Tagespolitik allgemein

Inzest hingegen ist eine Übereinkunft von mündigen, erwachsenen Menschen. Ich sehe (obwohl ich selbst den Gedanken "abartig" finden mag) keinen rechtlichen Grund für ein Verbot. Mit Nachwuchs ist das natürlich nochmal ein extra Kapitel, aber selbst hier zeigt sich statistisch eine relativ niedrigere Erhöhung des Risikos, sodass man darüber nachdenken sollte ob hier ein Verbot nicht unethisch wäre. Sonst müsste man auch darüber nachdenken, anderen Menschen mit vererbbaren Krankheiten die Fortpflanzung zu verbieten. Und das wäre dann wirklich pervers.

Das ist auch der Grund warum sich anno dazumal der Ethikrat für eine Revision des Inzestparagraphen ausgesprochen hat. Inzest ist bei einvernehmlichen Sex erstmal nur Sex und ein entsprechendes Verbot bedarf erstmal eine Antwort auf die Frage welches Rechtssubjekt hier überhaupt geschützt werden soll.
Letztendlich gelangt man da zwangsläufig auf die eugenische Schiene, die eben mit logischer Schlussfolgerung zu ziemlich unethischen Ergebnissen führt.
 
Letztendlich gelangt man da zwangsläufig auf die eugenische Schiene, die eben mit logischer Schlussfolgerung zu ziemlich unethischen Ergebnissen führt.

Das ist doch aber genau ein Problem der Debatte. Es wird viel zu sehr auf die biologische Seite abgestellt, dabei liegen die tatsächlichen Schwierigkeiten, die so pauschale Aussagen auch einfach ausblenden, eher im zwischenmenschlichen Bereich. Allein die Einvernehmlichkeit ist bei inzestuösen Beziehungen ein wichtiger Punkt, der 'ne ganz andere Betrachtung erfordert. Machtgefälle und Manipulation sind da ein ganz großes Thema (auch zwischen erwachsenen Abkömmlingen) und gerade bei sexuellen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Beziehungen schon vor der Volljährigkeit des Kindes begonnen haben.
 
Das ist doch aber genau ein Problem der Debatte. Es wird viel zu sehr auf die biologische Seite abgestellt, dabei liegen die tatsächlichen Schwierigkeiten, die so pauschale Aussagen auch einfach ausblenden, eher im zwischenmenschlichen Bereich.

Zugegeben ist die biologische Seite auch die Einzige mit der man unter Ausblendung aller Ethik einen Punkt hat. Das Zwischenmenschliche wird bereits vom Sexualstrafrecht abgedeckt und durch den Wegfall des Inzestparagraphen wäre ja eine sexuelle Handlung unter Zwang, jeglicher Art, immer noch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen.
Das ist ja gerade das Problem an dem Paragraphen...er spielt exklusiv nur dann eine Rolle, wenn es um einvernehmlichen Sex zwischen zwei Erwachsenen geht. Für jede andere Paar-Konstellation gibt es andere Paragraphen.
 
Das Zwischenmenschliche wird bereits vom Sexualstrafrecht abgedeckt und durch den Wegfall des Inzestparagraphen wäre ja eine sexuelle Handlung unter Zwang, jeglicher Art, immer noch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen.

Wenn's in der Praxis nur so leicht wäre. Ich verweise nochmal auf die Dynamik unter leiblichen Abkommen. Hier tun sich - gerade für Behörden und Gerichte - gravierendere Schwierigkeiten auf und es passiert oft genug, dass die Geschädigten eine Einvernehmlichkeit bestätigen, die es nie gegeben hat. Das ist jetzt aber gar nicht so sehr als Kritik an der Kritik (zum 'Inzestparagraphen') gemeint, sondern eher als Einwurf zu der Debatte, die sich immer wieder nur um biologische Argumente dreht - was mir persönlich einfach zu kurz gedacht ist.

Das ist ja gerade das Problem an dem Paragraphen...er spielt exklusiv nur dann eine Rolle, wenn es um einvernehmlichen Sex zwischen zwei Erwachsenen geht.

Ne, tut er nicht. Wenn bspw. der sexuelle Missbrauch eines Vaters an seiner Tochter angeklagt wird, dann wirst du in der Anklageschrift auch den § 173 StGB in Tateinheit finden. Das tatsächliche Problem ist schlichtweg, dass nur der vaginale Geschlechtsverkehr als Beischlaf zwischen Verwandten definiert ist.
 
Wenn's in der Praxis nur so leicht wäre. Ich verweise nochmal auf die Dynamik unter leiblichen Abkommen. Hier tun sich - gerade für Behörden und Gerichte - gravierendere Schwierigkeiten auf und es passiert oft genug, dass die Geschädigten eine Einvernehmlichkeit bestätigen, die es nie gegeben hat.

Das hat das Sexualstrafrecht halt so an sich. In den meisten Fällen gibt es nur zwei Beteiligte und selten eine gemeinsame Position. Die Frage nach der Einvernehmlichkeit stellt sich ja in so gut wie jedem Fall dieses Themengebiets und man merkt halt wie der Inzestparagraph da übers Ziel hinaus schießt.

Ne, tut er nicht. Wenn bspw. der sexuelle Missbrauch eines Vaters an seiner Tochter angeklagt wird, dann wirst du in der Anklageschrift auch den § 173 StGB in Tateinheit finden.

Ja, das ist dann ja eben nicht exklusiv.
 
[...] und man merkt halt wie der Inzestparagraph da übers Ziel hinaus schießt.

Ob er über's Ziel hinausschießt, lässt sich so einfach halt nicht sagen. Das kommt schon darauf an, was man stärker gewichtet. § 173 StGB hat sicherlich seine Macken, aber die Existenz eines Inzestverbotes halte ich nicht für grundsätzlich verkehrt.

Ja, das ist dann ja eben nicht exklusiv.

Ja, genau. Der Paragraph zielt nicht exklusiv auf einvernehmlichen Geschlechtsverkehr ab.
 
Dieser Paragraph schützt nichts was nicht schon durch andere Paragraphen geschützt wäre.

Doch, das tut er. In der Praxis leider nicht so sehr, weil er nun mal bloß eine bestimmte Form der sexuellen Handlung unter der Strafe stellt. Im Endeffekt ist er aber sowas wie eine Rückfallebene.

Spielt aber nur exklusiv eine Rolle bei diesem.

Nochmal: für den Straftatbestand 'Beischlaf zwischen Verwandten' spielt es keine Rolle, ob der Beischlaf einvernehmlich erfolgt oder nicht.
 
Doch, das tut er.

Nee. Sehe ich anders.

Nochmal: für den Straftatbestand 'Beischlaf zwischen Verwandten' spielt es keine Rolle, ob der Beischlaf einvernehmlich erfolgt oder nicht.

Ich hab nicht gegenteiliges geschrieben. Das "exklusiv" bezieht sich auf die Rolle in einem Verfahren, nicht auf den einvernehmlichen Sex. Bei nicht einvernehmlichen Sex gibt es andere Paragraphen die diese "Exklusivität" negieren.
 
Nee. Sehe ich anders.

Damit habe ich kein Problem. :)

Ich hab nicht gegenteiliges geschrieben. Das "exklusiv" bezieht sich auf die Rolle in einem Verfahren, nicht auf den einvernehmlichen Sex. Bei nicht einvernehmlichen Sex gibt es andere Paragraphen die diese "Exklusivität" negieren.

Eh, ja. Ich hab dann zwischenzeitlich auch verstanden, worauf du hinaus wolltest. Mitten in der Nacht zu diskutieren, ist auch nicht immer die klügste Idee. Mein Fehler.
 
SpOn - Wehrressort zahlte bis zu 150 Millionen Euro jährlich an Berater

Wie schon in den letzten Tagen durch verschiedene Medien ging, sollen im Jahre 2016 ganze 150 Mio. € für Beratungsunternehmen ausgegeben worden sein, ein Jahr zuvor immerhin 100 Mio. €. Gravierender als die Summe an sich ist das Fazit des Bundesrechnungshofes, lt. dem die Wirtschaftlichkeit der Aufträge nicht nachgewiesen werden kann und dem BMVg offenbar eine richtige Übersicht fehlt, nicht zu vergessen der in vielen Fällen fehlende Wettbewerb. Mal schauen, ob von der Leyen darüber stürzt.

Ich bin gespannt auf den finalen Bericht. Es war sicher richtig, externe Berater einzubinden, um die Strukturen der Bundeswehr zu erneuern, aber dem Bericht nach ist dann genau das passiert, was immer passiert, wenn man die Tür zu weit offen lässt. Hier hat sich für die Powerpoint-Experten eine kleine Goldgrube aufgetan.

Das ist in Zeiten, in denen die Truppe mehr finanziellen Mittel benötigt und fordert, natürlich wieder Futter für den Gegenspieler.
 
Das ist doch aber genau ein Problem der Debatte. Es wird viel zu sehr auf die biologische Seite abgestellt, dabei liegen die tatsächlichen Schwierigkeiten, die so pauschale Aussagen auch einfach ausblenden, eher im zwischenmenschlichen Bereich. Allein die Einvernehmlichkeit ist bei inzestuösen Beziehungen ein wichtiger Punkt, der 'ne ganz andere Betrachtung erfordert. Machtgefälle und Manipulation sind da ein ganz großes Thema (auch zwischen erwachsenen Abkömmlingen) und gerade bei sexuellen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Beziehungen schon vor der Volljährigkeit des Kindes begonnen haben.
Wie sieht es denn dann bei den anderen Fällen aus? Wie zwischen Geschwistern, die vielleicht beide noch nicht Volljährig sind, und generell Homosexueller Geschlechtsverkehr innerhalb der Familie? Da ist der Knackpunkt doch vorallem die Moral und Ethik, und nicht die Biologie, da hierbei so oder so keine Kinder entstehen können. (Jedenfalls solange die Wissenschaft nicht doch noch mal so weit ist in absehbarer Zeit.) Aspekte sind hier ja das eine Penetration zwischen zwei Frauen nicht stattfinden kann, und zwischen zwei Männern höchstens Anal. Der Einfachheit halber gehen wir aber mal nur von einvernehmlichen Geschlechtsverkehr aus.
 
Jedenfalls solange die Wissenschaft nicht doch noch mal so weit ist in absehbarer Zeit.
Theoretisch wäre dies unter Schwestern bereits möglich, aber dazu wäre denn kein Sexualverkehr nötig. Auch eine Penetration zwischen zwei Frauen ist möglich, da dafür kein Penis von Nöten ist.
Aber schreibe ich das tatsächlich gerade, weil @Jedihammer (schöne Grüße an den Hammer und an das stille Post-Prinzip) Kritik an den Grünen geäußert hat? :confuse: Die Eigendynamiken in diesem Thread sind manchmal faszinierend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wird der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche eigentlich dadurch weniger schlimm, weil es vor fast 40 Jahren innerhalb der Grünen einige Spinner gab, die blöd genug waren, laut darüber nachzudenken, ob man Sex mit Minderjährigen nicht vielleicht doch legalisieren sollte? Oder wird es andersrum besser, dass in der katholischen Kirche weltweit über jahrzehnte hinweg Schutzbefohlene sexuell missbraucht, und das unter den Teppich gekehrt wurde, weil es bei den Grünen mal einige Spinner gab, die das legalisieren wollten? Ich denke nicht, da es für die Opfer wohl kaum eine Rolle spielt, wer sich an ihnen vergangen hat.

Du hast hier zweifellos recht.
Gerade der katholischen Kirche muß hier mal ganz,ganz deutlich klar gemacht werden das in Deutschland irdische Gesetze gelten und auch die Kirche an die gesetzgebung gebunden ist und kein Staat im Staate ist.
Allerdings fordert und fördert die katholische Kirche den Mißbrauch nicht und fordert auch nicht seine Legalisierung. Und hat dies auch nie getan.
Wir kennen da ein anderes Beispiel.
Forderungen nach einem verbot der Kirche ist daher vollkommener Nonsens.

Hier mal noch zwei interessante Meldungen aus der Tagespolitik.
Die LINKE hat es endlich geschaft einen ihrer größten Haßfiguren ab zu sägen.
Der Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen,Hubertus Knabe wird von seinem Posten entbunden.
https://www.tagesschau.de/inland/knabe-103.html

Wie die JW damals schrieb zum Jahrestag des Mauerbaus "Wir sagen einfach mal danke.Für 28 Jahre Berlin-Hohenschönhausen ohne Hubertus Knabe."
Auftrag ausgeführt Herr Lederer.


Innerhalb der AfD gründen Mitglieder jüdischen Glaubens einen eigenen verein :
https://www.tagesschau.de/inland/afd-juden-101.html
 
Allerdings fordert und fördert die katholische Kirche den Mißbrauch nicht und fordert auch nicht seine Legalisierung.

Sie vertuscht, beschönigt und schützt Täter. Auch jetzt noch.

Selbst wenn sie sich im besten Sinne ändert, dann dürfte man ihr nach deiner Logik auch nicht mehr trauen. Du bist doch immer der Meinung, dass sich Menschen und Organisationen nicht ändern können.
 
In einer freiheitlichen Demokratie darf man sich sogar als Jude gemein machen mit Leuten, die ein Holocaust-Mahnmal als Denkmal der Schande und das Dritte Reich als unwesentlichen Vogelschiss in der deutschen Geschichte bezeichnen.

Hier trifft zu: "Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber."

Ich hab schon Leute mit Migrationshintergrund erlebt, die die NPD gewählt haben. Insofern, kann ich auch nicht nachvollziehen, klar, aber wundern tut es mich irgendwo auch nicht, wobei so ein Verein, der ja öffentlichen Charakter hat, natürlich nochmal eine andere Hausnummer ist als einzelne Wähler. Aber manchmal trifft offenbar halt auch das zu: "Es gibt nichts, was es nicht gibt".
 
Ich hab schon Leute mit Migrationshintergrund erlebt, die die NPD gewählt haben. Insofern, kann ich auch nicht nachvollziehen, klar, aber wundern tut es mich irgendwo auch nicht, wobei so ein Verein, der ja öffentlichen Charakter hat, natürlich nochmal eine andere Hausnummer ist als einzelne Wähler. Aber manchmal trifft offenbar halt auch das zu: "Es gibt nichts, was es nicht gibt".

In ihren Anfängen war die AfD noch nicht so rechtslastig, als Euro- und EU-Gegner konnte man sich bestimmt auch als Jude dort gut aufgehoben fühlen. Vielleicht bestand ja auch noch die Hoffnung die AfD von innen verändern zu können. Aber ein Austritt aus der AfD wäre wohl als Konsequenz spätestens jetzt angebracht.
 
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