Der zweite Mann der Al Quaida war auch Arzt.
Aiman al-Zawahiri, ägyptischer Staatsbürger, der Sohn eines Professors und in einer wohlhabenden und gebildeten Familie aufgewachsen.* Hatte dann selbst Medizin studiert und als Chirurg praktiziert, während er parallel gegen "Ungläubige" aller Art hetzte und den gewalttätigen Islamismus betrieb. Eine medizinische Ausbildung und Tätigkeit sagt gar nichts über die moralischen und politischen Einstellungen aus - man denke an Ärzte der SS, die sich teils aufopferungsvoll um "arische" Kranke und Verwundete kümmerten, während sie nicht mal mit der Wimper zuckten, als "Untermenschen" qualvoll starben, oder die Mediziner waren sogar selbst direkt an Menschenversuchen und systematischer Ermordung beteiligt.
*Ein recht gutes Beispiel dafür, dass das Argument, Armut und mangelnde Bildung seien für Extremismus verantwortlich, oft viel zu kurz greift.
Den Verletzten des Anschlags in Magdeburg kann ich nur das Beste wünschen, und jenen, die geliebte Menschen verloren haben, Stärke und Halt in ihrer Trauer. Was den Attentäter angeht, ist - nicht ganz zu unrecht - natürlich der erste Reflex bei einem saudischen Staatsbürger und diesem Modus Operandi, von einem islamistischen Motiv auszugehen oder dies zumindest für wahrscheinlich zu halten.*
*Die durchschnittliche Geisteshaltung in Saudi-Arabien unterscheidet sich von der eines Osama bin Laden eigentlich nur durch die aktive Bereitschaft zum bewaffneten Kampf gegen die "Ungläubigen" bzw. die Neigung, diesen eher zu finanzieren als selbst zu betreiben. Wohlversorgt mit Ölmilliarden aus dem verhassten Westen lässt es sich da ganz gemütlich von daheim aus hetzen
Der mutmaßliche Attentäter von Magdeburg, ein seit 2006 in Deutschland lebender saudischer Staatsbürger, ist wohl in den sozialen Medien sehr öffentlich mit seinem Hass auf den deutschen Staat, die Polizei und die deutsche Gesellschaft hausieren gegangen. Aber eben nicht aus einem islamistischen Motiv heraus, sondern weil er sich als Opfer dieses Staates sah, der - aus seiner Sicht - von "geheimen Eliten" gelenkt und im Pakt mit dem saudischen Regime Menschen wie ihn (Regierungsgegner und Atheisten) verfolgen würde. Da ist das ganze Programm dabei: Verweise auf einflussreiche Verschwörungstheoretiker wie Alex Jones, eine angeblich von den "Systemparteien" gewollte und betriebene Islamisierung Europas durch Einwanderung von Syrern, Sympathien für die AfD, die Selbstinszenierung als einer von den "guten Ausländern" (Arzt, legal im Land, gut integriert, kein Moslem mehr, etc.). Man sollte nicht davon ausgehen, dass Menschen mit einem "ausländischen" Hintergrund weniger anfällig für solche Gedankenwelten seien. Das hat auch nichts mit Geistesstörungen zu tun - dieser Ansatz ist zwar bequem, aber zu kurz gedacht.