Wenn das Asow-Regiment als Beweis dafür herhalten muss, dass es in der Ukraine ein nur militärisch zu lösendes Nazi-Problem anzugehen gilt, ist die Beweislage leider verdammt dünn. Es ist eine angesichts der russischen Aggression 2014/2015 aufgestellte Miliz mit einer Stärke (zur Hochzeit) von etwa 2.500 Mann, von denen laut verschiedenen Schätzungen etwa 20% gesichert als ultranationalistisch eingestuft werden können, mit starken Sympathien für faschistisches und neo-nazistisches Gedankengut. Kurz gesagt: Als die Ukraine sich im Krieg befand, strömten Menschen zu den Waffen, und ein gewisser Prozentsatz dieser Freiwilligen ist - oh Wunder - ganz schön hart rechts abgebogen. Das wird in der Ukraine auch durchaus kontrovers diskutiert und in liberalen Kreisen als sehr problematisch angesehen, angesichts des Krieges aber mehr oder weniger zähneknirschend geduldet. Wenn geschossen wird, Häuser brennen und Bomben fliegen, rücken Fragen wie "Wie sehr rechts stehen die Leute, die gerade diese Stellung halten?" in den Hintergrund - überall.
Viel wichtiger: Bei den Wahlen 2019 kam das geschlossene Bündnis aller rechtsextremen Parteien auf gerade mal 2,4% der Stimmen und stellt damit genau einen Abgeordneten von 450 im Parlament. Da haben wir in Deutschland, wenn ich mir mal die Wahlergebnisse von NPD und AfD anschaue, ein deutlich größeres Problem - reden uns das aber vielleicht etwas erfolgreicher schön.
Wir halten mal fest: Die Ukraine ist ein freiheitlich-demokratischer Staat. Ihr demokratisch gewählter Präsident ist jüdischen Glaubens und hat Angehörige in der Shoa verloren. Rechtsextreme kamen bei der Parlamentswahl auf gerade mal 2,4%. Es gibt bei Milizen und regulären Verbänden einen bestimmten Prozentsatz von ultrarechten Personen. Abgesehen von dem Teil mit dem geringen Wahlerfolg für Rechte könnte ich da auch von Deutschland schreiben.
Der Holocaust-Vergleich ist insofern relevant, als dass a) einem ganzen Volk die nationale Identität und Existenz mit brutaler Waffengewalt verweigert wird b) Millionen von Menschen auf der Flucht sind und c) die "Blut und Boden"-Rhetorik von Putin den Weg weist, dass es noch deutlich übler geht. Es wurde nicht gesagt "Wir werden in KL und durch Erschießungen massenhaft ermordet", sondern darauf hingewiesen, wie ähnlich Theorie, Ideologie und Praxis dem NS-Staat sind. Ob der Vergleich taktisch klug gewählt, darüber mag man streiten, aber pauschal von der Hand zu weisen ist er imo nicht.
Bandera ist eine extrem kontroverse Figur, auch in der Ukraine und ihren Nachbarstaaten. Als ukrainischer Nationalist kämpfte er gegen die Sowjetunion und wurde damit in Teilen des Landes zu einem Nationalhelden, aber seine faschistischen Neigungen und die phasenweise Zusammenarbeit mit NS-Deutschland haben dieses Bild getrübt - auch wenn sich Bandera später gegen die Nazis stellen, als diese deutlich machten, dass sie kein Interesse an einer unabhängigen Ukraine hatten. Wie sehr er für Massenmorde (mit)verantwortlich war, ist historisch mindestens so umstritten wie seine Ehrung, davon frei sprechen kann man ihn aber kaum.
Kurzum: Das Einzige, was damit bewiesen ist, ist die Tatsache, dass die Ukraine im Umgang mit unschönen Aspekten ihrer Geschichte und Gegenwart...auch nicht viel anders handelt als Staaten, die sich deutlich weniger Vorwürfe in diese Richtung anhören müssen. Und in die keine Armee in einem Eroberungskrieg einmarschiert ist, mit dem fadenscheinigen Vorwand der "Entnazifizierung".
Viel wichtiger: Bei den Wahlen 2019 kam das geschlossene Bündnis aller rechtsextremen Parteien auf gerade mal 2,4% der Stimmen und stellt damit genau einen Abgeordneten von 450 im Parlament. Da haben wir in Deutschland, wenn ich mir mal die Wahlergebnisse von NPD und AfD anschaue, ein deutlich größeres Problem - reden uns das aber vielleicht etwas erfolgreicher schön.
Wir halten mal fest: Die Ukraine ist ein freiheitlich-demokratischer Staat. Ihr demokratisch gewählter Präsident ist jüdischen Glaubens und hat Angehörige in der Shoa verloren. Rechtsextreme kamen bei der Parlamentswahl auf gerade mal 2,4%. Es gibt bei Milizen und regulären Verbänden einen bestimmten Prozentsatz von ultrarechten Personen. Abgesehen von dem Teil mit dem geringen Wahlerfolg für Rechte könnte ich da auch von Deutschland schreiben.
Der Holocaust-Vergleich ist insofern relevant, als dass a) einem ganzen Volk die nationale Identität und Existenz mit brutaler Waffengewalt verweigert wird b) Millionen von Menschen auf der Flucht sind und c) die "Blut und Boden"-Rhetorik von Putin den Weg weist, dass es noch deutlich übler geht. Es wurde nicht gesagt "Wir werden in KL und durch Erschießungen massenhaft ermordet", sondern darauf hingewiesen, wie ähnlich Theorie, Ideologie und Praxis dem NS-Staat sind. Ob der Vergleich taktisch klug gewählt, darüber mag man streiten, aber pauschal von der Hand zu weisen ist er imo nicht.
Bandera ist eine extrem kontroverse Figur, auch in der Ukraine und ihren Nachbarstaaten. Als ukrainischer Nationalist kämpfte er gegen die Sowjetunion und wurde damit in Teilen des Landes zu einem Nationalhelden, aber seine faschistischen Neigungen und die phasenweise Zusammenarbeit mit NS-Deutschland haben dieses Bild getrübt - auch wenn sich Bandera später gegen die Nazis stellen, als diese deutlich machten, dass sie kein Interesse an einer unabhängigen Ukraine hatten. Wie sehr er für Massenmorde (mit)verantwortlich war, ist historisch mindestens so umstritten wie seine Ehrung, davon frei sprechen kann man ihn aber kaum.
Kurzum: Das Einzige, was damit bewiesen ist, ist die Tatsache, dass die Ukraine im Umgang mit unschönen Aspekten ihrer Geschichte und Gegenwart...auch nicht viel anders handelt als Staaten, die sich deutlich weniger Vorwürfe in diese Richtung anhören müssen. Und in die keine Armee in einem Eroberungskrieg einmarschiert ist, mit dem fadenscheinigen Vorwand der "Entnazifizierung".
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