Edit:
Ich muss auch mal was zur Staatsverschuldung allgemein sagen und packe das mal in einen Spoiler, um den Thread nicht dicht zu müllen. Viele vergleichen das vermutlich instinktiv mit der Schuldenaufnahme eines Privathaushaltes oder eines Unternehmens und haben da - gerade als Deutsche - eine irrationale Furcht vor. Aber das sollte man nur sehr bedingt machen. Ich möchte mal etwas veranschaulichen - und ja, das ist ein bisschen "Milchmädchenrechnung" und nur ungefähre Zahlen, dient aber der Veranschaulichung:
Eine Schuldenaufnahme von 500 Miliarden Euro, verteilt über 10 Jahre wären 50 Milliarden pro Jahr. Das entspräche ca 1,2% des aktuellen BIP (4.500 mrd) . Das BIP Deutschlands hatte in den Jahren 2010-2020 eine durchschnittliche Wachstumsrate von 1,1%, was diese Verschuldung also schon gewissermaßen gegenfinanziert hätte. Die Wachstumsraten waren vor 2000 deutlich höher, was aber nicht gleichzusetzen mit "gesünder" ist. Allerdings ist das alles ein gegenseitiges Zusammenspiel. Investitionen, auch aus Schulden finanzierten, heben im Optimalfall die Wachstumsraten an. Das Geld soll ja nicht irgendwo im Loch verschwinden, dafür werden Aufträge an die Wirtschaft finanziert, die wiederrum Leute einstellen und Gehälter bezahlen, was wiederrum den Konsum anfacht usw usw.
Deutschland hat einen Verschuldungsgrad in Höhe von knapp über 60% des BIP. Das BIP ist ja nur die wirtschaftliche Leistung unserer Volkswirtschaft in einem Jahr. Wenn man hier mal doch einen (ja unpassenden) Vergleich anstellt: Ein Unternehmen, das Gesamtschulden in Höhe von 60% des Jahresumsatzes hat, geht es verdammt, verdammt, verdammt gut. Normaler sind (bei kleinen Unternehmen) Verschuldungsgrade um 60% des Gesamtvermögens. Von Privathaushalten mal ganz zu schweigen. Deutschland hat ein geschätztes Gesamtvermögen von 17.500 mrd (allein das Geldvermögen der Deutschen beträgt 9.000 mrd!!!) und da sind Stille Reserven und Ressourcen noch gar nicht eingerechnet. In % des Gesamtvermögens beträgt der aktuelle Verschuldungsgrad nur 16%. Das wäre weniger als 13 andere Staaten der G20, gleichauf mit China. Zugegebenermaßen ist das aber an der Stelle wirklich nur eine Milchmädchenrechnung, die stillen Reserven in China sind gewaltig, und soll nur mal die Dimensionen verdeutlichen.
Also im Endeffekt: Ja, man soll nicht alles aus Schulden finanzieren und in guten Zeiten ist es sehr schlau, Schulden zu tilgen. Aber in Krisen sind Schulden volkswirtschaftlich absolut vertretbar und aus meiner Meinung sogar angebracht und notwendig.