste Sachen an den Kopf zu schleudern.
„Ja... Ich würde heute gerne in das Gebiet außerhalb gehen.“
„Nur mit Begleitung!“
„Auf keinen Fall!“, entgegne ich heftiger als gewollt.
Patri horcht auf, zuckt aber darauf nur mit den Schultern.
„Gut. Ohne Begleitung. Sei bis zur Abendsperre wieder hier!“
Überrascht ist es nun an mir, aufzuhorchen. Seit wann nimmt er meine Wünsche so leichtfertig hin? Ich habe mich schon auf eine unangenehm lange Diskussion eingestellt!
Ein Lächeln erhellt seine Züge, als er meine Überraschung sieht.
„Weißt du, SA, ich genehmige dir durchaus deine Freiheit. Dafür bietest du uns genug.“
„SA 1, Herr daVinol.“, korrigiere ich ihn unüberlegt und etwas spöttisch. Doch statt einer strengen Zurechtweisung ertönt sein Lachen im Raum. Was mich nur um so stärker anekelt.
„Genug der Scherze, SA 1, geh jetzt. Verbringe die Zeit sinnvoll!“
Ich zwinge mich, ebenfalls zu lachen. Es gelingt, bis ich sein Büro verlasse. Das Lächeln ist nun wie weggewischt.

Wortlos nehme ich den Aufzug ins Erdgeschoss. Die Wachposten an der Ausgangstüre haben schon Anweisungen von Patri bekommen und lassen mich deswegen ungefragt durch. Schweigend nicken wir uns zu.
Den kleinen Außenbereich, durch den ich jetzt eile, sieht gepflegt aus. Bäume säumen einen Teil der Anlage und der Rasen glänzt von einem saftigen Grün und einem perfekten Schnitt.

Erst als ich kurz vor dem richtigen Tor in die Außenwelt Alderaans II stehe, weiß ich, weshalb Patri einen Grund hatte, mich unter anderem so bereitwillig gehen zu lassen. Ich werde selbst hinter diesen Mauern überwacht.
Durch die Wertelesung!
Wut erfasst mich und kurz entschlossen hacke ich auf den Tasten zum Öffnen ein. Eine kleinere Tür schwingt auf, ich trete hindurch...
Und schleudere mit voller Wucht mein Headset gegen die Mauer! Aber das Teil ist offenbar hartnäckig. Mit einem lauten Piepen erwacht es nach einer kurzen Pause zum Leben, bis ich es hochhebe und gegen die Mauer schmettere.
Mit einem Geräusch von Kunststoff auf Stein gibt es endgültig den Geist auf und kann nun niemanden mehr überwachen. Um sicherzugehen trampele ich darauf herum, bis sich der Kunststoff langsam von dem metallischen Inneren löst.
„Wie schade... Das Headset ist kaputt... und die Tür ist zu... Jetzt kann ich mir wohl kein neues mehr besorgen.“
Ich bin wütend, auf Patri, auf CTG und dieses unglaubliche Pech, als Maschine die Welt erblickt zu haben. Doch meine Stimme verschwindet schnell in den Weiten des Haines, der sich vor mir erstreckt. Erst jetzt widme ich meine gesamte Aufmerksamkeit der Umgebung.
Ein kleines Paradies.
Wie auch schon der Vorgänger, Alderaan, gewesen sein musste.

Langsam setzen sich meine Beine in Bewegung. Die Wut in meinem Bauch verraucht beim Laufen schneller als sonst, worüber ich froh bin. Diese kurze Zeit mit Zorn zu verschwenden wäre sinnlos.
Soll Patri machen was er will, hier kann er mich nicht überwachen oder allzu leicht finden, wenn ich erst einmal die Wälder erreiche.
Doch diesmal ist es der Anblick der Berge, der mich reizt. Sie scheinen nicht weit entfernt zu sein – ein perfekter Abstand, den ich leicht überbrücken kann.
Ein Fluss plätschert nicht allzu weit entfernt und der angenehm erdige Duft weht mir mit einer Brise ins Gesicht.
Sonst kann ich nur das Rauschen des sanften Windes in den Blättern eines alten Baumes hören.
Es ist eine knorrige Eiche, die standhaft vor der Anlage wächst.
Meine Schritte werden durch das Gras gedämpft und ich vernehme dadurch nur leises Rascheln.
Die Luft ist rein und sauber – weniger Verschmutzung findet man sonst nirgendwo in der Galaxis.
Ich fühle mich seltsam – leicht und unbewacht.
Kein wachendes Auge, dass den Blick nicht von mir abwendet.
Keine Büros, in denen ein selbstverliebter Egoist von Chef wartet und mich Schätzchen nennt.
Ich möchte keinen Gedanken an ihn verschwenden, denn ich habe Angst, dadurch die Welt hier verschmutzen zu können.
Ein dummer Gedanke, aber ein Paradies wie das hier findet man selten.
Noch dazu gänzlich unbewohnt!
Ich schüttele den Kopf. Es ist verrückt. Der Planet ist zwar klein, doch trotzdem müssten hier doch wenigstens eine kleine Ansammlung von Wesen leben, oder nicht?
Vielleicht mache ich mir auch nur überflüssige Gedanken.
Jedenfalls sollte man hiermit vorsichtig umgehen.

Ich genieße es, im Licht der Sonne laufen zu können, ohne diese ärgerlichen Nebenwirkungen zu haben, wie beispielsweise das Schwitzen. Muss es nicht unangenehm sein, zu wandern und dabei die Kleidung an seiner Haut kleben zu spüren? Ich stelle es mir nicht gerade angenehm vor.
Zum reinen Vergnügen schöpfe ich eine Handvoll Wasser aus dem Fluss, der nun neben mir verläuft.
Ich stelle mir vor, wie das Wasser durch meine Kehle fließt, eine metallische Röhre entlang und irgendwo im Magenbereich auf ein Abschlussgitter trifft, an dem es nicht mehr weiter geht.
Ich schmecke zwar die Kühle des Wassers, aber nur dank meiner Sensoren in der aufwendig erschaffenen Zunge, die mein Erschaffer monatelang zu kreieren versuchte. Letztendlich war sie durch reinen Zufall entstanden, als er eines Abends an einem Werkstück herumgebastelt hatte.

Ich habe vor ihm mehr Respekt, als vor allen anderen Wesen, die ich bisher kennengelernt habe. Er ist fast ein Vater für mich.
Der Mann, der mich erschaffen hat.
Professor Adre Lo'Troth.
So anders, im Gegensatz zu Patri! Egoismus kannte mein Professor nicht. Er schuf, um zu helfen. Nur bei mir hatte er sich erlaubt, seinen Grundsatz zu brechen. Denn mit mir war niemandem geholfen, eher erschuf er mich aus reiner Neugierde, was geschehen würde, wenn er ein Wesen entstehen ließ, dass ihm gehorchte.
Seine Neugierde überschlug sich mehrfach, als er sah, dass ich ihm eben nicht gehorchte. Dass ich aus eigenem Antrieb handelte.

Mein Blick gleitet über die Gegend. Der Antlitz des Gebirgzuges ist noch weit entfernt, aber einzelne Berge kommen schon jetzt näher. Wälder säumen den Weg in Richtung Osten, umrahmen die Berge und verschwinden dann aus meinem Blickwinkel. Zu meiner Linken erstreckt sich eine weitere, traumhaft grüne Wiese. Mein Ziel kann ich schon von meinem jetzigen Standpunkt aus sehen. Die alte Ruine. Man sieht sie, wenn man lange genug aus dem Fenster des obersten Stockwerkes der CTG Anlage starrt.
Ich habe oftmals einen guten Grund dafür – sei es aus Aufregung, Zorn oder Langweile. Die halb zerfallenen Zinnen vereinen sich mit dem Grau des Steines, aber ich habe die Ruine schon so oft von fern betrachtet, dass ich sie mittlerweile schnell entdecke. Der gewundene Weg vom Fuße des Berges aus zeugt davon, dass es auf diesem Planeten einst doch anderes Leben gegeben haben muss.
Denn ich glaube nicht, dass Patri sich die Mühe machen würde, eine Ruine zu bauen oder einen Weg in das Gestein zu hauen.
Warum auch?
Er hat alles, was er will. Die riesige Anlage, den Luxus eines fast vergessenen Paradieses und genügend Forschungsobjekte, sowie Geld.
Ich kann mir zwar tausende anderer Sachen vorstellen, die mich glücklich machen würden, aber dennoch ist dies angeblich der Traum von fast jedem einfachen Wesen, dass sich Mensch oder Nichtmensch nennt.

Meine Schritte bringen mich vorbei an weiteren knorrigen Bäumen, die ersten Felsen ziehen an mir vorüber. Mein Blick wandert zum Himmel. Die Sonne wärmt unerlässlich, der leichte Wind von vorhin hat sich fast gänzlich gelegt. Es ist Mittag, in der Kantine läuft die Küche nun auf Hochtouren.
Heute ist Freitag, es gibt wie schon angekündigt ein spezielles Nudelgericht typisch für Naboo und als Nachtisch eine Besonderheit: Quarkspeise. Ich weiß, dass Mharco auf keines von beiden je verzichtet hätte – er kommt schließlich selbst aus Naboo! Morgen wird es verbranntes Nuna geben. Nuna ist keine Spezialität der Köche. Das einzige, was sie einfach nicht wirklich hinbekommen wollen und auch nicht können. Jedes Mal klagt Mharco, dass das Fleisch wieder verbrannt gewesen wäre und ich habe ihn noch jedes Mal darauf als sensiblen Feinschmecker bezeichnet, woraufhin wir uns weiter geneckt haben! Es ist schön, dass es Sachen gibt, die sich nie ändern werden.
Es ist ein weiterer Anhaltspunkt in meinem Leben, an den ich mich klammere.

Das Plätschern des Flusses entfernt sich, meine Schritte werden schneller. Der Fuß des Berges ist nicht mehr weit entfernt, die Ruine ruht verlockend auf dem uralten Gestein. Nun kann ich einzelne Details erkennen, beispielsweise die alten Steinmauern, die mit Efeu überzogen sind und an einigen Stellen ziemlich instabil und bröckelig aussehen. Vogelgezwitscher dringt zu mir herunter.
Ich komme dem Weg hinauf immer näher und sehe nun, dass es kein einfacher Pfad nach oben ist, nein! Einzelne Stufen sind in den Felsen gehauen worden, aber nur an den steileren Stellen. Ansonsten windet sich der Pfad geschlungen nach oben, bis das Tor der Ruine erreicht ist. Ein Lächeln verweilt auf meinem Gesicht.
Nachdem ich die Ruine wieder und wieder gesehen habe, bin ich nun endlich hier. In vollkommener Ruhe und ohne jegliche Überwachung! Es gleicht wirklich einem Paradies.
Die Sonne blendet mich beim Hinaufsehen, sodass ich beschließe, nicht länger als nötig hier unten zu verweilen. Lieber mache ich mich gleich an den Aufstieg!
Der Felsen ist rau und wenn ich nicht aufpasse, kann ich mich daran ziemlich aufschürfen. Demnach vorsichtig erklimme ich Stufe für Stufe, immerzu in Gedanken bei der Ruine, die mich oben erwartet. Ob man mich von der Anlage aus sehen kann? Eher nicht. Man muss auch die Ruine erst eine Weile lang suchen, wenn man nicht genau weiß, wo sie liegt. Wie sollte man nun auch einen kleinen Menschen... Nein, ein kleines Wesen wie mich entdecken können? Dieser Gedanke beruhigt mich. Sonst wäre diese Freiheit gelogen, denn dann könnte mich Patri nach Lust und Laune von seinem Büro aus Beobachten.

Doch ich verbanne Patri und die Anlage schnell aus meinen Gedanken, konzentriere mich auf die Stufen unter meinen Füßen und das Gestein, auf das ich meine Hände abstütze.
Der Fels ist warm, ich kann von den nahegelegenen Wäldern den vertrauten Duft von Erde und uralten Bäumen riechen. Je weiter ich steige, um so stärker wird der Wind und ich lege eine kurze Pause auf einem herausragenden Felsen ein, um die Ruine über mir genauer zu betrachten.
Sie ist verlassen.
Nur das Zwitschern der Vögel ist zu hören.
Die letzten Stufen lege ich schnell zurück, finde mich jetzt vor einem halb zerfallenen Tor wieder, das einst wahrscheinlich aus dem soliden Holz der Buche gebaut worden war. Von dem Holz ist nur noch Asche übrig, die der Wind schon längst über die Lande verteilt hat.
Mit einem gewagten Sprung gelange ich über einen größeren Spalt im Boden zum Tor. Hier müsste einmal eine kleine Zugbrücke gelegen haben, wie die Spuren in dem Steinboden zeigen.
Verwundert sehe ich mich um. Diese Stille habe ich nicht wirklich erwartet. Sie hat etwas ruhiges an sich.
Ich stehe hier auf dem Boden, auf dem einst Geschichte geschrieben wurde, Taten von Bedeutung geschahen... Es ist wunderbar, auf solch einem Gegenstand der Geschichte stehen zu können.
 
2. Unerwartete Begebenheiten

Mit leisen Schritten nähere ich mich einem Turm, der stolz und fast noch vollständig in den Himmel ragt. Etwas an ihm kommt mir seltsam vor, aber ich weiß nicht was.
Schulterzuckend wende ich mich ab, betrachte den Brunnen in der Mitte und das zerfallene Haus, das nur noch aus dem Grundbau besteht. Ich kann eine Stelle sehen, die vor kurzem eingestürzt sein muss. Sie gibt den Keller preis, in dem sich eine noch intakte Eisentür befindet.
Ein Baum wächst neben dem Brunnen, alleine und nicht ganz so standhaft wie die Buchen im Wald.
„Moment.“
Verwirrt drehe ich mich zu dem Turm um. Jetzt weiß ich, was so seltsam an ihm ist.
„Wer repariert eine Ruine auf einem verlassenen Planeten?“, frage ich mich verwundert und verwerfe den Gedanken an Patri. Patri! Er wäre der Letzte, der so etwas machen würde! Der feine Herr schleudert doch sein Geld nicht für eine Ruine aus dem Fenster!
Gedanken rasen ungebremst durch meinen Kopf, ich kaue etwas nervös an meiner Unterlippe. Die Fenster im Turm sehen neu aus, als ob sie jemand vor nicht allzu langer Zeit neu eingesetzt hätte. Und seit wann steht in einem alten Turm eine Computeranlage?

Selbige kann ich durch das Fenster erkennen. Bisher habe ich gar nicht darauf geachtet.
Als ich mich wieder dem Haus zuwende, kommt mir eine weitere Frage in den Sinn. Warum verwendet man für eine einfache Kellertür stabiles Eisen, während selbst das Burgtor aus Holz gemacht wurde?
Ich könnte jetzt hinuntergehen, weg, vielleicht in eines der kleinen Wäldchen. Den Vorfall einfach vergessen. Verlockende Vorstellung.
Doch ist es nicht meine eigene. Nein, eines der unzähligen Programme hat diesen Gedanken ausgespuckt. Das nennt man Risikovermeidung. Selbstschutz, oder ähnlich.
Ein Lachen stiehlt sich aus meinem Mund. Die glauben doch nicht wirklich, dass ich es darauf anlege, mich wie ein kleines Kind zu schützen?
Aber genau das ist der Normalfall. Ich sollte nie mehr sein, als eine Maschine, die diesen Ideen nachgibt, sie befolgt, ohne zu hinterfragen. Ich bin eben mehr als diese Maschine, mehr, als meine Betreuer verstehen können.
Stattdessen gebe ich jetzt meiner Neugierde genüsslich nach und meine Füße leiten mich wie von selbst zu dieser Kellertür, die sich glänzend von den Schutthaufen neben ihr abhebt.

Meine Entschlossenheit gibt inzwischen schon nach, was ich aber auf das Programm schieben kann. Es ist die Auslösung von Angst, ein elektrischer Impuls, dem ich mich nicht entziehen kann. Schnell kommen erste Zweifel auf, aber ich bin mittlerweile so nahe an der Tür, dass ein Umkehren reinster Blödsinn wäre. Das kapiert sogar mein System nach einer Minute, in der es mich mit blendend roten Warnungen malträtiert, die alle auf ein Verstoß des Risikoprogrammes verweisen. Stechend und ablenkend tränen mir die Augen wegen diesen Warnungen, die mit jedem Schritt intensiver werden – umso erleichterter bin ich, als das System sich zurückzieht und den Verstoß auf meinem Datenchip speichert. Sehr schön, ein weiterer Grund für Patri, mir einen Vortrag zu halten, was ich alles damit riskiere – nicht für mich, sondern für ihn und seine Firma, versteht sich.
Vorsichtig lege ich die Hand auf die kühle Oberfläche der Tür. Sie ist dick und lässt kein Geräusch zu mir durchdringen. Es nützt nichts, jetzt noch zu zögern. Ohne weitere Rücksicht reiße ich an der Klinke, ziehe daran, um letztendlich festzustellen, dass die Tür verschlossen ist. Dafür leuchtet ein weiteres rotes Lämpchen neben der Tür auf.
„Schlau, Sya. Schlau.“, zische ich durch die Zähne, aber glücklicherweise bemerke ich jetzt das Holo, dass neben der Tür hängt. Schnell tippe ich auf die Tasten ein, hacke mich in das Programm, während ich immer wieder nervös auf das Lämpchen schiele. Hier höre ich nichts, aber ich bin sicher, dass dort im Innern ein Alarm ertönt. Trotz der gebotenen Eile muss ich nun aufpassen! Eine falsche Eingabe und ich kann von vorne anfangen! Mit angehaltenem Atem tippe ich weiter, finde erst den Befehl zum Ausschalten des Alarmes, worauf das glühende Rot mit einem Flackern verschwindet. Erleichtert gelange ich weiter, finde mich im Wirrwarr des Vorganges zum Öffnen der Tür wieder. Frustriert starre ich auf den Bildschirm.
Zwar habe ich gelernt, wie man sich in ein solches Programm einhackt, aber niemand hat es je als nötig befunden, mir zu zeigen, wie man den Befehl zum Öffnen in einen solchen komplexen Vorgang einschleust. Da ich so oder so schon kräftig genug angekündigt habe, dass jemand gerade die Tür bearbeitet, hacke ich willkürlich auf den Bildschirm ein, bis die Tür sich widerwillig öffnet. Ich grinse vergnügt, überschreite die Grenze zwischen erdigem Boden und Metallgitter. Denn daraus besteht das Innere.

Ein länglicher Gang mit Metallplatten an beiden Seiten und einem Fußboden aus Gittern.
Nervosität holt mich schnell wieder ein, als ich begreife, dass ich nicht weiß, wer oder was hier genau haust. Ich bin widerrechtlich eingedrungen, dass heißt die Besitzer sind im Recht und wenn sie schon diese Tür haben, wird es an einem Verteidigungssystem nicht fehlen!
Ich schleiche den Gang entlang, komme an eine Abzweigung und husche nach links. Denn hier ist es nicht ganz still – in dieser Richtung höre ich das Rauschen des Windes. Es muss hier irgendwo eine Öffnung geben! Neugierig schaue ich um die nächste Ecke, husche weiter, dem Pfeifen des Windes entgegen. Schon nach ein paar weiteren Schritten flattern meine Haare auf und ab, das künstliche, gedämpfte Licht von den Lampen, die von der Decke herabhängen, wird von natürlichem Sonnenlicht eingenommen. Verwundert frage ich mich, ob dieser unterirdische, moderne Bau überhaupt bewohnt ist.
Bisher habe ich zumindest nichts vernommen, was darauf hinweisen würde!
Wenigstens kann ich nun einen Ausgang sehen. Hinter einer schweren Stahltür scheinen ein paar Sonnenstrahlen durch eine Öffnung in der oberen Mitte der Tür, die geöffnet ist. Aber woher der Wind? Ich öffne die Tür ohne Probleme und erwarte halb und halb mich im Freien wiederzufinden.

Stattdessen führt der doch etwas düstere Gang nun in einen gläsernen Bau, von dem ich die andere Seite des Berges genau betrachten kann. Erstaunt sehe ich mich um und drücke meine Hände an das kühle Glas. „Wer hat das gebaut?“, flüstere ich und kann mir keinen Reim darauf machen. Alleine dieser Gang ist wertvoll und aufwendig ausgearbeitet worden.
„Aber wofür?“
Mein Blick gleitet nach draußen. Schroffe Felsen zeichnen die Landschaft, tief unter mir sehe ich Wälder, ein paar Tiere, die auf einem Hain in der Sonne stehen und ihren Hunger mit dem Verzehr des saftig grünen Grases bändigen. Wind rauscht durch die Baumkronen und lässt sie schwanken. Ein Meer aus dunklem Grün.
Der gläserne Gang zieht sich einen Teil der Bergwand entlang, endet dann in zwei Richtungen. Ich gehe langsam weiter, streife mit meiner Hand an der Glasscheibe entlang. Ein Vorteil meines Daseins ist, dass ich keine Fingerabdrücke oder ähnliches hinterlasse.
Ich ergötze mich an der Pracht der Natur. Wie eine Blüte, die sich geöffnet hat und ihre ganze Schönheit an diesem Ort preisgibt! Ich kann ungestört die Tiere beobachten, kann nach oben sehen und das zerfurchte Gestein betrachten. Nur der Boden ist an dieser Stelle nicht gewillt, einen Blick zuzulassen. Er zeigt nur das Gestein unter mir, an einzelnen Stellen klaffen Spalten in dem Fels und nur an diesen Stellen kann ich hinunter sehen. Es herrscht glücklicherweise nicht dieselbe Grabesstille wie außerhalb, denn das Rauschen des Windes erfüllt den gesamten Gang, Vogelgezwitscher erklingt fröhlich, ist durch die Scheiben zu hören.
Mittlerweile haben mich meine Füße weit getragen, ich sehe mich vor der Entscheidung zweier Richtungen stehen: Die Abzweigung nach rechts führt wieder in den Fels hinein, offenbart ein kleines Stück von einem künstlich erleuchteten Gang. Mir missfällt die Vorstellung, mich dort hinein zu wagen, obwohl diese Höhle eher im Inneren bewohnt sein wird, als hier außen.

Doch der Weg geradeaus bietet mir eine weitaus angenehmere Möglichkeit! Eine weit geöffnete Tür führt aus dem gläsernen Tunnel hinaus, weiße Treppenstufen führen auf das glatte Gestein. Vom Abgrund getrennt ist das Ganze lediglich durch eine efeubewachsene Mauer, die mir bis zum Bauch geht. Vorsichtig gehe ich hinunter, sehe die Blumentöpfe, in denen verschiedene Tulpenarten wachsen und gedeihen. Ein kleiner Busch ziert den Boden daneben und trägt pralle, rote Beeren, die ich lieber nicht anrühre. Obwohl... Kann ich überhaupt vergiftet werden? Eher nicht... Aber das will ich hier nicht ausprobieren. Vielleicht frage ich Patri einmal danach. Obwohl er dann mit Sicherheit den Grund der Frage wissen will...
Der gepflegte Weg führt mich um eine Ecke. Doch gleichzeitig endet die Mauer... Verwundert gehe ich weiter, bis der Boden urplötzlich aufhört! Ich schreie leise auf, springe einen Schritt zurück und zische:„Was...?!“ Erschrocken sehe ich nach unten und bin froh, dass ich schwindelfrei bin.

In endloser Tiefe sehe ich Felsen, vereinzelte Bäume und einen See. Offenbar ist hier ein Tal, das den Berg noch höher erscheinen lässt. Mein vermeintliches Herz klopft schnell und ich riskiere nochmals einen Schritt nach vorne, bis ich direkt am Abgrund stehe. Der Anblick ist ebenso schön wie auch beängstigend: Ich könnte leicht am Felsen unter mir zerschmettern, wenn ich fallen würde! Mein Blick wird auf einen schmalen Weg am Rande des Abgrundes geleitet. Keine Mauer, nur ein schmaler Weg entlang des Berges. Zögerlich lege ich den Kopf schief, betrachte misstrauisch den ansteigenden Pfad. Was soll das? Eine Falle für besonders Dumme?
Dann bin ich wohl in diese Kategorie einzuordnen, denn ohne weiter zu überlegen beschreite ich den Weg, mit dem Rücken zu der steinigen Wand und den Händen an den Fels geklammert. Vorsichtig bewege ich mich seitwärts, fühle mich dabei wie ein besonders dummer Krebs, der nicht verstehen will, dass das hier eigentlich kein Weg sein kann. Wer ist überhaupt so verrückt und baut diese gesamte Anlage? Um genauer zu sein, wofür?

Es will sich mir nicht logisch erschließen und so konzentriere ich mich weiter - gerade noch rechtzeitig! Ein Rumpeln von oberhalb lässt mich aufblicken. Ein Steinschlag? Ausgerechnet jetzt?! Jemand muss von der nahen Felserhöhung Steine losgetreten haben, denn genau jene sind jetzt im Begriff, mir erstens den Weg abzuschneiden, zweitens mich zu treffen.
Mein Programm ist in diesem Moment wahrlich eine Hilfe, denn es sendet eine blendend rote Nachricht.


Guten Tod, SA 1. Wir freuen uns auf ein erneutes Wiedersehen! Schalten Sie nun ihre Systeme aus und ermöglichen Sie so einen unkomplizierten Abtransport und Vorgang zur Reparatur!


Ich schüttele meinen Kopf vor Unglauben, blicke in den Abgrund vor mir, während sich meine Hände verzweifelt an den Felsen klammern. Ich schwitze, meine Hände hinterlassen schwache Abdrücke am aufgewärmten Gestein. Mein Atem wird zum Keuchen, ich blende das Rauschen des Windes und das Gezwitscher der Vögel aus. Das Gepolter kommt näher und ich versuche panisch, einen Ausweg zu finden. Mit Sicherheit könnte einer der Steine ernsthaften Schaden anrichten, die größeren Splitter sehen scharf und schwer aus. Meine einzige Chance...
Ich schlucke und luge nach unten. Weit unter mir sehe ich den See, davor die schroffen Felsen, davor...
Davor?!
Ohne zu Zögern springe ich, löse meine verschwitzten Hände von dem Felsen.
Der Fall lässt meine Warnsysteme hochrot aufblinken, dann schließt es sich von selbst. Ich spüre die scharfe Luft in meinem Gesicht, den Widerstand meines Körpers gegen den drückenden Wind, meinen Schrei und das hässliche Gefühl, frei in der Luft zu sein, nirgends Halt finden zu können. Meine Hand schrammt kurz am Fels entlang, ich schreie wegen dem kurzen, scharfen Stich auf und sehe, dass nun eine jener gemeiner Schrammen meine Hand ziert. Noch ist kein Blut zu sehen, aber das wird gleich kommen.
Dann den harten Aufprall, der mir die Luft nimmt und mir den Brustkorb zuschnürt.
Ich liege auf einem Felsvorsprung, der so klein ist, dass ich ihn erst nicht gesehen habe. Der Steinschlag ist auf dem kleinen Pfad aufgetroffen und wurde dann ein paar Zentimeter von diesem Vorsprung entfernt in das Tal geschleudert.

Ich liege hilfslos auf dem Rücken, bin gezwungen, in die blendende Sonne zu sehen, weil sich meine Systeme automatisch heruntergefahren haben. Ich kann mich nicht bewegen, nur versuchen, Luft zu holen. Aber selbige ist so schlagartig aus meinen Lungen gepresst worden, dass ich erst einmal diesen Schock überwinden muss. Mein Rücken schmerzt, ebenso mein Kopf, der hart auf dem Fels aufgeschlagen ist. Zwar brauche ich keine Angst ob einer Gehirnerschütterung oder sonstigen Schäden zu haben – bei einem Chip kann nicht viel kaputtgehen – aber es schmerzt dennoch dank meiner Sensoren und nachgebauten Nerven.
Ich spüre das Brennen meiner Hand, Blut hat sich schon gesammelt und läuft in kleinen Bahnen am Daumen hinunter.
Doch ich bin weiterhin zum Erstarren verbannt, untätig, mich aufzusetzen. Meine Systeme fahren nur langsam hoch, ohnehin versuche ich noch angestrengt, frische Luft in meine Lungen zu saugen. Der erste Atemzug ist gierig, ich verschlucke mich prompt daran und verbringe die nächsten Minuten damit, hustend und keuchend zwischen den Büschen auf dem Felsplateau herumzukriechen. Mit einem kurzen Blinken aktiviert sich erst das Netz der Energieerhaltung und dann zu meinem Leidwesen das Risiko- und Selbstschutzprogramm. Ich reagiere schnell und unterbreche den Vorgang des erneuten Hochfahrens, stoppe das Programm mit einem einfachen Gedanken und dränge es in den Hintergrund. Diese roten Warnungen stören mich – sie malträtieren nicht nur meine Nerven! Nett, dass Patri mir solche Nachrichten wie vorher, auf dem schmalen Pfad, eingerichtet hat. Ich rümpfe die Nase unter all dem Keuchen. 'Guten Tod, Maschine'. Nett, einfach nett, Patri!
Mit einem weiteren Blinken wird eine Liste in mein Blickfeld eingeblendet, die anzeigt, welche Programme schon hochgefahren sind und einwandfrei funktionieren.
Ich schenke der Liste nur kurz Beachtung, sehe, dass alles so weit in Ordnung scheint. Dann raffe ich mich auf. Stöhnen.
 
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