Tagespolitik allgemein

Was den Arzt angeht: Ich kenne seine Motivation nicht. Vielleicht hat er sich einfach über die billige Arbeitskraft gefreut oder er war einfach kein guter Nazi, aber er hat sich trotzdem schuldig gemacht.

Ich kann dir versichern dass dieser Mann kein überzeugter Parteigänger geschweige denn Nazi war, die Unterstellung bzw.Vermutung deinerseits entspricht auf jeden Fall nicht der Wahrheit.

Ist ja generell ein sehr vielschichtiges Thema ob wirklich jedes NSDAP-Mitglied ein überzeugter Nazi war.
 
Richtig aber einen Zwang gab es nicht.
Deshalb nochmal: Wer in der NSDAP war, war es freiwilig. Karriere reicht nicht als Begründung.

Ich finde deine Aussagen etwas überheblich, du hast diese Zeit doch gar nicht mitgemacht. Da haben bei manchen Leuten vielleicht die Themen Familie und auch wie von @Jedihammer erwähnt, berufliche Gründe eine Rolle gespielt das ist irgendwo auch ein "Zwang". Das per se alles über einen Kamm geschoren wird finde ich nicht sinnvoll.
 
Ich finde deine Aussagen etwas überheblich, du hast diese Zeit doch gar nicht mitgemacht.

Du auch nicht.

Da haben bei manchen Leuten vielleicht die Themen Familie und auch wie von @Jedihammer erwähnt, berufliche Gründe eine Rolle gespielt das ist irgendwo auch ein "Zwang". Das per se alles über einen Kamm geschoren wird finde ich nicht sinnvoll.

Mag sein, aber schuldig haben sich diese Menschen trotzdem gemacht und sind somit dennoch Nazis.
Das nicht jeder in den Widerstand gegangen ist, okay. Verstehe ich dann, wenn man dadurch Angehörige wie z.B. Kinder schützt oder man schlicht nicht die Möglichkeit hatte.
Ansonsten gibt es keine Entschuldigung dafür, dass man keinen Widerstand geleistet hat. Obgleich ich weiß, dass Selbstschutz da oft der Knackpunkt war.
 
Wäre die CSU noch die CSU eines FJS und die CDU noch die CDU eines Alfred Dregger dann wären die Katastrophen der Wahlen in Bayern und in Hessen so nicht passiert.
Damit hast du absolut recht. Wer heute Schnappatmung bei der AfD bekommt, hätte damals diese beiden Herren erleben sollen. Dann noch Peter Gauweiler und Rainer Barzel dazu und die Meuthens und Weigels dieser Republik hätten keinen Fuß in irgendeine Tür bekommen.
 
Obwohl der Herr Gauweiler heute eher gemäßigter auftritt, oder ?
Das nennt man wohl Altersweisheit. In seiner aktiven Zeit bekam er den Spitznamen "Gauleiter" verpasst. Meldepflicht für HIV-Infizierte und ähnliche Rechtsaußen-Schoten hatte er in seinem Köcher.
Wer in meinem Alter ist und damals mitbekommen hat, was sich rechts in der CDU/CSU so tummelte, kann über den heutigen Rechtsruck nur die Schulter zucken. Das ist alles schonmal dagewesen, wenn nicht sogar heftiger.
 
Das ist schon interessant, dass jemand in der NSDAP gewesen sein kann aber kein Nazi ist. Aber jemand der links gerichtet ist, der liebt Stalin?

Wer Mitglied in einer NSDAP gewesen ist, kann sich kaum davon los schreiben, ein Nazi gewesen zu sein. Vor allem nicht wenn man bedenkt, für was diese Partei gestanden hat. Das spielt es überhaupt gar keine Rolle ob er das für seine Karriere getan hat oder nicht... Als ob der Zweck die Mittel heiligen würde.
 
Das nennt man wohl Altersweisheit. In seiner aktiven Zeit bekam er den Spitznamen "Gauleiter" verpasst. Meldepflicht für HIV-Infizierte und ähnliche Rechtsaußen-Schoten hatte er in seinem Köcher.
Wer in meinem Alter ist und damals mitbekommen hat, was sich rechts in der CDU/CSU so tummelte, kann über den heutigen Rechtsruck nur die Schulter zucken. Das ist alles schonmal dagewesen, wenn nicht sogar heftiger.

Es ist nicht allzulange her, da war Leibeigenschaft in Europa noch normal. Die eigene Frau zu vergewaltigen war bis vor wenigen Jahren kein Strafbestand. Irgendwie scheint es mir manche Menschen kommen nicht damit zurecht, dass sich die Welt verändert.

Es ist (bei uns heute) nicht mehr üblich Kinder zu schlagen, "Schaumkuss" statt "Negerkuss" zu sagen wird auf niemanden umbringen.


Das ist doch aber nicht der Untergang unserer Kultur, sondern ein ganz normaler Wandel.

"Der kleine Gauweiler möchte bitte aus den 50ern abgeholt werden"?


Klar, nicht jede Veränderung ist positiv und nicht alles muss verändert werden. Allerdings sehe ich in Deutschland nicht wirklich Kräfte die alles verändern wollen.
 
Naja, Oskar Schindler war auch NSDAP-Mitglied, und hat seine Mitgliedschaft genutzt, um mehr als 1000 Menschen vor der Gaskammer zu retten, allerdings sind solche Leute wohl eher die rühmliche Ausnahme.
Um Karriere zu machen, selbst in der Wehrmacht, war eine NSDAP-Mitgliedschaft allerdings nicht zwingend notwendig. Es gab genügend Offiziere, die auch ohne Parteibuch Karriere gemacht haben. Im Fall Dreggers legen seine Äußerungen nach dem Krieg zudem doch eher nahe, dass es für ihn nicht nur praktische Gründe hatte, in die Partei einzutreten, oder dass er vorhatte, diese zu unterwandern.

C.
 
@Crimson und das sagt vielleicht aus, dass es äußerst kompliziert ist Urteile zu bilden.
Allerdings bleibt es fraglich, wie viel Wert man auf Aussagen legen kann, die nach dem Krieg liegen.
Da könnte man nämlich ebenfalls vermuten, dass es Gründe gibt, sich weit zu distanzieren oder zu entschuldigen etc.
 
Das ist schon interessant, dass jemand in der NSDAP gewesen sein kann aber kein Nazi ist. Aber jemand der links gerichtet ist, der liebt Stalin?

Wenn sich der rechte Unionsflügel selbst als Mitte betrachtet muss ja alles ab SPD Stalinist sein.

Wer Mitglied in einer NSDAP gewesen ist, kann sich kaum davon los schreiben, ein Nazi gewesen zu sein. Vor allem nicht wenn man bedenkt, für was diese Partei gestanden hat. Das spielt es überhaupt gar keine Rolle ob er das für seine Karriere getan hat oder nicht... Als ob der Zweck die Mittel heiligen würde.

Die Ansicht Teile ich nicht. Hauptsächlich weil ich tatsächlich keine eigene Erfahrung habe wie es war im System zu leben. Ich habe hohen Respekt vor jedem, der sich widersetzt hat oder nicht nachgelaufen ist, aber ich weiß selber nicht was ich damals gemacht hätte: nehmen wir an ich wäre 1922 geboren worden, blond und blauäugig wär ich vermutlich in der schwarzen Uniform gelandet. Wer Karriere machen wollte, ist meistens nicht um ein Parteibuch herum gekommen. Hätte man schon vor 1933 merken können wie menschenverachtend das System war? Vermutlich, allerdings war das Volk durch Dolchstoßlegende, Wirtschaftskrise, Saalkämpfe "abgehärtet". Die Sprache war "direkter" der "Gegner" wurde entmenschlicht. Der Holocaust fing nicht mit den Gaskammern an, er hat sich mit kleinen Schritten entwickelt.

Wenn man den Menschen Vorwürfe machen kann, dann die mangelnde Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen. Oder fehlende Einsicht, denn "hat ja jeder gemacht" mag zwar stimmen, macht es aber nicht richtig.
 
Das ist doch aber nicht der Untergang unserer Kultur, sondern ein ganz ...
Ich gebe dir in allen Punkten recht, verstehe aber nicht worauf du raus willst. Ich habe nur geschildert wie manche CDUler früher drauf waren. Dass ich das gut fand, habe ich mit keiner Silbe geschrieben. Und schon gar nicht, dass ich irgendeine Kultur untergehen sehe. Bitte schiebe mir nichts unter.
 
@Lennynero Tatsächlich war das was ich geschrieben habe auch eher ironisch gemeint. Natürlich ist es ja einfach heute zu behaupten, wer sich damals alles schuldig gemacht hat. Auch ich weiß nicht wie ich in einem System wie dem Naziregime agiert hätte. Ich meine klar, ich kann ziemlich deutlich sagen, was ich glaube wie ich reagiert hätte. Aber wie es in der Realität aussieht? Ist natürlich noch mal eine andere Hausnummer.

Edit:

Die anderen Punkte kann ich nicht mit dir teilen, denn ich glaube das auch 33 klar war, in welche Richtung das alles geht.
 
Naja, Oskar Schindler war auch NSDAP-Mitglied, und hat seine Mitgliedschaft genutzt, um mehr als 1000 Menschen vor der Gaskammer zu retten, allerdings sind solche Leute wohl eher die rühmliche Ausnahme.
Um Karriere zu machen, selbst in der Wehrmacht, war eine NSDAP-Mitgliedschaft allerdings nicht zwingend notwendig. Es gab genügend Offiziere, die auch ohne Parteibuch Karriere gemacht haben. Im Fall Dreggers legen seine Äußerungen nach dem Krieg zudem doch eher nahe, dass es für ihn nicht nur praktische Gründe hatte, in die Partei einzutreten, oder dass er vorhatte, diese zu unterwandern.

C.

Mir fällt noch Kurt Gerstein ein. Er war bei der SS und hat versucht das Ausland über den Holokaust zu informieren, war auch für die Beschaffung des Zyklon B zuständig. Dager ist er auch Umstritten. Ich zitiere mal kurz aus Wikipedia weil mir gerade die Zeit fehlt (sitze noch auf der Arbeit): "Manche Historiker sehen ihn als einen der Bekennenden Kirche nahestehenden Christen, der in SS-Uniform versuchte, Informationen über NS-Unrecht zu erlangen und gegen das NS-Regime zu verwenden. Andere sehen in ihm den Mittäter, der sein Fachwissen zur „Verbesserung“ der Massenmordmethoden weitergab und erst nach der Kapitulation Deutschlands versuchte, sich als heimlichen Widerstandskämpfer darzustellen"

Zum eigentlichen Thema: Keiner musste in die NSDAP, es war immer freiwillig und wohl bei einigen auch gern gesehen wenn man in der NSDAP war - auch nach dem Krieg.
Wir hatten die Diskussion ja mal bei Günter Grass als seine Mitgliedschaft in der NSDAP (oder wars die SS?) bekannt wurde.

Auch damals hab ich es für eine Ausrede gehalten. Man kann drüber streiten ob man selbst eingetreten wäre oder nicht um sich Vorteile zu verschaffen, wie man sich selbst verhalten hätte - aber da liegt eben auch der Kern: Man hätte sich selbst dafür oder dagegen entschieden. Kein Blockwart oder Gauleiter konnte einen zwingen. Es war eine persönliche Entscheidung die man zu tragen hatte.
 
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