Eine Kampfdrohne ist ein fliegendes Waffensystem, das seine Ziele mit (gelenkten) Raketen oder Bomben bekämpft. Der einzige Unterschied zwischen einer Kampfdrohne und einem Kampfhubschrauber oder einem Kampfflugzeug besteht darin, dass der Pilot/die Piloten bei der Drohne nicht im Cockpit der Maschine direkt am Einsatzort sitzen, sondern an einer Kontrolleinheit, die entweder über Funk (Reichweite von etwa 200 km) oder über Satellit (Reichweite von etwa 1000 km) mit der Drohne verbunden ist.
Menschen prüfen die Situation, Menschen feuern die Waffen ab, Menschen tragen die Verantwortung - und die Auswirkungen einer Bombe oder Rakete am Boden sind völlig unabhängig davon, ob sie von einem Flugzeug oder einer Drohne abgefeuert wurden. Da wüsste ich schon ganz gerne mal, wie man auf den Vergleich mit chemischen Waffen kommt...
Beispiele? Gerne:
In den 90er-Jahren setzte die Russische Föderation Kampfhubschrauber und Kampfflugzeuge mit Präzisionsraketen für die sogenannte "gezielte Tötung" von Separatistenanführern in Tschetschenien ein. Heute würden für solche Einsätze wohl Drohnen benutzt werden. Hat sich durch den Technologiewandel jetzt etwas daran geändert, ob man solche Dinge moralisch richtig oder falsch findet?
Beim sogenannten "Karfreitagsgefecht" im April 2010 gerieten deutsche Soldaten in Afghanistan in einen Hinterhalt. Die Situation wurde durch unbewaffnete Drohnen beobachtet und es wurde Luftunterstützung in Form von Kampfflugzeugen angefordert. Macht es einen Unterschied, ob diese Luftunterstützung von Flugzeugen oder von bewaffneten Drohnen geliefert worden wäre?
Die Debatte um bewaffnete Drohnen ist in meinen Augen Schattenboxen. Wenn man der Meinung ist, dass (völlige) Abrüstung und Pazifismus (interessanterweise meist des "Westens" - Forderungen, die Taliban sollten doch mal endlich die Waffen niederlegen, hört man bei Ostermärschen und Co. ja eher selten) die Antwort auf die Sicherheitsfragen unserer Zeit sind, dann soll man das doch bitte auch so mitteilen. Ich teile diese Position nicht, würde aber zumindest das offene Argument schätzen und kann diese Position respektieren. Stattdessen wird teilweise - und da ist besonders die SPD in der Debatte mir sehr unangenehm aufgefallen - mit gezinkten Karten gespielt.
Zur Situation in Afghanistan möchte ich kurz anmerken, dass dort kein Bürgerkrieg
droht. Dort
tobt ein Bürgerkrieg, und zwar seit 1978, als die Sowjetunion zunächst einen Putsch unterstützte, der ein pro-sowjetisches Regime an die Macht brachte, dann einen Herrscher unterstützte, der seinen angeblich unzureichend pro-sowjetischen Vorgänger umbringen ließ, und dann wiederum diesen Herrscher umbrachte und in das Land einmarschierte. In Afghanistan wird seit mehr als 40 Jahren gekämpft, die Intensität nimmt mal zu, mal ab, aber es hört nicht auf - und wird auch jetzt nicht aufhören, eher im Gegenteil. Durch den Abzug ausländischer Truppen ermutigt erobern die Taliban immer mehr Regionen, und während sie in den ländlichen Regionen auf Sympathie der Bevölkerung zählen können, ist beim Angriff auf die größeren Städte - wo ein liberaleres Klima herrscht und Fortschritte beim Thema Bildung, Frauenrechte, demokratische Strukturen etc. erreichten worden konnten - mit zäherem Widerstand zu rechnen. Mehr Kämpfe, mehr Tote, wenn es schlecht läuft eine Renaissance von Massenhinrichtungen in Sportstadien, Enthauptungen und blankem religiös motiviertem Terror. Aber zumindest die bösen Amis sind weg. Läuft doch.*
*Kann Spuren von Bitterkeit enthalten
