Also langsam empfinde ich deine Gefühlsduselei deswegen ein wenig lustig.
Seine Gefühlsduselei? Wer nölt denn hier weinerlich rum, die angeblich aufgrund ihrer Kultur für die Überlegenheit der USA verantwortlichen Weißen würden übelst diskriminiert, von Latinos überrannt, von Afroamerikanern angegriffen und von "urbanen, weltbürgerlichen Eliten" verachtet und hätten quasi aus verzweifelter Notwehr Donald Trump gewählt? Psychologische Projektion, ick hör dir trapsen. Die Opferhaltung ist halt auch für vermeintlich ganz harte Jungs, die vom Überlebenskampf der Völker schwadronieren und Menschenrechte als Geschwätz abtun, doch bequemer.
Ja, Völker verschwinden, können sterben, gehen unter, werden an den Rand der Geschichte gedrängt, werden versklavt, verkümmern zu einem winzigen Häuflein. Das kann man doch nicht ernsthaft bestreiten!? Weil Verdrängungsmechanismen und Kriege stattfinden seitdem sich die ersten Menschenstämme gebildet haben
Was da als große Erkenntnis verkauft wird, kann man in jedem Geschichtsbuch nachlesen. Ja, Völker und Staaten kämpften gegeneinander und teilweise vernichteten sie sich auch - ebenso, wie sie Handel trieben, sich vermischten, Ideen austauschten und als Nachbarn lebten. Die ganze Geschichte als endlosen Ablauf von ständigen Kämpfen zwischen Starken und Schwachen zu sehen, ist in etwa so wie die marxistische These vom ewigen Klassenkampf: Grob vereinfachend und gerne als selbsterfüllende Prophezeiung genutzt, um das eigene Verhalten "wissenschaftlich" zu rechtfertigen. Kein seriöser Historiker arbeitet mit Begriffen wie "Stark" und "Schwach" oder "Opfer" und "Täter" (deshalb auch zuvor bewusst in Anführungsstriche gesetzt), denn diese Begriffe sind zum einen wertend und zum anderen eher der Rechtssprechung zuzuordnen.
Übrigens kann dieses Schicksal auch Zivilisationen erreilen, die auf höherer Kulturstufe stehen als die Täter. Westrom war architektonisch, militärisch, in seiner Verwaltung, Straßenbau, in seiner gesamten Schriftkultur, Rechtsprechung usw sicher die höher entwickelte Zivilisation im Vergleich zum Stammesleben der über den Limes nach Westen und Süden drängenden Germanen, aber dennoch erwiesen sie sich als schwächer gegenüber dem unbedingten Willen von Odoaker und Co.
Fun Fact: Entgegen der Erzählung ist das Römische Reich zwar als politische Entität untergegangen, aber seine Kultur und seine Bevölkerung nicht. Die Römer sind nicht einfach ausgelöscht worden, sondern wurden Teil der entstehenden germanischen Königreiche, die sich nicht selten in Rechtsprechung, Sprache, Wissenschaft und Politik am römischen Vorbild orientierten und dieses Vermächtnis hat bis heute überdauert.
So wendet sich das Konzept von Kallen zur Zeit gegen den inneren Zusammenhalt der USA, wofür bereits viele Democrats-Politiker sinnbildhaft stehen, die "Vielfalt" feiern, Einwanderung ohne Assimilation unterstützen, es ablehnen, Englisch als nationale Sprache festzulegen, denen oft sogar das Anstecken eines Fahnensteckers zu weit geht, weil sie sich als "Weltbürger" und sich dann wundern, warum das Phänomen Trump möglich war.
*Sarkasmus Anfang* Hier zu sehen: Der blanke Hass der US-Demokraten auf die Nationalflagge. Ich kann die Ablehnung förmlich riechen. Arrrh, diese garstigen, wurzellosen Kosmopoliten, die im Bündnis mit dem "Großkapital" und den "Globalisten" die Nation abschaffen wollen. *Sarkasmus Ende*
Seltsam, diese Rhetorik von einer kleinen Elite, die angeblich keinerlei Nationalgefühl hat und finstere Pläne verfolgt, erinnert mich an etwas. Wenn ich nur den Finger drauf legen könnte...
Lustige Geschichte: Seit ihrer Gründung haben die USA Englisch nicht als nationale Sprache festgelegt. Nie. Nicht mal während der großen Einwanderungswellen, als beispielsweise Deutsche und Italiener en masse über den Atlantik kamen. Und ach, was soll man erst von den Iren anfangen, die ja bis Anfang des 20. Jahrhunderts nicht als "Weiße" zählten. Aber bei den Latinos, dios mios, da ist Panik angesagt.
Etliche spanischsprachige Organisationen, Parteien und Medien in den USA, aber auch kriminelle Banden führen die Selbstbezeichnung "La Raza" ("die Rasse") im Titel. Mexikanische Nationalisten träumen von einer Restauration des Aztekenreiches Aztlán im Südwesten der USa, in dem viele Städte bereits eine mehrheitliche hispanische Bevölkerung haben (laut einer Volkszählung von 2010 machen Hispanics und Latinos bereits 40 % der Bevölkerung von Texas aus). Von den Hunderttausenden Illegalen, die über die mexikanische Grenze ins Land gelangen, die damit einhergehende Hispanisierung die Amerika zunehmend in eine bilinguale, bikulturelle Gesellschaft verwandelt, war einer der Hauptgründe für die Präsidentschaftswahl von Donald Trump 2016 mit seinen Wahlversprechen. Soviel zu "die" und "wir".
Mexikanische Nationalisten (eine in Mexiko wie in den USA marginale Gruppe) träumen viel, wenn der Tag lang ist. Ein kleiner Exkurs zu "La Raza": Dieser Begriff wird nicht als die "die Rasse" übersetzt (außer natürlich, man möchte damit düster raunen), sondern als "die Gemeinschaft". Er stammt von José Vasconcelos, einem mexikanischen Intellektuellen, der in seinem Buch "La Raza Cosmica" 1925 die These vorbrachte, dass insbesondere in Lateinamerika und Nordamerika die Grenzen zwischen den Ethnien aufgrund der Kolonialgeschichte und Einwanderung zunehmend aufweichen und so Konflikte nachlassen würden. Im Laufe der Zeit wurde der Begriff dann zunehmend genutzt, um alle Menschen aus dem mexikanischen Kulturkreis zu umfassen, wo auch immer sie leben, und ist in etwa so rassisch aufgeladen wie wenn jemand "Amerikaner" sagt und damit alle Menschen meint, die sich als solche identifizieren, auch wenn sie beispielsweise in Ramstein wohnen.
Ahja. Kennt man ja. Die Polizei kommt dann meist um die Reste aufzusammeln.
Es müssen in Deutschland schreckliche Zustände herrschen. Immer und überall wird man von gewalttätigen Menschen bedroht und nur der animalische Urinstinkt, der besonders in Internet-Foren stolz betont werden muss, kann einen retten. *Das ist übrigens keine Kritik an Selbstverteidigung, Vorbereitung zur Selbstverteidigung oder einer gewissen Grundvorsicht, wohl aber an der düster dahergeraunten Kraftmeierei*
Ein kurzer Satz zum Thema Menschenrechte: Ja, lange Zeit war die Vorstellung, dass alle Menschen, unabhängig davon, wo sie geboren wurden oder wo sie leben, in den Genuss gewisser unveräußerlicher Rechte kommen sollten, eher abstrakter Natur. Das hat sich im 20. Jahrhundert und nach der Erfahrung zweier Weltkriege zum Glück dahingehend geändert, dass diese Rechte als internationales Gesetz festgelegt wurden. *Sarkasmus* Wie, diese Rechte werden nicht überall respektiert? Na, dann heißt das ja, dass man sie locker in die Tonne treten und den Versuch, ihnen mehr Wirkungsmacht zu verleihen, vergessen kann! Wuhu! Kampf ums nackte Dasein und Mad Max für alle! *Sarkasmus Ende*
Abschließend sei auf eine nette kleine Tatsache verwiesen:
Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.
Wären die Menschenrechte so nutz- und zahnlos, wie ihre Verächter behaupten, könnten sie sich in diesem Forum nicht einmal äußern. Und das Beste ist: Diese Rechte stehen auch im Grundgesetz, wer also versucht, sie zu beschneiden oder gar abzuschaffen, kriegt es mit staatlichem und zivilgesellschaftlichen Widerstand zu tun. Das kühlt dann evtl. das Mütchen derer, die so gerne einen auf dicke Hose machen.
EDIT: Mal so zum Thema Willen...Das Japanische Kaiserreich war im Zweiten Weltkrieg mehr als fanatisch gewillt, den Krieg für sich entscheiden. NS-Deutschland ebenso. Was den Willen anging, waren sie also "stärker" - haben sie dadurch gewonnen?