Wäre die PKK tatsächlich im Stande, im Alleingang für fast 50.000 Tote zu sorgen, so hätte sie den türkischen Staat längst in die Knie gezwungen. Nein, für das überwältigende Gros der zivilen Opfer ist die Türkei verantwortlich, weil sie Zivilisten gezielt ins Visier nimmt, statt sie zu schützen. Rezentes Beispiel wäre das Bombardement von Roboskî 2011, bei dem ihre Flugzeuge über 30 Kinder und Jugendliche unter dem Vorwand der "Terrorbekämpfung" in Stücke gerissen haben. Der Irrtum stellte sich im Nachhinein heraus und wurde als "Kollateralschaden" abgetan; zur Verantwortung gezogen wurde selbstverständlich niemand.
Der Fall Ugur Kaymaz 2003, bei dem ein 13-jähriger Kurde und sein Vater von türkischen "Sicherheitskräften" regelrecht von Kugeln durchsiebt wurden, endete ebenfalls mit Freispruch der Mörder. Sind nur zwei Beispiele, die mir auf Anhieb einfallen.
Die Türkei schafft es ja nicht einmal, Türken alevitischer Konfession wie Menschen zu behandeln. Daraus mag man sich einen Reim drauf machen, was die Behandlung restlicher Minderheiten angeht. Die PKK hat schlicht und einfach das Pech (anders als etwa die PLO), ein Volk zu vertreten, das über keine internationale Lobby verfügt. Um den Türken im Kontext des Kalten Krieges wegen ihrer strategischen Lage einen Gefallen zu tun, hat man sie auf die Terrorliste gesetzt. Dass es die Türkei selbst war, die diesen Konflikt mittels Ethnozid überhaupt erst begonnen hat, danach fragte niemand.
